GOODYEAR Escape Premium 29×2,35“ – Testfazit: von MiMü

Gut eineinhalb Monate ist der Allround- und Trailreifen GOODYEAR Escape Premium 29×2,35“ nun schon wieder im Testbetrieb … wie schnell doch Zeit die vergeht.

Mit seinem neu aufgelegten Produktfolio, von Mountainbike- über Roadbike- bis hin zu Tourenbike- und E-Bikereifen möchte GOODYEAR den etablierten Reifenherstellern den einen oder anderen Kunden wegschnappen. Hier lest ihr wie sich der Escape bie dem Versuch geschlagen hat. Für mich ist es jetzt aber Zeit, den Escape Premium aus dem Testbetrieb zu entlassen. Und das mache ich mit zwei weinenden Augen, denn eines vorweg: der GOODYEAR Escape Premium wusste mich in vielen Bereichen durchaus zu überzeugen.

Der GOODYEAR Newton Escape hat in dem Test allerlei Ausfahrten und Touren hinter sich gebracht – viel auf meinen waldigen Hometrails, aber auch auf alpinen Trails.

Da wäre beispielsweise der auffallend geringe Rollwiderstand des Newcomers. Lange Asphaltanstiege, Transferetappen oder Strecken auf Schotter und gemischtem Waldboden spult der US-Reifen schnell und nahezu ohne störende Walkgeräusche oder Vibrationen ab. Subjektiv spart man sich dadurch als Pilot einige Körner, kommt entspannter am Trailhead an und kann energiegeladen dort starten, wo für die meisten von uns der Spß erst beginnt. Leider gibt GOODYEAR keine genaueren Informationen über die Zusammensetzung des Gummi-Compounds preis, die Ingenieure haben ihre Hausaufgaben aber offensichtlich gemacht. Neben besagter schnell laufender Gummimischung tragen mit Sicherheit auch die großteils in Fahrtrichtung abgeschrägten Stollen der mittleren Profilreihen zum hervorragenden Ab- und Überrollverhalten des GOODYEAR-Reifens bei. Kleinere Unebenheiten werden so ohne merklichen Vortriebsverlust einfach überrollt.

Gleichzeitig verfügt der Escape Premium über ein in seiner Kategorie beachtliches Gripniveau im gemischten Terrain. Auf weichem Waldboden, wurzeligen Up-and-Down-Passagen oder nicht zu tiefem Schotter fühlte er sich während unseres Tests am allerwohlsten, hier sorgten die vielen quergestellten, aufwendig geshapeten Stollenreihen des Mittelprofils zuverlässig für Antriebs- wie Bremstraktion. Durch ihre innere Vertiefung hatten diese Stollen zusätzliche Gripkanten zur Verfügung, die sich wohl für noch bessere Bodenhaftung verantwortlich zeigten. Eine optimale Mischung aus geringem Rollwiderstand und hoher Traktion zu finden ist mitunter eine Gratwanderung in der Entwicklung eines Compounds bzw. eines Reifenprofils, aber auch hier hat GOODYEAR ihr Know-How sehr gut eingesetzt. Trotz seiner relativ geringen Profilhöhe von lediglich 3,5mm schlug sich der Escape Premium auch bei matschig-erdigen Bedingungen ziemlich gut, setzte sich erst spät zu, und hattte daher nur selten mit Traktionsverlust zu kämpfen. Die Selbstreinigung ist dagegen eher durchschnittlich und benötigte einige schnellere Reifenumdrehungen um Matsch & Co aus den Profilzwischenräumen freizuräumen.

Wird es wirklich schlottrig und steil zeigt sich doch, dass der Escape hier doch eher überfordert ist.

Auf steinig-felsigen Alpentrails hatte der GOODYEAR-Reifen aufgrund seines nur mäßig aggressiven Mittelprofils dagegen doch etwas mehr zu kämpfen. Die einzelnen Stollenreihen vermochten sich dabei nicht optimal mit dem Untergrund zu verzahnen und so rutschte der Escape immer wieder schon bei leichten Bremsmanövern oder im Wiegetritt unvermittelt weg. Anfangs dachte ich, dass womöglich der geringe Luftdruck von nur 1,2 Bar vorne bzw. 1,6 Bar Schuld an besagten Fahrverhalten sei. Aber auch mit höherem Luftdruck neigten unsere Testreifen unverändert zu plötzlichem Ausbrechen.

Die massiver ausgeführten Seitenstollen verrichteten in den Alpen dagegen definitiv eine bessere Arbeit. Durch ihre abwechselnd zur Mitte hin orientierte Ausrichtung sorgten sie einerseits für ein harmonisch/homogenes Einlenkverhalten. In schneller Kurvenfahrt stemmten sie sich recht gut gegen Stein und Fels, wobei auch ihre größere Bauform dem Escape half auch im rauen Gelände direkt und präzise zu bleiben. In diesem Punkt hat mich der US-Reifen wirklich positiv überrascht, denn ein derart hohes Kurvengripniveau im alpinen Gelände hätte ich eher seinen Brüdern Newton und Newton ST zugeschrieben.

Air waldigen Böden generieren die zahm wirkenden Reifen immens viel Trip und sorgen damit für viel Sicherheit.

Besagtes Seitenprofil machte auf meinen Hometrails ebenfalls sehr viel Fahrspaß, konnte es sich doch sehr gut mit schräg verlaufenden Wurzeln verzahnen, und bahnte sich auch im weichen Waldboden zielsicher seinen Weg durch den Baumslalom. Die außen an den Stollen angebrachten Gummitreppen wirkten dabei wie ein eigenständiges Profil, das  seitlich mit dem Untergrund eine Verbindung einging. Ein durchaus interessanter Ansatz.

 

Beim Thema Pannenschutz kann ich ebenfalls nur Positives berichten. Die M:Wall genannte Konstruktion mit Nyloneinlage schützte die Reifenflanke zuverlässig vor Beschädigungen, nur oberflächliche Schleifspuren zeugen von heftigerem Stein- und Felskontakt. Die PREMIUM genannte Karkasssenkonstruktion hatte ich ja bereits im Zwischenstand unseres Tests explizit erwähnt, sie bot auch während der zweiten Testhälfte im raueren Gelände ein komfortables Fahrverhalten, ohne je schwammig oder undefiniert zu erscheinen. Das Thema Snakebite war ebenfalls kein Thema, Felskanten oder quer verlaufende Wurzeln vermochten der Karkasse nichts anzuhaben.

Was die Luftdruckstabilität betrifft, hat die PREMIUM-Karkasse ebenfalls sehr gut funktioniert, während unseres Tests musste ich nur ein einziges Mal nachpumpen. Eine genauere Inspektion des Profils nach rund sechs Wochen intensiver Testdauer offenbahrte beim GOODYEAR Escape Premium nur geringen Verschleiß. Der Vorderreifen sieht überhaupt nahezu neuwertig aus, am mehr geforderten Hinterrad beträgt das Restprofil subjektiv noch mindestens 95%. Zudem sind sämtliche Stollen intakt, keine Blöcke eingerissen oder außergewöhnlich deformiert.

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Testfazit:

Mit dem Modell Escape Premium 29×2,35“ hat GOODYEAR aus meiner Sicht ein durchaus respektables Comeback hingelegt. Der Reifen überzeugte genau als das, was er sein soll: Ein moderner Allround- und Trailreifen, der es mit unterschiedlichstem Terrain aufnehmen kann. Zu seinen Pluspunkten zählen der auffallend geringe Rollwiderstand bei gleichzeitig hohem Gripniveau auf nahezu allen getesteten Untergründen, sein tolles Kurvenfahrverhalten sowie die stabile und gleichzeitig (zumindest bei niedrigen Drücken) komfortable Karkasse.

Der Verschleiß und damit verbunden die Langlebigkeit sollten ebenfalls in Ordnung gehen. Als Kritikpunkte muss sich der Escape sein Fahrverhalten auf tiefen, losen Schotter und auf felsig-steinigen Trails gefallen lassen. Hier hat sein nur mäßig ausgeprägtes Mittelprofil mit unvermittelt auftretendem Traktionsverlust zu kämpfen, was immer wieder zu unangenehmen Rutschphasen führte. Neben den zuvor getesteten Allroundern BONTRAGER XR4 Team Issue und WOLFPACK TIRES Trail stellt der GOODYEAR Escape Premiumdamit eine weitere interessante Alternative zu den bekannten Platzhirschen dar.

MiMü

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Ps: Neben dem Allrounder Escape 29×2,35“ haben wir parallel auch noch die Enduro-lastige Kombination Newton und Newton STim Test. c_g hat euch alle wichtigen Infos dazu im Introvorgestellt und im ZwischenstandMitte Juni seine ersten Praxiserfahrungen mitgeteilt. Ich bin schob gespannt auf sein Fazit, das in Kürze erscheinen wird.