MARZOCCHI Bomber Z2 – Zwischenstand: von MiMü

Vor kurzem haben wir euch hier den neuesten Sprössling aus dem Hause MARZOCCHI vorgestellt: Die Trail-/All-Mountaingabel BOMBER Z2. Mit ihren Federwegsoptionen von 100 mm bis 150 mm ist sie etwas zahmer als die Enduro-Forke Z1 (hier von c_g getestet), soll aber ebenso durch ihre tadellose Performance und Haltbarkeit überzeugen. Ob die „kleine“ Bomber ihren Vorschusslorbeeren gerecht wurde, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.


Die Montage und das individuelle Anpassen der BOMBER Z2 gestalteten sich dabei schon einmal angenehm einfach und problemlos. Dank umfangreichem Handbuch und dem beigefügten Tuning Guide waren der passende SAG und Rebound schnell gefunden.

Je nach Fahrweise empfiehlt MARZOCCHI bei der Z2 einen SAG zwischen 15% („firm“) und 20% („plush“), was bei unserem Testmodell mit 140 mm Travel 21 mm bis 28 mm entspricht. Für meine 80 kg Fahrergewicht konnte ich in der Tabelle einen vorgeschlagenen PSI von 82 ablesen, der mich gleich einmal bei einem SAG von 26 mm landen lies. Perfekt für meine bevorzugte, eher komfortablere Gabelabstimmung. Auch das Einstellen des Rebound funktionierte ebenso simpel. Acht Klicks von der komplett geschlossenen Position aus sollten es laut Tuning Guide sein. Der Rebound-Knopf gefiel mir dabei durch seine deutlich hör- und spürbare Rasterung.

An dieser Stelle ein großes Lob an MARZOCCHI dafür, dass sie der Z2 das Extra-Heftchen mit den ganzen Tabellen und Informationen zur Abstimmung der Gabel beilegt. Dadurch wird dem Endkunden das Einstellen der neuen Forke extrem erleichtert, und man bekommt gleich ordentlich Lust auf die Trails zu starten.

Auf den Einsatz eines Volume Spacers, oder wie MARZOCCHI es nennt „Clip-On Volume Spacer“, habe ich während der ersten Testphase (noch) verzichtet. Werksseitig ist bei der 140mm BOMBER Z2 kein derartiger Spacer verbaut, und MARZOCCHI empfiehlt den Einsatz auch nur dann, wenn bei korrekt eingestelltem SAG der Federweg allzu leicht aufgebraucht wird  oder sie gar zu häufig durchschlägt („bottoming out“).

*********************************************************
PRAXISERFAHRUNGEN

Bevor ich aber mit meinen ersten Fahreindrücken beginne, eines vorweg: als Referenzgabel dient meine altbewährte ROCK SHOX Pike RCT3 mit Charger-Dämpfung, DebonAir-Technologie und einem Offset von 51 mm. Sie besitzt, im Gegensatz zur MARZOCCHI BOMBER Z2, drei vorgegebene Lowspeed-Compression-Stufen und lässt zusätzlich auch noch eine 20-stufige Feinabstimmung zu.

Wer wie ich viel im gemischten Terrain unterwegs ist, wird den leicht zu bedienenden schwarzen Drehknopf der RAIL SWEEP Dämpfung schnell zu schätzen lernen. Damit wird die Lowspeed-Druckstufe der BOMBER Z2 effektiv eingestellt, wodurch man innerhalb eines kurzen Augenblicks – und dem Griff ans rechte obere Gabelende – die Arbeitsweise der Gabel an das aktuelle Terrain anpassen kann. Der Einsteller kommt zwar ohne Rasterung, ist aber durch den kurzen Verstellweg und den leicht zu bedienenden Hebel schnell justiert. Im offenen Modus ging meine Testgabel trotz fehlender Einfahrzeit schon von Beginn an überraschend feinfühlig zu Werke. Sie schluckt kleinere und größere Unebenheiten sehr sauber und zuverlässig, ohne dabei je unnötig viel Federweg zu verschwenden oder gar durchzuschlagen. Am sensibelsten scheint die Z2 dabei im mittleren Federwegsdrittel zu arbeiten. Auf meinen gemischten Hometrails bietet sie mir ein sehr definiertes Feedback, scheint aber zugleich gröbere Wurzelteppiche  einfach auszuradieren. Sie hält zielsicher die Spur und bleibt dank gut funktionierendem Rebound auch bei schnellen Schlagfolgen super aktiv. Ein unnötiges Verharren im Federweg bei derart schnell aufeinander folgenden Schlägen war auch bei schnellerem Downhill bisher nicht zu verzeichnen.

Bei steileren Abfahrten, die auch immer wieder mit höheren Stufen und Kanten aufwarteten, habe ich den Druckstufenknopf der BOMBER Z2 gerne in die 3-Uhr-Stellung gebracht. Dadurch arbeitete die Z2 zwar deutlich straffer – ohne je unkomfortabel zu wirken – aber nach Steilstufen sackte sie noch weniger stark ein, bietet noch mehr Sicherheit und kaum mehr Überschlagsgefühle. Diese Position würde wohl am ehesten mit der „Pedal“-Stellung bei meiner ROCK SHOX Pike entsprechen.

Mit besagter 3-Uhr-Stellung fuhr sich die BOMBER Z2 auf welligen Singletrails mit ständig wechselnden Untergründen und permanentem Auf und Ab dann auch am sportlichsten und mit stets hohem Gegendruck. Der Kompromiss aus sensiblem Ansprechverhalten und weniger starkem Eintauchen im Wiegetritt (etwa bei Gegenanstiegen) war damit für meinen Geschmack nahezu perfekt. So lange man im Sitzen pedaliert, macht die halb zugedrehte Compression absolut Sinn – ebnet die Gabel so doch den Untergrund und vereinfacht das Aufwärtsfahren. Im Wiegetritt sollte man die Druckstufe dann aber weiter zudrehen, um unnötiges Eintauchen und Wippen zu minimieren. Den eigentlichen Lockout (Hebel auf 6 Uhr) nutzte ich eigentlich nur bei langen Asphalt-Anstiegen. Dann ist die Gabel nämlich gänzlich gesperrt und gibt auch im Wiegetritt nicht nach. Wer viele Höhenmeter auf Schotter unterwegs ist, wird diese Lowspeed-Druckstufe der BOMBER Z2 wahrscheinlich irgendwo zwischen halb und komplett geschlossen einstellen.

 

Im steinig-felsigen verblockten Gelände der Dolomiten rund um Alta Badia konnte die MARZOCCHI BOMBER Z2 dann während einer ausgiebigen Runde mit ihrer enormen Steifigkeit und damit verbunden tollen Präzision begeistern. Gröbere Gesteinsbrocken oder ausgewaschene, tiefe Spurrinnen bringen sie nie aus der Ruhe – die eingeschlagene Linienwahl wurde 1:1 umgesetzt. Ihre RAIL SWEEP Dämpfung hatte auch im alpinen Gelände stets eine passende Antwort parat, speziell im komplett offenen Modus fuhr sich die Z2 komfortabel, aber dennoch mit viel Feedback, hohem Gegendruck und stets genügend Restfederweg und hohen Reserven. Insgesamt konnte ich das Limit der Gabel nur 2x ausloten, dann setzte die Endprogression allerdings recht sanft ein und letztlich waren nur mehr rund 4 mm Restfederweg übrig.

Der unterschiedliche Offset der MARZOCCHI BOMBER Z2 – in unserem Fall 44mm – und meiner angestammten ROCK SHOX Pike (51mm) war im bisherigen Testverlauf für mich nicht wirklich zu spüren. Auch wenn beide Gabeln über unterschiedliche Federwege verfügen (die Pike 150 und die Z2 140 mm), haben sie doch nahezu die gleiche  Einbauhöhe –  561 Pike, nachgemessene 559mm bei der Z2. Ein deutlich spürbarer Unterschied zwischen längerem und kürzerem Offset war jedenfalls nicht herauszufiltern.

**************************************************************
Zwischenfazit:

Bislang konnte die „kleine“ MARZOCCHI BOMBER Z2 voll überzeugen. Leichte Einstellbarkeit, eine sensibel arbeitende und simpel zu bedienende RAIL SWEEP Dämpfung, ihre effektive Zugstufe und die hohe Steifigkeit sprechen für die US-Italo-Gabel. Bis auf eine Ausnahme war sie bisher überwiegend im gemäßigten Terrain unterwegs, aber das wird sich zum zweiten Testteil ganz sicher ändern …

RIDE ON,
MiMü