GOODYEAR Newton & Newton ST Ultimate EN 29×2.6″ – Testfazit: von c_g 

Ich weiß, normalerweise geben wir unseren Testprodukten ca. 1 Monat Zeit um sich bei uns zu bewähren und sich von allen Seiten unter die Lupe nehmen zu lassen. Mit den Enduroreifen Newton und Newton ST aus dem hause GOODYEAR dagegen habe ich mir ein wenig mehr Zeit gelassen. Warum? Weil die beiden erst neu auf dem markt erschienenen Reifen mir so manche Eigenschaft präsentiert und so manche Frage aufgeworfen haben, die ich mir doch genauer ansehen wollte.

Noch sieht man den Newton Enduroreifen der Marke Goodyear sehr selten auf unseren Trails … wir haben ihn bereits ausführlich getestet.

Warum zeigen die Reifen so ein spezielles Lenkverhalten und lässt es sich noch optimieren. Wie passen die sagenhafte Bremstraktion und die erstklassigen Rolleigenschaften zusammen? Was passiert, wenn man Newton und Co, wie vom Hersteller vorgeschlagen mit einer noch breiteren, nämlich einer 35 mm Felge fährt? Ganz ehrlich – gerade weil die beiden Reifen bereits mit der 30 mm Felge einen derart kantigen Querschnitt mit flacher Lauffläche hatten, war ich skeptisch, wie sie sich auf den noch breiteren RACE FACE Next R Felgen (35 mm Innenweite) des SCOTT Genius LiveValve Testbikesfahren würden.

Doch statt meine bisherigen Kritikpunkte noch verstärkt zu erleben – wie erwartet – kamen die beiden nun sogar ein wenig homogener und einfacher zu fahren rüber. Auf einer ersten Runde auf den Treuchtlinger Endurotrails war zwar weiterhin zu spüren, dass ihr Grenzbereich recht abrupt überschritten wird, aber sonst waren sie einfach nur sauber und sicher zu fahren. Selbst auf eher losem Terrain und Schotter, gab es kaum mehr etwas auszusetzen … und die Bremstraktion war sogar noch ein wenig besser.

Gerade in Sachen Bremstraktion sind die GOODYEAR Newton Geschwister extrem gut – an dieser Stelle auf den Endurotrails von Treuchtlingen war ich dankbar dafür.

Ein erhoffter Effekt der breiteren Felge war die bessere Abstützung der Reifen, die es ermöglichen sollte den Luftdruck noch weiter zu senken. Statt wie bisher 1,55 bis 1,60 bar vorne und 1,7 bis 1,8 bar hinten konnte ich tatsächlich gut 0,25 bis 0,3 bar niedriger gehen – also 1,3 bar vorne und 1,5 bar hinten – ohne, dass die Reifen zu sehr ins Walken gerieten. Und genau damit – niedriger Druck auf einer breiten Felge – hatte ich die für meinen Geschmack Idealkombination gefunden und das volle Potential der Paarung aus Newton ST vorne und der Newton am Hinterrad erreicht. Die beiden Reifen waren auch auf der 30 mm Felge noch nie schlecht gewesen, aber wie im Zwischenstand beschrieben waren ihre Fahreigenschaften bis auf die herausragende Bremstraktion und der Leichtlauf einfach nicht ganz so „rund“ wie man es von anderen Top-Enduroreifen kennt.

Auf den Felgen mit 35 mm Innenweite waren alle bisherigen Kritikpunkte wie weggewischt und die GOODYEAR Endureigen rundum klasse.

Jetzt mit der breiteren Felge und niedrigeren Drücken waren die beiden wirklich fast alles das, was man sich von einem derartigen Reifen erwartet: Die ausgezeichneten Rolleigenschaften bleiben, die anschmiegsame Karkasse und das aggressive, aber doch eher flache Profil konnten so eine sagenhafte Traktion aufbauen, das eher weniger dämpfende Compound fuhr sich subjektiv bei niedrigeren Drücken auch weicher und bot somit einen sehr guten Kompromiss aus Dämpfung und Komfort und auch das Einlenkverhalten wurde aufgrund der hohen Karkassenflexibilität angenehm homogen und gutmütig. Der Grenzbereich des Reifen war damit noch höher gesetzt.  Am Limit gefahren kam es weiterhin vor, dass der Hinterreifen im Kurven ausbrach, aber das geschah weit weniger plötzlich und viel gutmütiger.

Um zu sehen, ob sich dieser nun noch positivere Eindruck der Reifen auch auf Dauer aufrecht halten ließ, habe ich die beiden GOODYEAR Enduroreifen noch am Lago (Bilder oben) und bei der Hörnlijagd in Arosa (Bilder unten) gefahren und kann nur sagen, dass er mich an keinem Punkt beeinträchtigt hätte.

Der GOODYEAR Newton ST, den ich am Vorderrad gefahren bin, sieht auch nach Wochen im intensiven Testansatz noch wie neu aus – was den Verschleiß angeht ist das Compound extrem langlebig.

Für nassen und glitschigen Untergrund ist mir das Dynamic R/T Compound zwar weiterhin ein wenig zu hart – hier gibt es bessere Reifen, wie den CONTI Baron Projekt oder SCHWALBEs Magic Mary – aber die Newton und Newton ST holen diese leichte Schwäche durch ihr sanftes Abrollen und ihren Leichtlauf für mich recht effektiv wieder gut.

Es hat sehr viele harte Tiefenmesser gebraucht, bis man dem Hinterreifen überhaupt seinen Gebrauch angesehen hat nach ca. 20.000 Reifenmetern in alpinem Gelände, hat er immer noch eine Menge Leben in sich.

Schließlich muss nicht jeder Reifen in allen Bereich absolut gleichwertig sein. Gerade für Enduristen, die sich ihre Tiefenmeter und Trailabenteuer selber erarbeiten, ein mitunter zu wenig beachteter Aspekt, in dem oft die Traktion dominiert.
Die oben genannten Eigenschaften spiegeln sich auch in Sachen Verschleiß wieder, wo die beiden GOODYEAR Reifen sich außergewöhnlich gut geschlagen haben. Jeder, der am Lago und auf abrasivem Kristallingestein viel unterwegs ist, weiß wie schnell man das dem Reifenprofil ansieht – im Fall des Newton am Hinterrad waren immerhin 9.000 Tiefenmeter am Lago und gut 7.000 Tiefenmeter um Chur und Arosa nötig um wirklich nennenswerte Spuren zu hinterlassen und das bei einer keineswegs zuückhaltenden Fahrweise. Von der NEWTON Kombi, darf man eine überdurchschnittlich hohe Laufleistung erwarten.
Im Bereich Pannenanfälligkeit kann ich auch weiterhin nichts Negatives berichten – egal ob kantiger Kalkstein am Lago oder spitze Schieferplatten in Arosa – trotz einiger Felgenkontakte, hör- und spürbarer Durchschläge hatte ich während des gesamten Tests keinerlei Pannen oder Defekte an den Reifen.

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Testfazit:

GOODYEAR hat mit ihrem Wiedereintritt in den Fahrrad-Markt für einen Paukenschlag gesorgt. In der Kombination aus den 2,6“ breiten Ultimate Variante des Newton und Newton ST auf Felgen mit 30 mm Innenweite haben mir die Enduroreifen der von vornherein durch ihre sehr hohe Bremstraktion und ihr sanftes und schnelles Rollen von Anfang an begeistert, waren aber nicht ganz auf der Höhe anderer Topreifen. Durch die Notwendigkeit die Reifen mit eher hohen Drücken zu fahren, muss man Abstriche in der Performance hinnehmen – insbesondere beim Komfort, die Dämpfung war das zu spüren und auch in Sachen Lenkverhalten war der Newton ST einer, der deutlich besser funktioniert hat, wenn man ihn aktiv in die Kurve drückt. Erst die Ummontage auf eine noch breitere Felge mit 35 mm Innenweite hat für mich das volle Potential der Reifen aufgezeigt: Die breitere Abstützung hat geringere Betriebsdrücke ermöglicht und so alle bisherigen beobachteten Einschränkungen auf einen Schlag vom Tisch gefegt und ihm zusätzlich eine beachtliche Gutmütigkeit verliehen. Aus einem guten Reifen, der kleinere Eigenheiten hatte, wurde durch den Umbau auf einem Schlag ein sehr guter Reifen, dessen Performance sich keineswegs vor anderen etablierten Größen zu verstecken braucht.

Für mich ergibt sich damit die Schlussfolgerung, dass sich die breitere, 2,6“ Version der Newton und Newton ST Reifen wirklich am besten auf einer Felge mit ca. 35 mm Innenweite fährt. Für Fahrer, die sensibel sind, was die Reifenperformance angeht, würde ich im Kombination mit schmaleren Felgen wohl eher zur 2,4“ Version der Reifen raten. Solange man diese Eigenheit berücksichtigt, gibt es keinen Grund, warum es mit den noch exotischen Reifen hierzulande nicht auch krachen lassen sollte …

RIDE ON,
c_g