GOODYEAR Escape Premium 29×2,35“ – Zwischenstand: von MiMü

Seit Mitte Mai haben wir den GOODYEAR Escape Premium Reifen nun im Test, das Intro dazu habt ihr bestimmt gelesen. Der US-Reifengigant feiert mit seinem breit gefächerten Produktportfolio ein Comeback und neben dem Escape haben wir noch die beiden Enduro-Reifen Newton und Newton ST im Test (Zwischenstand dazu demnächst hier).

GOODYEAR will sich den Fahrradmark wiedererobern im Einsatzbereich Trail ist der Escape das Mittel der Wahl – hier meine ersten Praxiseindrücke dazu.

Das Modell Escape ist dabei im boomenden Bereich der Allround-  bzw. Trailreifen angesiedelt, und soll sich mit SCHWALBE Nobby Nic, CONTINENTAL Mountain King und Co. messen lassen. Ob der US-Pneu durch seine Fahreigenschaften bislang überzeugen konnte, erfährt ihr hier in meinem Zwischenstand.

Der Escape beschreibt eine gelungene Balance aus geringem Rollwiderstand, guter Traktion und Vielseitigkeit.

Vom ersten Meter an positiv gefiel mir der GOODYEAR Escape durch seinen beeindruckend niedrigen Rollwiderstand. Hier haben die US-Amerikaner offensichtlich ihre Hausaufgaben gemacht und dem Escape nicht nur ein schnelles Compound sondern auch einen stabilen Reifenunterbau und ein rollfreudiges Stollendesign verpasst. Die zum Teil abgeschrägten Querkanten des Mittelprofils verhelfen dem Reifen so zu einem geschmeidigen Abrollverhalten, wobei sich der Escape auch akustisch sehr dezent präsentiert. Rubbel- oder Walkgeräusche waren auf harten Untergründen zwar zu vernehmen, sie fielen für einen Reifen dieses Einsatzzwecks aber beachtlich gering aus.

Für längere Asphaltanstiege bzw. den einen oder anderen 20 km Commute-Ride auf flachem Schotter pendelte sich mein idealer Luftdruck (80kg Fahrer + 14kg Bike + Ausrüstung) bei 1,6 bar vorne und 1,8 bar hinten ein. Damit bot der GOODYEAR Escape einen beinahe idealen Kompromiss aus großer Rollfreude, präzisem Handling und noch guter Anpassungsfähigkeit an Fahrbahnunebenheiten. Als guter Allrounder musste sich der Escape des Öfteren mit längeren Forststrassen-Uphills auseinandersetzen. Abermals gefiel hier sein geringer Rollwiderstand, gleichzeitig boten die quer angebrachten Stollen der eigentlichen Mittelprofils und der danebenliegenden Zwischenprofilreihe auch im losen Schotter noch genügend Traktion. Die mittige 2-1-2 Stollenanordnung mit ihrem zentralen, massiver ausgeführten Einzelblock sorgte zudem für eine punktgenaue Spurtreue.

Nasse Wurzeln und rutschige Böden lassen den GOODYEAR Escape ziemlich unbeeindruckt.

Aber auch im technischen Uphill konnte mir der GOODYEAR Escape bislang recht gefallen. Die aufwändig geshapten Profilblöcke mit ihren Längs- und Querrillen verzahnten sich zuverlässig mit Wurzeln oder Steinen, und solange der vom Regen aufgeweichte Waldboden nicht zu tief wird, geht auch dort der Vortrieb noch in Ordnung. Gemessen an seinem Allround-Profil schlug sich der Escape auf derart tiefen Böden sogar richtiggehend gut, erst im tiefen Erdmatsch begann er zu schlingern und war nur noch mit Mühe auf Kurs zu halten. Nasse, querverlaufende Wurzelteppiche stellten ihn hingegen vor keine großen Herausforderungen, die vielen quer- und längsgereihten Profilblöcke sorgten hier für sicheren Halt und ein präzises Handling.

Dass er tiefen Böden weniger gerne mag und hier zum schlingern kommt, ist angesichts der niedrigen und schnellen Profils wenig überraschend.

Im klebrig-lehmigen Terrain allerdings setzte sich das lediglich rund 3,5 mm hohe, eher eng stehende Mittelprofil doch sehr schnell zu, was dann zu unkontrolliertem Schlingern führte. Es benötigte mehrere flotte Reifenumdrehungen, um das Profil wieder halbwegs sauber und damit traktionsstark zu bekommen. Die Selbstreinigung ist meinem Empfinden nach nicht besonders gut, geht aber angesichts des Rollverhaltens noch voll in Ordnung.

Um sein volles Potential im Downhill entfalten zu können, benötigte ich beim GOODYEAR Escape doch ein wenig mehr Zeit um den optimalen Luftdruck zu finden. Mit meinen normalerweise benutzten Luftdruckwerten bei Reifen mit gut 2,3“ Breite fühlt sich der Escape mit den oben genannten 1,8/1,6 bar doch recht hölzern an. Am End war ich auf meinen gemäßigten Singletrails im hügeligen Alpenvorland mit lediglich 1,2 bar an der Front und zwischen 1,5 und 1,6 bar im Heck unterwegs. Bei mehr Druck fühlt sich der Escape Premium auf den Trails überdämpft und doch etwas unkomfortabel an, neigt dabei spürbar zum Nachhüpfen und kann sich auch nicht mehr ordentlich ans Gelände anpassen. Mit den verhältnismäßig niedrigen Luftdruckwerten funktioniert das alles aber tadellos. Er überrollt kleinere Wurzeln geschmeidig, ohne den Vortrieb zu verlieren.

In Sachen Stabilität und damit fahrbare Luftdrücke ist die Premium-Version des Escape recht hart im Nehmen – fährt sich bei hohen Drücken aber auch schnell ziemlich umkomfortabel.

Gleichzeitig hat GOODYEAR seine PREMIUM-Karkasse so stabil konstruiert, dass weder ungewolltes Burping, störende Walkbewegungen noch gehäufte Durchschläge die Arbeit des Reifens einschränkten. Der Escape sitzt stets satt auf der Testfelge (RACE FACE ARC mit 30 mm Innenweite), bietet vorne ein direktes Lenkverhalten und hinten keinerlei Tendenzen zu Übersteuern. In schnell gefahrenen Kurven oder in verblockten Trail-Passagen zeigte sich die Karkasse des US-Reifens  auch bei derart niedrigen Drücken noch ausreichend stabil.  Auch scharfkantiges Gestein oder dergleichen konnte ihm bisher noch nichts anhaben.

Bisher hat der GOODYEAR Escape wenig Fels gesehen, aber selbst dort scheint er recht gut zu funktionieren.

Beim Fahrverhalten im technischen Terrain zeigte sich der Escape sehr homogen und vertrauensfördernd. Die Kombination aus abwechselnd längs- und quergestellten Mittelblöcken ermöglichte dem Reifen am Vorderrad eine sichere, zielgenaue Kurvenfahrt auf typisch gemischtem Terrain. Im Heck generieren besagte Stollen zum einen absolut ausreichende Bremstraktion, zum anderen folgte das Hinderrad der eingeschlagenen Kurvenlinie zuverlässig nach. Singletrails mit gemischtem, stetig wechselndem Untergrund sind meinem Empfinden nach das bevorzugte Terrain des Escape. Hier hat er mit sowohl auf Erdboden, über Wurzelteppiche und auch im leicht felsigen Gelände mit viel Grip, einer punktgenauen Kurvenführung und dank seines großen Volumens auch mit viel Fahrkomfort gefallen. Richtig tiefe Schotterpassagen hingegen überfordern den GOODYEAR-Reifen relativ schnell, am Vorderrad bricht er ziemlich früh aus und am Hinterrad verringerte sich die Bremstraktion sehr deutlich. Ich führe dieses Fahrverhalten auf das gemäßigte Profil des Escape zurück, das sich hier offensichtlich nicht optimal mit dem Untergrund verbinden konnte.

Bisher wird der Escape Premium seinem angekündigten Profil als Allrounder und Trailreifen sehr wohl gerecht.

Was das Einlenkverhalten betrifft, zeigte sich der GOODYEAR Escape auf allen Untergründen als sehr gutmütig und jederzeit gut kontrollierbar. Der Übergang von Geradeausfahrt in leichte Schräglage bis hin zur richtigen Kurvenlage verläuft sehr gleichmäßig und ohne störende Rutschtendenzen. Auch schnelle Kurvenwechsel machen so viel Spaß, denn der Reifen lässt sich stets leicht hin- und herwerfen. Das etwas massiver Seitenprofil versorgen dafür gerade bei hängenden Trails mit sehr ordentlich Grip. Durch seine starke Abstützung an der Reifenkarkasse bieten die seitlichen Profilblöcke auch auf Fels ordentlich Haftung ohne je wegzuknicken.
Um eine nachhaltige Aussage zum Thema Verschleiß zu treffen ist es aktuell noch zu früh, zumal das Testterrain bisher mehr aus weichem Waldboden denn harten, alpinen Felsplatten bestand. Am Hinterrad konnte ich dennoch schon leichten Gummiabrieb feststellen, allerdings in völlig normalem Maße.

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Zwischenstand:

Der bisherige Eindruck des GOODYEAR Escape bei eher nassen Bedingungen fiel schon mal recht gut aus – mal sehen, wie er sich auf griffig, trockenen Trails und in alpinem Gelände so macht – die zweite Testphase wird’s hoffentlich zeigen.

Als moderner Allround- und Trailreifen entwickelt, konnte der GOODYEAR ESCAPE mich während der ersten Testphase bereits weitgehend überzeugen. Sein wirklich geringer Rollwiderstand macht ihn vor allem auch für Tourenfahrer interessant, wobei sein hervorragender Grip auch für die meisten Trailpiloten ausreichen sollte. Typische Voralpentrails mit ständig wechselndem Untergrund – wie meine Hometrails – scheinen dabei sein Lieblingsterrain zu sein. Hier punktet der Escape mit seiner sicheren Kurvenlage, dem tollem Einlenkverhalten und einer satten Brems- wie Antriebstraktion. Explizit erwähnenswert ist für mich die stabile und gleichzeitig robuste Reifenkarkasse, die sich bei höheren Drücken zwar schnell hölzern fährt, dafür aber bemerkenswert geringen Luftdruckwerten zulässt ohne zu pannenanfällig zu werden und damit auch in Sachen Fahrkomfort punkten kann. Ich bin schon gespannt, was die zweite Testhälfte bringen wird!

MiMü