MAXXIS Forekaster EXO TR 29×2,35“ und 2,20“ – Testfazit: von MiMü
(dazu bisher erschienene Artikel: Testintro und Zwischenstand)
Nach den ersten Eindrücken auf den staubtrockenen und felsigen Trails im Vinschgau hat unser aktuelles MAXXIS-Reifenpärchen direkt den Sprung in den feucht-matschigen Herbst des nördlichen Alpenvorlandes gemacht.
Aber nicht nur der Trailuntergrund hat sich seit dem Zwischenstand Anfang November geändert, sondern auch das Testbike. Wegen eines Rahmendefekts musste ich die beiden Forekaster-Brüder für die restliche Testdauer auf dem etwas schmäleren Laufradsatz meines LAST Fastforward montieren.
Auf der hier verbauten DT SWISS EX471 Felge (25mm Maulweite) konnte ich beim 2,35“ breiten Forekaster eine maximale Stollen- bzw. Karkassenbreite von 57 mm messen, die schmälere 2,20“ Version kam immerhin auf 56 mm Stollenabstand, während die Karkasse hier lediglich 54mm Breite aufwies. Verglichen mit den Messwerten auf der anfangs verwendeten SYNTACE W35-Felge mit 28,7mm Maulweite (die genauen Werte könnt ihr im Intro nachlesen) profitiert also der 2,20“ Forekaster von der schmäleren Felge, indem nun die Seitenstollen deutlicher über den Karkassenrand hinausragten und den bisher schon tadellosen Pannenschutz noch weiter verbessern dürften. Zudem baute der schmalere Forekaster-Pneu hier deutlich runder, während die breitere 2,35“ Variante leicht dreieckig erschien. Ihr merkt also einmal mehr: Reifenbreite und Felgenmaulweite haben aufeinander einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss.
Bei der neuerlichen Montage der beiden MAXXIS-Rundlinge fielen mir bei der 2,20“ Variante relativ deutliche Verschleißspuren an den Mittelstollen auf. Den felsig, trockenen Bedingungen des Vinschgau-Intensivtests musste der Reifen also doch Tribut zollen, insbesondere an den Ecken hatten die Profilblöcke ordentlich an Substanz verloren. Häufige Bremsmanöver auf harten Felsplatten oder scharfem Geröll dürften dafür verantwortlich sein. Beim diesbezüglich weniger geforderten breiteren 2,35“ Reifen an der Front war kein sehenswerter Verschleiß zu erkennen,
Jetzt im aufgeweicht, erdigen Terrain standen aber andere Eigenschaften im Vordergrund. Als Allround-Reifen durfte der Forekaster seine Fähigkeiten hier in Bezug auf Nassgrip und Selbstreinigung unter Beweis stellen. Wie schon im Intro beschrieben besitzt der MAXXIS Forekaster ja einen deutlich größeren Stollenabstand als sonst bei eher gemäßigten Reifen üblich. Damit wollte man die Selbstreinigung bei erdig-nassen Bedingungen optimieren und den Reifen somit zu einem echten Allrounder machen.
In der Praxis funktionierte das dann auch erstaunlich gut. Durch den vergrößerten Abstand zwischen den einzelnen Profilblöcken blieb der Forekaster spürbar länger offen als etwa der kürzlich getestete VITTORIA Gato II, der zwar über Wurzeln hervorrragenden Grip bot, sich bei weichen Böden aber schnell geschlagen gegeben musste. Um das Profil des MAXXIS-Pneu vollständig zu verstopfen, musste der Boden schon richtig tief und lehmig sein. Erstaunlicherweise blieb die Traktion dabei gleichzeitig noch recht hoch, der Forekaster wühlt sich dann beinahe wie ein echter Matschreifen durch den Morast. Das durchdachte Profil erlaubt hier einerseits eine zielgenaue, direkte Linienwahl wie auch einen hervorragende Brems- und Vortriebstraktion. Selbst im tiefsten Boden folgte die Forekaster-Kombi sauber und wie an der Schnur gezogen der eingeschlagenen Fahrtrichtung. Die quergestellten Doppelstollen sorgen für eine satte Traktion und Bremskraft.
Durch seine gleichmäßige Stollenhöhe gefiel der Forekaster zwar durch ein sehr homogenes Einlenkverhalten, allerdings fehlten mir auch aggressivere Seitenstollen, die im tiefen Boden für mehr Kurvenhalt sorgen könnten. So neigte er für meinen Geschmack etwas zu früh zum gutmütigem und leicht beherrschbaren Ausbrechen, welches durch Temporeduzierung schnell beendet werden konnte.
Ebenso vorbildlich empfand ich die Selbstreinigung. So lange es dauerte um das Profil des Forekaster mit Schlamm, Steinen & Co. zu verstopfen, so schnell war es wieder vom unnötigen Ballast befreit. Einige wenige Radumdrehungen genügten um den ganzen Schmutz wegfliegen zu lassen. Die großen Freiräume zwischen den einzelnen Profilblöcken boten wohl wenig Anhaftungsfläche.
Auch auf nassen Wurzeln gefielen mir die beiden Forekaster-Brüder durch ihr homogenes Fahrverhalten mit sehr viel Grip und fast ohne Rutschtendenzen. Nicht einmal augedehnte Wurzelteppiche brachten die Reifen aus der Ruhe. Da Zwischen- und Seitenprofil etwas näher aneinander stehen als das luftigere Mittelprofil, könnte bei schräg verlaufenden Hindernissen der Grip einfach höher ausfallen. Für einen Allrounder definitiv eine herausragende Leistung!
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Fazit
Richtige Allrounder sind oftmals in verschiedenen Disziplinen gut, aber nirgends herausragend. Die beiden hier gefahrenen Varianten des MAXXIS Forekaster, einmal in 2,35“ und einmal in 2,20“ Breite, haben mich dennoch positiv überrascht. Auf harten felsig-steinigen Trails in Südtirol waren ihr Grip und Kurvenhalt so gut, dass ich sie fast schon auf dem Niveau eines MAXXIS Highroller II (den ich dort ebenfalls schon gefahren bin) sehe. Ihr Fahrverhalten fiel dabei äußerst gutmütig aus, weshalb ich den Forekaster sehr wohl auch für technisch weniger versierte Fahrer empfehlen kann. Auch beim Thema Rollwiderstand und auch in Sachen Pannensicherheit konnte der Forekaster mich voll überzeugen. Und das obwohl die seitliche Karkasse auf den breiteren Felgen dem Felskontakt doch recht ungeschützt preisgegeben war.
Zurück in der herbstlichen Heimat lieferte die Kombination aus breiterem Reifen vorne und der etwas schmäleren Version am Hinterrad weitere „Aha“-Momente. Derart viel Grip im aufgeweichten erdigen Terrain hatte ich mir beim Betrachten des zwar offenen aber eher gemäßigten Profils nicht erwartet. Sowohl bei der Linientreue als auch in Schrägfahrt war ich überrascht wie viel Traktion der Forekaster aufbauen konnte. Etwas größere, aggressivere Seitenstollen würden den Kurvengrip noch weiter erhöhen, aber das war’s aber auch schon mit meinen Kritikpunkten. Beim Thema Selbstreinigung hat sich das offen gestaltete Profil ebenfalls bewährt.
Letztlich bleibt die Erkenntnis, dass der MAXXIS Forekaster mit einem unglaublich breiten Einsatzbereich aufwarten kann, der von trockenen, losen bis felsigen, bis hin zu richtig aufgewichten Böden alles umfasst und je nach Fahrertyp von XC- und Marathon bis hin zu Singletrail-Touren und All-Mountain nutzbar ist. Ein echter Allrounder eben!
MiMü
Eure Testberichte sind wie immer Top und ich Lese Sie sehr gerne.
Sehr interessant, dass Ihr den Vergleich zum Vittoria Gato zieht oder gar Griptendenzen him Maxxis HR2 seht. Ich hatte angenommen, dass der Forecaster mehr in XC-Richtung ähnlich des Barzo tendiert.
Es könnte somit mein VR Reifen werden.
Hallo KM,
Vielen Dank für dein Feedback.
Der Grip des Forekaster auf unterschiedlichsten Böden war wirklich beeindruckend und der Vergleich zum Highroller II drängte sich irgendwie auf.
Insbesondere seine tolle Leistung im felsig hochalpinen Terrain hat mir ein unerwartet breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Klar, der HR2 bietet dank seines massiveren Profils mehr Reserven im harten Gelände, die besseren Allroundeigenschaften hat mMn aber der Forekaster – und das sage ich als jahrelanger Highroller-Fahrer ?.
In der breiten 2,35“ Version ein durchaus potenter Vorderreifen!
Ride on,
Michael