YETI SB 5.5c – Kurztest (Intro): von Ch.W.

Als die US-Edelschmiede YETI das SB5.5c im April 2016 vorgestellt hat (hier), war das eine echte Ansage. Damals war die Riege der hubstarken 29er Allmountain- bis Endurobikes noch sehr spärlich besetzt. Das hat sich mittlerweile geändert. Noch nicht einmal 1 Jahr später gehört es einfach zum guten Ton ein potentes 29er Fully im Programm zu haben – Boost und neuer Entwicklungen sei Dank. Doch genug davon – hier und jetzt soll es um das YETI SB5.5 gehen und daher darf ich euch erstmal das Bike vorstellen:

Das SB5.5c ist das jüngste 29er der US-Kultmarke und darf sich bei uns ab sofort im Kurztest bewähren.

YETI selber beschreibt das Bike folgendermaßen: „Das SB5.5 frisst schweißtreibende Anstiege, und ballert agil und direkt abwärts. Vergesst die Vorurteile über 29er, dank des hervorragenden Rahmendesigns gepaart mit verkürzten Kettenstreben und aggressiven Federungssetups. Das SB5.5c verfügt über ein leichtes Handling und ist lebendig agil im Downhill.“

Diese Ansage verspricht schon mal Einiges, aber Worte sind ja bekanntlich flüchtig und am Ende zählt es allein ob auch die Federung und die Geometrie überzeugen können. YETI gehört sicherlich zu den Markennamen welche den Puls von Bikern auf der ganzen Welt in die Höhe treibt. Mit einem derartigen Edelbike ist der Showeffekt und ein guter Auftritt schon mal garantiert. Traditionsbewusst ziert ein aufwendiges YETI Headbadge mit der berühmten „Yeti Ice Axe“ das Steuerrohr. Für eine dauerhafte Verbindung wurde es genietet anstatt geklebt und passt so zum hochwertigen Gesamteindruck des Edelbikes.

Zu dieser Hedbadge braucht es keine zusätzlichen Worte.

Wäre das YETI SB 5.5c in weiblicher Form dargestellt, müsste man volljährig sein um es sich ansehen zu dürfen, so scharf sind seine Kurven. Gott sei Dank haben die Jungs aus Colorado den sexy Rahmen auf 2 Räder gestellt, somit ist er jugendfrei. Wie aus einem Guss, formschöner kann man einen Rahmen aus Carbon kaum machen. Auch die vielen kleinen Details wissen zu überzeugen. Innenverlegte Züge sind bei einem hochwertigen Rahmen mittlerweile ja Standard. YETI führt diese aber auch noch durch den Hinterbau, was natürlich den Cleanen Look verstärkt.

Das Herzstück des Rahmens ist der von YETI entwickelte und patentierte Switch Infinity Link.

  

Die mit der edlen Kashima Beschichtung versehenen zwei Linearzylinder erlauben einen beweglichen Hauptdrehpunkt beim Einfedern – zuerst nach oben, dann nach unten, daher das „Switch“ im Namen. Insgesamt ergibt sich daraus eine Kinematik mit einem „unendlich“ langen virtuellen Hebel, daher der Name „Infinity“. Um den Service zu erleichtern, verfügt das System über jeweils einen Abschmiernippel für jeden Zylinder was garantiert, dass die Dichtringe und Gleitlager immer schön leichtgängig bleiben. Ich bin schon gespannt wie sich das Switch Infinity Link in der Praxis verhält, denn alle bisherigen Stimmen die ich dazu gehört oder gelesen habe waren durchweg positiv. Richi Rude hat mit seinen Siegen in der EWS schon bewiesen, dass der Hinterbau äußerst effektiv arbeitet. Das kurze Video im Link zeigt anschaulich, wie der Infinity Link funktioniert:

Die Geometriedaten sind schon mal ein erster Überblick und versprechen ein durchweg durchdachtes und potentes Allmountain/Enduro. Mittlerweile hat sich bei den Herstellern rumgesprochen was funktioniert, immerhin muss ein gutes Bike heutzutage die Brücke zwischen bergauf und bergab souverän schlagen und da heißt es seine Hausaufgaben gut zu machen. Der 437 mm kurze Hinterbau liegt im Bereich dessen was man mittlerweile als „Goldene Mitte“ ansieht– nicht zu kurz und auch nicht zu lang. Das verspricht schon mal eine ordentliche Agilität und es sollte es nicht zu schwer machen das YETI aufs Hinterrad zu ziehen. Wie euch auf den Fotos bestimmt schon aufgefallen ist, hat der Rahmen ein tiefgezogenes Oberrohr was viel Beinfreiheit im Gelände verspricht. Mit einem 73,6° steilen Sitzwinkel muss keine Angst haben, zu weit hinter der Kurbel zu sitzen. Somit steht effektivem Treten nur die eigenen Kraftreserven im Weg. Der Lenkwinkel von 66,5° in Kombination mit dem 1195 cm langen Radstand sollte für ordentlich Laufruhe sorgen.

Für das Jahr 2017 wird es das YETI SB5.5 T in Deutschland in 2 Farbvarianten (nur T Modell in Türkis oder Silber) und 2 Ausstattungsvarianten geben. Wobei ein Rahmenkit (ebenfalls nur T Modell) erhältlich sein wird. „T“ steht dabei nicht für „Teuer“ sondern „TURQ“ und repräsentiert den Top-Rahmen, der bei ansonsten identischen Kennwerten (auch Steifigkeit) gegenüber dem einfacheren Modell durch die Verwendung hochwertigeren Carbons lediglich ca. 250 g Gewicht beim Rahmen spart. Magere 2,57 kg nennt YETI für das Topmodell als Rahmengewicht.
Für das SB 5.5 T mit Sram XO1 Eagle und Fox Factory Kashima Fahrwerk muss man 9232.- auf den Tisch legen. Das Rahmenkitt schlägt mit 4490.- zu Buche und ist nur als T Modell verfügbar. Die „günstigere“ Alternative (ohne T im Namen), die es lediglich als Komplettbike mit Shimano SLX/XT Mix und Fox Performance Fahrwerk gibt ist das für bereits stolze 5990.- Euro. Jede Variante wird in drei Rahmengrößen angeboten – Medium, Large und XL.

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Ausstattung:

Die Ausstattung des Testbikes ist durchweg hochwertig. Die Fox 36 Float Factory Federgabel und der Fox Float X Factory Dämpfer sind natürlich mit der edlen Kashima Beschichtung versehen und dementsprechend im Ansprechverhalten und Einstellungen betreffen schon in der 1. Liga. Auch ist das Abstimmen der beiden Federelemente schnell erledigt. Das SRAM XO1 11-fach Schaltwerk mit passendem Trigger überzeugt mit schnellem und präzisem Gangwechsel. Das Cockpit stammt von Eastons Havoc Serie, mit einem 60 mm langen Vorbau und einem 800 mm breiten Carbon Lenker.

Die Laufräder stammen von DT-Swiss. Genauer gesagt DT-Swiss 350 W Naben mit XM 481 Felgen. Der Maxxis Minion DHF an der Front sorgt für eine präzise Linie und der Maxxis Agressor im Heck für wenig Rollwiederstand. Die E-Thirteen Kassette mit 9-44 Zähnen unterstützt bei allzu steilen und längeren Anstiegen. Eine Fox Transfer Performance Sattelstütze mit 150 mm Verstellbereich sorgt für die immer richtige Sattelhöhe. Ein WTB Sattel mit YETI Logo für das komfortable Sitzen.

 

Die SRAM Guide RSC erledigt in der Regel zuverlässig ihren Dienst, wobei mir persönlich in dieser Preisklasse eine Guide Ultimate mit Carbon Hebel besser gefallen hätte. Gleiches gilt für die Race Face Turbine Kurbel mit 30er Kettenblatt. Auch hier wäre eine Race Face Next SL wäre hier bei einem Gesamtpreis von 8499.- meiner Meinung nach schon angebracht gewesen. Dies sind aber schon die einzigen Kritikpunkte was die Ausstattung betrifft.

Das komplette YETI SB5.5c Testbike kommt mit der oben genannten Ausstattung auf 12,85 kg (ohne Pedale). Was für ein potentes Allmountain/Enduro in dieser Federwegsklasse durchaus ein sehr guter Wert ist. Die Laufräder habe ich vorab schon auf Tubeless umgerüstet. Zum einen um mehr Grip durch weniger Luftdruck zu haben, zum anderen um im felsigen Gelände rund um Goldrain im Vinschgau möglichst pannensicher zu bleiben. Zumindest was die Durchschläge betrifft. Wie man unschwer erkennen kann ist die Flaschenhalterposition etwas eigenwillig. Bleibt mit Spannung abzuwarten ob man ab der Hälfte des Trails daraus noch trinken kann, oder ob sich jegliche Art von Mineralien daran festsetzen.

Das YETI SB5.5 ist bereit für den Traileinsatz unseres Kurztests.

Ich bin schon sehr gespannt auf die Trailerfahrungen mit dem YETI SB5.5 Superbike, für diesen etwa 1 wöchigen Kurztest habe ich nämlich das Privileg einen Kurztrip nach Südtirol zu unternehmen.

See ya on the Trail …