WOLFPACK TIRES Trail 29×2,25“ – Zwischenstand: von MüMü

Ende November hatten wir euch im Testintro einen wirklich interessanten Newcomer auf dem Reifenmarkt vorgestellt: den WOLFPACK Trail 29×2,25“. Nur kurz zur Erinnerung: Wolfgang Arenz, DER Compound-Maestro schlechthin, ist seit heuer mit seiner eigenen Reifenmarke WOLFPACK TIRES am Start und hat uns für einen ersten Test sein aktuell potentestes Modell, den TRAIL 29×2,25“, zur Verfügung gestellt. Hier nun meine ersten Praxiseindrücke dazu:

Die Marke WOLFPACK mag neu sein, aber der Mann dahinter, Wolfgang Arenz, ist eine der Besten in Sachen Reifencompounds.

Eine erste große Überraschung lieferte der TRAIL gleich vom Start unseres Tests. Der mit einem ToGuard-Compound ausgestattete Reifen überraschte mich sofort durch seinen auffallend niedrigen Rollwiderstand. Beinahe leichtfüßig wie ein CC-Pneu lässt er sich beschleunigen und hält das Tempo dann problemlos aufrecht. Gerade im Hinblick auf seinen definierten Einsatzbereich, nämlich Performance auf Singletrails unterschiedlichster Art, konnte der TRAIL zusätzlich noch durch ein sehr weiches Abrollverhalten punkten, das sich ja speziell auf harten Böden deutlich zeigt.  Selbst auf  längeren Asphaltanstiegen waren keinerlei Wallgeräusche zu vernehmen. Mein doch eher schweres COTIC-Stahlfully mutierte mit dem WOLFPACK Trails dank dieses geringen Rollwiderstands fast schon zur Bergauf-Rakete. Nicht zu vermeidende Onroad-Passagen zu den Traileinstiegen gestalteten sich damit so angenehm schnell und kräfteschonend wie bei bisher kaum einem Reifen – selbst der von mir dieses Jahr getestete und als schnell bezeichnete CONTI Mountain King III schafft keine solche Leichtfüssigkeit.

Im technischen Uphill kommt zum geringen Rollwiderstand dann auch noch eine enorme Traktion hinzu. Auf den herbstlich angehauchten und feuchten Trails meiner Testrunden konnte der TRAIL 29×2,25“ sein volles Potential entfalten und mich voll überzeugen. Ganz egal ob losen sandigen Böden, über nasse Wurzeln oder auf vom Herbstregen aufgeweichten Erdboden, der WOLFPACK TRAIL konnte überall durch eine sehr gute Kraftübertragung punkten. Das zahm wirkende Profil fährt sich aufgrund des offensichtlich sehr griffigen Compounds definitiv sicherer und potenter als es dessen optischer Anschein erwarten lässt. Selbst harsche Wiegetritteinlagen brachten den Reifen nur selten aus der Ruhe, bei kurzzeitigem Traktionsverlust, etwa über nasse Wurzeln, findet der TRAIL innerhalb weniger Zentimeter schnell wieder Grip.

Verglichen mit manch anderem (oft deutlich schweren) Trail-/Allmountain-Reifen mag das Profil des WOLFPACK-Pneus ziemlich gemäßigt je regelrecht „zahm“ wirken, aber davon ist im Gelände nicht mehr viel zu erkennen. Die breiten, quer- und längsausgerichteten Stollen der Lauffläche sorgten für einen sehr guten Vortrieb und ein sehr sicheres Bremsverhalten. Solange der Boden nicht allzu tief und aufgeweicht sind, verbeißt sich der TRAIL zuverlässig in den Untergrund und neigte auch auf nassen Wurzeln oder feuchten Felsen nicht zum Rutschen oder plötzlichem Abschmieren wie es härtere Compounds gerne tun.

Der bisherige Eindruck ist sehr positiv, denn der WOLLPACK Trail vereint eine sehr gute Traktion in allen lagen bei zugleich auffallend geringem Rollwiderstand.

Durch die vielen oberflächlichen Einkerbungen an den Stollen, die Sipings, verbesserte sich die Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen Trail-Oberflächen zusätzlich. Die etwas massiveren Seitenstollen gefielen mir zum einen wegen ihres direkten, linientreuen Fahrverhaltens in Schräglagen und unterstützen das zahmere Mittelprofil um sich sie noch besser durch den herbstlich weichen Untergrund zu wühlen. Unangenehme Querrillen und schräg verlaufende Wurzeln verlieren durch die leicht versetzt angeordneten Profilblöcke viel von ihrem Schrecken.

Probleme bekommt der TRAIL erst auf richtig tiefen, komplett aufgeweichten Böden. Dann nämlich setzte sich das nur mäßig offene Profil relativ schnell zu, was nahezu kompletten Traktionsverlust bzw. ein schlingerndes Fahrverhalten zur Folge hatte. Zur Selbstreinigung des Mittelprofils genügten einige wenige Reifenumdrehungen, während sich Matsch und Co. In den Zwischenräumen der Seitenstollen kann sich meinen Erfahrungen auch der Schnodder deutlich länger hielten, als in der Lauffläche. Ist er einmal zugesetzt neigt der TRAIL dann doch hin und wieder zum unvermittelten Ausbrechen. Dies ist aber bisher auch die einzige Schwäche des Reifens, die mir aufgefallen ist.

Mir macht der WOLFPACK Trail bisher richtig Spaß, auch wenn die Trails nicht immer so schön sind wie noch auf diesem spätherbstlichen Bild.

Das Zusammenspiel aus rundlicher Bauform, gleichmäßig verteilten Stollen und gleicher Stollenhöhe zwischen Lauffläche und Seitenprofil sorgt beim TRAIL für einen gefühlt fließenden Übergang vom Geradeauslauf in die Kurvenfahrt und ein sehr angenehm-homogenes Lenkverhalten. Das eigentliche Einlenken passierte äußerst homogen und vertrauenfördernd. Die schnelle Kurvenhatz und damit verbundene schnelle Richtungswechsel machen so doppelt Spaß.

Sein hoher Fahrkomfort sorgt für eine weitere positive Überraschung. Trotz seiner nominell geringen Breite von 2,25“ baute der TRAIL auf meiner 30-mm-Felge immerhin 58 mm breit und lieferte damit großvolumiges ein eher rundliches Erscheinungsbild ab. Mit 1,5 Bar vorne sowie 1,6 Bar am Hinterrad überrollt der WOLFPACK-Reifen so kleinere Hindernisse und spendet viel Komfort ohne je schwammig zu wirken oder zum Nachhüpfen zu tendieren. Ganz so niedrige Drücke wie etwa bei den CONTI Protection oder VITTRORIA TNT mit ihrer verstärkten Karkasse lässt die einfache 120-TPI Karkasse von WOLFPACK aber nicht zu ohne unter häufigen Durchschlägen zu leiden. Dennoch ist Wolfgang Arenz bei der Karkassenkonstruktion ein mehr als guter Kompromiss aus Anpassungsfähigkeit und Stabilität gelungen. Auch die weiterhin sehr guten tubeless-Eigenschaftendes WOLFPACK-Reifens möchte ich noch extra erwähnen. Auch nach 3-4 tägiger Testpause zeigte sich der Luftdruck stets konstant und dem Ausgangswert entsprechend. Lästiges Nachpumpen war somit nicht notwendig. Burbing oder sonstige Probleme gab es bisher auch nie.

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Zwischenstand:


Mit großen Erwartungen war ich in den Test des WOLFPACK Trail 29×2,25“ gestartet und wurde bisher nicht enttäuscht. Unter den aktuell herrschenden Bedingungen erwies sich der so zahm wirkende Trailreifen als hervorragender Allrounder, der selbst mit unterschiedlichsten Bodenbeschaffenheit sehr gut zurecht kommt und sich erst bei wirklich tiefen Böden geschlagen geben muss. Sein Profil mag zwar nicht das aggressivste sein und seine Breite mit 2,25″ nicht ganz dem aktuellen Breitreifen-Trend folgen, auf dem Trail sorgt er aber für überraschend viel Traktion – egal ob auf erdig-weichen Trails, oder auf nassen Wurzelteppichen oder feuchten Steinen. Hier verleiht das eigene ToGuard-Compound Flügel, wo man sie nicht erwartet hätte. Ein weiterer verdienst des Compounds ist der auffallend geringer Rollwiderstand und das komfortable Fahrverhalten. Nachdem ich auch die direkte Konkurrenz des WOLFPACK Trail, nämlich den SCHWALBE Nobby Nic gut kenne, würde ich sagen, dass der Trail diesem absolut ebenbürtig ist, ihn in Sachen Rollwiderstand und Kurvenführung sogar noch überholt. Mein einziger Wunsch wäre eine Variante mit noch mehr Volumen, die aber nach WOLFPACK bereits in Vorbereitung ist. Mal sehen, welche Eigenschaften und Qualitäten der WOLFPACK Trail während der zweiten Testphase noch so aufzeigen wird.

MiMü