RACE FACE Aeffect R Laufradsatz & Dropper Post – Testfazit: von MiMü

Einen wahren Langzeittest haben die Aeffect-Produkte des kanadischen Herstellers RACE FACE zwischenzeitlich hinter sich gebracht. Seit dem gemeinsamen Intro Ende Februar und der weiteren getrennten Berichterstattung zur Aeffect Dropper Post sowie zum Aeffect Laufradsatz im April ist doch schon einige Zeit verstrichen, in der beide Parts ihre Langzeittauglichkeit unter Beweise stellen durften.

Und, um es gleich vorweg zu nehmen: Beide RACE FACE Aeffect Produkte aus der vermeintlichen Einsteiger-Klasse boten mir nie einen echten Kritikpunkt. Die Details meines Fazits erfahrt ihr nun im nachfolgenden Text:

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RACE FACE AEFFCT 30 R Laufradsatz

Mit seiner 6069 Aluminium-Felge von 30 mm Maulweite entspricht der Aeffect R 30 Laufradsatz dem aktuellen Zeitgeist. Je breiter die Felge, desto breiter bauen auch die Reifen, sie bieten dadurch mehr Volumen, sprich Komfort, stabilisieren den Reifen auch bei nidrigen Drücken besser und liefern dank größerer Aufstandsfläche eine bessere Traktion ab. Selbst die immer weiter verbreiterten Semi-Plus-Reifen mit 2,5“ oder 2,6“ Breite können laut Hersteller problemlos gfahren werden.

Die vermeintlichen Einsteiger-Laufräder von RACE FACE haben sich im Test als echte Sorglos-Dauerläufer entpuppt.

Durch die breite Felge und die damit verbunden breit und voluminös bauenden Reifen erschien mir der Aeffect R Laufradsatz auch recht komfortabel und dadurch angenehm zu fahren. Kleinere Unebenheiten wurden einfach von den Reifen weggeschluckt, während die Laufräder zielsicher ihrer Linie folgten. Gleichzeitig wurden Lenkimpulse noch präzise umgesetzt. Weder das Vorder- noch das Hinterrad zeigten irgendwelche Anzeichen von Schwammigkeit. Bei harten Antritten beschleunigten die beiden immerhin 1974 g schweren RACE FACE-Rundlinge erstaunlicherweise schnell und nahezu frei von lateralen Ausweichbewegungen, ein Speichenknarzen war bis zum Testende nicht festzustellen. Nachdem RACE FACE kein Gewichtslimit über den Aeffect R Laufradsatz mit seinen 28 Straight-Pull-Speichen ausspricht, dürfte das Vertrauen von Seiten des Herstellers in das maschinelle Einspeich-verfahren groß sein. Bei mir mit meinen gut 80 kg ohne Ausrüstung gab es auf jeden Fall keine Probleme. Die breite Felge hatte noch einen weiteren Vorteil: im steinig-felsigen Terrain wirkte der Aeffect R dadurch stabil, ließ sich auch von größeren Gesteinsbrocken nicht sonderlich beeindrucken. Selbst gelegentliche Durchschläge hinterließen so keinerlei gravierende Kampfspuren, beide Laufräder laufen auch jetzt noch frei von Seiten- oder Höhenschlägen. Die Felgenhörner wirken fast wie frisch aus der Fabrik gerollt. Nur bei genauerem Hinsehen erkennt man wenige kleinere Lackabplatzer an den Felgenoberflächen, sie fallen aber so winzig aus, dass sie meine Digicam nicht einmal sauber fokussieren konnte.

Mit ihrer sehr dezenten Optik und den breiten Felgen passen sie an wirklich jedes Bike und zu nahezu allen Reifen. Ich hatte nie Probleme mit den tubeless-ready Laufrädern.

Alle von mir getesteten Reifen, wie beispielsweise die beiden CONTINENTAL-Pneus Mountain King III und Trail King Protection Apex, ein Pärchen VEETIRE Crown Gem oder meine Lieblingsreifen MAXXIS Highroller II, ließen sich ohne viel Kraftaufwand auf der RACE FACE-Felge montieren. Das bereits ab Werk eingeklebte DT SWISS-Felgenband sorgte zudem jedes Mal aufs Neue für eine völlig problemloses tubeless-Setup ohne lästigen Sealant-Verlust oder irgendwelche Undichtigkeiten. Bei Luftdrücken um etwa 1 Bar sind alle montierten Reifenmodelle satt aufs Felgenhorn gesprungen und sassen dicht auf der Aeffect R-Felge. Obwohl das ein relativ geringer Druck ist und manch andere Felgen-/Reifenkombinationen erst jenseits von 2 bar wirklich „zueinander finden“ gab es nie  auch nur einen Fall von Burping. Die mit im Lieferumfang gewesenen tubeless-Ventile habe ich im Testverlauf gegen farbige Aftermarket-Versionen ausgetauscht, aber nicht weil die original Ventile undicht geworden waren oder verklebten, sondern einfach um den optisch doch sehr zurückhaltenden Aeffect R Laufradsatz etwas mehr Farbe zu verleihen.

„Fahren und Spaß haben“ heißt das Motto bei den RACE FACE Aeffect R Laufrädern.

Bei der Abschlusskontrolle von Naben und XD-Freilaufkörper setzte sich der bisher geschilderte positive Gesamteindruck weiter fort. Trotz zum Teil widrigster Wetterumstände – immerhin hatte unser Test bereits im feucht-matschigen Frühling begonnen – zeigten sich sämtliche Lager der beiden Naben schmutz- sowie korrosionsfrei und ließen sich seidenweich von Hand drehen. Die beiden außenliegenden Lager der Hinterradnabe verfügten sogar noch über eine ordentliche Menge original Lagerfett. In diesem Fall hatte mangelnde Pflege und nur gelegentliches Reinigen des Bikes mit dem Gartenschlauch also keine Folgen für das Testmaterial.

  

Auch die Demontage des XD-Freilaufkörpers förderte dann keine bösen Überraschungen zu Tage. Das Gewinde sowie die Montagepunkte der Eagle-Kassette präsentierten sich in neuwertigem Zustand, die Sperrklingen und ihre gegenüberliegenden Einrastpunkte zeigten ebenfalls nur minimalste Gebrauchsspuren. Und auch hier war kein Schmutz, dafür aber jede Menge Originalfett zu finden. Zur Demontage von Freilaufkörper und der dazugehörigen Nabenabschlusskappe war entgegen der Angaben von RACE FACE dann doch Werkzeug notwendig: ein 17mm Maulschlüssel zum Lösen der Endkappe und ein 12mm Inbus zu Gegenhalten der Achse auf der Nichtantriebsseite. So ging das Entfernen des Freilaufkörpers aber doch schnell und völlig problemlos. Mit einem UVP von 559,80 Euro für den kompletten Aeffect R 30 Laufradsatz (inkl. Kleinteile) bewegt sich RACE FACE im Bereich der Konkurrenz.

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Aeffect R Dropper Post

Die gleichzeitig zum Langzeittest angetretene Aeffect R Dropper-Post mit 150 mm Absenkung zeigte sich während der vergangenen gut sechs Monate ebenfalls von ihrer besten, sprich zuverlässigen, Seite.

An der Aeffect Dropper Post selbst sind trotz genauerem Hinsehen keinerlei Gebrauchsspuren zu erkennen. Die Gleitfläche strahlt genauso tiefschwarz-glänzend wie am ersten Testtag, zeigt sich frei von Kratzern oder Schleifspuren. Hier haben die Dichtung eine 1a Arbeit abgeliefert. Das Ab- und Auffahren selbst funktioniert noch immer ohne spür- und ertastbares Spiel, ruckfrei und mit gleichmäßiger Bewegung fährt die Stütze durch ihren kompletten Hub. Beim Aufsitzen bleibt sie dabei stoisch in ihrer Position, sinkt subjektiv um keinen Millimeter ein.

Auf die Besonderheit der 150 mm Aeffect Version hatte ich euch bereits in den Ersten Eindrücken hingewiesen: Anders als ihre kleinere Schwester mit lediglich 125 mm Hub kann über Einstellen des Luftdrucks die Ausfahrgeschwindigkeit individuell eingestellt werden. Der angegebene Bereich beträgt dabei 230-250 PSI. Anfangs war ich lange mit dem Maximaldruck unterwegs, weil ich persönlich schnell ausfahrende Dropper Posts bevorzuge. Während des Tests habe ich mich dann auch mit anderen Luftdrücken „gespielt“, richtig spürbar war in meinen Augen aber nur der Unterschied zwischen Minimal- und Maximaldruck. Wobei die Aeffect Stütze selbst beim niedrigsten Wert von 230 PSI nicht wirklich langsam ausfährt – nur eben etwas langsamer als mit 250 PSI. Positiv anzumerken ist die sehr gute Dichtigkeit der Gasfeder, bei regelmäßigen Kontrollen offenbahrten sich stets nahezu idente Werte. Was bei zu niedrigen Druck passiert, zeigte sich bei einer identen Dropper Post während des Tests zum TRANSITION Smuggler, wo die Stütze im Auslieferungszustand nur zögerlich ausgefahren ist.

  

Das unter einer Gummikappe im Stützenkopf liegende Ventil mag auf den ersten Blick vielleicht etwas unvorteilhaft liegen. Durch die intelligente Konstruktion der Sattelklemmung, die ein Entfernen des Sattels ohne Demontage der Klemmschienen ermöglicht, relativiert sich das aber. Man braucht sich also nur die Längsposition des Sattels zu merken und nach neu eingestelltem Luftdruck wieder für die korrekte horizontale Ausrichtung zu sorgen. Dafür gibt es in unserer schnelllebigen Zeit sogar eigene Apps!

 

Gerade die vollkommen abriebfreie Gleitfläche hat mich positiv überrascht. Das hätte ich mir beim Allwettereinsatz nicht erwartet. Auch wenn sie mit  339,90 Euro (ohne Remote Hebel) etwas über den Preisen der Konkurrenz liegt ist sie meinen Erfahrungen nach jeden Cent davon wert.

 Um meinem Bike ein wenig optischen Aufputz angedeihen zu lassen, habe ich die Aeffect Stütze ja bereits bei Testbeginn mit dem Turbine 1x Lever kombiniert. Dieser farbige Hebel ist mit zwei hochwertigen, gedichteten Industrielagern ausgestattet und gefällt so durch eine absolut spiel- und klapperfreie Funktion … an der sich auch nach gut einem halben Jahr intensiver Nutzung absolut gar nichts geändert hat. Nach wie vor geschmeidig, völlig spielfrei und ohne Leerweg läßt sich der trigger-artige Hebel bedienen. Auch die Zugspannung musste ich bis zum Testende nicht nachjustieren. Die strukturierte Oberfläche des Triggers hatte insbesondere bei widrigen, nassen Verhältnissen ihre Vorteile, bot sie dann doch mehr Grip für den Handschuh und erleichterte dadurch die Bedienung. Gerade nach den Erfahrungen mit dem Original-Remote, wie am TRANSITION Smuggler gefahren halte ich den geringen Aufpreis von 10 Euro gegenüber dem Aeffect Dropper 1x Lever (59,90 Euro) für sehr sinnvoll investiert.

Fazit: Wer hätte gedacht, dass die beiden (genauer gesagt drei) RACE FACE Testprodukte einen derart problemlosen, unaufgeregten Langzeittest abliefern würden? Nicht einmal mit genauestem Hinsehen zeigten sich echte Schwächen. Der AeffectLaufradsatz bietet ein präzises Fahrverhalten und ist dennoch recht komfortabel, mit robusten Felgen und hochwertigen Naben. Die Aeffect Dropper Post konnte während der langen Testdauer durch ihre unaufgeregt zuverlässige Funktion, die hohe Fertigungsqualität punkten. Am Ende kann ich sowohl den Aeffect R Laufradsatz wie auch die Aeffect Dropper Post und den Turbine Lever der Kanadier uneingeschränkt empfehlen. Voll und ganz „TNI approved“ sozusagen!

MiMü