VITTORIA Mota 2,35 TNT 4C ISO-Tech Reifen – Praxiserfahrungen: von c_g

Der Mota ist der zweite Reifen in unserem VITTORIA Test und wie es manchmal so geht, hat er viel nasse Teil erlebt.

Vor einiger Zeit haben wir euch die beiden aggressiven italienischen VITTORIA Geschwister Martello und Mota und das AirLiner Reifen-Insert vorgestellt. Nachdem ich zuerst den Martello gefahren bin (hier meine Erfahrungen damit), war es nun and er Zeit sich den VITTORIA Mota vorzunehmen.

  

Er basiert er zwar auf den gleichen Technologien, wie der Martello, hat also ein 4-fach Compound mit Graphene (4C ISO-Tech) und eineApex-verstärkte TNT Karkasse, besitzt aber ein deutlich offeneres Profil mit dem dementsprechenden Einsatzbereich von gemischten bis hin zu weichen, schlammigen Böden. Ein Blick auf das Profil und man glaubt gerne, dass sich diese Stollen beinahe überall durchgraben können und nur schwer zusetzen. Aber das Aussehen und die Annahme sind das eine – was die Motas wirklich können, mußten sie zuerst auf dem Trail beweisen.

Gleich zu Anfang des Tests hat ein Wetterumschwung für nasse und schmierige Trailbedingungen gesorgt – die VITTORIA Mofas hat’s nicht wirklich gestört.

Wie es das Schicksal so will, kam es unmittelbar nach dem Umbau auf die Motas zu einem Wetterumschwung, der die vorher staubtrockenen Trails in Idealbedingungen für den Mota verwandelt hat. Und wahrlich, dieser Reifen zeigt Zähne, wenn es schmierig oder schwierig wird. Das offene Profil mit den großen Moto-inspirierten Stollen kennt scheinbar keine Grenzen, wenn es darum geht Vortrieb zu erzeugen oder punktgenau zu bremsen. Während ich mich auf den Martellos unter solchen Bedingungen bereits wohl gefühlt habe, konnte ich mit dem Mota nun trotz nasse Wurzeln und schmieriger Böden voll attackieren. Keine Spur von Rutschen oder sonstigen, mit derartigen Bedingungen verbundenen Problemen. Schon auf der ersten Ausfahrt war ich total begeistert, von dem was der Mota zu leisten vermag. Ein Reifen der in einer Liga mit SCHWALBEs Magic Mary und CONTIs Baron Projekt spielt.

Auch auf klebrigen Böden wie hier im Bikepark Fiss konnte der VITTORIA Meta mit viel Grip überzeugen.

Wo mich der Mota überrascht hat, war sein Seitenhalt. Aufgrund des dort besonders offenen Profils mit großem Seitenstollenabstand hatte ich damit gerechnet schneller wegzuschmieren, aber der Mota bleibt in Schräglage überraschend lange sicher auf Kurs und verliert erst sehr spät die Führung – und wenn, dann erfolgt das sehr kontrolliert. Im Vergleich zu den beiden oben genannten Reifen erreicht er seinen Grenzbereich auf weichen Böden zwar ein wenig früher, aber dafür hat er eine andere Besonderheit: Schräg zur Fahrtrichtung verlaufende Wurzeln oder Kanten scheinen den Mota überhaupt nicht zu stören, die massiven Seitenstollen verbeißen sich dort einfach  und heben den Reifen ohne große Auffälligkeit über das Hindernis. Diese spezielle Eigenschaft ist mir schon früh aufgefallen, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich genug Vertrauen hatte um in solchen Situationen einfach nur draufzuhalten und dies voll auszukosten.

Wurzelteppiche jeder Art und ungünstig verlaufende Kanten sind überhaupt kein Thema mit den Motas …

Am Vorderrad fand ich diese Souveränität des Mota einfach genial, aber am Hinterrad hat die ausgesprochen gute Führung mich immer wieder davon abgehalten das Bike durch aktives Ausbrechen um enge Kuren zu führen. Hier erfordert es schon einen sehr beherzten Griff in die Eisen oder eine deutliche Gewichtsverlagerung um den Mota zum Ausbrechen zu bringen. Für meinen Geschmack hat der VITTORIA Mota am Hinterrad fast sogar schon zu viel Grip, aber das kann man wohl kaum als Kritikpunkt werten, oder?

… dafür sind lange Touren und Tretpassagen nicht unbedingt eine Stärke der Grip-Wunder. Der hohe Rollwiderstand fordert ordentlich Muskelschmalz.

Wie immer stehen Grip und Leichtlauf aber in einem gegensätzlichen Verhältnis zueinander. Daher verwundert es auch kaum, dass der Mota einen gefühlt überdurchschnittlich hohen Rollwiderstand hat. Trotz aller Bemühungen von Seiten VITTORIAs durch das 4-fach Compound oder die Beimengungen von Graphene ist und bleibt der Mota ein zäher Reifen und roll gefühlt noch langsamer als etwa SCHWALBEs Magic Mary. Anders als beim Martello, der für meine Empfinden ja extrem gut und schnell rollt, erfordert der Mota deutlich mehr Energie um auf Strecke bewegt zu werden. Trotzdem muss ich positiv anmerken wie sanft das Abrollverhalten des Mota ist und wie wenig seine großen Stollen auch im Uphill auf festem Untergrund walken bzw. Vibrationen erzeugen.

Die robuste und stabile TNT Karkasse mit Apex-Verstärkung erlaubt sehr niedrige Drücke und bleibt auch in heftigen Kurven wunderbar stabil. Wie auch schon bei den anderen TNT-Reifen gab es nie auch nur ein Anzeichen von Burping oder anderen Tubeless-Problemen. Mittlerweile ist es ja hinlänglich bekannt, wie dicht die TNT Karkasse ist, aber e ist jedes Mal wieder verblüffend zu sehen, wie die VOTTORIA TNTs auch ohne Dichtmilch absolut luftdicht bleiben. Auch hier habe ich die Dichtmilch erst nach ein paar Tagen eingefüllt – nämlich als es Zeit war damit in alpine Gefilde zu gehen, und zwar zu den Eurobike Media Days nach Fiss, wo es noch nasser war, als zuhause.  Auch wenn ich den Mota bisher komplett ohne AirLiner Insert und bei Drücken um 1,2 bar vorne und 1,4 bar hinten gefahren bin, hatte ich bisher nur sehr selten und dann nur sanfte Durchschläge.

Auch im Bikepark Fiss, dort mit noch mal deutlich klebrigeren Böden zwischen dem immer wieder spitze Steine nur darauf warten einen Durchschlag zu provozieren, hat der Mota mir keinerlei Probleme bereitet. Gerade weil ich ihn auf den hiesigen Trails im direkten Vergleich auch zu anderen sehr aggressiven Reifen fahren konnte, war es ein guter Beweis für die Fähigkeiten des Mota , vorne wie hinten. Der zum Teil sehr klebrige Lehm im Bikepark hat jeden Reifen schnell zugesetzt und so manchen Anlieger zur Schlitterpartie werden lassen und auch wenn der Mota mit seiner ansonsten sehr guten Selbstreinigung hier auch zu kämpfen hatte, blieb er hier doch noch griffiger und sicherer, als jeder der anderen hier gefahrenen Reifen.

Egal ob lose und staubig, wie hier links im Bild oder nass und schmierig (rechts) die VITTORIA Mota Reifen bieten überall sehr viel Traktion und Sicherheit.

Was die Laufleistung und Haltbarkeit des Mota angeht, reichen die bisher gefahrenen Trail-Kilometer nicht aus um eine echte Aussage zu treffen, aber ausgehend von den Erfahrungen mit dem Martello, der schon deutlich mehr hinter sich hat und aus dem gleichen Compound besteht, dürfte auch der Mota zu den eher langlebigen Reifen gehören. Bisher sieht er jedenfalls noch fast wie neu aus.

Zusammenfassung: Nach vielen unterschiedlichen Trails und so mancher alpiner Abfahrt, viele davon unter recht widrigen Bedingungen, hat sich der italienische Enduro-Reifen VITTORIA Mota 2,35 TNT 4C ISO-Tech sehr gut bewährt. Massiver Grip, eine gute Kurvenführung, eine tolle Selbstreinigung und die bekanntermaßen hervorragende TNT Karkasse mit Apex-Verstärkung machen den Mota TNT zum erstklassigen Gravity-Reifen mit hohen Reserven. Angesichts des guten Volumens und der Robustheit geht das Gewicht von ca. 1000 g pro Reifen vollkommen in Ordnung. Auch der empfohlene VK von 61,95 Euro liegt auf dem Niveau anderer Premium Performance-Reifen. Wie meist, bei derartig aggressiven Reifen, bezahlt man eine solch hohe Souveränität im Gelände mit einem hohen Rollwiderstand. Für ausgedehnte Trailtouren sehe ich den Mota daher in erster Linie als extrem griffigen Vorderreifen– in der Kombination mit einem etwas schnelleren Hinterreifen, wie etwa dem Martello ist der Mota aber wirklich Klasse. Als Enduro- oder Gravity-Reifen zählt er vorne wie hinten zu den besseren seiner Klasse. Wieder einmal ein toller Performance-Reifen von VITTORIA. Weiter so.

RIDE ON,
c_g