ROCKY MOUNTAIN Growler 750 – Testfazit: von c_g
(bisher dazu erschienene Artikel: Eurobike’16 – Vorstellung und News von RMB, ROCKY MOUNTAIN Growler 750 – Testintro & Zwischenstand)

Mit dem Growler will ROCKY MOUNTAIN BIKES ein fähiges und wertiges Hardtail für Traileinsteiger im Plusformat auf die Beine stellen. Den ersten Eindrücken nach ist das sehr wohl gelungen. Die Geo und damit das Handling sind genau dort wo sie sein sollten – agil und sicher. Um das angestrebte Preissegment, das selbst beim hier getesteten Topmodell noch bei 1900.- Euro liegt, nicht zu sprengen hat man auf eine einfache, aber funktionelle Ausstattung zurückgegriffen. Soweit konnte mich das Growler 750 bisher echt überzeugen.

Spaß auf dem Trail hat das RMB Growler auch vorher schon, mit einer Dropper Stütze wird der Dun-Faktor des Trail-Hardtails aber noch mal erhöht.

Ein wirklich gutes Bike für alle, die vermehrt Trails fahren wollen und dabei denken nicht unbedingt ein Fully zu brauchen. Wie bereits im Zwischenstand erwähnt, wird ein Ausstattungsdefizit immer deutlicher, je aggressiver man lernt das Growler zu fahren … die fehlende Dropper Stütze. Also habe ich kurzerhand eine im Durchmesser passende MAGURA Vyron aus unserem Fundus ans Bike geschraubt – ganz ohne aufwendige Zug- oder Leitungsverlegung eine echte Plug’n Play Sache, die in wenigen Minuten erledigt ist.

Danach hat mir das Growler noch mal deutlich mehr Spaß gemacht. Schon komisch wie man sich an solche Sachen wie eine Dropper Stütze gewöhnt und sie dann ernsthaft vermisst, wenn sie einmal nicht mehr da sind. Aus meiner Sicht ist dieses Upgrade das beste, was man dem Growler antun kann, wenn man es wirklich nach dessen Potential bewegen will. In dieser Konstellation habe ich das Plushardtail noch viel über meine waldig, wurzeligen Testtrails bewegt und kann einfach nur noch mal wiederholen wie viel Spaß das Bike macht.

Handlich und dennoch sicher zu manövrieren – damit ist das Growler sowohl für Einsteiger, wie auch Trail-Enthusiasten sehr gut geeignet.

Auch das Thema der tubeless-Kompatibilität der Laufräder habe ich mir angeschaut – zumal die 350 g schweren Schläuche wirklich auf die Waage drücken. Im Auslieferungszustand kommen die Laufräder mit einem klassischen Felgenband und sind deswegen nicht ohne weiteres schlauchlos umrüstbar. Deswegen muss man dieses abnehmen und die Felge erst mit einem passenden Dichtband ankleben. Danach sollte eine Tubeless-Umrüstung problemlos funktionieren.

Gerade über Wurzeltrails bieten die Plusreifen optimalen Komfort und eine super Traktion, der durch die Umrüstung auf Schlauchlos noch mal gesteigert wird.

Auf dem Wege kann man gut und gerne 500 g einzusparen – eine Ersparnis, die dem Growler wirklich gut tut. Klar, ist das Bike mit dann 12,5 kg noch kein XC-Racebike, aber doch recht leicht für ein derart fähiges Plusbike. Während ich mir schon vorher wenig Gedanken über sein Gewicht gemacht habe, wäre es jetzt umso fähiger – Beschleunigung, Handling, Traktion und auch dem Komfort. Die WTB TCS Reifen sind ja bereits tubeless-ready und zudem mit der Technologie sehr einfach umzurüsten und fast immer sofort luftdicht.

Die WTB Ranger Reifen rollen ausgesprochen leicht und beinten eine gute Traktion auf fast allen Untergründen … nur schlammig mögen sie gar nicht.

Doch selbst diese Maßnahme kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die WTB Ranger Reifen mit ihren Ministollen bei den zunehmend nass, schmierigen Bedingungen des aktuellen Tauwetters immer mehr in Schwierigkeiten geraten. So leicht und unauffällig die 3.0“ Reifen auch rollen und so gut ihr Grip auf trockenen und losen Trails auch ist, so schnell sind sie im Matsch am Limit. Vor allem am Vorderrad hat man dann kaum mehr Führung und die Fahrt wird zum Eiertanz. Hinten ist der Ranger bei Schlamm zwar auch kein Traktionswunder, lässt sich aber dennoch recht lange sicher fahren.

Versuchsweise mit 29er Vorderrad und führungsstarkem Fat Albert Vorderreifen … auch das ist eine Option für experimentierfreudige Fahrer.

Um diesem den Trailbedingungen geschuldeten Defizit entgegenzuwirken wäre eigentlich ein aggressiver Vorderreifen vom Schlage eines WTB Bridger angesagt, aber wir diese aktuell nicht in unserem Fundus haben, habe ich kurzerhand das Vorderrad des soeben erst vorgestellten NEWMEN Evolution SL A.35 Laufradsatzes aufs Growler ummontiert. Mit dem als erstes montierten SCHWALBE Fat Albert waren die weichen Trail zumindest schon mal kein Thema mehr. Außerdem war ich neugierig wie die Geometrieveränderung durch das etwa 15 mm größere 29er Vorderrad such auf das Handling und Fahrverhalten auswirken würde. Ein passendes 29er Hinterrad mit 135 mm Schnellspannachse habe ich leider ebenfalls nicht verfügbar, sonst hätte ich das Growler auch mal als echten 29er gefahren. Egal, in der neuen Konfiguration konnte ich das Hardtail auch unter den aktuell wenig attraktiven Bedingungen über die Trails scheuchen und auch in der Form war das Bike sehr gut zu fahren … vertrauenerweckend laufruhig und subjektiv sehr sicher, ohne je träge oder gar langweilig zu wirken.

Bei den zeitweise schlammigen Bedingungen wurde der geringe Platz zwischen Reife und Kette dann tatsächlichen zum Problem für den Antrieb.

In dem Zug hat sich aber leider ein echtes Defizit des Bikes offenbart, das ich bereits im Zwischenstand kurz angesprochen hatte – der sehr knappe Raum zwischen Kette und Reifen in den leichtesten Gängen. Weil sich bei den weichen Böden auch am klein bestollten Ranger schnell Matsch sammelt, kam es gleich zu zwei negativen Effekten: Einerseits wurde der aufgenommene Schlamm kontinuierlich an der Kette abgestreift und hat sie so ständig verdreckt (alles andere als ideal für die Schaltperformance und den Verschleiß!) und zum anderen haben etwas festere Dreckbatzen mir beim entspannten Pedalieren die Kette mehrfach so nach unten gezogen, dass sie mir beim Zurückschnellen immer wieder vom Kettenblatt gesprungen ist. Manch einer mag anmerken, dass ein Einsteiger-Trailbike vermutlich nicht viel unter derart widrigen Bedingungen gefahren werden wird, aber damit erfüllt das Growler für mich einfach nicht mehr den Anspruch eines wirklich durchdachten Bikes.
Letztlich bedeutet das für mich, dass die Kombination aus breiten Plusreifen und einem 135 mm breiten QR-Hinterbau nicht ohne Kompromisse funktioniert – es sei denn man baut den Hinterbau deutlich asymmetrisch wie beim LAST Fastforward geschehen. Schade, dass diese späten Erfahrungen mein ansonsten sehr positives Bild des ROCK Growler 750 doch stark getrübt haben.

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Mit dem RMB Growler im Testeinsatz – leider war es bei weitem nicht sehr oft so sonnig.

Testfazit: Die kanadische Edelmarke ROCKY MOUNTAIN hat mit dem Growler als Plus-Hardtail für Traileinsteiger vieles richtig aber auch ein paar Dinge falsch gemacht. Die moderne Geometrie und mit ihr das Handling des Bikes passen perfekt zu dem Charakter eines Bikes, das dazu auffordert immer mehr und immer technischere Trails zu fahren. Das Growler macht dabei aber keineswegs nur einem Einsteiger Spaß, es konnte auch mich als erfahrenen Trailpiloten richig begeistern. Schon mit dem einen Upgrade einer Dropper Stütze ist das Hardtail einfach ein echter Spaß-Garant auf nahezu allen Trails. Auch ich sehe großes Potential in Plusreifen für ein Trail-Hardtail. Ein Potential welches, das Growler wirklich gut ausnutzt!!

Das ROCKY MOUNTAIN Growler 750 ist ein wirklich schickes Bike, das mir in seinem Handling und der Geometrie sehr gut gefallen hat.

Das konstruktive Defizit des geringen Abstandes der Kette zum Reifen in den Berggängen ist in meinen Augen aber ein echter Fehler. Er tritt zwar nur bei wirklich widrig, schlammigen Trails als funktionelles Problem auf, ist aber dennoch nicht weg zu diskutieren. Als Kompromisslösung bleibt es hier lediglich hinten einen schmäleren Reifen zu montieren – ein weiterer potentieller Einsatzbereich des 27,5×2,6 Nobby Nic (oder des 27,5×2,6 Rocket Ron), der hier etwa 3 mm mehr Platz ließe. Die übrigen eher subjektiven und kleinen Kritikpunkte an der Ausstattung und auch die offene Zugverlegung sind dem vernünftigen, wenn auch nicht außergewöhnlichen Preis geschuldet und daher verständlich. Selbst aus der Sicht eines erfahren Testers gibt es aber keinen Grund hier überkritisch zu sein, denn an Funktionalität fehlt es dem Bike nirgends. Während die sehr gut rollenden Plusreifen im Matsch schnell an ihre Grenzen kommen, sind sie sonst in fast allen Bereichen sehr gut und vielseitig. Auch das Gesamtgewicht von 13,0 kg (bzw. um die 12,5 kg im tubeless-Betrieb) geht voll in Ordnung.

RIDE ON,
c_g