VOTEC VX Pro – Testfazit: von MiMü

Der Frühling ist da! Zumindest für ein paar Tage hat er vorbeigeschaut und bescherte meinem aktuellen Testbike VOTEC VX Pro damit wenigstens ein paar ausgiebige Touren unter (halbwegs) normalen Bedingungen.

Das VOTEC VX Pro durfte sich unter MiMü in den letzten Wochen bewähren .. und hat nicht enttäuscht.

Anders als c_g, dem das 140 mm Fully trotz eigentlich passender Rahmengröße L schlichtweg zu kompakt war, kam ich auf Anhieb sehr gut mit dem VOTEC zurecht. Trotz oder gerade wegen seiner klassisch gezeichneten Geometrie (Details dazu im Intro) hatte ich vom ersten Meter weg vollstes Vertrauen in das Potential des VX Pro. Normalerweise bin ich ja mit Rahmengröße M unterwegs, nachdem das VOTEC aber vergleichsweise kompakt ausfällt, fühlte ich mich auch hier sofort gut ins Bike integriert. Die Sitz- bzw. Tretposition fällt dabei leicht gestreckt und spürbar vortriebsorientiert aus. Der mit knapp 75° zeimlich steile Sitzwinkel lässt mich weit vorne im Bike Platz nehmen und ergonomisch von oben treten.

Das VX Pro ist ein vertriebsstarkes und sehr kletterfreudiges Trail-/All-Mountain-Fully. Der Hinterbau mit 135 m Federweg bietet viel Traktion in allen Lebenslagen ohne bergauf abzusacken.

Beim Tempomachen und im Uphill lastet dank dem kurzen 110 mm Steuerrohr und Flatbar-Lenker viel Gewicht auf dem Vorderrad, erst in steilsten Sektionen muss ich auf die Sattelnase vorrutschen um die Front des VX Pro aktiv am Steigen zu hindern. Gleichzeitig stellt der sensible, aber nicht hyperaktiv Hinterbau im technischen Bergauf sehr viel Traktion zur Verfügung, ohne dabei unnötig zu wippen oder sich im Federweg festzusaugen. Der Griff zum leicht erreichbaren Lockout-Hebel des ROCK SHOX Super Deluxe Dämpfers war deshalb nur sehr selten und wenn dann nur in langen Wiegetrittpassagen notwendig.

 

Kippt der Trail gen Tal, dann zeigt das VOTEC-Fully ein sehr ausgewogenes, im besten Sinne neutrales Fahrverhalten. Sein Handling liegt dabei ziemlich genau in der Mitte zwischen laufruhig und quirlig-wendig und stellt so weder Anfänger noch Könner vor echte Herausforderungen sich auf das Bike einzustellen. Gefühlsmäßig fuhr sich das VX Pro wie ein klassischer Tourer, nur eben mit dem gewissen Plus an Federweg und allen technischen Feautures, die es huetzutage gibt. Es prädestiniert sich durch sein neutrales Handling sehr gut für technische Tagesausflüge unterstützt aber auch Allmountain-Novizen dabei an ihrer Fahrtechnik zu feilen.

Bergab in solchem Gelände bietet das Bike viel Kontrolle und Komfort. IN richtig technischem Gelände fordert es aber doch eine sichere Fahrtechnik.

Der 446 mm messende Reach bringt den Fahrer dabei zentral ins Bike, sein gemäßigter Lenkwinkel von 67,8° sorgt für das genannt neutrale Handling. Durch den nur 45 mm langen Vorbau gestaltet sich das Einlenkverhalten sportlich-direkt. Die dadurch vermittelte Sicherheit steigert den Fahrspaß und Spieltrieb, wobei das VX Pro meiner Meinung nach mehr dem vorauschauenden Fahrer als den „Haudrauf“-Biker entegegekommt. Die immerhin 445 mm langen Kettenstreben beschneiden in engen Turns etwas die Agilität des Bikes, aber nach ein paar Asufahrten htte ich mich auch daran gewöhnt. In engen Spitzkehren benötigte das VOTEC trotzdem etwas Nachdruck um zackig um die Kurve zu kommen.

Weiters überzeugte mich der Rahmen durch seine spürbar hohe Steifigkeit und Verarbeitungsqualität. Während des gesamten Tests hatte ich nie über knarzende bzw. unter Belastung ächzende Hinterbaulagerung zu klagen. Auch der Lenkkopf verfügt über ausreichend Steifigkeitsreserven verfügen, meine Lenkbefehle wurden auch im verblockten Gelände direkt und zielgenau umgesetzt.

Wie schon im Uphill gefiel das Fahrwerk auch bergab durch seine sensible Funktionsweise mit dennoch ordentlichem Feedback. Die beiden Federelemente aus dem Hause ROCK SHOX – eine 140 mm Pike RCT3 an der Front und ein Super Deluxe RC3 Trunnion Dämpfer im Heck – gingen dabei ähnlich feinfühlig zu Werke, informierten den Fahrer zuverlässig über den gerade aktuellen Untergrund und ließen sich zudem einfach und effektiv einstellen. Um das etwas undefinierte Mid-Stroke-Federverhalten der 2017er Pike auszumerzen, verbaute ich einen zusätzlicken Token, wodurch die Gabel insgesamt sportlicher zu Werke ging, ohne gleich unkomfortabel zu erscheinen. Das Heck lies sich auch durch schnell gefahrene Wurzelteppiche oder Steinstufen nicht aus der Ruhe bringen, zeigte dabei keinerlei Tendenz zu verhärten und lieferte mir stets ausreichend Grip.


Der SRAM 1×12 Schaltungsmix funktionierte bis zuletzt einwandfrei, das Tauwetter und der damit verbundene permanente Kontakt mit Schneeresten, Matsch & Co hinterließen an den verbauten Komponenten nur oberflächliche Spuren, die das Schaltverhalten aber absolut nicht beeinträchtigt haben. Selbst die Kette hielt den nassen Bedingungen lange stand und mußte erst gegen Testende nachgeölt werden. Der SRAM Eagle Schaltungsmix arbeitet zuverlässig und präzise, die Kombination aus 32er Kettenblatt und großer 10-50 Kassette läßt auch höhenmeterintensive Ausflüge zu. Kritik gefallen lassen muss sich allerdings das BSA-Tretlager, das erneut trotz erneuten Öffnens und Nachschmierens mit heftigen Knarzgeräuschen auffiel. Ein baldiger Austausch ist hier wohl unausweichlich. Die VOTEC ICSG05-Kettenführung mit Bash-Guard hielt die Kette zuverlässig und ohne Schleifgeräusche auf dem Kettenblatt. Ein angnehmer Nebeneffekt des unteren Schlagschutzes, war wie einfach sich das Bike auch über liegende Baumstämm ehat manövrieren lassen.

Die SCHWALBE Bereifung mit Fat Labert an der Front und Nobby Nic hinten hat sich gerade in den weich, rutschigen Bedingungen während des Tests als sehr gelungen erwiesen.

Positiv überrascht war ich von der Performance der beiden SCHWALBE Reifen, Fat Albert vorne und dem Nobby Nic hinten. Sie lieferten auch im tiefen, matschigen Erdboden, stets genügend Traktion bie gleichzeitig ordentlichem Leichtlauf auf der Strasse. Die Kombination aus führungsstarkem Vorderreifen und vortriebsförderndem, leichter rollenden hinterem Pneu erwies sich im frühlingshaft weichen Terrain dabei als optimale Wahl.

Die FSA Afterburner Laufräder haben sich in dem test sehr gut geschlagen.

Der FSA Afterburner Wide R Laufradsatz gefiel durch ordentliche Steifigkeit, seine ordentliche 27 mm breiten Felgen und war mit gerade mal 1720 g relativ leicht zu beschleunigen. Eine Umrüstung auf tubeless würde die Spritzigkeit weiter steigern und dem VOTEC VX Pro zu noch mehr Sportlichkeit verhelfen. Dass er vorne und hinten nur je 24 Spechen hat, hat sie im Test nie negative bemerkbar gemacht. Die bereits ab Werk verbauten Torque Caps sollen durch eine größere Auflagefläche zwischen Naben und Gabelaufnahme die Steifigkeit erhöhen, bieten zudem einen positiven Nebeneffekt: beim Einbau des Vorderrades rastet die Nabe satt in der Aufnahme ein, das Durchfädeln der Maxle-Achse wird zum Kinderspiel. Ohne Torque Caps wird diese Übung gerne zum Geduldsspiel, weil „normale“ Nabenöffnungen erst händisch genau vor die Achsaufnahmen der Gabel geschoben werden müssen. Im Vergleich zur Konkurrenz braucht der leider nur selten an Komplettbiies verbaute Laufradsatz sich jedenfalls nicht nicht zu verstecken.

  

Die MAGURA MT5 Bremsanlage paßt gut zum Einsatzbereich und bringt mit ihren großen Rotoren (203 mm vorne & 180 mm hinten) auch schwerere Fahrer sicher zum Stillstand. Mit Hilfe des ergonomisch gestalteten HC-1-Finger-Bremshebels ließen sich beide Bremsen leicht dosieren, die Bremspower stieg dabei schön linear an. Fading war auch bei längeren Abfahrten nicht zu erkennen. Im Laufe des tests stellte sich an der Hinterradbremse allerdgins ein leicht wnadernder Druckpunkt, der erst durch erneutes Entlüften behobne werden konnte. Seither blieb der Bremspunkt stabil.

Eimal mehr überzeugen konnte auch die ROCK SHOX Reverb Stealth, die sich selbst durch dauerhaften Matsch-Beschuss nicht aus der Ruhe bringen ließ und unbeeindruckt Auf und Ab fuhr. Mit ihren 150 mm Absenkung bot mir die Dropper Post immer genügend Bewegungsfreiheit, steigerte dadurch noch zusätzlich das hohe Sicherheitsempfinden. Auch unter stärkstem Matsch-Beschuss arbeitete sie zuverlässig und ohne Funktionsverlust. Abgerundet wird das Ausstattungspaket des VX Pro durch hochwertige Eigenparts bei Vorbau und Lenker sowie Ergon-OEM-Teilen bei Griffen und Sattel. Auch hier keine Beanstandungen.

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Testfazit:

Entgegen dem aktuellen Trend nach „Long, Low’n Slack“ ist das VOTEC VX eher klassisch angelegt. In Sachen Preis/Leistung ist das VOTEC VX Pro ein echter Knaller.

Mit seinem Federweg von 135 mm hinten und 140 vorne bedient das vor einiger Zeit vorgestellte VOTEC VX Pro klar den boomenden Markt der Allmountain-29er-Fullys. Durch seine gemäßigten und vortriebsorientierten Geometrie, dem damit verbundenen neutral bis agilen Handling und seinen hervorragenden Klettereigenschaften eignet es sich hervorragend für alle Trail- und Tourenbiker, die mit den modern-progressiven Geometrietrends nicht so viel anfangen können. Ob Neueinsteiger oder „alte Hasen“ spielt dabei weniger eine Rolle – mit dem VX kann jeder auf den Trails viel Spaß haben.

Das VX Pro zeigt, dass auch klassische Geometrien keineswegs „out“ sind.

Durch den kompakten Hauptrahmen sollte man sich allerdings genau überlegen welche Rahmengröße am besten passt – in unserem Fall hat sich der Large Rahmen unter einem Medium-Fahrer deutlich besser gemacht. Das weitgehend antriebsneutrale Fahrwerk bietet durch seinen üppigen Federweg viel Komfort und Traktion ohne den Vorwärtsdrang des Bikes zu hemmen. Bei der Komponentenwahl beweist VOTEC einmal mehr ein glückliches Händchen und liefert viel Performance für’s Geld. Wer klassische, gerne auch mal traillastige Touren sein Hauptmetier nennt und Wert auf ein erstklassiges Preis-/Leistungsverhältnis legt, sollte sich das VOTEC VX Pro unbedingt einmal näher anschauen. Zum Gegenwert von VK 3199.- bekommt man ein sehr stimmiges Gesamtpaket, das im Test durchaus überzeugen konnte.

MiMü