CONTINENTAL Der Baron Projekt II ProTection APEX – Testfazit: von MiMü
(dazu bisher erschienen: kombiniertes Testintro des CONTI Baron Projekt II, Zwischenstand mit 29er Bereifung)

Ich habe mir ungewöhnlich lange Zeit gelassen mit dem Fazit der CONTINENTAL Der Baron Projekt II Reifen. Während ich die 29“ Variante bereits im Zwischenstand ausführlich besprochen habe – wo sie mich unter anderem auf den alpinen Trails des Vinschgau voll überzeugt haben – konnte ich in den vergangenen Wochen sowohl die 29er Paarung auch auf feucht-nassen Herbsttrails wie auch den Midsize-Baron mit 2,6“ Breite als Hinterreifen fahren.

Nach der Kombi mit 29er vorne und hinten, kam auch die Variante mit 27,5×2,6″ hinten zum Einsatz.

Während meines WTB-Plusreifen-Tests fand ich die „Mixed“-Variante, also vorne ein normaler 29“-Pneu, hinten der breitere 27,5“+ Reifen als optimale Kombination am LAST Fastforward Hardtail, daher war ich gleich doppelt interessiert, wie sich eine vergleichbare Mixed-Kombi des Baron Projekt II am COTIC Flaremax Fully mit 120 mm am Heck machen würde – genauso potent und sicher, wie die 29er Version?

Für eine nominelle Breite von 2,6″ baut der Baron Projekt ausgesprochen breit – so breit, dass ich die Bremsleitung am Hinterbau nach außen verlegt musste.

Die Montage auf dem HOPE TECH W35 Laufradsatz (35 mm Innenweite) ging zu meiner Überraschung nicht mehr ohne Zuhilfenahme von zwei stabilen Reifen-hebern. Dann genügte aber eine normale Standpumpe um Druck aufzubauen. Bei vertrauen-erweckenden 2 Bar sprangen die Reifenwülste auf die Felgenschultern. Wie auch schon die 29er Reifen, war auch der 27,5×2,6 Baron sofort und ohne Dichtmilch luftdicht und hielt den Druck über 24 h unverändert. Nach 24 h Rast bei 2 Bar Luftdruck zeigte der Baron eine maximale Stollenbreite von guten 67,5 mm mit einer identischen  Karkassenbreite. Damit baut der CONTI Baron 2,6″ genau so breit, wie angegeben. CONTINENTAL selbst  empfiehlt für den 2,6“ Reifen eine Felgen-Innenbreite zwischen 29-35 mm. Mit dem britischen LRS, den ich für diesen Test genutzt habe, liege ich also am oberen Limit dieser Empfehlungen, was sich auch an der identischen Breite von Karkasse und Stollen zeigt. Mit der im Intro erwähnten AC Smokin’Gun Felge und ihren 40 mm Innenweite, war das für mich sinnvolle Limit aber bereits überschritten, den hier ragte die Karkasse rechts und links merklich über die Stollen hinaus. Um den Baron 2,6“ überhaupt im Hinterbau meines 2017er COTIC Flaremax Fullys unterzubringen, musste ich sogar die hintere Bremsleitung an der linken Sitzstrebe nach außen verlegen, um genügend Freiraum zu schaffen.

Auch die Mixed-Variante war im Fahrverhalten ein Muster an Traktion und Gutmütigkeit. Allerdings bietet die MidPlus-Version etwas mehr Komfort und rollt deutlich sanfter.

Verglichen mit dem 2,4“ breiten 29“ Baron am Heck, den ich vorher gefahren bin, fiel mir vom ersten Meter an das weichere und ruhigere Abrollen der Midplus-Variante auf. Speziell auf harten Untergründen bremst der breitere Reifen trotz größerer Aufstandsfläche den Vortrieb gefühlt weniger stark ab. Die bei der schmäleren 2,4“ Version im Zwischenstand angemerkten, deutlichen Walk- und Abrollgeräusche waren beim 2,6“ breiten Baron auch fast nicht mehr zu spüren.

Wer die beiden Baron-Brüder nebeneinander betrachtet (oben links der 2,6er und rechts der 29×2.4″), dem fällt sofort auf, dass der Midplus-Pneus besonders in der Reifenmitte weniger hohe und aggressive Stolen und außerdem einen zusätzliche Einzelstollen in der Lauffläche hat. Hierin liegt meiner Ansicht nach der Hauptgrund für das angenehmere Rollverhalten. Mit 1,1 Bar Luftdruck hielt sich der Rollwiderstand auch beim längeren Bergauftreten noch im gut erträglichen Rahmen. Nein, auch der Baron in Mid-Plus ist eine auf Traktion getrimmter Reifen mit hohem Rollwiederstand, aber zwischen den beiden Fomate ist beim Rollwiderstand ganz sicher ein spürbarer Unterschied vorhanden. Anders als beim 2,4“ Baron, für den ich auf Touren wirklich empfehle für lange Uphills den Luftdruck zu erhöhen, fand ich dass beim 2,6er eine solche Luftdruckoptimierung zwischen Up- und Downhill nicht notwendig war. In technischen, wurzeligen Uphills erwies sich der besagte Luftdruck bei meinen gut 80 kg Lebendgewicht als optimal.

Egal welche Version des Baron Projekt man fährt – in Sachen Seitenhalt und die Traktion gehören sie alle zur absoluten Spitze, was man vor allem auf nassen und rutschigen Herbsttrails sofort spürt.

Der Reifen bietet dann selbst bei schrägverlaufenden, nassen Wurzeln oder auf feuchten Steinen enorm viel Traktion. Dank der soliden aber zugleich flexiblen Karkassenkonstruktion kann sich der Midplus-Baron sehr gut an, bügelt II kleinere Unebenheiten fast unbemerkt glatt und wirkt so sehr komfortabel. Dabei läßt er sich auch im Wiegetritt nicht aus der Ruhe bringen und hatte nei dieses bie echten Plus-Reifen lästige Reifenpumpen oder Nachhüpfen. Je mehr ich selber mit Reifen dieser Breite unterwegs bin, desto mehr sehe ich zwischen 2,4“ und 2,6“ den Idealbereich für viele Trail-Biker deren erstes Anliegen nicht das Gewicht , sehr wohl aber die Traktion und Gutmütigkeit sind. Dank des großen Stollenabstands und der relativ niedrigen Stollenhöhe ist die Selbstreinigung selbst auf aufgeweichten, erdigen Herbstböden sehr gut. Wenige Reifenumdrehungen genügen um das Profil wieder frei zu bekommen und selbst im Uphill-Kampf setzt sich das Profil erst sehr spät zu.

Soviel zur meinen Eindrücken der Mid-Plus Version des CONTI Baron Projekt in 2,6“ Breite am Hinterrad und abschließend noch ein paar Worte zum generelle Fahrverhalten unter herbstlichen Bedingungen, das sowohl für die Mixed-Variante, wie auch die reine Bereifung zutrifft: Sowohl am Vorderrad, wie auch hinten bietet der Baron Projekt selbst im erdig-weichen Terrain ein immenses Gripniveau und einen fast übermächtigen Kurvenhalt. Das offene und aggressive Profil läßt den Reifen spurtreu durch jede Form von weichen Böden, bis hin zum Matsch fahren. Seine massiven Seitenstollen sorgten für ein stets sicheres und direktes Kurvenfahrverhalten. Auch bei der Selbstreinigung gab es nichts zu monieren. Was den Pannenschutz angeht, hat mit die mit APEX verstärkte Protection Karkasse hervorragende Dienste geleistet. Ich hatte keine einzige Panne während der gesamten zweimonatigen Testdauer zu beklagen … und das trotz sehr vieler alpiner Trails und einer keineswegs zurückhaltenden Fahrweise.

Hier noch in einem Bild aus dem Vinschgau – ist der CONTI Baron Projekt einfach ein unglaublich sicher zu fahrender Reifen.

Der runde Querschnitt der Baron Geschwister hat ein sehr homogenes Kurvenfahrverhalten zur Folge. Über den ganzen Schräglagenbereich bieten die Reifen ein direktes, und präzises Fahrverhalten ohne spürbaren Übergangsbereich ziwschen Geradeausfahrt und Kurven-/Schräglage. Die massiveren Seitenstollen verhinderten auch in starken Schräglagen sehr lange ein Ausbrechen des Hinterrades, graben sich im aufgeweichten Erdboden Meter für Meter durch den Untergrund und geben sich selbts bei Erreichen des Grenzbereichs sehr gut berechenbar und gutmütig kontrolliert. Sowohl der 29×2,4“ Baron Projekt, wie auch der 27,5×2,6“ verleiten dazu den Brempunkt absichtlich später und dafür umso beherzter in die Eisen zu gehen. Der einzige Nachteil des immensen Kurvengrips: Kurvendrifts oder kontrolliertes Ausbrechen-Lassen des Hinterrades verlangten richtig Körpereinsatz. Die breit abgestützen Seitenstollen wirkten fast wie ein ESP, fingen den Reifen bei beginnendem Rutschen immer wieder zuverlässig ein.

Der CONTI Baron Projekt II war einer der frühen Enduroreifen und gehört auch heute noch zu einem der besten seiner Klasse. Wenn andere bereits kämpfen kann man damit noch lange sehr gelassen über die Trails heizen.

Zusammenfassung: Mit dem überarbeitenden CONTINENTAL Der Baron Projekt II ProTection APEX hat der hessische Reifenhersteller auch weiterhin ein richtig heißes Eisen im rasch wachsenden Segment der Enduro-Reifen im Angebot. Beide Varianten, sowohl der 29×2,4“ als auch der 27,5“x2,6“, konnten durch ihre immense Traktion, nicht endend wollenden Kurvengrip und einen 1a Pannenschutz überzeugen. Während viele Reifen bei überwigend trockenen Bedingungen hervorragende Grip-Werte erzeugen, gehört der CONTI Baron Projekt II, egal ob als 29er oder in der Mid-Plus-Version zu der Art von Reifen, die auch auf nassen und technischen Singletrails, auflaubbedeckten Wurzelteppiche, feuchtem Geröll oder Matsch eine optimale Traktion und Führung bieten. Wenn die meisten anderen Reifen schon schwer zu kämpfen haben, bleibt man mit dem Baron noch sehr entspannt.Der schmälere 2,4“ 29er Reifen bietet ein etwas direkteres Kurvenfahrverhalten und wirkte so sportlicher und direkter. Dafür fiel sein Rollwiderstand im Uphill subjektiv deutlich höher aus, weshalb ich hier eine eine Luftdruckanpassung für sehr sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig halte. Die Midsize-Version bietet dank der voluminöseren Reifenkonstruktion mehr Komfort und hat ein gutmütigeres und gefühlt besseres Rollverhalten. Kurven- und Antriebstraktion waren auch hier auf absolutem Toppniveau, aber eben mit einem ein wenig anderen Fahrgefühl.

  
Für Gullys mit einer leistungsfähigen Heckfederung und im aggressiven Trail-Enduro-Einsatz kristallisierte sich während meines Tests die reine 29×2,4“ Bereifung als mein persönlicher Favorit heraus. Die Defizite im Komfort werden ja durch die Heckfederung wieder ausgeglichen und dem hone Rollwiederstand kommt man über die Anpassung des Luftdrucks bei. Auf einem Trail-Hardtail bzw, mit mehr Augenmerk auf den Toureneinsatz macht die Moto-Kombination aus 29“ vorne und 27,5“+ hinten für mich aber genauso viel Sinn. Der Komfortgewinn wie auch der geringere Rollwiderstand sind spürbar und hier von echtem Vorteil. Es kommt also wirklich auf den persönlichen Fokus und das Bike an, welche Kombination einem am liebsten ist … richtig gute All-Mountain/Enduroreifen sind die CONTI Baron Projekt II aber auf alle Fälle. Eine klare Emofehlung für alle, die Traktion über alles setzen und gerne richtig Gas geben.

MiMü