CONTINENTAL Der Baron Projekt II ProTection APEX 29×2,4“ (& 27,5×2,6“) – Testintro: von MiMü
Nach dem Allroundreifen Mountain King III ProTection Anfang diesen Jahres und dem Singeltrail-Experten Trail King ProTection APEX zur Sommersaison hat uns der deutsche Reifenhersteller CONTINENTALfür den Herbst nun auch noch den Hardcore-Enduro-Reifen Der Baron Projekt II ProTection APEX in 29×2,4“ und – ganz neu auch in 27,5×2,6“ – zum Test zur Verfügung gestellt.
Wie alle CONTI Reifen mit dem BlackChili Compound wurden auch unsere Baron Testmuster nicht nur in Deutschland entwickelte sondern sogar hierzulande produziert, im hessischen Korbach. Die eigens entwickelte Mischung aus snythehtischem und Naturkautschuk wird mit speziell optimierten Rußpartikeln zu einer besonders leistungsfähigen Laufstreifenmischungen vereint. Gegenüber Standard-Compounds verspricht CONTINENTAL recht vollmundig satte 30% mehr Grip, 26% weniger Rollwiderstand sowie eine um 5% höhere Laufleistung. Zusätzlich sollen BlackChili-Compound-Reifen aufgrund der Einfach-Mischung vom ersten bis zum letzten Kilometer durch eine konstant gute Fahrperformance überzeugen.
Der Karkassenaufbau ist bei den Baron Testreifen stets der gleiche – egal ob 29er oder 27,5“: Das Grundmaterial ist eine 60 TPI Karkassengewebe, das sich unter der Lauffläche in vier Lagen und an den Seitenflanken in 3 Lagen überlappt. Die Bezeichnung in der Grafik von 240 TPI an der Lauffläche und 180 TPI an den Flanken ist also als Summe alles Lagen durchaus gerechtfertigt, ist aber irreführend, denn üblicherweise bezeichnet die TPI-Zahl ja die Feinheit des Karkassengewebes in nur einer Lage. Die hier angegebene TPI-Zahl von 240 bzw. 180 beschreibt also nicht eine außergewöhnlich feine und flexible Karkasse, sonder eine klar auf Durchstichsicherheit und Robustheit ausgelegte Karkasse. Den kompletten Reifen umgibt die ProTection genannte Schutzeinlage, die zuverlässig vor Schnitten und Durchstichen schützen soll. Gleichzeitig soll diese Gewebelage den Reifen durch die Kombination mit der überarbeiteten Revolution Tubeless ReadyReifenwulst zu erstklassigen Schlauchlos-Eigenschaften verhelfen. Nicht ganz neu, aber für den Durchschlagschutz von Bedeutung ist jetzt die zusätzliche Verwendung eines an den Seiten integrierten APEX-Schutzgürtels, eine sich von der Wulst nach oben verjüngende Gummiverstärkung (oben gelb dargestellt), welche die Reifenflanken noch pannenresistenter und bei geringem Luftdruck stabiler machen soll. Walkbewegungen oder Burping sollen dadurch noch effektiver unterbunden werden. Den detaillierten Reifenaufbau könnt ihr der Grafik oben entnehmen.
Den empfohlenen Einsatzbereich der 2,4“ als auch der breiteren 2,6“ Version sieht CONTINENTAL noch nicht einmal mehr im Enduro- sondern sogar im Freeride-Bereich. Dabei soll der Baron mit nahezu allen Bodenverhältnissen zurecht kommen – von trocken und fest über wechselnde Böden bis hin zu lose und naß. Nur die absoluten Extreme von sehr trocken und hart sowie matschig gehören nicht mehr zu seinem Repertoire. Ein Reifen also, der ein oftmaliges, dem Terrain geschuldetes Reifenwechseln überflüssig machen soll.
Beim Profil der beiden Baron-Brüder lohnt sich ein genauerer Blick, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erkennen – links der 29×2.4er und rechts der 27,5×2,6er.
Bei beiden fallen gleich einmal die massiven Seitenstollen auf. Ihre Basis ist an der Reifenflanke sehr gut abgestützt, wodurch schon im Stand recht schnell klar wird, was der Baron in Schräglage zu leisten vermag. Das doppelreihig positionierte Mittelprofil fällt mit seinen abwechslend quadratischen leicht länglichen Querstollen nicht weniger wuchtig und aggressiv aus,. Zwecks geringerem Rollwiderstand und besserem Überrollverhalten sind sie zudem abgeschrägt ausgeführt. Für bessere Anpassungsfähigkeit und zusätzliche Gripkanten sind sämtliche Stollen mit kleinen, unterschiedlich verlaufenden Einkerbungen versehen. Die Abstände zwischen den einzelnen Stollen sind dabei relativ groß bemessen, wodurch die Selbstreinigung beim Baron absolut in Ordnung gehen sollte. Das 27,5“ Midsize-Modell mit 2,6“ Breite hat neben dem noch offeneren Profil, noch zusätzliche v-förmige Mittelstollen. Bedingt durch die breitere Bauform des Reifens und damit verbunden größeren Abständen zwischen den Stollen war es wohl notwendig, einen weiteren Stollentyp einzuarbeiten. Zusätzlich hat man die quergestellten mittigen Stollenreihen verlängert, um Brems- sowie Antriebstraktion weiter zu verbessern. Es fällt aber auf, dass die mittleren Profilblöcke hier nicht abgeschrägt wurden – mit möglichen Folgen beim Rollwiderstand.
Mit einem nachgewogenen Gewicht von 1037 g bzw. 1034 g liegen beide29“-Modelle etwas über der Herstellerangabe von 1000 g, sind damit aber durchaus im Bereich der Konkurrenz angesiedelt. Beim UVP merkt man den Premium-Anspruch des „Handmade in Germany“ Reifens, satte 70,90.- € sind kein Pappenstiel. Das 27,5×2,6“ Modell zeigte auf der Waage ein Gewicht von 914 g, es unterbietet die Herstellerangabe von 1000 g damit doch recht deutlich. Für den Midsize-Reifen veranschlagt CONTINENTAL sogar einen UVP von stolzen 79,90.- €. Daneben bietet CONTINENTAL den Baron Projekt II auch noch in einer schmäleren 27,5×2,4“ Variante (UVP 70,90.- €) sowie in 26×2,4“ (UVP 70,90.- €) an. Alle genannten Versionen verfügen dabei über BlackChili Compound sowie ProTection APEX.
****************************************************************
Montage
Zwei verschiedene Reifendimensionen verlangten folglich nach unterschiedlichen Felgen … und letzten Endes zeigten sich auch unterschiedliche Montageeindrücke.
Den 29er Baron montierte ich dabei auf der bereits aus unserem Dauertest bekannten RACE FACE Aeffect R 30 Felge mit 30 mm Innenbreite. Ohne Zuhilfenahme eines Reifenhebers sprangen beide Reifenflanken relativ leicht über die Felgenhörner. Auch ohne Verwendung von tubeless-Milch war der Reifen dauerhaft dicht und druckstabil. Nachdem ich 60 ml Milch eingefüllt hatte, konnte ich nach 24 h Rast bei 2 Bar Luftdruck eine maximale Stollenbreite von 62 mm sowie eine maximale Karkassenbreite von ebenfalls 62 mm messen. Der Reifenquerschnitt erschien dabei nahezu kreisrund, was auch daran liegen könnte, dass meine verwendete Felge am oberen Limit der von CONTINENTAL empfohlenen Felgenbreite angesiedelt war (laut CONTI zwischen 25 und 30 mm). Bei einer schmäleren Felge dürfte der Reifen deutlich v-förmiger bauen und die Seitenstollen deutlicher über die Reifenflanken hinausragen. Diese Empfehlungen sind übrigens bei der aktuellen Reifengeneration gut sichtbar an der Reifenflanke angebracht und bieten so bereits im Bikeshop einen guten Anhaltspunkt, ob Reifen und Felge denn überhaupt zusammenpassen.
Beim 27,5×2,6“ Modell gestaltete sich die Erstmontage auf der breiten AMERICAN CLASSIC Smokin‘ Gun Felge (40 mm Innenweite) dagegen deutlich anstrengender. Hier benötigte ich zwei stabile Parktools-Reifenheber und einen ungewohnt hohen Krafteinsatz, um den Reifen auf die Felge zu wuchten. Dafür war auch die Midsize-Variante von Anfang an absolut dicht, zeigte nach der obligatorischen Rastzeit von 24 h eine maximale Stollenbreite von 68 mm, die von der Karkasse mit 71 mm nochmal überboten wurde. Beim Blick auf Reifenflanken gibt es die Erklärung dafür, CONTINENTAL selbst empfiehlt für den Midsize Reifen eine Felgenbreite von 29-35 mm. Den Praxistest unseres Midsize-Barons werde ich deswegen auch auf einer HOPE TECH 35 W Felge mit 35 mm Innenbreite durchführen, die aber erst bestellt wurde und zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch zwischen der britischen Insel und dem Festland herumgondelt.
Die Vorgängerversion des CONTINENTAL „Der Baron Projekt“ kenne ich gut und schätze ihn als exterm traktionsstarken und fähigen Reifen für technisches, forderndes Terrain, der sich auch durch richtig nasse Wurzeln kaum aus der Ruhe bringen lässt .. und das bei einem sehr akzeptablen Rollwiderstand und hohem Pannenschutz. Meine Erwartungen an den Nachfolger sind also dementsprechend hoch. Fürs Erste werde ich mich natürlich auf den 29er Reifen konzentrieren, wie oben abgebildet, möchte aber später auch andere Konfigurationen wie etwa eine „Motocross-Variante“ (29“ vorne und 27,5+ hinten) ausprobieren. Mal schauen wie sich die Baron-Geschwister im wechselhaften Herbst so schlagen werden.
MiMü
Habe just den Baron 2.4 am VR montiert und bräuchte noch was etwas leichtlaufenderes am HR. Testet den Baron doch bitte mal mit dem 2.4er Trailking am HR als möglicherweise leichtlaufendere Alternative. Danke
Hi,
Besagte Kombination aus Baron vorne und Trailking hinten macht definitiv Sinn, wenn du den Rollwiderstand verringern möchtest und gleichzeitig auf nicht allzu viel GRIP im Gelände verzichten möchtest.
Mehr zum Rollverhalten des Baron dann in den Ersten Eindrücken!
Grüße,
MiMü
Moin,
ihr seid die einzige Seite, auf der ich etwas zum Projekt II lesen konnte, was meine Spannug als liebender Baron Fahrer nicht geringer macht.
Ich würde gerne wissen, wie sich der neue Baron auch auf 35 mm Maulweite macht.
30 mm sind ja inzwischen in diesem Standard für diesen Einsatzbereich und auch 35 mm finden immer mehr Einzug bei den twenty ninern, auch bei er Erstausrüstung.
Liebe und interessierte Grüße
David
Hallo David,
Freut uns, dass wir dir als Baron-Fan mit Lesestoff dienen können.
Die 2,4″ breite 29″ des Baron Projekt II empfiehlt Continental ja für Felgen zwischen 24 und 30mm Innenbreite. Wohl nicht ohne Grund, denn bei einer breiteren Felge (wie beispielsweise die von dir angesprochenen 35mm) dürfte der Baron mehr eckig als rund im Querschnitt erscheinen, die Reifenflanke möglicherweise breiter bauen als die Seitenstollen und das Profil weniger Wölbung aufweisen, das Einlenkverhalten also leiden.
Sollte sich die Gelegenheit ergeben eine 35mm Testfelge zu ergattern, werden wir den Baron II auf ihr montieren und dann hier kurz berichten.
Schöne Grüße,
MiMü
Hallo MiMü,
Danke für die schnelle Antwort. Die Maulweitenempfehlung seitens Conti habe ich dem Testintro entnommen, nicht desto trotz reitzt es mich zu erfahren, wie sich das bei 35 MM verhält und bin sehr gespannt darauf, ob ihr dazu kommt. Falls der Baron eckig werden sollte wird sicherlich nicht nur das Einlenkverhalten, sondern auch das Kurvenhalten / Grip in Schräglage merklich darunter leiden und der Rollwiderstand ebenso.
Sonnige Grüße aus dem Norden
David
Hallo,
in der Vergangenheit konnte der Baron ja bereits überzeugen, er hatte jedoch immer etwas Probleme dicht zu werden und die Karkasse wurde als hölzern oder mit zu wenig Eigendämpfung beschrieben.
Hat sich das gebessert?
Hallo
habt ihr Erfahrung mit dem Baron auf 25mm Maulweite?
Grüsse Steph