FOX Live Valve wird endlich offiziell (Pressemitteilung)
Elektronisch geregelte Federelemente sind nichts komplett Neues. Schon andere Hersteller haben sich daran versucht und MAGURA hat mit ihrem E-Lect System sogar ein serienreifes Produkt gebracht … aber richtig durchgesetzt haben sie sich nie. Das will FOX mit dem LIVE Valve System ändern, das mit richtig viel High-Tech an Rahmen, Gabel und Dämpfer aufwartet.
„Das System ist komplex, aber was es für dich leistet, ist ganz einfach:
Es macht die Arbeit für dich.“
Mit diesem Slogan der auch einem E-Bike gut stehen würde, bewirbt FOX das neue System, das durch diverse Sensoren an Federgabel, Dämpfer und am Bike bis zu 1000-mal pro Sekunde Messungen vornimmt und innerhalb von 3 Millisekunden (das 100tel eines Wimpernschlags) die Dämpfung reguliert.
Wenn man ganz ehrlich ist, ist Live Valve gar nicht so komplett neu, denn es existiert bereits im Bereich von High-End Sand-Buggies und auch der neue FORD F-150 Raptor Pick-Up Truck ist bereits damit ausgerüstet. Die Adaption fürs Bike dagegen war bisher nur als Prototyp bekannt und wird ab der Saison 2019 erstmals von ein paar wenigen Herstellern verbaut werden. Nach Terralogie (einem Masseventil, das die Dämpfung nur bei Schlägen geöffnet hat) und dem elektronischen Lockout iCTD, ist Live Valle nun der nächste große Wurf des US-Federungsgiganten. Mit der genannten Messrate von 1 KHz und der Reaktionszeit von 3 Millisekunden soll das System so schneller ein, dass es selbst auf Schläge von unten schneller reagiert, als der Biker es fühlen kann und damit quasi nahtlos funktionieren.
Eine der technisch größten Herausforderungen neben der passenden Programmierung, der ultraschnellen Datenübertragung und der Integration in den Rahmen war vor allem das Energiemanagement. Der Durchbruch dazu war ein Solenoid-Ventil, das nur dann Energie verbraucht, wenn es umschaltete, nicht aber solange es ruht, egal, ob offen oder geschlossen. FOX selbst gibt eine durchschnittliche Laufzeit einer Batterieladung von ca. 16-20 h Fahrzeit an (Ladezeit 1,5 – 2 h, per Micro-USB aufladbar). Danach schaltete das System auf offen und das Fahrwerk fährt sich ganz normal wie offene Federelemente.
Insgesamt hat das System vier Schnittstellen mit dem Bike plus der Verkabelung. An der Gabelkrone, dem Hinterbau und dem Controller am Hauptrahmen liegen die multifunktionalen Beschleunigungs- und Lagesensoren. Die dort gewonnenen Informationen werden am Kontroller ausgewertet und senden die Impulse blitzschnell an die Solenoid-Ventile an der Gabel und dem Dämpfer. Wie genau es funktioniert und welch Algorithmen dabei verwendet werden, ist natürlich ein streng gehütetes Geheimnis, FOX verrät aber dass die Sensoren zwischen Up-, Downhill und ebenem Trail, sowie freier Fall Sensoren unterschieden, Je nach Einsatzbereich des Bikes und Set-Up-Wünschen des Herstellers unterscheiden sich dann die Algorithmen um am Ende ein für das jeweilige Bike optimales Fahrergebnis abzugeben.
Der Controller als zentrale Rechnereinheit und Ort für den austauschbaren Akku wird am Hauptrahmen verschraubt und besitzt 3-Achs-Beschleunigungssensoren. Von hier gehen die Kabel zu dem Gabel- und Hinterbausensoren und der Gabel bzw. dem Dämpfer. Man hat auch mit kabellosen Verbindungen experimentiert, aber sehr schnell gelernt, dass diese eine zu hohe Verzögerung haben um die gewünschte Funktion zu erzielen.
Die beiden Sensoren an der Gabel und am Hinterbau sind lediglich 1-Achs-Senoren die lediglich vertikale Bescheunigungen aufnehmen und dementsprechend nur auf Schläge reagiert. Neben den vier Lageinformationen (Uphill, Downhill, Ebene und freier Fall/Sprung) gehen auch die Informationen zu Schlägen in das System und bestimmen die Reaktion von Live Valve … ebenfalls in einer 1kHz Taktung.
Erkennt das System einen Schlag (z.B. eine Wurzel) öffnet Live Valve die Dämpfung und startete einen Timer. Kommt innerhalb der vorgegebenen Zeit kein weiterer Schlag, schließt sich die Dämpfung. Kommt ein weitere Schlag vor Ende der Zeit, bleibt das System offen, was bedeutet dass das Solenoid-Ventil solange keine Energie verbraucht bis es sich wider schließt oder öffnet. Was und wie genau das alles funktioniert, die echten Details von Live Valve bestimmen FOX und der Hersteller.
In seiner Handhabung sollen die FOX Live Valve Federelemente genauso simpel sein, wie bisherige Federelemente. Die Federungsseite ist identisch mit bisherigen Systemen und auch genauso einzustellen. Nachdem Live Valle lediglich zwischen „offen“ und „geschlossen“ unterscheiden kann, hat der Fahrer die Chance den Open Mode per 3 mm Inbus fein einzustellen, genau, wie bei den bisherigen Factory-Federelementen. Die Härte des „Geschlossen“-Modus bestimmt der Hersteller. Das Niveau ab welcher Schlaggröße das System öffnet wird einerseits vom Hersteller vorherbestimmt, kann aber auch in 5 Stufen direkt am Controller gewählt werden.
Live Valve wird nur als Kombi aus Gabel und Dämpfer angeboten und kommt in den vier Kategorien 32 StepCast, 34, 34 StepCast und 36. Am Nachrüstmarkt werden die Live Valve-Kits (Gabel, Dämpfer, Sensoren, Controller + Akku und Kabel) zwischen 3000.- und 3250.- USD kosten. Gewichtstechnisch ist Live Valve je nach Version nur ca. 100 bis 170 g schwerer als eine reguläre Kombi mit den vergleichbaren FOX Federelementen. NIcht viel, wenn man bedenkt, dass der Controller, der Akku und die Kabel alleine schon zwischen 180 und 200 g wiegen.
Für die Saison wird es Live Valve-Komplettbikes von SCOTT, PIVOT und GIANT geben sowie Live Valve kompatible Rahmen von ROCKY MOUNTAIN und PIVOT, aber weitere werden ganz sicher folgen, darunter auch die wieder erstarkte 29er Spezialisten von NINER.
All das soll am Ende ein Fahrwerk ergeben, das sowohl effizienter, als auch komfortabler sein soll, das keinerlei Aktionen vom Fahrer (kein manueller Lock-Out oder Dämpfungsverstellhebel mehr), und zudem so schnell arbeitete, dass die Übergänge zwischen offen und straff für den Fahrer quasi nicht festzustellen sind. Ein rundum natürliches und besseres Fahrgefühl. Wir sind bereits im Gespräch mit FOX mal ein Testbike mit Live Valve ausprobieren zu können, was hoffentlich noch diesen Herbst passieren wird.
Ich bin gespannt wie Live Valve sich fährt – je nach Programmierung und Algorithmen hat es das Potential dazu eine echte Revolution zu sein … oder eben auch ein klassischer High-Rech-Flop. Aufgrund der immensen Zeit, die FOX sich genommen hat um das System vom ersten Fahrfertigen Prototypen (2016) bis zur Serienreife und offiziellen Markteinführung zu bringen, würde ich derzeit aber eher zu ersterem tendieren.
RIDE ON,
c_g