TOPEAK Bikepacking Taschen-Set – Zwischenstand: von Oli
Zum Mountainbiken bin ich 1988 gekommen, als ich für viereinhalb Monate in Neuseeland war, von denen ich sechs Wochen durch das Land mit Zelt und Schlafsack geradelt bin. In dieser Zeit habe ich mit dem Material, das mir zur Verfügung stand, eine erste Bikepackingtour unternommen. Auch wenn es damals den Begriff Bikepacking noch nicht gab, so war da schon klar, worum es ging: Für eine oder mehrere Nächte unterwegs sein, nur die notwendigen dabei und möglichst nahe am Rad oder Körper befestigen, damit die Taschen auf dem Trail nicht klappern oder im Weg sind. Damals wie heute galt: Das Material muss leicht sein, möglichst wasserabweisend oder wasserdicht, sollte stabil am Rad fixiert werden können und die Gewichtsverteilung sollte der Fahrweise entsprechend anpassbar sein. Und bei einem Stopp über Nacht oder für ein paar Stunden sollte man an sein Gepäck leicht rankommen. Als Mountainbiker wird man bei Nässe immer irgendwie dreckig und somit muss das Material auch robust sein.
Weil ich mit den BIkepacking-Taschen anderer Hersteller (REVELATE und ORTLIEB) schon einige Erfahrung sammeln konnte, habe ich mich gefreut nun in diesem Test die Taschen von TOPEAK zu beurteilen. Zudem habe ich mich im Vorfeld meiner letzten Bikepacking-Tour, dem Candy B Graveller und auch in der späteren Analyse (ich bin nicht durchgefahren) mit dem Thema auseinander gesetzt, was wirklich ist oder gewesen wäre. Es lässt sich also der erste Eindruck besser einordnen.
Nun, was war es denn, was mir aufgefallen ist? Grundsätzlich ist es erst einmal die Größe der Taschen. Wer nicht nebenbei noch einen 25 bis 30 Liter Rucksack mitschleppen will, seine Gepäck auf das Allernotwendigste reduzieren. Nach einigen Bikepacking-Touren habe ich das mittlerweile gelernt, aber es ist immer wieder eine Herausforderung. Beim jetzigen Test mit den TOPEAK Taschen war das umso wichtiger, da das TOPEAK Bikepacking Set wie im Intro genannt diesmal insgesamt nur 20 Liter bereit hält. Beginnen wir den Zwischenbericht mit dem …
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TOPEAK Frontloader:
Die Konstruktion aus einem am Bike zu fixierten Harness und einem separaten Packsack halte ich schon mal für eine gute Idee. So lässt sich der eigentliche Packsack mit Inhalt leichter montieren oder demontieren und man bleibt wunderbar flexibel, wie oder womit man den Harness belädt.
Und hier wären wir auch schon bei der wichtigsten Schwachstelle des Frontloaders – seiner Befestigung am Bike. Anders als Revelate, Alpkit oder andere Hersteller geht TOPEAK hier einen anderen Weg: Der Harness wird primär nur am Lenker fixiert – mit relativ empfindlichen Schaumstoffpolstern als Abstandhalter. Von den insgesamt 8 mitgelieferten Abstandshaltern sind mir schon zwei bei der (zugegeben etwas unvorsichtigen :-)) Erstmontage ausgerissen. Weil ich aber ohnehin nicht alle für meine Bike gebraucht habe, war das nicht weiter schlimm, hat mich aber gelehrt hier ein wenig achtsamer zu sein.
Der Vorteil hier ist, dass Scheuerstellen am Steuerrohr vermieden werden (die sonst nur durch Abkleben vermieden werden können). Der Nachteil ist aber, dass der Frontloader , je nachdem, wie stark er beladen war, gerade in ruppigerem Gelände schon früh zum Tanzen neigt. Um das zu vermeiden kommt der Frontloader zusätzlich mit einem Spanngurt, der um den Frontloader, und entweder um das Steuerrohr oder den Vorbau geschlungen wird. Damit läßt sich das Tanzen ganz ordentlich verhindern, wenn auch nicht ganz verhindern. Mit dem anderen im Intro bereits gezeigten Gurtsystem, der wie ein Hosenträger aussieht, ließ sich außen noch Kleidung fixieren.
Ungewöhnlich fand die Positioniereung des Harness-Verschlusses um den Drybag herum: Der Harness wird von vorne um den Drybag gewickelt und hinten unter dem Lenker wieder fixiert. Dadurch umfasst der Harness das Drybag vorne und bietet ihm großflächig Schutz von Schlammbeschuss, die Position macht jedes Entfernen des Drybags und vor allem deren Wiederanbringen relativ fummelig. Nachdem man normalerweise in Frontloader ohnehin eher Sache unterbringt, die man nur zum Nächtigen braucht, wie die Isomatte, den Schlafsack oder Ersatzkleidung ist das nicht weiter tragisch, aber doch etwas ungewöhnlich. Außerdem wird der Dreck von hinten über das Vorderrades hochgeschleudert und verfängt sich genau dort, wo der Klickverschluß des Harness liegt. Man sieht, es ist alles irgendwie anders als gewohnt mit jeweils Vor- und Nachteilen. Es wird sich im weiteren Verlauf zeigen, ob es noch andere Optionen gibt, den Frontloader zu montieren und welche Aspekte bie mir in der Praxis überwiegen.
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TOPEAK Toploader
Der Toploader entwickelt sich ganz schnell zu einem meiner Lieblingsteile der Serie und das nicht nur weil ich ihn als Proviant und Fototasche am meisten von allen genutzt habe. Er kam bei beinahe jedem Stopp und nicht selten sogar während der Fahrt zum Einsatz – sei es um einen Müsliriegel rauszuholen, Geld zu zücken, um eine Cola zu kaufen oder während der Fahrt das Mobiltelefon rauszuholen für ein schönes Erinnerungsfoto. Der Reißverschluss lässt sich auch sehr gut einhändig bedienen, was gerade bei kurzen Schnappschüssen während der Fahrt super ist.
Mit insgesamt drei auf der Rückseite gummierten Klettbändern sitzt die Tasche auch im Gelände mehr als ausreichend fest. Als einziges Manko kann ich ansprechen, dass der stabile Sitz nach vorne in Richtung des Vorbaus aber auch dafür sorgt, dass die Rückseite des Vorbaus mit jeder Lenkbewegung an der Rückwand der Tasche reibt. Mittlerweile ist die an dieser Stelle eher kontraproduktive Gummierung im Kontaktbereich schon komplett abgerieben und es bleibt abzuwarten, ob das darunterliegende Material abreibfester genug ist, oder ob die Tasche nicht doch bald ganz durchgescheuert ist. Das Thema ließe sich mit einem aufgeklebten oder aufgenähten Textilflecken oder einem anderen Abstandshalter ganz schnell und einfach beheben. Vielleicht finde ich aber noch ein Lösung für das Problem, denn was mir wirklich gefällt, ist der ungemein stabile Sitz. Auch in ruppigerem Gelände und voll beladen neigte die Tasche nicht zum Abkippen.
Im Intro hatte ich bereits geschrieben, dass der Toploader ja auch eine andere Art der Montage erlaubt: einfach mit der Vorderseite nach hinten am Sattelrohr fixieren. Allerdings geht das nicht bei allen Rahmen kann das je nach Überstandshöhe des Rahmens auch. Hardtails oder Fullys mit Aussteifungen zwischen Ober- und Sitzrohr verhindern das. An meinem LAST Fast Forward geht das dementsprechend nicht, am klassischen Hardtailrahmen wie dem SALSA Mukluk hingegen schon. Außerdem habe ich festgestellt, dass diese Art der Montage zwar für Touringeinsätze funktioniert, im Gelände aber weniger praktikabel ist, weil der Toploader so die Überstandshöhe empfindlich vergrößert. Was ich noch nicht testen könnte ist die Nutzung der integrierten Regenhaube. Auch wenn ich mir bei den nächsten Touren eigentlich keinen Regen wünsche, hierfür schon.
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Der TOPEAK Midloader
Weiter geht`s mit der Rahmentasche, dem ¨Midloader¨. Der gehört zu der Sorte: ein Mal montiert und dann vergessen. Er ist robust gefertigt und die Reißverschlüsse auf beiden Seiten ermöglichen einen Zugriff, egal auf welcher Seite das Rad auf dem Boden liegt oder an der Wand steht.Die auf der Rahmenseite gummierten Klettbefestigungsgurte halten die Tasche optimal am Rahmen und sorgen dafür dass selbst auf groben Trails nicht verrutscht oder wandert …. immer vorausgesetzt, dass die innen nicht weiter unterteilte Tasche auch gut gepackt ist, natürlich. Allerdings konnte ich auch feststellen, dass die Gummierung auch eine leichte Neigung dazu hat, am Rahmen Reibstellen zu erzeugen – wer also eine Rahmen mit schlechter Lackqualitäte oder einen rohen Alurahmen hat, sollte diese Stellen vorher noch abkleben.
Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass die Tasche auch innen schwarz ist, was es durchaus erschwert darin enhaltene Sachen schnell zu finden. Abends und Nachts, wenn ich ein Teil in der Tasche gesucht habe, war dazu fast immer eine Taschenlampe notwendig. Hier würde ich mir manchmal einen kontrastreichen Innenbezug wünschen. Eine andere Möglichkeit die Ordnung im Midloader zu optimieren sind ganz einfach Innenbeutel, die ich ohnehin für sinnvoll und notwendig halte, da die Tasche selbst nicht wasserdicht ist. Hat man sich hier erst einmal ein Sortiment, möglicherweise in unterschlichen Farben zugelegt gibt findet sich gerade im Midloader alles gleich noch mal so einfach.
Wie bei allen Rahmentaschen, hängt es immer stark davon ab, in welchem Rahmen sie montiert werden können. Das ist bei den größeren Rahmentaschen, die das gesamte Hauptrahmendreieck ausfüllen noch prägnanter und geht bei der TOPEAK Midloader soweit, dass sie sogar an manchen Julies montiert werden kann. Wie oben zu erkenne, konnte c_g sie sogar an einem NICOLAI Saturn fahren, ohne, dass sie dem Umlenkhebel oder dem Dämpfer im Weg waren. Andererseits muss man auch bei der TOPEAK Midloader auf die geeignete Größe achten, doch genau dafür wird die Tasche, wie im Intro bereits erwähnt, ja auch in drei Größen angeboten.
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TOPEAK Backloader
Der Seatbag gefällt mir aufgrund seines zweilagigen Aufbaus auch besonders gut. Die Idee mit dem wasserdichten Innensack hab eich bisher als absolut praxisnah und sehr funktionell erlebt. In Kombination mit dem abnehmbaren Drybag des Frontloaders hat es sich gerade beim Biwakstop als geradezu ideal erwiesen. Während in der Rahmentasche in der Regel Werkzeug und Essen untergebracht sind, so packt man in der Regel vorne Biwaksack und Schlafsack und hinten Wechselkleidung, die man ohnehin nur beim nächtlichen Stopp am Nachtlager oder eben nach einem Regenschauer braucht.
Das Material des Innensacks hat sich trotz aller Befürchtungen zum Start des Tests als recht robust erwiesen. Gut finde ich auch die Möglichkeit, zusätzlich an der Außenseite des Seatbags mit Riemen eventuell einen Becher oder aber auch eine Rückleuchte zu befestigen. Allerdings muss sie gut befestigt sein: meine Knog Rückleuchte habe ich bereits auf dem ersten Trail verloren. Der elastische Kordzug auf der Oberseite Tasche ist ein weiteres nützliches Detail an dem sich ganz einfach eine Jacke, ein Trikot zum Trockenen oder beliebige andere leichte Dinge befestigen lassen. Durch die breite und fest sitzende Sattelstützklemmung ist die Backloader – auch wieder wie die meisten anderen Seatbags – nur bedingt für Dropper-Stützen geeignet.
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Zwischenstand
Bisher haben sich die sehr TOPEAK Bikepacking-Taschen ausgesprochen gut bewährt. Gerade in einem so extrem individuellen Sport wie dem Bikepacking oder Adventure-Biking wo es darauf ankommt jedes Detail zu optimieren, bleibt es natürlich nicht aus, dass das eine oder andere Feature dem einen Biker besser oder schlechter gefällt, aber insgesamt gesprochen, kann ich bislang nur sehr wenige Kritikpunkte an dem TOPEAK Set finden – insbesondere, wenn man bedenkt, dass das komplette Set nur wenig über 200.- Euro kostet und die inezelnen Taschen einen VK von 29,95 bis 69,95 Euro haben. In der zweiten Testphase hoffe ich die Taschen noch auf ihre Regendichtigkeit und Reinigungseigenschaften hin zu überprüfen und werde sie natürlich noch für so manches Abenteuer hernehmen.
Bis dahin wünsche ich euch noch Happy Trails und schöne Bikepacking-Touren,
Oli
Servus,
erst einmal Danke für deinen Bericht. Ich bin rein vom Lesen auch sehr angetan von den Topeak Taschen und werde selbst nächste Woche auf eine erste länge Ausfahrt gehen.
Welche Größe hast du beim Backloader gewählt? Hier gibt es ja 6, 10, 15 l Volumen.
Danke und Gruß
Johann
@Johann Born: Hallo und Danke für dein Lob. Wir hatten die kleinste Version des Backleaders mit 6 l Volumen im Test.
Hallo Johann Born,
Ich hatte bei einer 4-tägigen Gravel-Alpenüberquerung die 10l-Variante in Verwendung.
Solange man die schwereren Utensilien unterhalb des Sattels, weit drinnen im Backloader, verstaut, hält sich das Schaukeln im Wiegetritt in Grenzen. Bei falscher Beladung muss man das ganze aber schon ordentlich mit der Gurten stramm ziehen, um nicht in Schlangenlinien stehend bergauf zu fahren.
Die Verarbeitung und das Packvolumen sind aber sehr gut, der Preis sowieso.
Benutze meinen Backloader auch gerne beim Commuting in die Arbeit, immerhin 20km/Strecke. Finde ich mittlerweile viel angenehmer als mit Rucksack in die Arbeit und wieder retour zu fahren.
Hi, wie verhält sich der TOPEAK Frontloader auf Straßen wie z.B. Kopfsteinpflaster? Ich suche für mein Singlespeed eine einfache Tasche für vorne in die ich Geldbeutel, Schlüssel und Regensachen stecken kann. Der Frontloader erscheint mir da als die richtige Wahl. An meinem Tourenrad nutze ich ausschließlich Ortlieb-Taschen, da ist die Befestigung von diesen Radtaschen für mich bisher eher ungewohnt. Kann mir kaum vorstellen, dass die so richtig fest und stabil sind. Viele Grüße, Micha
Hallo Micha,
Ich hatte den Frontloader ja auch einige Zeit in Verwendung, würde dir vom Einsatz am Singlespeeder aber eher abraten – weil vom Packvolumen zu groß, und der Stabilität her gibt es zum Commuten bessere Lösungen. Google mal nach „Cordel Dürüm“, eine Lenkertasche, das passt eine Regenjacke, Schlüssel und Co. rein. Und die Firma bietet auch eine kleine Satteltasche an, die ein Freund vom mir auch bei 2-tägigen Gravelrunden benutzt (und mehr als zufrieden ist damit).
Schöne Grüße,
Michael
Servus,
mich würde deine weitere Erfahrung zum Toploader interessieren.
Hat das Material der Tasche gehalten, oder wurde es vom Vorbau durchgescheuert? Wird nicht auch der Vorbau durch die ständige Reibung in Mitleidenschaft gezogen?
Ich danke dir.
Viele Grüße,
Tom 😉
Klebt ihr eure Rahmen ab?
Habt ihr negativ-Erfahrungen gemacht mit Lackschäden? (Carbon..)
Ich schwanke auch zwischen 10L und 15L bzw. mehr an der Saddle-Bag. Aber ich denke 10L sind sicher ausreichend in Kombi mit Lenkerrolle und Packsack im Rahmen. Also Gesamtvolumen von 21/22 Liter sollte ausreichend sein, was sind eure Erfahrungen?
lG