MARZOCCHI Bomber Z1 29 – Zwischenstand: von c_g

Wenn es um einen Federgabeltest geht, trifft es sich immer gut, wenn gleichzeitig ein paar alpine Touren und Rides eingeplant sind. So geschehen mit der vor gut 2 Wochen vorgestellten MARZOCCHI Bomber Z1 Federgabel im 29er Format.

So war die Z1 schon am Wochenende vor dem Intro am Gardasee, hat am Wochenende darauf drei Tage im wunderschönen Ötztal mit mir verbracht und dabei neben der bekannten Schnitzeljagd auch noch etwa 7.000 zusätzliche Tiefenmeter an den Tagen davor und danach absolviert. Und weil es gerade so möglich war, bin ich damit am letzen Wochenende auch noch den 3-Länder-Enduro um den Reschenpass gefahren und habe es mir danach noch einen Tag auf den Trails um Latsch gut gehen lassen. Ihr seht, die Gabel, die ja gerade auf Sorglosigkeit und tadellose Funktion hin ausgelegt sein soll, hat schon so manches mitgemacht.

Doch zurück zum Anfang: Das Setup der Bomber Z1 war schon mal ziemlich einfach. Zum einen besitzt die Gabel nur die wichtigsten Einstellmöglichkeiten – genau genommen kann man nur den Luftdruck und das Luftkammervolumen per Spacer, sowie den Rebound einstellen – und zum anderen hilft einem der Aufkleber mit Luftdruck- und Dämpfungsempfehlungen in Abhängigkeit vom Fahrergewicht (in Kg und los, Bild oben links) schnell ein gutes Basis-Setup zu finden. Mit den für meine 90 kg (mit Kleidung und Rucksack) empfohlenen Druck von ca. 5,8 bar und einer Rebound-Einstellung von 5-7 Klick (von geschlossen) fand ich die Gabel nur ein klein wenig zu straff und bin daher nach ein paar Ausfahrten auf ca. 5,6 bar und 8 Klicks von geschlossen runtergegangen. Ansonsten habe ich die Gabel seither nicht mehr richtig angerührt und sei einfach nur gefahren. Die Progression mit dem einen in der Gabel verbauten Volumenspacer war für mich und meine Fahrweise auch absolut passend.

 

Was mir so eingestellt auf den ersten Ausfahrten aufgefallen ist, ist wie sensibel die Z1 bereits auf kleinere Schläge reagiert und wie sie zugleich auch im Wiegetritt kaum wippt. Diese Eigenschaft verdankt die Gabel ganz sicher der von FOX übernommenen EVOL Luftkammer und der nach meinen bisherigen Erfahrungen sehr fähigen GRIP Dämpfung. Egal ob bergauf oder bergab, bisher war die Bomber Z1 für mich genau das was sie nach so kurzer Testdauer sein sollte – ein echtes Sorglosprodukt.

 

Die (Low-Speed-) Druckstufenverstellung am großen goldenen Knopf oben rechts auf der Gabel habe ich bisher nur Neugierde halber ausprobiert. In den Extermen ist die Wirkung sehr prägnant und mit dem ganz im Uhrzeigersinn gedrehten Knopf ist die Gabel fast blockiert. Obwohl die Verstellung scheinbar stufenlos ist, funktioniert sie gefühlt doch eher in drei großen Stufen. Über das erste Drittel der Drehung bleibt die Gabel für mein Empfinden nahezu konstant offen, wird im zweiten Drittel spürbar straffer um macht dann erst gegen Ende der Drehung ziemlich sprunghaft zu. Eine echte Feineinstellung bei der die Dämpfung direkt von der Hebelstellung abzulesen ist, ist es nach meinem Empfinden nicht. Aber wie gesagt, bisher hatte ich aufgrund ihrer sehr gelungenen Abstimmung noch nie das Bedürfnis die Gabel anders als komplett offen zu fahren.

Nachdem ich das TANTRUM Shinning 2.0 unmittelbar vorher ja mit einer 2018er FOX 36 FIT4 Factory gefahren bin – meiner aktuellen Referenz was die Federungsperformance angeht – und mir nach dem Umstieg keinerlei Einbußen in Sachen Traktion, Komfort oder Feedback aufgefallen sind, würde ich der Z1 zum bisherigen Zeitpunkt eine erstklassige Performance attestieren.  Wenn es diesbezüglich überhaupt praxisrelevante Unterschiede zwischen den beiden Stiefschwestern gibt, so sind diese meiner Meinung nach nur in einem direkten Vergleich überhaupt zu erspüren.

Und genau dafür werde ich mir im zweiten Teil des Tests noch Zeit nehmen, denn in einem Bereich würde ich der Z1 derzeit durchaus attestieren, dass sie der FOX 36 sogar überlegen ist … und zwar in ihrer Steifigkeit. Die gut 250 g Mehrgewicht gegenüber der Float 36 scheinen nicht nur durch die Verwendung einer anderen Alulegierung bei den Standrohren begründet zu sein, sondern sich eben doch in der realen, auf dem Trail spürbaren Steifigkeit niederzuschlagen. Ohne den direkten Vergleich oder spezieller Labormessungen ist es schwer eine solche Aussage zur Steifigkeit zu fällen, aber nach dem Umstieg auf die Z1 hatte ich sehr wohl den Eindruck, dass diese bei harten Bremsungen weniger stark verwindet, und in aggressiv gefahrenen Kurven doch mit weniger Nachlenken auf Spur bleibt. Wie gesagt, ich werde die im zweiten Testteil noch genauer untersuchen, aber ich möchte diesen bisher subjektiven Eindruck hier nicht unangesprochen lassen.

 

Die eigenen Steckachse, mit der die Z1 kommt, ist wie ein wenig wie ein Fenster in die Vergangenheit. Sie funktioniert gut, erfordert aber ein wenig mehr Aufmerksamkeit beim Spannen. Dreht man die Achse bis zum Anschlag, lässt sich der Hebel kaum mehr ganz umlegen. Dafür kann man den Hebel komplett unabhängig von der Achse, immer in der optimalen Stellung positionieren. Ich habe mich jedenfalls schnell an seine Funktionsweise gewöhnt und habe keinerlei echte Problemme mit dem Design.

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Zwischenstand:

Selten zuvor hat eine Federgabel bei uns im Test in so kurzer Zeit so viele harte Trails erobert und so viele Tiefenmeter hinter sich gebracht wie die MARZOCCHI Bomber Z1. Mit ihren vom Mutterkonzern FOX übernommenen Federung- und Dämpfungstechnologie geht die Wiederauflage der legendären Bomber kein Risiko ein und bietet eine erstklassige Performance mit viel Komfort, einer erstklassigen Traktion und sehr ordentlichem Feedback. Mit Ausnahme des doch etwas höheren Gewichtes konnte ich bisher noch nichts erkennen, worin die mit 899.- Euro recht erschwingliche MARZOCCHI Z1  mit Topgabeln dieser Federwegsklasse aufnehmen. Im weiteren Testverlauf gilt es noch den Eindruck einer höheren Steifigkeit der Bomber Z1 gegenüber ihrer deutlich teureren Stiefschwester Float 36 Factory in einem Direktvergleich zu überprüfen und die Z1 weiterhin noch hart zu fordern. Mal sehen welche Aspekte dies noch so aufdeckt …

RIDE  ON,
c_g