ROCK SHOX Lyrik RCT3 Federgabel – Testfazit: von c_g
(bisher hierzu erschienene Artikel: Offizielle Vorstellung der 2018er ROCK SHOX Gabeln, Testintro der ROCK SHOX Lyrik RCT3, Zwischenstand)

Mal sehen, was der zweite Testteil noch an Erkenntnissen bringt.“ Mit diesem Satz habe ich meinen Zwischenbericht zur ROCK SHOX Lyrik beendet. Seither bin ich die 170 mm Longtravel-Gabel noch viel gefahren und habe neben vielen Stunden auf meinen gewohnten Testtrails die Gangart bei ein paar herbstlichen Bikepark-Besuchen noch mal deutlich verschärft.

   

Wie im Zwischenstand geschrieben, ist die 18er Lyrik eine wirklich gelungene Federgabel und spürbar sensibler als ihre Vorgängerin ohne DebonAir Negativfeder. Vor allem auf schnell gefahrenen und aggressiven Trailrunden ist sie eine Wucht und extrem gut. Auf eher gemäßigten Trails oder im Tourentempo gefahren, hatte ich aber auch immer wieder den Eindruck, dass das sehr direkte Feedback im Werks-Setup ein wenig zu Lasten des Komforts geht.

Wohlgemerkt, dieser Eindruck ist noch keine Kritik, denn bis zum Zwischenstand bin ich die Gabel ja ausschließlich im Werks-Setup, also mit zwei Tokens in der Positiv-Luftkammer gefahren. Mit der Option das Luftkammervolumen ganz einfach durch Zugabe oder Entnahme der ROCK SHOX Tokens zu verändern, kann man hier aber durchaus Abhilfe schaffen. Auch ohne echte Schraubenkenntnisse kann jeder ganz einfach die Federkennlinie verändern: Weniger Token macht die Kennlinie linearer, also weniger progressiv (in der Regel ideal für leichtere und weniger aggressive Fahrer) und mehr Tokens sorgt für eine stärkere Progression. Weil man durch die angepassten Kennlinie auch den Luftdruck in der Luftfeder etwas variieren kann, habe ich mich dafür entschieden noch einen Token hinzuzufügen und gleichzeitig den Luftdruck um ein paar psi zu reduzieren. Das Resultat sollte einerseits ein wenig mehr Komfort im Anfangs- und im Mittelbereich sein, ohne die Reserven gegen Ende dafür zu opfern. Der Umbau selbst geht innerhalb von Minuten und war durch die neue Luftkammerkappe der 2018er Gabeln (mit einfachem Kassettenwerkzeug, Bild oben links) noch einfacher zu bewerkstelligen. Der Luftdruck wurde so gewählt, dass der resultierende SAG weiterhin bei 25% lag.
Mit dem neuen Setup ging es dann auf die Trails. Es wäre gelogen zu sagen, dass die Lyrik plötzlich eine komplett andere Gabel geworden wäre – die Dämpfung blieb ja weiterhin die gleiche – aber der Effekt war definitiv spürbar und das Ergebnis ging genau in die Richtung, die ich beabsichtigt hatte. Der subjektive Komfort war ein wenig höher, das Feedback ein wenig reduziert und insgesamt fuhr sich die Gabel für meinen Geschmack noch harmonischer.

Wie oben beschrieben, habe mit der Gabel außerdem den Bikepark Geißkopf besucht und nach 2 Tagen auf den hiesigen Trails kann ich offen sagen: Nach der kleinen Veränderung ist die Lyrik sehr nahe dran an dem was ich persönlich als optimal bezeichnen würde – im Anfangsbereich extrem sensibel und feinfühlig, in der Mitte komfortbetont aber immer mit ordentlich Feedback und hoch im Federweg und gegen Ende mit genau der Progression, die es mir erlaubt hat auch mal einen Sprung nicht ganz sauber zu laden oder etwas zu schnell in ein Blockfeld einzufahren, ohne dadurch ein hartes Durchschlagen zu provozieren. Die grundsätzliche Charakteristik der Gabel, die bevorzugt aktiv gefahren wird und mit zunehmender Geschwindigkeit und immer gröberem Gelände immer mehr zum Leben erwacht, blieb dabei weiterhin erhalten, war aber nicht mehr so im Vordergrund wie vorher. Offensichtlich ist auch die ROCK SHOX Lyrik so ausgelegt, dass sie sehr gut auf die individuellen Anforderungen, sei es den Fahrstil oder das Gelände angepasst werden kann.

Mein Fazit des Einzeltests der 2018er ROCK SHOX Lyrik RCT3 ist also ebenfalls ein sehr positives: Die ROCK SHOX Lyrik RCT3 gehört definitiv zur Speespitze dessen was man derzeit an Federungsperformance in einer Longtravel-29er-Gabel bekommen kann. Sie ist zweifellos eine Top-Gabel, die es durchaus mit der Konkurrenz aufnehmen kann. Während ich sie mit der leichten Modifikation durchaus auch als Gabel für Trailtouren empfehlen kann, ist die Lyrik doch eher eine Gabel, die unter aggressiven Fahrern und in forderndem Gelände am besten funktioniert. Aus meiner Sicht ist die Lyrik RCT3 geradezu prädestiniert für den Einsatz in Enduro-Rennen oder ähnlichem. Mit ihr am passenden Longtravel-29er macht man definitiv nichts falsch.

RIDE ON,
c_g

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Ps: Wem dieses grundsätzliche Fazit zu unspezifisch ist, der kann sich noch auf einen letzten Artikel hierzu freuen. Um die zweifelsohne vorhandenen Unterschiede zwischen der ROCK SHOX Lyrik RCT3 und der FOX Float 36 FIT4 genauer herauszuarbeiten, haben Tester Th. W. und ich uns nach dem offiziellen Ende der Einzeltests noch etwas Zeit genommen und sind die beiden 2018er Gabeln im direkten Vergleich gegeneinander in verschiedenen Fahrsituationen zu fahren. Die Erkenntnisse dieses Direktvergleichs lest ihr bald schon hier.