GIRO Switchblade MIPS – Testzusammenfassung: von CH.W.

Wenn man bedenkt wie viele Vario-Helme, also Helme mit abnehmbarem Kinnbügel, es mittlerweile gibt, mag man versucht sein GIRO vorzuwerfen, dass sie sich ausgesprochen viel Zeit gelassen haben bis sie den Switchblade MIPS auf den Markt geworfen haben.

Der GIRO Switchblade ist eine Vario-Helm wie kein anderer – besonders ohne den Kinnbügel wirkt er fast wie ein Trial-Helm.

Aber das ist nur der erste Blick, denn wie wir schon im Intro angesprochen haben, ging es bei der Entwicklung des Switchblade nicht darum „auch einen Vario-Helm im Sortiment zu haben“, sondern darum den derzeit sichersten Enduro-Helm zu bringen, den es gibt. Diesen Anspruch untermauert der Switchblade schon im Stand indem er (immer noch) der einzige Vario-Helm ist, der nach der ASTM Norm auch für Downhill zertifiziert ist – und das sowohl mit dem Kinnbügel, wie auch ohne. Als zusätzliches Sicherheitsfeature kommt das integrierte MIPS System hinzu, das bei einem Aufprall wirkende Rotationskräfte reduziert. Die konstruktionsbedingt deutlich größere Abdeckung durch die über die Ohren gezogene Schale – GIRO nennt es „Full-Cut“ – ist ein weiteres Sicherheitsfeature.
Während das allein schon bemerkenswert und ein gewichtiges Kaufargument ist, hat der Switchblade noch einige andere Faktoren, die für den Switchblade sprechen.

 

Als erstes und wichtigstes – neben der Schutzfunktion – ist das der ausgezeichnete Tragekomfort. In der gut eineinhalb Monate dauernden Testphase habe ich den GIRO Switchblade auf vielen Trail-Touren und auch ein paar Enduro-Rennen getragen. Dabei hat es sich ausgezeichnet geschlagen und mich unter anderem durch seine exzellente Passform begeistert. Ein Helm, den man nicht nur für ein paar Runs aufsetzt, sondern den ganzen Tag auf hat, muss perfekt passen. Ich glaube dass es eine Kombination aus der universellen Passform der GIRO Helme und der Tatsache sein, dass der Switchblade den Kopf einfach großflächiger umfasst, aber was den Tragekomfort angeht, gehört der GIRO Switchblade mittlerweile zu einem meiner absoluten Lieblinge. Egal wie lange der Renntag oder die Tour auch war, ich hatte nie das Gefühl, den Helm schnellstmöglich absetzen zu wollen. Gut gemacht GIRO. Das Rock Lock Air DH Verstellsystem leistet auch seinen Beitrag dazu, indem es eine effiziente Feinanpassung erlaubt. Selbst mit Handschuhen ist es einwandfrei zu bedienen.

Für einen DH-Zertifizierten Vollviesierhelm ist der GIRO Siwtchblade ausgesprochen leicht und gut belüftet.

Außerdem war ich wirklich überrascht, wie effektiv die 20 Belüftungsöffnungen die Luft ins Innere leiten und so schon bei langsamer Fahrt für eine sehr angenehme Kühlung sorgen. Mit dem Kinnbügel ist der Switchblade der mit Abstand am besten belüfteten Fullface-Helm, den ich kenne. Nimmt man den Kinnbügel ab, kann der Switchblade es nicht ganz mit der Belüftung klassischer Halbschalen-Trailhelme aufnehmen, leistet aber auch hier bemerkenswertes. Angesichts der viel größeren Abdeckung hatte ich das dem Switchblade nicht zugetraut.Was das Gewicht angeht ist der Switchbalde mit gerade mal 975 g für einen Fullface-Helm ausgesprochen leicht, leichter als mancher Top-End-Carbon-Helm. Weil er ohne Kinnbügel aber nur knapp um 200 g abspeckt und damit weiterhin noch satte 680 g auf die Waage bringt, tut er sich allen schon dadurch als Tourenhelm schwer. Dem Enduro-Racer, der mehr Wert auf die Schutzfunktion und das Gewicht bei der Abfahrt legt, kann’s egal sein, aber für den Tourenfahrer dürfte hier eine Schmerzgrenze überschritten sein. Zum Vergleich, der vor kurzem getestete BELL Super 3R kommt mit Kinnbügel auf 750 g, ohne auf 420 g.

Fullface– oder Halbschalenhelm? von hinten gesehen ist das GIRO Switchblade nicht anzusehen.

Die Frage wie hoch das subjektive Sicherheitsgefühl beim Tragen eines Helmes sein sollte, ist beim GIRO Switchblade ein zweischneidiges Schwert. Während alle anderen bekannten Vario-Helme ohne Kinnbügel klassische Halbschalen-Helme sind, verändert sich das Tragegefühl des Switchblade mit oder ohne Kinnbügel nicht. Durch die tief gezogene und die Ohren abdeckende Schale hat man auch ohne Kinnbügel das Gefühl weiterhin einen Vollvisierhelm zu tragen. Je nach Fahrertyp und Fahrstil, kann sich das durchaus auf das gefahrene Tempo oder die Risikobereitschaft auswirken. Ich selber habe mich immer wieder dabei ertappt, mit dem Switchblade auch ohne Kinnbügel etwas mehr zu attackieren, als ich es sonst machen würde. Ob das positiv oder negativ zu werten ist, überlasse ich jedem selber.

 
Apropos Kinnbügel, wohin damit wenn man ihn nicht benötigt? Weil es sich ja nicht um einen kompletten Ring, sondern nur einen gerade mal 200 g leichten Halb-Bügel handelt, findet er selbst im kleinsten Rucksack Platz, kann aber auch gut außen befestigt werden. Im Renneinsatz habe ich den Bügel bei längeren Tretpassagen oft auch einfach via Klettband am Lenker befestigt.

Das zweite Visier mit integriertem Go Pro Mount ist eine smarte Sache, sorgte aber im Nackenbereich durch den etwas längeren Hebel nach mehreren Stunden im Renneinsatz immer wieder für unangenehme Verspannungen. Ein kleiner Preis für gute Bilder, aber doch wert es anzusprechen.

Optisch finde ich den GIRO Switchblade wirklich klasse. Mit Kinnbügel sieht man ihm erst auf den zweiten Blick an, dass es sch nicht um einen klassischen Fullface-Helm handelt und auch ohne den besagten Kinnbügel finde ich ihn optisch durchaus gelungen. Ich kann es aber auch verstehen, wenn nicht jeder mit seiner an den Trialsport angelehnten Optik zurechtkommt. Und weil es so viele Farbvarianten des Helms gibt, muss man auch nicht unbedingt mit einer Signalfarbe wie bei unserem Testhelm unterwegs sein.

  

Fazit: Mein Test zum GIRO Switchblade lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der GIRO Switchblade ist ein ganz besonderer Helm, der aktuell keine direkte Konkurrenz hat. Er ist in Intention in erster Linie darauf ausgelegt ein vollwertiger Fullface Helm zu sein der seinen Einsatzbereich durch den abnehmbaren Kinnbügel erweitert. Er ist damit aktuell wohl der am besten auf die Anforderungen eines Enduro-Racers ausgelegte Helm. Er bietet eine für die Klasse der Vario-Helme einzigartige Schutzwirkung und hat trotzdem eine sehr guter Durchlüftung und einen hohen Tragekomfort. Für Enduro-Racer deren Fokus auf maximalem Schutz bei gleichzeitig hoher Vielseitigkeit liegt, ist der GIRO Switchblade trotz des stolzen Preises ein ganz heißes Eisen.

Ch.W.