BELL Super 3R – Praxiserfahrungen: von c_g

Es gibt einen Grund weshalb der BELL Super 2R zu einem meiner absoluten Lieblingshelme gehört. Seit ich den „convertible“ Helm 2015 im Test hatte, ist er mein ständiger Begleiter auf nahezu allen MTB Abenteuern und Testfahrten. Warum? Weil er einfach mehr kann! Die Kombination aus einem sehr guten All-Mountain/Trail-Helm oben und die Option auf zusätzlichen Schutz über den abnehmbaren Kinnbügel ist etwas, das ich in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Ein Helm, der sich den Anforderungen anpassen kann.

 

Mit der Eurobike 2017 hat BELL nun das Nachfolgemodell BELL Super 3R herausgebracht. In seiner Grundstruktur identisch sollen vor allem die Passform und der Tragekomfort noch mal verbessert worden sein – Bereich in denen ich auch schon beim Vorgänger keine Probleme hatte. Um zu sehen ob das auch wirklich gelungen ist, bin ich den Super 3R die letzten Monate intensiv gefahren.

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Doch zuerst noch ein Blick auf das, was den BELL Super 3R ausmacht:

In seinem Grundaufbau ist der BELL Super 3R ein typischer All-Mountain-Helm, mit einem am Hinterkopf weit herabgezogen Schale EPS Kern, der zusätzlich noch einen umlaufenden Kinnbügel hat um ihn zum „Fullface-Light“ zu machen.
Die Befestigung des „Wraparound Protection“ Kinnbügels geht über drei Schnellen, die an Skischuh-Schnallen erinnern. Die beiden seitlichen steuern zwei kleine Metallhaken an, welche den Kinnbügel seitlich am Helm fixieren und der hintere dient als Spannvorrichtung. Will der Kinnbügel hinten geteilt ist, kann er auch angebracht werden ohne den Helm eigens dafür abzunehmen. Zusätzliche Ausformungen, die passgenau in Lüftungsöffnungen greifen, dienen als Einfädelhilfen und zusätzliche Stabilisierung. Mit etwas Übung geht das Anlegen des Kinnbügels in unter einer Minute.


Das Entfernen des Kinnbügels ist der gleiche Prozess … nur umgekehrt. Weil die Schnallen aber gut in den Helm integriert sind, haben sie nur wenig Grifffläche zum Öffnen und gehen sehr stramm. Gerade mit Handschuhen sind sie damit nicht ganz so einfach zu öffnen. Andererseits besteht auch keine Gefahr an den Schnallen hängen zu bleiben, oder diese bei einem Sturz ungewollt zu öffnen. Der Kinnbügel selber ist im vorderen Bereich mit einer dünnen, angenehm weichen Schaumeinlage ausgekleidet und besitz an den Wangen zwei per Klett befestigte Polster. Die Stärke der Polster kann man über zwei unterschiedliche Einlagen frei wählen.


Das mittelgroße Visier ist nur an den beiden Seiten über zwei Schrauben befestigt. Diese können entweder mit der Hand oder mit einem 5 mm Inbus festgezogen werden. Dadurch ergibt sich ein recht großer Verstellbereich, der auch Platz für eine Goggle darunter bietet.
Der Bell Super 3R hat insgesamt 23 Ventilationsöffnungen im Halbschalen-Teil und weitere 4 im vorderen Kinnbügelbereich. Interessant auch die sogenannten „Overbrow-Ventilationsöffnungen“, die direkt an der Stirn für zusätzlichen Luftstrom sorgen. Auch die aufwendig geformten Innenpolster sind so gestaltet, dass sie die Belüftung ungehindert frei zu geben und zugleich den Schweiß von den Augen fern zu halten.

 

Anders als beim Vorgängermodell, dem Super 2R, den es auch ohne gab, kommt der Super 3R nur mit MIPS-Inlay. Die mittlerweile weit verbreitete Einlage dient bei Stützen als kontrollierte Gleitfläche zwischen Kopf und Helm und dient dadurch dazu um die auf den Kopf wirkenden Rotationskräfte zu reduzieren.
Gegenüber dem Super 2 wurde die Weitenverstellung komplett überarbeitet. Das neue Float Fit System drückt nur noch indirekt und großflächiger auf den Hinterkopf, was die Kräfte viel angenehmer am Hinterkopf verteilen soll. Außerdem kommt das neue System mit einem kleineren Verstellrädchen aus, das außerdem feiner gerastert ist. Wie bisher besitzt die Anpassung auch noch eine dreistufige Höheneinstellung. Wie auch schon beim Super 2R ist diese Höhenverstellung recht leichtgängig und wird schnell ungewollt verstellt. Vor allem wenn man den Helm mit dem Kinnbügel aufsetzt, ist die Verstellung fast immer in die oberste Position gerutscht und musste dann kurz wieder nachkorrigiert werden. Während der Fahrt kam es jedoch nie zu unerwünschten Effekten.
Die Riemen sind fest vernietet, verlasen den Helm erst ganz am Rand und damit recht weit außen und lassen sich wie üblich in Position und Lage gut verstellen.

Der BELL Super 3 R alleine wiegt komplett 750 g. Davon entfallen genau 420 g auf den Halbschalen-Helm selbst – eine sehr guter und vertretbarer Wert für einen All-Mountain-Helm – und weitere 330 g für den abnehmbaren Kinnbügel.

 Selbstverständlich ist der Super 3R mit und ohne Kinnbügel CPSC- und CE EN1078 zertifziert. Der Bell Super 3R erfüllt damit weiterhin nicht die ASTM F1952 Norm für offizielle DH-Helme was einerseits an der Anzahl der Ventilationsöffnungen (spezielle Penetrationsprüfung der Norm) liegt, aber auch der höheren Flexibilität des Kinnbügels. Als zusätzliches Sicherheitsfeature verfügt jeder Super3 R Helm über die ICEdot-Notfallidentifizierung – ein Label mit einem einzigartigen Code, den der Anwender kostenlos aktivieren kann. Nach der Einrichtung des Benutzerprofils haben die Ersthelfer mit einem normalen Mobilgerät mittels SMS Zugriff auf die Notfallkontaktdaten und den spezieller Gesundheitsinfos.

Die Optik ist ja bekanntlich Geschmackssache. Während ich das Design und die Formgebung sehr gelungen finde, ist mir die grellgrünen/neongelben Farbvariante meines Testhelms dann doch etwas zu etwas zu auffällig. Auf dem Trail und auf Fotos zieht man damit eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Als zahlender Kunde hat man aber ohnehin die Auswahl aus insgesamt sechs unterschiedlichen Farbkombinationen. Da sollte für jeden was dabei sein.

Auch der BELL Super 3R kommt in drei Schalengrößen und deckt damit eine Spektrum von 52 bis 62 cm Kopfumfang ab. Der BELL Super 3R kommt im Handel auf 249.90 Euro.

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Praxiserfahrungen:

Hier kann ich es ganz kurz machen. Für mich, meinen Fahrstil und mein Gelände ist der Bell Super 3R, genauso wie sein Vorgänger, einer der besten Helme, die ich kenne. Weder, in der Passform, dem Halt noch der Funktion oder Bedienung gibt es irgendwelche Kritikpunkte. Während ich auch schon vorher keine Kritik in Sachen Passform und Tragekomfort gefunden hatte, setzt das neue Float Fit System dem noch einen drauf und macht den Super 3R damit noch bequemer.

Es gab in den letzten Monaten endlose Situationen in denen ich den Kinnbügel einfach als zusätzliche Sicherheitsreserve in den Rucksack gesteckt habe. Oft ist er die ganze Ausfahrt über auch einfach dort geblieben ohne mich zu stören. Aber oft genug, gerade wenn ich meine geplante Route geändert habe, auf heftigere Trails ausgewichen bin oder wenn die Trails witterungsbedingt deutlich kniffliger wurden, kam der Kinnbügel auch zum Einsatz und hat mir zusätzlichen Schutz geboten. Wie gut er in der Praxis funktioniert, musste ich bisher Gott sei Dank noch nicht austesten.

Neben dem offensichtlichen Schutz des Kinnbügels gibt es aber auch noch einen Grund, weshalb ich den Bell Super 3R so gerne mag. Der zusätzliche Wetterschutz durch den Kinnbügel. So habe ich den Super 3R auch immer wieder auch dann als Full-Face genutzt, wenn ich nachts oder bei kalter Witterung unterwegs war. Anstatt auf warme Unterziehkappen zu setzen, hält der bessere Windschutz mit weniger Zugluft die Ohren und den Kopf sehr effektiv warm ohne, dass man überhitzt. In unseren Breiten ein echter Vorteil.

Mit seinem empfohlenen VK ist der BELL Super 3R zwar kein Schnäppchen, dafür bekommt man aber einen Helm, der alles kann und bietet, was man vom Tourenbiker bis hin zum Enduro-Racer je braucht. Für mich einer der besten und vor allem vielseitigsten Helme die der Markt derzeit bietet. Solange kein weiterer Testhelm kommt um getestet zu werden, freue ich mich drauf noch viele tolle Ausfahrten mit dem Super 3R zu machen.

RIDE ON,
c_g