VOTEC VX 135 – Testfazit: von c_g
Vorwort: Wir haben diesen Vergleichstest aus RADON Slide 130 9.0 SL und des VOTEC VX135 auf vielfachen Leserwunsch hin gestartet, um herauszufinden was die beiden Bikes wirklich drauf haben und welches zu welchem Fahrertyp besser passt. Würde man das Plus an Federweg beim VOTEC wirklich merken? Wie schlägt sich der Preisvorteil des RADON in der Ausstattung oder der Fahrperformance nieder? Gibt es überhaupt nennenswerte Unterschiede oder echte Patzer in der Ausstattung?
Zu die beiden detaillierten bisherigen Artikeln zum VOTEC VX135 geht´s hier: Intro & Erste Eindrücke
In den ersten Eindrücken steht zu lesen, dass mir das VOTEC VX135 bereits dort sehr gut gefallen hat, weil es (1.)ein absolut stimmiges bis leicht agiles Handling an den Tag legte und, dass es in der (2.) Federung ausgesprochen sensibel und schluckfreudig sei.
Hierzu ein paar zusätzliche Ausführungen:
Zu. 1: Wie in den ersten Eindrücken angemerkt, fährt sich das VOTEC sehr angenehm und fast schon verspielt. Es besitzt ein nahezu perfektes Handling. Hier hatte ich keinerlei Anlass auch nur eine Kleinigkeit während des Tests zu ändern und habe daher auch nichts mit Vorbau oder Lenker herumprobiert.
Offensichtlich haben die Macher des VOTEC in etwa die gleichen Vorlieben was das Fahrverhalten angeht, wie ich. Toll gemacht!
Zu 2: Die sensibel-schluckfreudige Federung – bedingt vor allem durch den offenen Dämpfer-Tune (ich bin die Zugstufe sehr weit geschlossen gefahren) und die große High-Volume-Luftkammer an dem verbauten ROCK SHOX Monarch RT3 Dämpfer – hat mich in den meisten Situationen begeistert. So sensibel und schluckfreudig, wie es sich verhielt, kann es mit den besten in dieser Federwegsklasse mithalten.
Bergauf musste ich dafür öfter die Plattformdämpfung oder sogar den Lockout bemühen um dem etwas einsinkenden Heck entgegenzuwirken – eine Konsequenz der stark linearen und offenen Federung. Da der betreffende Hebel aber gut zu erreichen ist, war das nicht wirklich problematisch. Mit Plattformdämpfung klettert das VOTEC jedenfalls ebenso ausgezeichnet wie das RADON Slide. Fahrer, die ihren Dämpfer aber nie verstellen, sollten aber wissen, dass man mit dem VOTEC nicht alles in einem Modus fahren kann, entweder man genießt den maximalen Komfort oder hat sehr gute Klettereigenschaften.
*******************************
Enduro-Test: Wie schon im Zwischenbericht erwähnt, bin ich das VOTEC später auch mit aggressiveren Hans Dampf Reifen gefahren. Damit konnte ich dem VX135 nochmal so richtig die Sporen geben und es noch mehr an sein Limit heranführen.
Das beinhaltete eine Menge Full-Speed Wurzelfahrten, haufenweise mittlerer Sprünge und Drops, sowie einfach richtig viel klassisches Trailshredden. Am Ende fand ich alle meine früheren Beobachtungen bestätigt, habe aber auch etwas neues herausgefunden:
Die sehr sensible Federung sorgt bereits bei einem Sag von nur 20% für einen sagenhaften Komfort und eine klasse Traktion, sie hat aber auch einen kleinen Schönheitsfehler. Bei so viel Sensibilität und linearer Kennlinie fehlt es am Ende an Reserven. Bei der aggressiveren Fahrweise der späten Testphase habe ich den Dämpfer mehrfach zum kräftigen Durchschlagen gebracht. Erst mit merklich höheren Drücken konnte ich das vermeiden, worunter dann aber die Sensibilität gelitten hat. Für Fahrer, die wissen ein Bike ans Limit zu fahren gäbe es aber die Volumensspacer von ROCK SHOC, die sich mit wenig Aufwand in den Dämpfer einsetzen lassen um ihn noch etwas progressiver zu machen.
–> Letztlich läuft alles darauf hinaus, dass das VOTEC sich phantastisch fährt – sowohl was das Handling, wie auch die Federung angeht. Dabei generiert es so viel subjektive Sicherheit auf dem Trail, dass man damit unter Umständen verführt wird, so schnell über heftige Trails zu räubern, dass die Federelemente an ihre Grenzen kommen. Mit den geeigneten Reifen jedenfalls konnte ich das VOTEC so fahren, dass man der ROCK SHOX Revelation den Flex deutlich angemerkt hat und auch der Dämpfer wie oben abgesprochen sein Limit erreicht hat. Eigentlich ein Kompliment für das Bike.
(Mit einem etwas progressiveren und nicht ganz so komfortbetonten Dämpfertune und einer PIKE vorne, könnte ich mir vorstellen damit auch Enduro-Rennen zu fahren.)
****************************
Was die AUSSTATTUNG angeht gab es funktionell keinerlei echte Defizite.
Die SRAM X.9 Schaltung mit X.0 Schalthebeln war wunderbar präzise, auch wenn es in Scahen Schaltkomfort nicht ganz mit der XTR des RADON mithalten kann. Wenn es um die Wertigkit der Schaltung angeht, muss das RADON nur im direkten Vergleich zur XTR des RADON leichte Federn lassen. Das Type2 Schaltwerk hielt die Kette immer sich unter Kontrolle. Besonders die super Übersetzung an dem 2-fach Kettenblatt (22/36) verdient es eigens erwähnt zu werden, denn sie erlaubt selbst steilste Anstiege und gut hochzukommen, ohne auf schnellen Abfahrten an eine Spinning-Stunde erinnert zu werden. Einziges Manko dieser Übersetzung ist, dass ich häufig zwischen den Kettenblättern hin und herschalten musste.
Die AVID X.9 Trail Bremsen blieben durchweg kräftig, sauber zu dosieren und ohne echte Auffälligkeiten. Das Cockpit war dank der Matchmaker-X Schellen sehr aufgeräumt und sehr einfach einzustellen. Top-Bewertung auch hierzu.
Je nachdem von welcher Seite man das VOTEC anschaut, könnte man nur die 2.25er Nobby Nics als potentiell unterdimensioniert ansehen. Auch mit den sehr breiten SYNTACE Felgen bleiben die Reifen einfach mehr XC-Tourer, als wirkliche All-Mountain Reifen. Als ich am Ende des Tests nochmal eine Abschiedsrunde mit dem Bike gefahren bin – wieder mit den NNs drauf , kam es auch prompt zu zwei Durchschlägen.
Daher: Fährt man das VOTEC als klassischen Tourer, passen die NNs gut, will man das Potential des Bikes wirklich ausfahren, braucht es heftigere Schlappen.
Noch ein paar Worte zu den SYNTACE W30 Laufrädern, die aus meiner Sicht wegen der Breite und des sehr guten Gewichts eine super Wahl für das VOTEC sind. Als ausdrücklich für Schlauchlos freigegebene Felgen wären sie demnach ein echtes Plus des VOTEC gegenüber dem RADON. Leider hatte ich bei dem Versuch der Schlauchlos-Umrüstung weder beim SCHWALBE Hans Dampf, noch einem anderen meiner Testreifen Erfolg. Nur die ohnehin in ihren tubeless-Eigenschaften grandiosen GEAX Goma ließen sich mit der Luftpumpe aufpumpen. Alle anderen waren auch mit allen erdenklichen Trick (Seifenwasser, halbseitige Vormontage mit Schlauch und Kompressor) nur teilweise schlauchlos draufzubekommen. Meist war der Luftverlust irgendwo größer als der Kompressor an frischer Luft reinblasen konnte. Nachdem die Schlauchloseigenschaften der Laufräder aber nur ein Nebenschauplatz des Tests waren, wollte ich nicht allzuviel Zeit damit verschleudern und bin letztlich die SCHWALBE Hans Dampfs mit Schlauch fahren, was die Vorzüge der breiten Felgen deutlich weniger zur Geltung kommen läßt. Funktionell blieben die SYNTACE W30 Laufräder ohne jeden Tadel, zeigten sich als sehr steif, sicher und extrem robust, aber wegen der suboptimalen Erfahrungen mit ihren Schlauchloseigenschaften sehe ich das Potential der breiten Felgen leider nicht voll nutzbar. Schade, denn ansonsten hätten die Laufräder einen echten Vorteil gegenüber dem RADON herausgespielt.
*********************************
FAZIT – VOTEC VX135:
Nach gut 5 Wochen in denen das VOTEC VX135 sehr viele Trails gesehen hat, kann ich ihm attestieren, dass es zu den besten 29er All-Mountain Alu-Fullies des aktuellen Jahrgangs gehört. Weder im Handling, noch in der Steifigkeit oder der Effizienz, gibt es irgendwelche Defizite und auch die Ausstattung ist durchweg stimmig und sehr funktionell. Kleine Details wie die 22/36 Kurbelkombi oder die selten verbauten SYNTACE Laufräder zeugen von viel Detailliebe und erhöhen die Vielseitigkeit des VX135. Das sehr feinfühlige und schluckfreudige Fahrwerk braucht bergauf öfter eine Plattformdämpfung. Dafür hat es bergab Potential für mehr. Allein die sehr lineare Dämpfercharakteristik mit zu wenig Reserven am (hohen) Limit setzt dem Bike bergab Grenzen – hier wäre etwas mehr (leicht nachrüstbare) Progression wünschenswert. Ab Werk zählt der Hinterbau des VX 135 wohl zu einem der aktivsten und komfortabelsten der 130 mm Klasse.
In Summe schafft es das VOTEC VX135 100% All-Mountain-Bike zu sein und zugleich sehr viel Spaß auf dem Trail zu bieten. Ein wirklich tolles und vielseitiges Bikes mit einer sehr guten Ausstattung ist, das jeden Cent seines Preises wert ist. Als Erstlingswerk eines Herstellers in Sachen 29er Fully in der hart umkämpften 130 mm Kategorie ein wirklich bemerkenswert gutes Bike.
RIDE ON,
c_g
Hi c_g,
wieviel Platz war beim Hans Dampf noch zum Rahmen, hinten?
Danke und Gruß 🙂
Noch eines, was ich leider schade finde. Bei Votec scheint es zwar einen Verkauf, aber keinen (zufriedenstellenden) Kundenservice zu geben. Zitat, auf Nachfrage wegen Terminvereinbarung für eine Probefahrt:
„Es tut mir leid, aber wir haben keine Kundenanlaufstelle, wo eine Probefahrt möglich wäre.
Diese ist erst zuhause möglich.“
In welcher Welt leben die?? Das ist MIR definitiv zu wenig, so sehr ihr auch eine gute Reputation habt.
Könnt ihr gerne so weitergeben 😉
@TS: Hallo VOTEC hat uns folgende Antwort zu deinem Kommentar zukommen lassen:
„Hallo TS,
tut uns leid falls du eine unvollständige Antwort bekommen hast. Neben dem Rückgaberecht inkl. kostenloser Abholung, gibt es die Möglichkeit unsere Bikes an verschiedenen Events zu testen. Wir würden uns sehr freuen dich und die anderen Leser von TNI an einem der folgenden Termine bei uns am Stand begrüßen zu können:
Bike Festival Riva/Gardasee 1.-4.05.14
Bikefestival Freiburg 17.-18.05.14
Bike Festival Willingen 13.-15.06.14
VOTEC Testevent Heidelberg (Termin noch offen)
Testival Brixen 25.-28.09.14
Stephan Geiß
(VOTEC)“
Danke @c_g
Herr Geiß sollte sich aber besser doch einmal mit Frau K. aus dem Verkauf abstimmen, damit auch andere Kunden zufriedenstellendere Antworten erhalten.
Verkauf ist eben nicht das gleiche wie Kundenservice 😉
Hy,
es wäre schön wenn Votec entlich mal liefern könnte.
Der Termin hat sich jetzt schon mehrmals verschoben.