CANE CREEK Helm Coil 29 Federgabel – Testintro: von c_g
Mit ihren leichtgängigen Dichtungen, größeren Negativkammern und allerlei anderer Technologien sind Luftfederelemente heute besser, als sie es je waren. Mit ihrem Aber wenn sensiblen Ansprechverhalten, niedrigerem Gewicht und den vielfältigen Einstellmöglichkeiten – warum sollte man überhaupt da noch Stahlfedern fahren? Weil die Stahlfedern eben immer noch ein paar Asse im Ärmel haben, die sich mit einer Luftfeder (bis jetzt noch) nicht erreichen lassen. Angefangen von der unglaublichen Sensibilität einer Stahlfeder, die einerseits in der Feder selbst, aber auch in der Art und Anzahl verbauten Dichtungen begründet ist. Dann wäre da noch die perfekt lineare Federkennlinie der Stahlfeder, die eine Luftfeder mit viel Aufwand zwar bereits annähernd erreicht, aber eben doch nicht zu 100& und zuletzt auch noch die Einfachheit und damit Ausfallsicherheit einer Stahlfeder, gegenüber den ungleich komplexeren Luftfedern (auch wenn die mittlerweile schon sehr zuverlässig geworden sind).
Aus genau diesen Gründen hat auch die US-Komponentenschmiede CANE CREEK sich entschieden ihre Helm Federgabel nicht nur als Luft- sondern eben auch als Stahlfedergabel anzubieten – nicht als bessere Version der Helm Air, sondern als eine Enduro-Race-Gabel mit einer etwas anderen Federungscharakteristik für die Fahrer, denen eine Stahlfeder immer noch dieses Quentchen mehr an Performance bietet. Der deutsche Vertrieb COSMIC SPORTS war so freundlich uns eine CANE CREEK Helm Coil 29er Federgabel zum Test zu schicken. Während die 29er Helm Coil grundsätzlich zwischen 130 und 160 mm Federweg intern verstellbar ist, war man so nett sie uns gleich mit dem für mich optimalem Federweg von 160 mm aufzubauen.
Optisch ist die CANE CREEK Helm Coil schon mal eine echte Ansage – das graumetallic-lackierte Chassis mit farblich abgestimmter Gabelkrone, dazu die schwarz-goldenen Details (samt golden eloxierter Verstellknöpfe und goldener Steckachse) und die schwarzen 35-mm Tauchrohre – so edel hat bisher noch keine Federgabel gewirkt. Was die Formgebung des Chassis angeht, weicht die Helm zwar nicht großartig von anderen Federgabeln ab, hat aber doch ihre ganz eigenen Ästhetik.
Auf die inneren Werte kommt es an: Paradox, aber gerade mit den Eigenschaften einer Stahlfeder gibt es federungsseitig von außen nicht viel aufsehenerregendes zu sehen. Mehr als die Vorspannung über den aufwendig geformten und sehr griffigen Preload-Knopf (Bild unten links) zur Feinanpassungen kann man hier eh nicht verändern. Die eigentliche Anpassung ans Fahrergewicht geht nur durch Austausch der Stahlfeder, von denen CANE CREEK aktuell 5 Gewichtsklassen anbietet, die mit einer Spanne von 40 kg bis 110 kg das Gros der Fahrer abdeckt. Die in Serie verbaute Standardfeder ist für Fahrer zwischen 72,5 und 90 kg vorgesehen.
Dämpfungsseitig nutzt CANE CREEK bei ihren Federgabeln ja kein Twin-Tube-Design wie bei ihren DB Dämpfern, sondern ein Mono-Tube-Design mit Blasen-Reservoir. Die Einstellmöglichkeiten sind ähnlich denen herkömmlicher Top-Gabeln. Den Rebound (Zugstufe) unten und oben die Druckstufe, welche sich separat nach Low- und High-Speed verstellen lässt. Die einzelnen Rasterungen an den schön gefrästen verstellknöpfen sind knackig und präzise zu spüren mit einem breiten Verstellbereich.
Ein echtes Unikum an den Helm Gabeln ist die eigenständige D-Loc 15×110 mm („Boost“) Schnellspann-Steckachse welche nicht in einem Gewinde greift, sondern mit einem Zapfen-Klemmmechanismus fixiert wird. So steckt man die Achse nur in die Gabel (man muss lediglich darauf achten, dass sie mit der D-LOC Beschriftung nach oben eingeführt wird – siehe Bild oben)) und arretiert sie mit dem kleinen schwarzen Lock-Mechanismus auf dem rechten Gabelbein durch einer leichten Drehung gegen den Uhrzeigersinn (ca. 45°).
Abschließend verspannt man das System spielfrei mit dem Schnellspannhebel links. Zur Feinjustage an kleine Differenzen in der nabenbreite auszugleichen, kann man den Gegenhalter unter dem Schnellspanner lockerer oder straffer drehen. Zum Laufradausbau löst man nur den Schnellspannhebel, öffnet den Mechanismus rechts und zeiht direkt die Steckachse heraus. Optisch ist D-Loc kaum von herkömmlichen Systemen zu unterschiede, aber grundlegend anders in der Funktion und ist mehr Schnellspanner als Steckachse … aber solange es auch in der Praxis funktioniert. Wie heute üblich, verfügt die Helm Coil über eine PostMount-Bremsbefestigung und zwar die für eine Gabel dieser Kategorie sinnvolle PM-7 Variante, mit der sich zwar keine 160 mm Scheibe fahren lässt (aber wer will das schon an einem All-Mountain/Enduro?) dafür aber eine 180 mm Scheibe ganz ohne Adapter und eine 200 mm Scheibe mit einem kurzen Adapter montieren lässt.
Gewichtstechnisch darf man von einer Federgabel mit Stahlfeder natürlich keine Rekorde erwarten. CANE CREEK selbst gibt für die Gabel im 29er Format ein Gewicht von 2340g an, unsere Testgabel bringt es mit der härteren Stahlfeder (90-110 kg) und einem auf 19,5 cm gekürzten konischen Gabelschaft auf stattliche 2445 g. Sie ist damit die bisher schwerste Enduro-Gabel, die wir bisher im Test hatten … aber wie ihr wisst, ist für uns das reine Gewicht nur ein Teil einer viel komplexeren Gleichung und keineswegs eine Aussage über die Federungs-Performance, welche hoffentlich in der Helm Coil steckt. Ach ja, mit meinem Gewicht am oberen Limit der Standardfeder und dem Ruf ein ordentlicher Fahrer zu sein, hat COSMIC sich entscheiden uns die Testgabel gleich mit der härteren Feder auszuliefern, aber angeboten uns die weichere ebenfalls zu schicken. Mal sehen wie ich damit zurecht komme.
Der VK der CANE CREEK Helm Coil 29 liegt bei 949.90 Euro und damit sogar auf der „günstigeren“ Seite des Premium-Segments.Mittlerweile hat der Käufer auch bei der 29er Helm die Wahl aus zwei Offset-Optionen – 51 oder 44 mm.Unsere Testgabel hat noch den klassischen 51 mm Offset und sollte daher auch kein andersartiges Lenkverhalten an den Tag legen.
Wie ihr aus dem Testfazit der GOODYEAR Newton Reifen evtl. schon geschlossen habt, habe ich die CANE CREEK Helm Coil 29 nicht nur schon am CUBE Stereo 150 TM Dauertester montiert, sondern bin sie auch schon ein wenig gefahren, unter anderem auf der Hörnli-Jagd in Arosa und im Bikepark Chrus – meine ersten Praxiseindrücke folgen als schon recht bald.
RIDE ON,
c_g