WOLFPACK Trail 29×2,25“ Reifen – Testintro: von MiMü
Wolfgang Arenz kann mit Sicherheit als „Master Of Compound“ bezeichnet werden, denn er hatte bei den wichtigsten Gummimischungen der letzten Jahre, wie etwa CONTINENTALs Black-Chili Compound, den Addix-Mischungen von SCHWALBE und auch SPECIALIZEDs Gripton, sprichwörtlich seine Finger im Spiel. Seit diesem Herbst ist er mit seiner eigenen Reifenmarke WOLLPACK TIRES in dem hart umkämpften und üppig angefüllten Reifenmarkt vertreten – aktuell mit drei Mountainbike-Reifen und drei Rennradreifen.
Für einen ersten Test hat uns WOLFPACK TIRES passend zum Herbst seinen derzeit potentesten und angeblich dennoch schnellen Mountainbike-Reifen zur Verfügung gestellt, den TRAIL 29×2,25“. Daneben gibt es noch den etwas mehr auf Speed getrimmten CROSS 29×2,25“ und den für den Renneinsatz hin optimierten RACE MTB 29×2,2“ (siehe Vorstellungsartikel). Der TRAIL ist aktuell auch in 27,5×2,25“ erhältlich, während die beiden anderen Pneus lediglich uns 29er-Fahrern vorenthalten sind. Weitere Reifenbreiten und auch ein Enduro-Reifen sind bereits in Vorbereitung und sollen in 2019 folgen.
Ehe wir aber auf die technischen Aspekte des TRAIL zu sprechen kommen, noch ein paar Worte zum interessanten Geschäftsmodell von WOLFPACK. So sind alle WOLFPACK Reifen derzeit über genau drei Vertriebswege erhältlich: Im firmeneigenen Online-Shop, ganz traditionell im Fachhandel und um stabile Online-Preise zu garantieren, derzeit nur über einen Online-Händler, nämlich Bike Components. Auch bei der Preisgestaltung setzt WOLFPACK TIRES auf Transparenz und einfache Strukturen um den leider üblichen Online-Preisverfall entgegenzuwirken und damit den Fachhandel zu stärken. In jedem der geannten Outlets kosten die Reifen genau das gleiche, nämlich sehr bemerkenswerte 39,99 Euro. Wichtig dabei: Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dem empfohlenem Verkaufspreis und den wirklich relevanten Strassen- oder Online-Preisen. Gerade für den Fachhandel wieder eine echte Chance. Für alle Beteiligten, Händler und Endkunden ganz transparent und doch noch sehr attraktiv – ungewöhnlich aber doch genial!
Allen aufgezählten Reifen gemein sind die eigenen Gummimischungen. Obwohl sie alle unter der Bzeichnung ToGuard Compound laufen, ist doch jedes von Wolfgang Arenz speziell für die Anwendung und den Reifen entwickelt worden. Die von außen einfach wirkende schwarze Gummimischung ist dabei, was ihre Eigenschaften angeht, eines der fortschrittlichsten Compounds auf dem Markt. Dabei setzt WOLFPACK TIRES ganz bewußt auf ein über die gesamte Profilhöhe hin einheitliches Compound. „Nicht weil es einfacher und günstiger wäre, sondern allein, weil es dem Kunden gegenüber fairer ist.“ so Wolfgangs Worte. Anders als bei den Mehrfach-Compounds mit dünnem Oberflächen-Compound und stabilisierendem Base-Compound bleiben mit einem Mono-Compound die Grip-Eigenschaften über die gesamte Profilstärke gleich. Und das bedeutet letztlich, dass der Reifen viel länger mit seiner vollen Performance gefahren werden kann und eine gleichbleibende Sicherheit bietet, was nicht nur auf dem Trail, sondern gerade auch im Straßenverkehr von großer Bedeutung ist. Eine besondere Eigenschaft der ToGouard Compounds soll ihr hervorragendes Verhältnis zwischen hohem Grip und zugleich niedrigem Rollwiderstand sein, Eigenschaften die in dem Maß bisher nur mit weniger haltbaren Mehrfach-Compounds zu erreichen gewesen waren … hier aber mit dem sehr realen Vorteil einer viel höheren Laufleistung weil die Performance nicht mit Erreichen eines Base Compounds nachlässt.
Aktuell bestehen die Karkassen der MTB-Modelle aus einem sehr hochwertigen einmaligen 120 TPI Gewebe, was laut WOLFPACK hervorragend für die derzeit angebotenen Breiten und den Einsatzbereich zwischen XC, Tour und Trail funktioniert. Für die später folgenden, breiteren Varianten und den gerade in der Entwicklung stehenden Enduro-Reifen überlegt WOLFPACK eventuell die Karkassen zusätzlich zu verstärken. Die wichtigsten Vorteile der sehr feinen 120 TPI-Karkasse, wie sie auch bei anderen High-Performance Reifen zum Einsatz kommt, sind ihre hohe Flexibilität und damit verbunden sehr guten Überrolleigenschaften, eine hohe Durchstichfestigkeit sowie ein niedriges Gewicht. Ein üblicher Nachteil ist oft der der etwas geringere Durchschlagschutz, der hier aber nach Aussage von WOLFPACK durch die umlaufende Gummilage aus ToGuard wieder ausgeglichen wird. Selbstverständlich ist der TRAIL, genauso wie die beiden anderen MTB-Reifen, uneingeschränkt tubeless-ready.
Das Profil des TRAIL Reifens ist eigenständig, aber nicht extravagant und wirkt für einen modernen Trail-Reifen fast schon ein wenig zahm. Die Laufflächenstollen sind doppelt V-förmig angeordnet sowie nach vorne und an den Kanten angeschrägt. Mit dem ständigen Wechsel aus engeren und weiteren Stollenabständen und einzelnen quergestellten Zentralstollen vermittelt das Profil schon optisch den Eindruck von ordentlichem Vortrieb und einer hohen Bremstraktion bei gleichzeitig guter Selbstreinigung. Die relativ geringe Stollenhöhe von 4 mm ist bei allen Profilblöcken der Lauffläche identisch und spricht unter anderem auch für ein weiches Abrollverhalten. Die Seitenstollen sind mit bis 6 mm lediglich geringfügig höher und geben dem Reifen ein insgesamt sehr rundliches Erscheinungsbild. Sämtliche Stollen verfügen über zusätzliche Gripkanten in Form von Aussparungen bzw. Einschnitten. Diese sollen die Verzahnung mit dem Untergrund weiter verbessern, indem sie einerseits für noch mehr traktionsfördernde Kanten sorgen und zum anderen die Anpassungsfähigkeit der Stollen erhöhen.
Bei der Montage konnten unsere beiden Testexemplare schon mal voll und ganz überzeugen. Auf meiner RACE FACE Aeffect R30 Felge ließen sie sich ohne Zuhilfenahme eines Reifenhebers per Hand übers Felgenhorn drücken und mit einer normalen Standpumpe ohne großen Aufwand schlauchlos aufpumpen. Die Reifenwülste sind bie ca. 1,8 bar auf die Felgenschultern gesprungen und hatten dort sofort einen sehr guten, nicht zu strammen Sitz. Dem ersten Eindruck nach genau richtig um eine leichte (De-)Montage zu gewährleisten und dennoch Burping oder einen ungewollten Lufverlust zu verhindern. Auch sehr positiv: Beide Reifen waren auf Anhieb auch ohne die Verwendung von tubeless-Milch luftdicht und hielten den eingestellten Luftdruck problemlos über eine Nacht.
Was seine Dimensionen angeht, hat mich der WOLFPACK Trail ein wenig überrascht. Auf meinem RACE FACE Aeffect Laufradsatz mit 30 mm Maulweite bringt er es nach 24h bei 2 Bar Luftdruck auf eine Karkassenbreite von sehr guten 58 mm. Die Tatsache, dass WOLFPACK den Reifen mit 57 mm angibt zeigt, dass er mit der 30 mm Felge nicht überfordert ist. Allein die effektive Stollenbreite mit 56 mm hinkt der Karkasse ein wenig hinterher, wobei 1 mm auf jeder Seite nur wenig ausmachen sollten. Wer die Karkasse unbedingt komplett von dem Profil abgedeckt haben will, etwa für einen besseren Kantenschutz in wirklich felsigem Gelände, sollte den Trail einfach mit einer schmäleren Felge kombinieren. Eine Felgenbreitenempfehlung für WOLLPACK Reifen, wie auf der Verpackung angekündigt, konnten wir leider nicht finden, aber man hat uns bestätigt, dass wir mit 30 m noch im grünen Bereich der Reifen liegen. Grundsätzlich ergibt sich im Zusammenspiel mit dem naehzu gleichmäßig hohen Profil ein nahezu kreisförmiger Querschnitt.
Gewichtstechnisch liegen unsere beiden Testkandidaten mit 786 und 790 g leicht über den Herstellerangaben von 750 g, aber hier hat WOLFGANG uns im Vorfeld bereits vorgewarnt, dass die Reifen in der ersten Serie fertigungstechnisch noch etwas schwerer sind und sich dann langsam den Herstellerangaben annähern werden.
Nachdem wir uns in letzter Zeit vor allem mit Reifen der gröberen Gangart beschäftigt haben, bin ich nun sehr neugierig, wie sich der brandneue WOLFPACK Trail 29×2,25 auf meinen herbstlichen Trails schlagen wird … noch sind die Verhältnisse ja eher trocken, wenn auch durch das Laub ein wenig tückisch. Vom empfohlenen Einsatzbereich her passt der Reifen schon mal optimal zu meinem bevorzugten Testterrain: Singletrails unterschiedlichster Ausprägung. Wenn ein Compound-Guru wie Wolfgang Arenz seine eigene Reifenfirma gründet und den Sprung ins Haifischbecken wagt, dann ist uns das aber ganz sicher einen genaueren Blick wert. Ich bin gespannt ob der WOLFPACK Trail mit der Konkurrenz mithalten kann oder ob er ihr vielleicht sogar das Fürchten lehren wird.
MiMü
Hier sind sich wohl ein Nobby, ein MK 2 und evtl. noch ein Bontrager XR4 2.4 nahe gekommen…
Das Profil bietet – im besten Sinne – keine Überraschungen. Wenn jetzt noch die Compound stimmt ist alles gut.
Ich fahre seit mittlerweile fast 2 Monaten vorn den Trail und hinten den Cross auf meinem Hardtail und ich kann sagen das die Reifen das bisher beste sind was ich jemals auf nem Hardtail gefahren bin.
Als direkten Vergleich hat ich vorher nen MK2 und nen CrossKing mit RaceSport Karkasse drauf. Die Conti Kombi war zwar ein wenig leichter und auch ein bischen schneller aber griptechnisch um Welten unterlegen. Für mich scheinen daher die Wolfpack Reifen die perfekten Allrounder zu sein ohne zu viel bei Gewicht und Rollwiderstand zu verlieren.
Daher würd ich behaupten das der MiMü viel Spaß mit den Reifen haben wird 😉
Ich fahre den Reifen seit ein paar Tagen. 790g. Könnte weniger sein. Auf einer WTB KOM i23 am Hinterrad (Cannondale F29). Baut 55mm breit ohne Stollen. Rollt sanft ab, rubbelt bergauf nicht. Guter bis sehr guter Grip auf aktuell siffigem Boden. Die Felgenbreite ist noch ok, gut 25mm wären besser.
Trotz für mich mittlerweile eher geringer Breite fährt sich der Reifen richtig erwachsen. Bleibt nur der Wunsch nach einer breiteren Variante.
@Matthias & Georg: Freut mich zu lesen, dass ihr damit so gut zurecht kommt. Ja, mit der Breit hinken die aktuellen WOLFPACK Modelle etwas hinter dem Trend mit 2,4 bis 2,6 hinterher, aber Wolfgang hat uns versichert, dass die auch bald kommen werden. Trotzdem war es uns wichtig die Reifen auch so schon mal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu evaluieren. Wenn das Profil und Compound in 2,25″ was kann, dann ist ja wohl zu erwarten, dass es mit noch mehr Volumen und Auflagefläche auch nicht enttäuscht, oder.
Leider verzögert sich der Zwischenstand von MiMü noch ein wenig, aber was er mir bisher über seine beiden TRAIL Testreifen gesagt hat, hört sich ähnlich dem an, was ihr oben auch beobachtet habt.