E*13 TRS+ 12-fach Upgrade Kit – Zwischenstand: von c_g
(bisher hierzu erschienen Artikel: Offizielle Vorstellung des E*13 12-fach Upgrade Kits, Testintro und Montage)

Das diesen Sommer vorgestellte 12-fach Upgrade Kit von E*THIRTEEN ist ein spannendes Produkt, denn es verspricht mit ein wenig Schrauberfähigkeiten jeden bestehenden SRAM 11-fach Antrieb mit Trigger-Shiftern auf 12-fach umzurüsten. Zudem ist der resultierende Antrieb dann noch leichter und breitbandiger abgestuft sein als das 12-fach Pendant von SRAM. Hört sich doch vielversprechend an, oder? Ich fahre den Antrieb nun schon seit über 3 Wochen am ALUTECH Cheaptrick Hardtail und hier sind meine bisherigen Erfahrungen damit.
 

Auch wenn man dem Paket alles Kleinteile und Werkzeuge gleich beigelegt hat und ausgezeichnete How-To Videos und Anleitungen zur Seite gestellt bekommt, geht nicht immer alles nach Plan Wie es mir bei dem Umbau erging und warum ich am Ende doch die Hilfe des E*13-Kundenservice in Anspruch nehmen musste, könnt ihr noch mal im Testintro nachlesen. Und wie hat sich das 12-fach Upgrade im bisher gut 3,5 Wochen andauernden Praxiseinsatz geschlagen? Kurz und knapp: Mit Ausnahme einer Sache (mehr dazu weiter unten) rundum sehr gut und angesichts der hohen Anforderungen an moderne Antriebe auch bemerkenswert unauffällig.

Dem umgerüsteten SRAM Shifter sieht man von außen nicht an, dass er jetzt 12-fach kann … schade eigentlich. Die Funktion ist allerdings tadellos.

Das erste, was mir nach dem Umbau aufgefallen ist, ist, dass man wirklich keinen Unterschied zwischen der Funktion des Triggers zwischen dem ursprünglichen 11-fach und dem ungebauten 12-fach System spürt. Alles läuft genauso knackig und präzise. Warum auch nicht, denn man hat es ja immer noch mit dem bewährten und ausgezeichneten Shifter zu tun – die gleichen Lager, Federchen und Kräfte … nur eben mit einer modifizierten Rasterung. Freunde des SRAM-typisch knackigen Schaltgefühls wird es freuen, dass haptisch alles beim Alten bleibt, nur halt durch das Upgrade ab sofort mit zwölf statt bisher elf Gängen.

 

Auch hinten, wo durch die neu ausgespacerten Umlenkrollen am ansonsten unveränderten Schaltwerk, die komplett eigene E*13 12-fach Kassette und die mitgelieferte 12-fach Kette, ja doch recht viel neu ist, sind kaum Unterschiede in der Schaltperformance zu spüren. Die Kombination aus Kassette und Kette schaltet in beide Richtungen genauso effizient und knackig wie vorher. Wenn man es ganz genau nimmt, würde ich sagen, dass die Gangsprünge ein klein wenig lauter sind, aber was die Präzision und Schaltgeschwindigkeit angeht – und das auch unter Last – konnte ich bisher keinerlei Funktionseinbußen gegenüber der originalen SRAM Kombi verzeichnen. Allein das ist schon mal eine riesiges Lob an E*THIRTEEN und deren eigene Kassette. Selbst der vermeintlich größte Gangsprung auf das 46er Ritzel war bisher immer vollkommen unauffällig. Wie bei allen über Kabelzug geschalteten Systemen, musste ich die Zugspannung nach einigerer Zeit nachjustieren weil sich der neue Zug ein wenig gelängt hat, aber ansonsten musste ich bisher noch nichts nachstellen oder gar reparieren.

Seine erste größer Härteprüfung hat der Antrieb bei der 12-Gipfeltour im Fichtelgebirge erlebt und mit Bravour bestanden.

Wo der Unterschied allerdings gegenüber dem Standard 11-fach Antrieb sehr deutlich ist, ist bei der Übersetzungsbandbreite. Den Unterschied  von vorher 420 % (bei SRAM 11-fach) auf sehr gute 511% in der E*13 Modifikation ist ein echter Segen. Und den spürt man sofort. Das winzige 9Z Ritzel ermöglicht es mit dem gleichen Kettenblatt wie bisher deutlich schneller zu fahren. Das größere 46er Ritzel hilft dabei auch solche Auffahrten ohne Oberschenkelbrennen zu meistern, die man vorher nur widerwillig angegangen ist. Am Fully bin ich seit geraumer Zeit mit einem SRAM Eagle 1×12 Antrieb unterwegs (vorne 30 und hinten 10-50 Zähne) und daher war ich ein wenig skeptisch ob mit der gleichen Zähnezahl am Kettenblatt die 46 Zähne hinten ausreichen würden, aber selbst auf dem Overnighter im Backpacking-Stil (mit 18-kg Bike) bin ich nur sehr selten an die Grenzen des Antriebs gestoßen. Wer will, kann mit der E*13 Kassette aber auch einfach auf ein kleineres Kettenblatt umrüsten eine fast identische Entfaltung wie mit der Eagle erreichen. Mit einem 28er Kettenblatt, also zwei Zähne weniger vorne ist das Übersetzungsspektrum nahezu identisch mit der Eagle. Ich jedenfalls komme mit der Kombi aus (ovalem) 30er Kettenblatt vorne und der 9-46 Ritzel am Hardtail bisher sehr gut zurecht. (Anmerkung: Fairerweise muss ich an der Stelle noch erwähnen, dass man die identische 511% Bandbreite auch noch anders erreichen kann: Mit den E*13 TRS+ und TRSrace 11-fach Kassetten geht das ganz ohne weitere Umbaumaßnahmen, allerdings eben mit nur 11 Gängen und etwas größeren Gangsprüngen.)

Ein richtig dickes Lob muss ich E*13 an der Stelle auch noch für die sehr benutzerfreundliche Montage der Kassette aussprechen. Zur De-/Montage reichen ein  3 mm Inbus (zum Lösen der Sicherungsschraube und der Freilaufklemung) und eine Kettenpeitsche (um die zwei Kassettenteile zu verspannen. Zum Lösen kann man das Laufrad im Rahmen mit der Kette gegenhalben und erspart sich so die zweite Kettenpeitsche :-)).  Insgesamt geht das derart einfach und schnell, dass es fast schon Spaß macht die Kassette zu wechseln. Auch nach mehrfachen Wechseln gab es bisher keinerlei Auffälligkeiten, weder bei der De-/Montage selbst, noch in der Schaltperformance danach. Dieses Lob gilt übrigens für alle aktuellen E*13 Kassetten, die in meinen Augen in Sachen Montagefreundlichkeit wirklich richtungsweisend sind.

Über 3 Wochen lief der Antrieb absolut präzise und sorgenfrei …

… bis sich gleich mehrfach hintereinander das Kettenschloss unbeabsichtigt geöffnet hat.

Eine Schwäche hat sich das Kit bei mir im Test aber doch geleistet. Nach haufenweise Trail-Kilometern und unzähligen, vollkommen problemlosen Schaltvorgängen hat sich kurz vor dem Verfassen dieses Zwischenstandes das mitgelieferte Kettenschloss gleich mehrfach beim Schalten unter Last von selbst geöffnet. Gott Sei Dank blieb das plötzliche Durchgehen des  Antriebs ohne weitere Folgen, unangenehm war es aber trotzdem. Auf Nachfrage hin hat mir E*13 sofort ein Ersatz-Kettenschloss geschickt, das sich nun auch schon wieder seit ein paar Ausfahrten vollkommen unauffällig verhält. E*THIRTEEN hat mir versichert, dass dies der bislang einzige bekannte Fall einer Kettenschloss-Fehlfunktion wäre und es sich daher um einen Einzelfall handele.  Um das zu überprüfen, werde ich das Kit noch eine ganze Weile weiter nutzen.

  

Ganz nebenbei – die Kompatibilität zu SRAM Eagle Antrieben: Für die Besitzer von SRAM Eagle 12-fach Antrieben mag es auch interessant sein, zu hören, dass sowohl die umgerüsteten Shifter, wie auch die Kassette und Kette voll querkompatibel sind. Um dieser schon im Intro aufgeführten Behauptung nachzugehen, habe ich einmal das Laufrad mit der E*13 Kassette an ein Bike geschraubt, das einen SRAM Eagle Bike hat und umgekehrt. Im ersten Fall, mit der E*13 Kassette am Eagle Antrieb hat alles sofort funktioniert … sogar ohne eine Nachjustierung der Schaltung. Top! In der anderen Richtung war mit dem großen 50-Zahn Ritzel der Eagle Kassette aber das Kapazitätslimit des für 11-fach konstruierten Schaltwerks überschritten. Weil die  übrigen Gangsprünge aber funktionierten sollte eine Kombination aus Upgrade Trigger und einem beliebigen Eagle-kompatiblen Schaltwerk aber durchaus auch mit der Eagle Kassette funktionieren. Die Querkompatibilität ist also vorhanden, wird aber durch das Schaltwerk eingeschränkt.

E*THIRTEEN bietet mit dem Upgrade Kit eine Möglichkeit an um bestehende SRAM 11-fach Antriebe uf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Zusammenfassung: Die Möglichkeit einen SRAM 11-fach Antrieb umzurüsten und daraus 12-fach zu machen ist ein vielversprechender Coup der innovativen Komponentenschmiede E*THIRTEEN. Mit einem VK von 299.- Euro ist das Kit zwar  ken Schnäppchen wenn es um ein spontanes Upgrade geht, aber umso verlockender, wenn man die verschlissene 11-fach Kassette und Kette ohnehin austauschen muss. Mit  vertretbaren Aufwand und sehr geringen Mehrkosten erhält man so einen Antrieb auf den aktuellen Stand der Technik. Nach gut 3 Wochen im Praxiseinsatz hat sich der so umgerüstete Antrieb bisher sehr gut geschlagen – die gleiche knackige und präzise Schaltperformance nur eben durch die höhere Übersetzungsbandbreite von 511% deutlich vielseitiger. Das in unserem Test schwächende Kettenschloss, das hoffentlich nur ein Einzelfall war, ist der bisher einzige Wermutstropfen in einem ansonsten sehr durchdachten System. Ich werde den Antrieb noch einen ganze Weile weiter fahren um zu sehen, ob der bisher hervorragende erste Eindruck auch langfristig aufrecht zu erhalten ist.

RIDE ON,
c_g