KONA Big Honzo CR DL – Praxiseindrücke von den Eurobike Media Days’18: von Oli

Das KONA Honzo kursiert schon seit längerem als Empfehlung für ein großartiges Trail-Hardtail durch die Foren. Mittlerweile hat es mehrere Evolutionsstufen durchlaufen, von denen wir bei TNI Ende 2016 das CR Trail testen konnten. Ein Bike, das unserem Tester c_g nicht auf Anhieb passte, da es für ihn damals ungewohnt lang war. Daher hatten wir kurz überlegt, mich den Test weitermachen zu lassen, aber schlussendlich hat er den Test fertig gestellt und war doch sehr von dem Konzept des Trail-Hardtails. Auf den Eurobike Media Days’18 hatte ich nun doch noch die Chance, am letzten Tag (bei strömendem Regen) das neue KONA Big Honzo CR  DL zu testen. Es ist zwar ein 27.5 + Bike, aber da es sich aus der 29er Idee heraus entwickelt hat und auch 29er Laufräder aufnehmen kann, wollte ich es Euch nicht vorenthalten.

Auf dem KONA Stand war ein Exemplar des schicken Trail-Hardtails in L, das ich offensichtlich als erster über die Trails in Fiss Ladis  jagen durfte, es war noch richtiggehend jungfräulich. Nun war es ja der letzte Tag und wir drei von TNI (c_g, MiMü und ich) kannten speziell den Frommes Trail mittlerweile ganz gut, wussten wo die schwierigen Stellen waren, wo man es laufen lassen kann, wo es enge Anlieger gab oder einfach etwas Mut dazu gehörte, einen Drop zu nehmen. Nach mehreren Fullies, die hier auch näher beschrieben wurden bzw. werden, hatte ich mich auf eine etwas bockigere Abfahrt von der Gipfel- zur Talstation eingestellt, doch das sollte sich bereits nach den ersten Metern als Irrtum herausstellen. Nun muss ich vorausschicken, dass ich mit einem längeren Reach und einem langen Oberrohr durchaus vertraut bin, fahre ich doch privat unter anderem auch ein LAST Fast Forward,  aber ich war doch extrem überrascht, dass ich mich auf dem Honzo ab dem ersten Meter derart wohl gefühlt habe. Das spürten auch die beiden anderen TNI-Kollegen und haben mich mehrfach darauf angesprochen.


Geomtrietabellen – links Honzo CR 29, rechts Big Honzo CR DL

Doch der Reihe nach. Die Geometriedaten des Big Honzo sind, in Zeiten von ¨longer, lower and slacker¨ gar nicht so spektakulär. Was 2016 beim Test des Honzo CR DL 29ers noch ungewöhnlich und progressiv war, ist heute fast schon die Norm. Ein Lenkwinkel von 67,5°, ein 75° Lenkwinkel und ein größzügiger Reach von 475 m in Größe Large ist heute fast schon konservativ für ein modernes ein Trail-Hardtail. Auch wenn sich die Werte zwischen dem Honzo  CR 29er und dem Big Honzo, was den Reach, effektiven Lenk- und Sitzwinkel sowie die Tretlagerhöhe angeht kaum unterscheiden, erkennt man im direkten Vergleich schnell, dass das Big Honzo ein komplett neue entwickeltes Bike ist. Neben der offensichtlich ordentlich angewachsenen Reifenfreiheit (das Honzo CR 29er war hier ein wenig knapp gewesen) hat man das Big Honzo nämlich auf 130 mm Federgabel ausgelegt und zudem die Kettenstrebenlänge etwas vergrößert. Wo das 29er noch mit sehr knappen 415 mm daherkommt und dafür ein stark abgeknicktes Sitzrohr hat, kommt das Big Honzo mit einem geraden Sitzrohr aus und hat etwas laufruhigere 430 mm Kettenstrebenlänge. Gegenüber dem 29er mit symmetrische, geradlinig auf das Tretlager zulaufenden Kettenstreben hat das Big Honzo in der Carbonversion einen asymmetrischen Hinterbau bei dem die antriebseitige Kettenstrebe stark nach unten abknickt.

Natürlich hat man auch den BB Drop auf den etwas geringeren Durchmesser der 27,5×2,8“ Reifen (im Vergleich zu 29×2,3er Reifen) angepasst, was erst die identische Tretlagerhöhe ermöglicht. Wichtig zu erwähnen ist auch noch die sehr gute Überstandshöhe des Rahmens, der über alle Rahmengrößen konstant bleibt und damit eine maximale Bewegungsfreiheit garantiert. In der Seitenansicht des Bikes in Größe Large erkennt man das sehr deutlich. Das Ziel war es offensichtlich nur genau soweit von dem vielgelobten Handling des Honzo 29ers abzuweichen wie notwendig und damit alle positiven Eigenschaften des Big Wheelers bestmöglich zu übertragen. Ob die Rechnung aufgegangen war, sollte dieser Kurztest zeigen.
Ich persönlich bin schon immer ein Freund stark abfallender Oberrohre gewesen, kam aber mit meinen 1,87 m Körpergröße nur sehr selten in den Genuss eines solchen Rades. Beim Big Honzo scheint es so zu sein, dass das Oberrohr in egal welcher Größe genau gleich stark abfällt und sich die Rahmengrößen lediglich in der Oberrohr-  und Sitz- und Steuerrohrlänge unterscheiden. Eine Herangehensweise, die ich so selten gesehen habe (u. a. bei LITEVILLE), aber sehr wohl für gut heiße.

Kurz noch ein paar Angaben zur Ausstattung des Big Honzo CR DL Testbikes, welches das Topmodell der Big Honzo Serie darstellt: Geschaltet wird mit einer SRAM GX Eagle 1×12, gebremst mit einer SRAM Guide R Bremse mit US-typischen 160 mm Scheiben hinten und 180 mm vorne. Dazu ein PressFit-Innenlager und eine 175 mm langen Kurbel mit 34-Zähnen.

Gelenkt wird eigentlich mit hauseigenem Lenker und Vorbau von KONA XC BC 35 mit 35mm Klemmung, hier jedoch auch wieder abweichend ein 30er Vorbau. Gefahren wird mit einer Kombination aus FORMULA Naben mit WTB Kom Trail i35 TCS Felgen und vor allem MAXXIS Rekon TR Dual 27,5×2,8er Reifen.

Die versenkbare Sattelstütze ist eine klassische ROCK SHOX Reverb Stealth mit 150 mm Hub und einem 1x Remote. Ab Werk ist eine 130 mm ROCK SHOX Pike RC Debon Air 29/27,5+ mit Boost Nabenstandard verbaut. Sowohl am Rahmen, wie auch der Gabel ist die  Reifenfreiheit einfach enorm und es würde mich sehr wundern, wenn man hier nicht auch großvolumige 29er Reifen fahren könnte.

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Praxiseindrücke mit dem KONA Big Honzo CR DL

Und wie fährt es sich nun? Einfach großartig! Ich habe mich auf dem sogenannten Frommes Trail, der sihc ml sanft gewunden und mal bissig mit Felsstufen und Kehren vom Schönjoch bis hinunter nach Fiss schlängelt auf wirklich jedem Meter wohl gefühlt. Auch wenn ich das 29er Modell damals nicht fahren konnte, so bin ich überzeugt, dass es sich ziemlich sicher auch nicht besser fahren lassen konnte. Gerade an einem Hardtail sehe ich große Vorteile darin zumindest das Hinterrad mit 27.5+ Reifen noch etwas komfortabler und traktionsstärker zu machen und die 2,8er Rekon haben mich diesbezüglich nicht enttäuscht. In Kombination mit den WTB Kom I35 Trail (35 mm Innenweite) haben sie eine ordentlich breite Auflagerfläche und bleiben auch bei niedrigen Drücken ordentlich stabil. Auf der letzten Abfahrt, die wir gemeinsam in wirklich strömendem Regen auf dem stellenweise sehr rutschigen Trail absolviert haben, war di Traktion nie ein  limitierender Faktor.

Grundsätzlich ist das Big Honzo aber erst einmal erstaunlich wendig und ohne je nervös zu werden. KONA ist es hier sehr gut gelungen, eine in meinen Augen ideale Kombination aus Stabilität und Verspieltheit in den Rahmen zu zaubern. Entgegen des optischen Eindrucks würde ich auch sagen, dass der Rahmen auch am ungefederten Heck ein bemerkenswert komfortables Fahrverhalten generiert. Alleine die spezielle Formgebung der Sitz- und Kettenstreben zeigt, dass es hier genau  darum auch ging. Mich hat die Form der Sitz- und Kettenstreben an die des SALSA Cutthroatvom Test letztes Jahr erinnert: Flach, aber breit. Leider waren sie so breit, dass ich beim Treten manchmal an den Kettenstreben vorbeigeschliffen bin. Bei KONA war das Thema offensichtlich auch schon bekannt, denn man hatte beim Testmodell genau an der Stelle einen Rahmenschutz aus Klarsichtfolie angebracht. Sich wenn der Frommes Trail nicht allzu viele Uphill Passagen hat, reicht es doch um einen kleinen Einblick in die Kletterfähigkeit des Big Honzo zu bekommen. Auch hier hat mich das Haarteil nicht enttäuscht, ging zügig voran und erforderte auch in Steilstücken nur wenig Gewichtsverlagerung. Bedingt durch den recht steilen Sitzwinkel und den moderat langen Hauptrahmen fühlte es sich aus hier sehr entspannt und effizient an.

Auch wenn ich es mir vielleicht nur eingebildet habe, aber die Kombination von Plusreifen und dieser Art der Rahmengeometrie schien mir subjektiv genau das zu geben, was mir Spaß macht: Seitliche Steifheit bei scharfen Kurven und doch guter Komfort auf rauem Untergrund.

Woran ich mich erst einmal gewöhnen musste, war die sehr niedrige Bauweise des Rahmens. So sehr ich es ja oben begrüßt habe, dass das Oberrohr optisch so cool nach hinten abfällt, so ungewöhnlich war das Handling mit dem Rahmen in L beim meiner Schrittlänge. Es ermöglicht ungemein viel Bewegungsfreiheit im Gelände, aber man hat nicht viel zwischen den Beinen um das Bike zu dirigieren.  Gleichzeitig ist es aber mit einem Radstand von 1201 mm doch recht lang, immerhin 34 mm länger als das 29er Honzo aus dem letzten Test. Ich habe das Gefühl, dass das Bike sehr wohl durchdacht und nicht einfach eine 27,5er Variante des beliebten 29er Honzos ist. KONA hat durch feine Anpassungen bei den Geodaten das besten aus dem B+ Konzept herausgeholt.  Fahrtechnisch ein echter Leckerbissen für alle Hardtailfans.

Laut KONA wird das Big Honzo CR  DL in Europa für 3999,- Euro zu haben sein. Angesichts der verbauten Schaltgruppe und Bremse mag das erst einmal ein ungewöhnlich hoher Preis für ein Hardtail sein, man bekommt dafür aber auch ein modernes Hardtail-Trailbike mit Carbonrahmen und einem exzellenten Handling. Wer vor Fullies wegen zu komplizierter Technik zurückschreckt, sollte sich das Big Honzo CR DL einmal näher ansehen. Ich würde damit gerne mal eine Woche in Finale die Trails damit rocken gehen. Bei JEDEM WetterJ

Oli