DIRTLEJ Dirt Suit Light Edition – Praxiserfahrungen: von c_g
Als ich im frühen Frühling die DIRTLEJ Dirt Suit Core Edition im Test hatte war ich von ihrer Robustheit und den vielen Details wirklich angetan gewesen. Die Idee eines einteiligen Wetterschutzes zum Biken und die Ausführung haben mich überzeugt, nur das hohe Gewicht und große Packmaß fand ich schade, weil das Teil damit nicht für unterwegs geeignet war. Aber DIRTLEJ hatte zu dem Zeitpunkt schon was in Vorbereitung, das sie mir dann im Frühsommer zum Test geschickt haben – die Dirt Suit Light Edition.
Das grellorange Teil ist aufs absolute Minimum in Sachen Material und Features reduziert. Es wiegt gerade mal 460 g In XXl) und ist zudem sehr kompakt komprimierbar. Außerdem ist das durchdachte Tel mit nur 128.- Euro richtiggehend günstig. Den Zahlen nach ideale Voraussetzungen um es wirklich immer und überall im Rucksack oder der Tasche dabei zu haben und um für einen unerwarteten Wetterwechsel auf Tour gerüstet zu sein.
Seit über zwei Monaten habe ich nun die DIRTLEJ Dirt Suit Light Edition im Test. Natürlich war sie viel davon im Rucksack verstaut, aber dank des wechselhaften Sommerwetter hat sie sich auch auch immer wieder in Aktion bewähren dürfen. Nach der Zeit indie ich die Dort Suit Light Edition richtig gut und bin ich noch mehr Fan der smarten DIRTLJ Bike-Einteiler geworden.
Die Vorstellung der Dirt Suit Light Edition ist ja Ende Juni bereits im Testintro erfolgt, aber um eure Erinnerungen noch mal aufzufrischen, hier noch Liste der einzelnen Features unserer Dirt Suit Light:
- Leichtes Polyester-/Nylon Material – einlagig, wasserdicht und atmungsaktiv, (Wassersäule von 20.000 mm und Atmungsaktivität ca. 10.000 mvp), alle Nähte sind mit speziellem Tape abgeklebt und damit ebenfalls wasserdicht.
- Großer, wasserdichter Front–Reißverschluss – durchgehend vom Schritt bis zum Kragen.
- Zwei sehr lange Zweiwege-Reißverschlüsse zur Belüftung an den Seiten – verlaufen von den Ellenbogen oben bis hinunter unter die Hüfte.
- Groß geschnittene Kapuze – passt über den Bike-Helm, mit zwei Zügen in ihrer Weite einstellbar, kann zu einem Kragen zusammengerollt werden kann und dient auch gleich als Packsack für die Dirt Suit.
- Verstellbarer Taillenzug – aus einfachem Gummiband- über zwei Klebebänder an den Seiten einstellbar, klein aber effektiv.
- Lange Ärmel mit verlängertem Handrücken und Klett-Weitenregulierung am Handgelenk.
- Halblange Beine – decken gerade noch die Knie ab.
- Besonders abriebfesteres Material im Sitzbereich.
- Keine (!) Taschen
Und nachdem bewegt Bilder oft mehr aussagen als tausend Worte, hier noch ein Promotionvideo zur DIRTLEJ Dirt Suit Light:
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Praxiserfahrungen:
Ehe ich auf meine Erfahrungen mit der Dirt Suit Light Edition zu sprechen komme, noch ein paar Worte zu mir: Ich selber bin ein Mensch der schnell und sehr stark schwitzt und es schnell spürt, wenn der Körper überhitzt. Keine leichte Aufgabe für die Dirt Suit Light Edition. Während der bisher über 2-monatigen Testphase habe ich die Dirt Suit unter allen möglichen Bedingungen gefahren – von leichten kurzen Regenschauern, über monsunartige Gewitterregen bis hin zu mehrstündigen Ausfahrten im Dauerregen, bei Temperaturen von unter 10° bis über 20°C, auf Lift-unterstützten und Shuttle-Touren bis hin zu sehr anstrengenden Trainingsfahrten mit vielen Uphills. Es war einfach alles dabei was man im Sommer auf dem Bike so erleben kann.
Wer im Intro die Angaben zur Wasserdichtigkeit (Wassersäule von 20.000 mm) und Atmungsaktivität (ca.10.000 mvp) des Materials gelesen hat, weiß dass damit keine Wunder möglich sind. In Sachen Wasserdichtigkeit hält einem die Dirt Suit Light locker einen heftigen Regenschauer von der Haut, aber ewig bleibt das Material auch nicht dicht (wie übrigens fast kein atmungsaktives Kleidungsstück). Nach mehr als einer Stunde im Dauerregen muss sich auch die Dirt Suit Light Edition geschlagen geben. Irgendwo findet das Wasser einen Weg nach innen, sei es über den Kragen wo es vom Helm runter rinnt, durch die zur Belüftung oft teilweise geöffneten Reißverschlüsse oder auch durch das Material selber (etwa unter den Rucksackgurten oder im Sitzbereich. Einen Wetterschutz vom Schlage eines GORE-TEX-Hardshell-Anoraks bietet die Dirt Suit also schon mal nicht. Auch die Atmungsaktivität des Materials selber hat Grenzen. Schon ein langer Uphill bei warmem Wetter und mit komplett geschlossenen Reißverschlüssen reicht aus um die Atmungsaktivität des Materials über sein Limit hinaus zu fordern.
Trotzdem, was sich nach dieser ersten Beschreibung wenig vielversprechend anhört, hat sich in der Praxis aber überraschend gut bewährt, denn: Auch wenn man in der Dirt Suit Light nicht immer komplett trocken bleibt – sei es von innen durch starkes Schwitzen oder von außen weil der Regen irgendwann doch eindringt – so, sorgt die Kombination aller Features in der Praxis doch dafür, dass ich mich darin überraschend lange wohl gefühlt habe …viel länger als ich es selber für möglich gehalten hätte. Die echte Stärke der Dirt Suit Light Edition liegt nämlich nicht darin, den Fahrer komplett von den Elementen zu isolieren, sondern darin die Auswirkung dieser Elemente auf den Körper so zu zügeln, dass es für den Fahrer nur ganz selten unangenehm wird. Für mich als Sportler, der durch sein Schwitzen ohnehin die allermeisten Outdoor-Bekleidungsstücke überfordert, ein viel wichtigerer Aspekt.
Hier zwei Beispiele aus der Testpraxis:
Ein schönes Beispiel für die Performance der Dirt Suit Light Edition waren die EUROBIKE MEDIA DAYS’17 in Bruneck. Unsicherer Wetterbericht, immer wieder Regen und man wusste nie wie lange man trocken bleiben würde, nur, dass man immer vorbereitete sein. musste. Uns so hat mich schon auf der ersten XC-Trailrunde mit dem MARIN Wolfridge 9 ein plötzlich auftretender Gewitterschauer erwischt und ordentlich durchnässt, noch ehe ich die Dirt Suit habe anziehen können. Den Rest der Testrunde bin ich dann bei anhaltendem Regen und der Dirt Suit am Körper gefahren. Die vielen Anstiege dabei haben wenig dazu beigetragen wieder trocken zu werden.
Als ich dann für die zweite Enduro-Testrunde über den Herrnsteig mit wirklich feuchten Klamotten in die Gondel zum Kronplatz gestiegen bin, war ich ehrlich skeptisch. Mit dem Gipfel in Wolken, leichtem Nieselregen und gerade mal 10°C würde die Abfahrt von fast 2300 m ü. NN in nassen Klamotten alles andere als gemütlich werden. Oben angekommen hat es mich dann auch schnell richtig gefröstelt. Also Reißverschlüsse zu und nichts wie los! Zu meiner Freude ist es mit in der Dort Suit durch die körperliche Anstrengung bei der Abfahrt auch sehr schnell wieder warm geworden. Selbst die diversen Fotopausen haben mich nicht wieder auskühlen lassen.
Weiter unten, als ich die Reißverschlüsse dann wieder etwas aufgemacht habe, waren die Klamotten unter der Dort Suit schon deutlich trockener. Offensichtlich reicht die Atmungsaktivität bei moderater Anstrengung langsam doch aus um sogar abzutrocknen. Weiter unten, bei fast schon wieder 20°C und nachlassendem Regen hätte ich die Suit eigentlich wieder ausgezogen, habe des Tests wegen habe ich sie noch anbehalten und nur die Belüftungsreißverschlüsse weiter geöffnet. Auf dem Messegelände angekommen, stellte ich dann verwundert fest, dass ich mich die ganze Abfahrt über wirklich wohl gefühlt hatte … ganz anders als erwartet. Auf der Testrunde mit dem SCOTT Genius 900 Tuned und auch bei den anderen Testfahrten hat sich die Geschichte dann noch mehrfach wiederholt es hat immer wieder geregnet – mal mehr oder weniger, mal kürzer und mal länger – und ich habe ich gelernt der Dirt Suit Light Edition immer mehr zu vertrauen.
Ein anderer plakativer Fall war eine etwa dreistündige Trailrunde im Fichtelgebirge bei Temperaturen um 12°C und anhaltendem Dauerregen. Durch die gleichzeitige, andauernder Anstrengung war die Dirt Suit zwar in ihrer Atmungsaktivität und Wasserdichtigkeit bald überfordert – ich zwar schon nach ca. 1,0 h komplett durchnässt – aber dank der Reißverschlüsse konnte ich die Frischluftzufuhr immer präzise so steuern, dass ich zwar nass war, mich aber nie wirklich unwohl gefühlt habe. Bergauf ließen die großen Belüftungsöffnungen die Stauhitze effektiv entweichen und bewahrten mich so vor Überhitzung, bergab konnte ich die Dort Suit so winddicht bekommen, dass mich der Fahrtwind nicht auskühlen konnte. Am Ende der Fahrt, war ich zwar durch und durch nass, aber glücklich und vor allem warm. So wusste ich genau, dass ich dank der Dirt Suit Light kaum Gefahr laufe mich zu erkälten … und darauf kommt es mir persönlich viel mehr an, als komplett trocken zu bleiben. Wohlgemerkt, ich bin ein starker schwitzender Sportler, aber selbst unter diesen Voraussetzungen fand ich die Performance des kleinen grell-rot/orangen Einteilers echt bemerkenswert.
Ein Lob verdient DIRTLEJ dafür wie schnell und leicht sich die Dirt Suit auch in voller Montour anziehen lässt. Der großzügige, wenn ich nicht unbedingt vorteilhafte Schnitt erlaubt es zur Not sogar kleinere Bike-Rucksäcke geschützt darunter zu tragen. Zu der Kapuze habe ich allerdings eingeteilte Meinung: Einerseits fand ich sie Top um mich vor einem heftigen Platzregen zu schützen und weil sie auf dem Helm das Sichtfeld überhaupt nicht einschränkt. Andererseits fand ich das dampfige Klima darunter und die Eigenart, dass sie durch den Fahrtwind schnell vom Helm rutscht und dann im Wind flattert auch etwas nervig. Aber die perfekte Outdoor-Kapuze ist wohl ein ganz eigenes Thema, an dem auch andere Hersteller knabbern.
Beim Thema Haltbarkeit zeigt die Dirt Suit Light Edition auch nach den 2 Monaten bisher noch keine Ermüdungserscheinungen – weder am Material selber, noch an der Beschichtung oder an den Nähten. Für den Dauereinsatz ist das Teil aber ohnehin nicht gemacht – dafür gibt es die anderen Dort Suit Varianten. Abhängig von der Einsatzhäufigkeit und der Behandlung denkreich aber torödem, dass die Dirt Suit Light ein paar Saisonen durchhalten dürfte.
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Testzusammenfassung:
Eine Wetterschutzbekleidung hat eine undankbare Aufgabe: Sie muss nämlich dann funktionieren, wenn es ungemütlich wird. Die DIRTLEJ Dirt Suit Light Edition ist ein funktioneller Notfall-Wetterschutz für Biker und hat sich als solcher auch im Test sehr gut bewährt – sehr leicht, klein packbar und noch dazu erschwinglich. Kurze, auch heftige Regenschauer schafft die Dirt Suit Light mit geschlossenen Reißverschlüsse ohne Probleme, bei länger anhaltenden Niederschlägen reicht die Wasserdichtigkeit allerdings nicht mehr aus.
Dann wenn die Atmungsaktivität des Materials bei Anstrengung an ihre Grenzen stößt, helfen die effektiven Belüftungsmöglichkeiten weiter. Auf diese Weise erreicht die Dort Suit Light Edition auch dann noch einen überraschend hohen Tragekomfort. Selbst wenn der Fahrer mal nass ist, schützt die Dirt Suit sehr gut vor Auskühlung und vermeidet effektiv ein Überhitzen. Als dauerhaften Wetterschutz für Adventure-Touren in widrigen Klimaten (Schottland, Island, etc. ) würde ich die DIRTLEJ Dirt Suit Light Edition nicht unbedingt empfehlen. Als Gelegenheits- oder Reserve-Wetterschutz in unseren Breiten und als wärmenden Windschutz für lange Abfahrten, den man immer dabei haben kann, finde ich das Teil aber echt klasse und wirklich empfehlenswert.
RIDE ON,
c_g