CANE CREEK DB Air (IL) – Testfazit: von c_g
(hierzu bereits erschienene Artikel: offiziellen Vorstellung des CANE CREEK DB Air (IL), Testintro, Zwischenstand)

So, nun ist der CANE CREEK Double Barrel DB Air (IL) Dämpfer schon gute 2 ½ Monate an meinem CUBE Stereo Dauertestbike im Einsatz. Ganz ohne technische Probleme, aber mit einigen spannenden Beobachtungen ist es an der Zeit ein offizielles Testfazit zu ziehen.

Das Erst-Setup habe ich mir ja mit Hilfe des QUARQ ShockWiz ein wenig leichter gemacht. Auch wenn der Dämpfer die elektronische Setup-Hilfe wohl ein wenig überfordert hat, war das resultierenden Dämpfungseinstellungen sehr gut brauchbar. Auffällig dabei war nur, dass dabei die Low- und High-Speed-Druckstufe fast komplett offen und auch die Zugstufe nur eine sehr leichte ausgefallen sind. Bei dieser Einstellung war ich an sich schon recht zufrieden mit der Performance des Dämpfers.

Über gemäßigte Trails war der CANE CREEK Dämpfer sehr gut, aber nur wenig besser als der Original-Dämpfer von FOX.

Wie bereits im Zwischenstand beschrieben ergab sich so über 90% der Trails ein recht ähnliches Fahrgefühl, wie mit dem Original-FOX DPS EVOL Dämpfer. Lediglich mit viel Sensibilität konnte ich leichte Unterschiede feststellen. Und zwar indem der FOX sich etwas lebendiger und linearer gefahren hat, während der CANE CREEK etwas dämpfungsbetonter und damit ruhiger wirkt. Gerade über flowigem Gelände konnte ich mit dem CC DB Air etwas mehr Speed aufbauen bzw. halten, weil ich in den Senken aktiver „pushen“ konnte. Ansonsten warn beide Dämpfer was die Performance angeht nahezu gleich.

Einen wirklichen Unterschied konnte ich vor allem dann feststellen, wenn es in richtig hartes Gelände ging und wenn ein hoher Durchschlagschutz gefordert wurde. Über Sprünge und Drops, ist der CANE CREEK deutlich besser und verhalf mir zu spürbar mehr Sicherheit in Situationen, in denen der FOX DPS schon lange hart durchschlagen ist ( und zwar trotz verbauter, großer Volumenspacer mit dementsprechend hoher Progression). Wohlgemerkt, dieser bessere Durchschlagschutz war bereits mit fast komplett geöffneter Druckstufe vorhanden.

Mit Hilfe dieser Spacer, kann man durch Abschneiden individuell die Progression bestimmen.

Mehr aus Neugier, als aus echter Notwendigkeit, habe ich dann auch mal ausprobiert die Progression des CANE CREEK per mitgelieferter Volumenseinlagen etwas zu optimieren. Der Prozess ist genauso einfach, wie mit anderen Systemen und wird in dem hier verlinkten Video gut beschrieben: Die Luftkammern komplett entleeren, einen Sicherungsring entfernen und die Hauptkammer nach unten schieben. Das erfordert zwar etwas Kraft, ist aber nicht weiter schwierig. Von dem blauen Spacerband schneidet man dann so viel ab wie notwendig (ich habe 3 von den mitgelieferten 5 Reihen abgeschnitten), legt sie lose in den Dämpfer und zieht die Luftkammerhülse wieder an ihren Platz. Dann den Sicherungsring wieder an seine Position und aufpumpen … fertig.

 

Mit der nun etwas progressiveren Federkennlinie habe ich dann auch den Dämpferdruck um ein paar PSI reduziert und mich sofort über die von Anfang an etwas höhere Sensibilität gefreut. Den Durchschlagschutz habe ich dann auch mehrfach ausprobiert. Wie gesagt, hatte ich auch vorher diesbezüglich keine Probleme, aber nach vielen für meine Verhältnis großen Sprüngen und ganz besonders bei einem unbeabsichtigen „Huck-to-Flat“ aus 2,5 m Höhe im Bikepark Schöneck (sorry, keine Bilder hiervon) war ich dann doch richtig beeindruckt, dass ich selbst hierbei keinen harten Durchschlag gespürt habe.

Vier Dämpfungseinstellungen (Zug- und Druckstufe jeweils getrennt nach Low- und High-Speed), dazu der stufenlose Climb Switch Hebel, der Luftdruck und Volumensparer … das ergibt eine ganz Menge an Einstellmöglichkeiten.

Die vielfältige Einstellbarkeit des CANE CREEK DB Air (IL) Dämpfers ist etwas, das ich in meinem Test als echten Vorteil erlebt habe. Für Fahrer mit einer Set-and-Forget-Menatalität, die ihren Dämpfer einmal einstellen und danach außer zum Service nie wieder anrühren spielt das keine Rolle, die habne lediglich den Vorteil ihren Dämpfer einmal perfekt einstellen zu können. Aber wenn jemand weiß, mit den Optionen richtig umzugehen ist es einfach genial. Allein mit einem kleinen 3mm Inbus konnte ich so mein Bike immer auf die jeweiligen Anforderungen einstellen – etwas lebendiger und aktiver im XC- und normalen Traileinsatz und etwas mehr High-Speed Druckstufe und je nach Strecke auch etwas mehr High-Speed Zugstufe im Bikepark und auf besonders sprunglastigen Abfahrten. Den Rest erledigte sich mit einem handgriff über die Low-Speed-Druck- und Zugstufe per Climb Switch. Ich persönlich finde die vielfältigen Einstellmöglichkeiten dementsprechend keineswegs überflüssig … auch wenn ich sie nicht auf jeder Ausfahrt und ständig nutzte. Unter dem richtigen Fahrer sehe ich die vielfältigen Einstelloptionen gar nicht als Gimmick, sondern als ein echtes Plus.

Gerade wenn man am Limit der Traktion fährt, ist Climb Switch eine sehr wohl spürbare Hilfe.

Die bereits intensiv besprochene und von mir schon oft gelobte Climb Switch Funktion, die ja die Low-Speed Zug- und Druckstufe verhärtet, hat mich auch weiterhin begeistert. Wie schon gesagt, ist sie kein Ersatz für eine Plattformdämpfung oder einen Lockout, sie hilft dem Heck also nur sehr wenig dabei höher im Federweg zu stehen. Für Bikes die ohnehin damit kämpfen bergauf am Heck tief einzusinken oder bei denen man bergauf schnell das Gewicht verlagern muss, ist das wichtig zu wissen, an meinem CUBE Stereo, das diesbezüglich sehr gutmütig ist, war diese Eigenschaft nie ein Thema.

Die schnellen Wurzeln dieses Ansteigen sind normalerweise eine Herausforderung – mit Climb Switch sind sie deutlich leichter zu fahren.

Andererseits ist der Zuwachs an Traktion durch Climb Switch bergauf unbestreitbar. Gerade über Wurzelpassagen oder Stufen ist Climb Switch eine erstklassige Sache und große Hilfe. In dem Testeinsatz war ich mehr als einmal verblüfft, wo damit noch Traktion vorhanden war, während ich schon nicht mehr damit gerechnet hatte. Auch wenn es darum ging, das Bike im Training über weniger grobe Trails einfach etwas wippneutraler zu bekommen, hilft Climb Switch indem es stufenlos von ganz offen bis ganz eingelegt genutzt werden kann.

Den einzigen echten Kritikpunkt, am DB Air (IL) Dämpfer, den ich in der Testzeit finden konnte, war die Position des Ventils parallel zum und sehr nahe am Kolben. Da passen nicht alle Gewindeaufsätze der Dämpferpumpen, was durchaus zum Problem werden kann.
Natürlich lassen 2 ½ Monate im Test noch keine Aussagen zur Dauerhaltbarkeit zu, aber in dieser Zeit gab es zumindest keinerlei technischer Probleme. Der deutsche CANE CREEK Vertrieb COSMIC hat uns allerdings angeboten den Dämpfer noch weiter im Dauertest zu fahren. Wenn irgendwelche Probleme auftreten sollten, werden wir euch davon berichten.

********************************************************

TESTFAZIT: Über 2 ½ Monate mit dem CANE CREEK DB Air (IL) Dämpfer am Bike und ich kann sagen, dass ich wirklich sehr angetan bin davon, was der edle Dämpfer aus USA leistet. Auf normalen Trails fand ich ihn nur wenig besser als der bereits sehr gut funktionierende Originaldämpfer FOX DPS EVOL. Je heftiger das Gelände aber wird, desto mehr spielt er seine aus meiner Sicht überragenden Dämpfungseigenschaften aus. Selbst in wirklichen Grenzsituationen, wo der FOX schon längst am Limit war, blieb das Bike mit dem CC Dämpfer noch wunderbar kontrolliert. Besonders in Sachen Durchschlagschutz schlug der CANE CREEK DB Air IL den FOX Dämpfer um Längen.

  
Wie immer, wenn es viele Einstellungsoptionen gibt, gibt es auch viel was man falsch machen kann, was vor allem unerfahrene Biker vor eine reale Herausforderung stellt. Für mich waren die Optionen allerdings sehr willkommen denn sie haben es mir ermöglicht, einerseits den Einsatzbereich des ohnehin schon sehr vielseitigen CUBE Stereo Testbikes zu erweitern und andererseits die Performance noch optimaler an das jeweilige Gelände anzupassen. Die exklusiv bei CANE CREEK zu findende Climb Switch Funktion hat sich als Kletterhilfe sehr gut bewährt. Auch wenn sie keine Plattform-Dämpfung oder einen Lockout, etwa für längere alpine Anstiege, ersetzen kann ist es in vielen Situationen ein echter Traktions-Booster.
Am Ende bleibt es also eine Frage des Fahrstils und des Einsatzes, ob es sich wirklich lohnt die 479.- Euro in einen CANE CREEK DB Air (IL) Nachrüstdämpfer zu investieren. Am CUBE Stereo 140 SLT Dauertestbike und für meinen Einsatz war es auf alle Fälle eine performance-fördernde und damit sinnvolle Sache.

RIDE ON,
c_g