WTB Bridger und Trail Boss – Testfazit: von MiMü

Vor gut zwei Monaten hatten wir euch das ungleiche Brüderpaar Bridger und Trail Boss der amerikanischen Schmiede WTB, oder WILDERNESS TRAIL BIKES vorgestellt. Anfang Oktober war es dann Zeit für einen Zwischenstand und nun ist es Zeit für ein abschließendes Testfazit.

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Beginnen wir mit dem Fahrkomfort. Beide Reifen sind, bedingt durch ihre drei Zoll Breite und die Montage auf der 40mm Maulweite messenden AMERICAN CLASSIC Smokin’Gun Felge, äußerst voluminös und dadurch auch komfortabel. Trotz der flexiblen Light Fast Rolling Karkasse sind Luftdrücke um die 1,0 Bar und darunter möglich. Damit können sihc der Bridger wie auch der Trail Boss hervorragend an den Untergrund anpassen und bieten dem Piloten fast schon den Komfort eines Fullies. Wurzeldurchsetzte Trailpassagen etwa überrollt das Hardtial dank der Plusreifen fast sogar noch besser als ein 29er Fully.
Gleichzeitig ist die 60 TPI Karkasse aber auch stabil genug, um den Reifen bei jedem Druck ordentlich Stabilität auf der Felge zu geben. Durchschläge oder Luftverlsute durch Burping kamen während der gesamten zweimonatigen Testphase nie vor. In diesem Punkt unterschieden sich die Reifen überhaupt nicht.

Für mich bei einem Plusbike sehr wichtig ist das Fahrverhalten und die Wendigkeit. Ich hatte anfangs Bedenken, inwieweit das Fahrverhalten des Bridger in Richtung Fatbike gehen würde, wurde aber positiv überrascht. Self Steering ist beim Bridger auch bei niderigen Drücken nur ganz gering ausgeprägt. Trotz seines großen Volumens ließ er sich sportlich durch den Baum-Slalom bewegen. Ich habe ses zwar nie ausprobiert, aber aufgrund der bisherigen Erfahrungen nehme ich an, dass der Trail Boss wäre am Vorderrad gefahren ebenso gutmütig wäre.

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Nächste Vergleichskategorie: der Grip. Auf trockenen und griffigen Trails können beide, der Bridger genauso wie der Trail Boss, voll punkten. Der am Vorderrad montierte Bridger zeigt durch seine unzähligen Stollen bereits im Stand, dass er mit jeder Art von Untergrund problemlos zurecht kommt. Der Unterschied zwischen Trocken- und Nassverhalten ist dabei nur marginal. Selbst ungestüme Bremsmanöver auf tiefem, aufgeweichtem Waldboden bringen den Bridger nicht aus der Ruhe, die Bremskraft wird angenehm linear übertragen.

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Anders der Trail Boss. Während harte, trockene Böden den „Chef“ vor keinerlei Probleme stellen und die Antritts- sowie Bremstraktion hoch ist, hat der Reifen bei weichen, oder tiefen Bedingungen dann doch mit Traktionsproblemen zu kämpfen. Ein durchdrehendes bzw. frühzeitig blockierendes Hinterrad waren bei den aktuell vorherrschenden herbstlich-matschigen Bedingungen keine Seltenheit. Andererseits konnte mich der Trail Boss beim Kurvengrip im Trockenen wie auch im Nassen volkommen überzeugen. Die versetzt und zudem leicht schräg angeordneten Seitenstollen leisteten hier sehr gute Arbeit.

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Apropos Matsch. Nicht unwichtig auf unseren Trails ist die Selbstreinigung eines Reifens. Im Testalltag taten sich hier deutliche Unterschiede auf. Das offenere Profil des Bridgers mit seinen beinahe quadratischen Profilblöcken setzte sich auf erdig-matschigem Untergrund zwar schnell zu, war auber auch schnell wieder sauber. Der Trail Boss mit seinen quer angelegten Profilreihentaten tat sich merklich schwerer den eingefahrenen Matsch wieder loszuwerden. Es benötigte mitunter einige Hundert Meter auf trockenem, festen Untergrund um das Profil zu reinigen. Zudem neigte der Trail Boss im „zugepflasterten“ Zustand zu einem Slick-artig, unkontrollierten Fahrverhalten. Für einen geübten Piloten kein Problem, dürften weniger routinierte Fahrer dann alle Hände voll zu tun haben, das Bike in technischem Gelände nmoch zu halten.

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Beim Thema Pannensicherheit konnten mich beide Reifen vollauf überzeugen. Trotz meiner im Zwischenstand geäußerten Bedenken, dass die breit bauende und damit vom Seitenprofil ungeschützte Reifenflanke zu erhöhter Pannenanfälligkeit führen könnte, blieben Bridger und Trail Boss während der gesamten Testdauer defektfrei. Eine Sichtprüfung der Reifenflanken blieb ebenso unauffällig, lediglich ein paar oberflächliche Abschürfungen waren erkennbar.

Kommen wir zum Rollwiderstand, wo der Trail Boss 3.0 sein Potential ausspielen kann. Gerade auf harten Böden lässt er sich gut beschleunigen und behält das Tempo dann auch mit Leichtigkeit. Man darf sich zwar nicht den Rollwiderstand eines CC-Reifens erwarten, aber allein am Rollwiderstand gemessen, könnte ich mir den Einsatz des Trail Boss an einem Plus-fähigen Marathon-Bike durchaus vorstellen. Beim Bridger sieht die Sache da schon anders aus. Der subjektive Tretwiderstand fällt spürbar deutlicher aus, ist für einen Reifen mit dem Einsatzbereich Trail bis Enduro aber vertretbar. Zumal am Vorderrad primär andere Tugenden wichtiger sind.

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Da nach gut 2-monatiger Testphase so gut wie kein Verschleiß erkennbar ist und einzelne Stollen sogar noch nagelneu aussehen. WTB beweist bei der Wahl des Dual DNA Compound mit seiner 60a Lauffläche und 55a Seitenstollen ein goldenes Händchen.

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Testfazit

So unterschiedlich wie WTB Bridger und Trail Boss beim Profil ausfallen, so unterschiedlich fallen auch manche ihre Eigenschaften aus:

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Während der Bridger eher der Reifen fürs Grobe ist, der an der Front montiert für ordentlich Grip und Führung sorgt, gefällt der Trail Boss im Heck durch niedrigen Rollwiderstand. Im Trockenen behält der Trail Biss 3.0 eine sehr gute Brems- wie Antrittstraktion, die aber auf matschig-weichem Untergrnd stark abfällt. Der Bridger 3.0 bleibt vom aufgeweichten Untergrund unbeeindruckt, zieht weiterhin zielsicher seine Bahnen.
Dank des großen Reifenvolumens fällt der Fahrkomfort erwartungsemäß hoch aus und technisch-schwere Hardtail-Runden werden damit ungewohnt entspannt abgespult. Die gute Pannensicherheit sowie der geringe Verschleiß sprechen ebenfalls für das ungleiche Brüderpaar.
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Nach meinen bisherigen Erfahrungen hat 27,5+ definitiv seine Berechtigung. Das hohe Gewicht der Reifen zeigt mir aber auch, dass gerade im Touren- und Trailbereich noch ein großes Entwicklungspotential besteht. Mit der Paarung aus WTB Bridger 3.0 und Trail Boss 3.0 haben wir gleich zu Beginn unseres Plusreifen-Testreihe schon mal eine interessante Option für den ambitionierten Trailfahrer gefunden, die mich schon mal begeistern konnte.
Demnächst folgt das Intro zu den nächsten Plusreifen hier auf TNI.

Stay tuned,
MiMü