LAST Fastforward – 29er Aufbau und Traileindrücke: von MiMü
(Anmerkung der Redaktion: Manchmal geht etwas verloren und so kam es, dass dieser Testbereicht bereits viel früher engereicht wurde, aber nie erschienne ist. Aber wie heißt es sio schön: Lieber spät als nie!)
Ende Juni hatte ich euch das Enduro-Hardtail-Rahmen LAST Fastforward ja in all seinen schönen Details vorgestellt – jetzt geht es daran euch das komplett aufgebaute Bike mit seinen Komponenten vorzustellen. Wie ihr wisst, ist der Rahmen ja sowohl als 29er, wie auch als B+ Bike zu fahren – letzteres ist aktuell bereits in Vorbereitung, weshalb wir euch bereits die dazu gehörigen Plus-Laufräder AMERICAN CLASSIC Smokin‘ Gun und die WTB Plusreifen Trailboss 3.0 und Bridger 3.0 vorgestellt haben, bzw. zu den Reifen bereits einen Zwischenstand gepostet haben. Hier aber zeigen wir euch das Bike noch in seinen ersten Aufbaustufen – zuerst als „echter“ 29er:
Als Federgabel wäre eigentlich eine ROCK SHOX Pike Boost mit 140 mm vorgesehen gewesen, die ich zusammen mit dem Rahmen bei LAST bestellt hatte. Leider verzögerte sich deren Auslieferung auf bisher unbestimmte Zeit, was mich dazu bewogen hat, für’s Erste mit meiner altbekannten ROCK SHOX Revelation RCT3 meines SALSA Horsethiefs Vorlieb zu nehmen bis die bestellte X-FUSION McQUEEN ROUGHCUT HLR bei mir eintrifft.
Laufradsatz: Den passenden 29“ Laufradsatz mit Boost vorne und 135 mm QR-Achse hinten habe ich mir bei Pancho Wheels im oberösterreichischen Bad Goisern aufbauen lassen – der Gabel wegen hier nur hinten verbaut. DT-SWISS EX471 Felgen mit ordentlichen 30 mm (korrekt sind: 25 mm) Innenweite drehen sich dabei um eine ebenfalls von DT-SWISS stammende 350 Boost Nabe vorne und eine klassische 135mm breite Shimano XT-Nabe hinten. Die 2-fach konifizierten DT-SWISS Super Comp Speichen komplettieren das Laufrad-Ensemble. Und ergeben ein wirklich ordentliches Laufradgewicht von 1861 g.
Bereifung: Ein MAXXIS Highroller II an der Front (der aufmerksame Leser wird bereits wissen, dass das mein absoluter Lieblingsreifen ist) teilt sich die Arbeit dabei mit einem ebenfalls von MAXXIS stammenden Minion SS Semislick-Reifen in der Silk Worm EXO Protection Variante. Bei Silk Worm handelt sich um ein zusätzlich in die Reifenkarkasse eingearbeitetes Material, ähnlich den Fäden des Seidenspinners (engl. silk worm). Daher auch der Name. Selbstverständlich sind beide Reifen tubeless montiert.
(Anmerkung: Weil die vorübergehend verbaute Revelation die genannte RS Gabel nicht über Boost verfügt, bin ich hier anfangs noch ein SYNTACE MX35 Vorderrad mit dem bekannten ONZA Ibex 2,4″ gefahren. Für einen ersten Eindruck über die Fahreigenschaften des Bikes sollte das reichen ehe das LAST in die nächste Ausbaustufe geht.)
Schaltung, Antrieb & Bremsen: Hier gebe ich dieses Mal einer Komplettgruppe aus dem Hause SHIMANO den Vorzug. Mit der XT M8000 in der Konfiguration 1×11 kann man eigentlich nichts falsch machen. Wir hatten die Workhorse-Gruppe mit all ihren Finessen Mitte April des Vorjahres ja bereits vorgestellt. Letztlich gab das Preis-Leistungsverhältnis den Ausschlag für die als dauerlaufend bekannte Mittelklasse-Japanerin. Für mich als SRAM-Piloten war der Umstieg auf die XT-Shifter mit Dual- und Multi-Release am Anfang ungewohnt, mittlerweile hab ich mich aber daran gewöhnt, dass das runter Schalten sowohl mit dem Daumen als auch mit den Zeigefinger funktioniert. Aber nur mit dem Daumen sind zwei Gangsprünge möglich, mit dem Zeigefinger kann man immer nur einen Gang wechseln. Schade irgendwie, aber zugegeben trotzdem schneller als bei SRAM.
Für die Verzögerung sorgen XT-Bremsen BR-M8000, vorne kombiniert mit einer 203 mm Ice Tech Centerlock-Scheibe, hinten mit selbiger in 180 mm Durchmesser.
Das 30er Kettenblatt der XT Kurbel kombiniere ich mit einer 11-42er Kette, um auch längere Anstiege halbwegs kräfteschonend meistern zu können. Als Alternative habe ich mir eine SUNRACE CSMX8 mit einem großen 46er Ritzel geordert, wodurch gerade im alpinen Bereich die Kletterei noch mal deutlich angenehmer wird.
Die Kontaktpunkte zum Fahrer sind wie folgt: Beim Cockpit setzt sich aus einem SPANK Oozy Lenker mit angeblich dämpfendem Vibrocore-Kern und einem SPANK Spike Vorbau in 50 mm zusammen. Dem gleichen Lenker schenke ich schon am Fully mein Vertrauen, seine Formgebung passt schlicht und einfach zu meiner Anatomie. Ob der Komfort spendende Vibrocore-Schaum im Inneren wirklich eine Entlastung für den Piloten darstellt, ist wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen, ich bilde mir aber ein, dass es mir persönlich schon eine Erleichterung auf langen, ruppigen Abfahrten bringt. Das gute Stück wiegt magere 265 g und ist mit einem VK von 99,90.- auch keineswegs überteuert.
Die X-FUSION Hilo Strate Sattelstütze mit 150 mm Verstellbereich zeichnet sich am LAST dafür verantwortlich, dass ich vor dem Downhill nicht stehen bleiben muss um den Sattel mühsam per Hand abzusenken. Anders als etwa ROCK SHOX wird die X-FUSION über einen Bowdenzug angesteuert, in Stealth Manier mit im Rahmen verlegten Zügen versteht sich. Lästiges Entlüften entfällt damit, und eine Panne unterwegs hat nicht zwangsläufig die tiefste Sattelposition zur Folge. Dass die Ausfahrgeschwindigkeit nicht entstellbar ist, hat mich anfangs etwas gestört. Mittlerweile haben sich Stütze und Fahrer aber an einander gewöhnt. Beim Sattel greife ich auf DEN Ur-Allmountainsattel schlechthin, den SDG Bel Air RL, zurück. Der passt einfach 1a zu meinem Hinterteil.
Das Gesamtgewicht des Bikes, wie vorgestellt liegt bei 13,1 kg (inkl. Pedale) – kein Leichtgewicht, aber für die Komponentenauswahl mit Augenmerk auf Preis-/Leistung und natürlich den Einsatzbereich des Bikes ein durchaus ordentlicher Wert, wie ich finde.
Jetzt aber genug der Komponentenvorstellung, Zeit für einen ersten kurzen Trail-Report.
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Praxiseindrücke
Wegen seines doch sehr flachen Lenkwinkels von 64° und dem eher steilen Sitzwinkel wirkt das LAST Fastforward bereits im Stand lang und gestreckt, fast so als wäre es in einer Foltermaschine gezerrt worden. Im Gelände sorgt genau dieser Lenkwinkel aber für eine immense Laufruhe.
Fast schon stoisch fräst das LAST über Wurzelteppiche oder Geröll, der Geradeauslauf ist unglaublich, bringt immense Sicherheit und fährt sich für meinen Geschmack richtig gut. Trotzdem lässt sich das Bike noch gut in die Kurven drücken. Ein Slalom durch die Bäume ist zwar anfangs ein wenig ungewohnt, stellt aber keinen Kraftakt dar. Nur in ganz engen Turns braucht es etwas mehr Nachdruck und eine aktive Fahrweise um das LAST Fast Forward wirklich sauber zu dirigieren. Auffallend war, dass die Lenkung selbst in engen Kurven und Spitzkehren nie zu kippen beginnt – gerade bei geringem Tempo hätte ich doch damit gerechnet, bzw. hatte es befürchtet.
Inwieweit die einstellbare Kettenstrebenlänge (siehe Bild oben zu Bremsen) Einfluss auf das Fahrverhalten hat, werde ich in den kommenden Wochen und Monaten noch herausfinden. Bei den jetzt eingestellten 430 mm kommen sowohl Geradeauslauf wie auch Kurven-Spritzigkeit nicht zu kurz.
Dank des großen Reaches meines Ramens nimmt der Pilot eine leicht gestreckte, sportliche Sitzposition ein. Der Tritt erfolgt durch den mit 73,8° nichtungewöhnlich steilen Sitzwinkel effektiv-ergonomisch und spürbar von oben. Gewichtsbedingt ist das Beschleunigungspotential des Stahlboliden zwar nur mäßig, aber auch in steilen Passagen zieht es unbeirrt bergauf und braucht selbst in wirklich steilen Passagen überraschend wenig Gewichtsverlagerung um die Front fest am Boden zu halten. Selbst an den steilsten Rampen meiner Testrunden zeigt das Vorderrad bisher keine Tendenz zum Steigen. Das hätte ich so nicht erwartet. Trotz der zu beschleunigenden Masse macht das LAST mir richtig Spaß aus engen Kurven heraus zu beschleunigen, wobei der aktuell verwendete MAXXIS Semislick am Hinterrad einen wesentlichen Teil zur Geschwindigkeitsgier des Fastforward beitragen dürfte.
Die hoch bauende Front ist zwar eher komfort- als effizienz-betont und nicht mit einer geduckten XC-Posiztion zu vergleichen, hindert mich bisher aber nicht daran ordentlich Tempo zu machen wenn das Gelände es hergibt. Für mich fühlt sich das Bike sportlich entspannt an um damit auch längere Flachpassagen zu überbrücken, aber viel wichtiger für ein Trail-Hardtail ist seine subjektive Sicherheit, mit der man immer Herr der Lage ist, was auch immer kommt.
Die Geometrie kann ich nach meinen bisherigen Erfahrungen also als wirklich gelungen bezeichnen, das LAST Fastforward lädt vom ersten Trail-Meter an zum Spielen ein. Der Spaßfaktor an diesem Bike ist sehr hoch und so macht es einfach richtig Spaß. Ich freue mich schon auf viele Kilometer auf meinem „Stahl-Hobel“ und werde euch bei Zeiten mit einem Update versorgen, dann auch mit Plusreifen!
MiMü
DT Swiss EX 471 mit 30mm Innenweite? Meiner Erinnerung nach hat die 25mm?
Da geb ich dir vollkommen recht – die EX471 hat natürlich “nur“ 25mm Maulweite. Dürfte sich wohl um einen deftigen Zahlenstürz gehandelt haben, sorry!