SQ-LAB Sattel 612 Ergowave Active LP – Langzeiteindrücke

SQ-LAB Sattel 612 Ergowave Active LP – Langzeiteindrücke: con c_g

Vielen Lesern von uns sind die Ergonomieexperten SQ-LAB ein Begriff. So einige Produkte von ihnen hatten wir im Test und was bisher jedes von ihnen gemeinsam hatte, war die Bereitschaft außerhalb der Norm zu denken und andere Wege zu gehen. Wie bereits hier angekündigt hatten Grannygear und ich in den letzten Monaten je einen neuen Ergowave 612 Active LP Sattel im Test.

Das Ergowave Sattelkonzept ist eine Weiterentwicklung des bekannten Stufensattels (hier als 611 active im Test bei uns) und in Kooperation mit der Universität Frankfurt entstanden. Wie üblich gibt es den Sattel in verschiedenen Breiten (12 bis 15 cm), womit jeder für seinen individuellen Sitzknochenabstand den passenden Sattel finden wird. Wer sich die neune Sättel anschaut wird alle die bereits von früheren Sätteln bekannten Merkmale hier wieder finden, allerdings in einem auch ästhetisch sehr ansprechenden und dynamischen Sattel. Optisch finde ich den Ergowave 612 mehr als nur gelungen.

Wie im Testintro bereits erwähnt, hat unser Testexemplar zusätzlich noch die Active Technologie, welche es dem Sattel erlaubt sich hinten mit der Hüftbewegung leicht zu kippen. Verschieden harte Elastomer bestimmen diese Bewegung je nach Fahrergewicht und Vorliebe. Wer das nicht möchte, kann den Ergowave Sattel auch ohne Active Technologie haben, was wiederum 60 bis 70 g einspart.
Wie gesagt, waren Grannygear und ich seit Ende Mai mit einem Ergowave 612 Active LP Sattel unterwegs – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Während Grannygear sich mit dem Konzept nicht anfreunden konnte und ihn nach mehreren eventuell zu kurzen Versuchen letztlich als „nicht kompatibel“ abgeschrieben hat, erging es mir genau anders. Ich habe in dem SQ-LAB Ergowave Sattel den für mich und meine Anforderungen (fast) perfekten Sattel gefunden. Sättel sind und werden wohl immer etwas sehr individuelles bleiben und daher kann ein Sattel nicht jedem passen …. und auch SQ-LAB sagt offen, dass ihre Sättel einfach etwas Eingewöhnung brauchen, ehe man sich an die doch andersartige Konstruktion gewöhnt hat.

Wie dem auch sei. Ich habe mich sehr schnell in den Sitzkomfort und die Führung des Ergowave verliebt. Am Anfang musste ich ein wenig mit der Neigung experimentieren um sein persönliches Optimum zu finden, aber danach war er für mich einfach nur genial. Anders als bei vielen Konkurrenten, umfängt der Ergowave Sattel mit 14 cm Breite (bei einem gemessenen Sitzknochenabstand von 11,5 cm) den Sitzknochen so sanft und doch sicher, dass ich ganz deutlich spüre, wie ich anders darauf sitze. Wenn ich auf Strecke mit viel Druck auf den Pedalen fahre bzw. noch stärker wenn es steil bergauf geht, fühlt es sich fast an als würden mich „zwei Hände von hinten“ halten – trotz sehr straffer Polsterung. Anfangs mag sich das ungewohnt anfühlen, aber das hat sich bei mir sehr schnell gelegt und ist nach meinen Erfahrungen einem sehr angenehmen Sitzgefühl gewichen und das mich auch auf langen Touren zuverlässig vor jeden Sitzbeschwerden bewahrt hat. Die zentrale Vertiefung verhindert effektiv jedes „Einschlafen“ oder Kribbeln im Dammbereich.

Anfangs war ich etwas skeptisch, wie sich ein so stark führender Sattel im Gelände fahren würde – von wegen Bewegungsfreiheit und so, doch auch hier kann ich vollkommene Entwarnung geben. Hier hilft die Active Technologie, die Führung so flexibel zu gestalten, das ich nie den Eindruck hatte auf einem zu breiten Sattel zu sitzen. Überhaupt empfinde ich die leichte Kippbewegung des Sattels dank der Technologie als rundum positiv und bin von dem anfänglich für mein Körpergewicht passenden Elastomer immer weicher geworden nur um in der letzten Testphase komplett ohne zu fahren. Ich selber empfinde die Beweglichkeit des Sattels unter meiner Hüfte als sehr angenehm.

Auch die Beweglichkeit nach hinten und zurück war nie ein Thema, auch wenn hier die Dropper-Stütze die Funktion sicherlich hilfreich unterstützt hat.

Mein einziger , milder Kritikpunkt an dem Ergowave 612 Sattel wäre seine sehr straffe Polsterung im Nasenbereich, die gerade in sehr steilen, technischen Anstiegen mitunter zu direkt ist. Aber das liegt vielmehr daran, dass der 612 eben in erster Linie für Road und Langstrecke entworfen wurde und es für den Traileinsatz eine ansonsten identische Version mit dem Namen Ergowave 611 gibt. SQ-LAB hat uns auch hiervon ein Testmuster zugesagt, das ich dann im direkten Vergleich fahren werde.

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Testfazit:

Eigentlich müsste ich auf SQ-LAB sauer sein. Mit ihrem Ergowave 612 Active LP Sattel habe die Münchner Ergonomieexperten mir eine Sitzgelegenheit zum Test gestellt, dir einerseits so anders ist und mir andererseits so gut gepasst hat, dass ich mir seither schwer tue andere Sättel zu fahren. Die Kombination aus der ergonomisch sehr sinnigen Doppelstufenform, der auf den eigenen Sitzknochenabstand passenden Breite und der komfortspendenden Active Technologie ergibt einen Sattel, der trotz aller Direktheit und straffer Polsterung ein Muster an Komfort und Führung bietet. Für mich der derzeit fast perfekte Sattel. Im Vergleich mit Konkurrenzprodukten fallen die Ergowave Active Sättel zwar etwas schwerer aus (um 280 g für die Titube- und 230 g für die Carbon-Version), aber das nehme ich angesichts der sagenhaften Performance sehr gerne in Kauf. Leichtbauer und Gewichtsfetischisten haben außerdem noch die Option den Sattel ohne Active Technologie zu kaufen, womit man das Gewicht in der Carbon-Version bis auf 155 g drücken kann. Mein Fazit zum SQ-LAB Ergowave 612 Active LP: Absolut empfehlenswert!

RIDE ON,
c_g