POC Tectal Race Helm – Testzusammenfassung: von c_g
Vor etwa 1 ½ Monaten habe ich euch den POC Tectal Race als direkte Weiterentwicklung des POC Trabec Race bereits kurz vorgestellt.
Seither hat er so allerlei mitgemacht und hat mich in der Zeit auf diversen Biketests, Festivals/Testivals und Touren begleitet und ich muss sagen – er ist mir ans Herz gewachsen
Als Fahrer, der lange und viel mit einem Trabec unterwegs war, war der Test sehr interessant, denn wer sich den neuen Trabec ansieht, erkennt sofort, dass er eine leckere die Mischung aus dem weiterhin erhältlichen Klassiker Trabec und dem Road-Helm und Bestseller Octal ist. Das verspricht eine bessere Belüftung und damit bessere Allroundeigenschaften.
****************************************
OPTIK und KONSTRUKTION:
Eines der wichtigsten Kennzeichen aller POC Helme ist auch hier aufrecht erhalten – die unverkennbare und coole Optik. Während der Trabec mit seinen runden und eher wenigen Lüftungsöffnungen noch sehr eigenständig war, wurde der Tectal durch sein kantigeres Erscheinungsbild und die deutlich größeren Lüftungsöffnungen mehr Mainstream optisch langweilig zu werden.
Dennoch schafft der Tectal durch sein einprägsames Color-Blocking und die trendigen Farben eine extrem gute Symbiose aus Eigenständigkeit und Gefälligkeit. Wer die Bilder der letzten Tests, und auch hier im Testbericht ansieht, tut sich schon schwer den Tectal nicht als „gutaussehend“ zu bezeichnen, denn das ist er. Auch ich selber gebe offen zu, dass mir selten ein Helm optisch so gut gefallen hat.
Doch auch wenn die Optik ein wichtiges Argument bei einem so plakativen Produkt wie einem Helm sehr wichtig ist, sind es der Tragekomfort und die mutmaßliche Sicherheit, die ebenfalls klare Worte auch für den Tectal sprechen.
Hierbei kombiniert der Tectal klassisches mit smarten Features. So wird das einteilig gefertigte EPS Grundgerüst beim Tectal Race zusätzlich mit einem Aramid-Skelett verstärkt was sowohl die Rissbildung bei einem Aufprall reduzieren soll, als auch dem Eindringen von Fremdkörpern noch besser widersteht. Die den Hinterkopf weit abdeckende Konstruktion war seinerzeit eine Besonderheit, ist mittlerweile aber bei fast allen All-Mountain- und Endur-Halbschalenhelmen zu finden. Über das dämpfende Gerüst legt POC eine dreiteilige Außenschale aus festem Polycarbonat, was zum einen den Helm stabilisiert, ihm andererseits auch optisch seine besondere Note verleiht.
Ein wichtiger Aspekt bei Tragekomfort und Sicherheit ist auch immer das Gurt- und Anpassungssystem, und auch hier hat man sich ein paar kleine, aber feine Detail einfallen lassen.
Während beim Trabec noch zwei zugegeben recht grob gerasterter Ratschenverschlüsse die Kopfweite regulierten, der sich auch gerne mal beim Transport verstellt hat, ist es beim Tectal ein fein gerastertes und auch mit Handschuhen sehr gut bedienbares Drehrad am Hinterkopf. Das Zugsystem zieht sich zwar faktisch 360% um den Kopf, ist aber im Stirnbereich so fixiert, dass der eigentliche Anpassungsbereich, wie bei den meisten Helmen zwischen den Schläfen und Hinterkopf liegt. Nichts aufregendes, aber das Ergebnis ist ein sehr sicherer und druckstellenfreier Sitz auch und schwerem Gelände.
Der Schläfenriemen des Anpassungssystems sitzt beim Tectal auch deutlich höher und kommt so auch bei voll ausgefahrener Hinterkopfverstellung nicht mit hoch ansetzenden Ohren oder dem Brillenbügel in Konflikt – damals einer der wenigen Kritikpunkte beim Tragekomfort des Trabec.Der Tectal Race gehört dagegen klar zu den Helmen, bei denen man gerne vergisst, dass man ihn überhaupt auf dem Kopf hat.
Der aus dem Wintersport bekannte RECCO Reflektor, der ein Aufspüren eines potentiell verunglückten Fahrers per Helikopter erleichtert, ist ein weiteres willkommenes Sicherheitsfeature, das beim Tectal Race integriert wurde. Lediglich ein kleiner Aufkleber am Hinterkopf informiert darüber.
Das Gurtsystem ist beim Tectal weiterentwickelt und ebenfalls aufwändiger gemacht. Es vereint für mich optimal die Faktoren Tragekomfort und leichte Einstellbarkeit. Anstatt, wie sonst üblich zwei Riemen bis zur Schnalle zu führen, mit einer in der Höhe verstellbaren Y-Schnalle, welche den Punkt definiert, in dem sich die Riemen unter dem Ohr trennen, hat der Tectal einen geschlossenen Riemen auf jeder Seite, der um das Ohr läuft und je einen separaten Kinnriemen. Auch wenn die Position des Knotenpunktes damit nicht mehr in der Höhe verstellbar ist, war wegen des breit laufenden Kunststoffteils nie eine Anpassung hierfür notwendig und jeder Tester, der ihn probiert hat, sprach lobend über das angenehme Tragegefühl des Gurtsystems.
Das sonst oft lästige Anpassen der Riemen vor dem Spiegel war beim Tectal nie nötig – eine kurze Drehung am Einstellungsrad am Hinterkopf und er hat jedem immer perfekt gepasst. Durch das andere Gurtsystem ist auch die Längeverstellung des Kinnriemens einfacher, weil nur ein Gurt durch die Schiebeschnalle bewegt werden muss. Ein findige und sehr gute Lösung, wie ich finde.
Wer den Trabec und den Tectal von außen vergleicht, wird sofort die deutlich größeren und in ihrer Zahl angewachsenen Belüftungsöffnungen anmerken. Während der Trabec nur 12 eher kleine Öffnungen hatte, besitzt der Tectal stattliche 17 derartiger Öffnungen. Die reine Lufteinströmung damit spürbar besser, als beim Trabec, was den Tectal eben auch vielseitiger und auch für Sommertouren geeignet macht.
Angesichts der deutlich größeren Öffnungen würde man vermuten, dass der Tectal auch leichter wäre als sein Vorgänger, doch dem ist nicht so. Mit weiterhin 340 g für unser Testmuster in der Größe M/L (55-58 cm Kopfumfang) ist er unverändert. Er ist das mit weder besonders leicht, noch zu schwer, sondern schwimmt genau im Mittelfeld vergleichbarer Helme mit.
Als zusätzliche Neuerungen bekam der Tectal noch ein in seiner Neigung verstellbare Visier, das sich mit Hilfe der kleinen eloxierten Schraube auf der Stirn effektiv und präzise einstellen lässt sowie im Falle der Race Version auch einen unauffälligen Gummiband-Clip, der eine Goggle-Brille sicher fixiert.
Derzeit gibt es den Tectal in zwei Varianten und natürlich diversen Farbvarianten. Der hier getesteten Version Tectal Race mit Aramid-Geräst zwischen Innen- und Außenschale kommt mit einem empfohlenen VK von 220.- Euro. Der etwas einfachere Tectal, ohne diese Zusatztechnologie und ohne Goggle-Clip mit einem VK von 200.- Euro.
Noch gibt es keine Tectal Version mit MIPS-System, eine Art schwimmend gelagertes Inlay, das die auf den Kopf wirkenden Rotationskräfte reduzieren soll, aber es wäre nur logisch wenn eine solche auch irgendwann auch für dieses Modell folgen würde.
****************************************
Zusammenfassung Praxiserfahrungen: Der Tectal ist der Anfang der nächsten Generation von MTB-Helmen bei POC. Auch wenn alle Details, von der Kopfweitenanpassung, über das Gurtsystem im Handling noch mal deutlich verbessert wurden, bleibt der effektive Tragekomfort subjektiv unverändert. Doch das soll keine Kritik sein, denn auch der Trabec war schon einer der komfortabelsten und best sitzenden Helme, die wi kennen. Deutlich spürbar ist die verbesserte Belüftung, die den Tectal eben noch vielseitiger macht.
Ist mir der POC Tectal irgendwie besonders aufgefallen? Bis auf seine genial coole Optik eigentlich nicht, aber das ist ja irgendwie auch das Ziel eines optimalen Helms – das man ihn beim Tragen quasi vergisst, oder? Und dieses Ziel hat POC in meinen Augen auch mit dem Tectal sehr gut erreicht. Mein Resümé: „Der POC Tectal Race ist ein vielseitiger Allround-/All-Mountain-Helm mit erstklassiger Passform und einer Verarbeitungsqualität sowie tollen Details. Nicht der leichteste und auch nicht wirklich günstig, aber darüber sieht man angesichts der eigenständigen und coolen Optik gerne mal hinweg.“
RIDE ON,
c_g