SCHWALBE Fat Albert 2.35 EVO – Erste Eindrücke: von c_g
Normalerweise lasse ich meiner Begeisterung nur zum Testintro freien Lauf – schließlich handelt es sich ja um einen Test, in dem wir als Tester aufgefordert sind sowohl objektiv, wie auch kritisch zu sein. Als ich den neuen SCHWALBE Fat Albert vorgestellt hatte, war da vor allen Dingen Neugierde. Neugierde darüber, wie sich diese andersartigen Reifen wohl in der Praxis schlagen würden.
Seit ihrer Vorstellung sind sie auf dem PYGA Stage Max gelaufen und in der nur kurzen Testphase bereits die einiges an widrigen Trailbedingungen durchlaufen. Nasse und schmierige Wurzeln, tiefe und weiche Böden, Matsch und Schlamm – das waren die überwiegenden Bedingungen in den letzten Tagen. Keine leichte Aufgabe für einen Reifen.
Sollte man meinen, doch der neue Fat Albert hat sich nicht geziert und war von vornherein extrem sicher und traktionsstark. Gegenüber dem vorher auf dem PYGA verbauten ONZY Lynx spielt der SCHWALBE Fat Albert in einer ganz anderen Liga und sorgt dafür, dass ich das Bike auch unter den widrigen Bedingungen voll ausfahren kann.
Vor allem Fat Albert Vorderreifen mit seinem offenen und in Laufrichtung ausgerichteten Profil ist ein Wunder in Sachen Kurvengrip – egal ob auf nassen, weichen, oder festem Boden – der Fat Albert Front scheint nie aufzugeben und führt das Bike stets sicher um jede Biegung und jede Ecke.
Doch auch in der Bremstraktion spielt er Fat Albert Front in der ersten Liga. Unter allen bisher angetroffenen Bedingungen und selbst bei den steilsten Abfahrten bot der Reifen mir mehr als genug Traktion. Die Selbstreinigung ist ebenfalls top.
An diesem Reifen passen das offene Profil und die traktionsstarke TrailStar Gummimischung perfekt zusammen und ergebe einen der besten Trail-Vorderreifen, den ich kenne.
Wahnsinn wie viel subjektive Sicherheit der Fat Albert Front auf den bisher gefahrenen Waldböden vermittelt und welche Reserven der Reifen hat!
Der Fat Albert Rear ist ebenfalls ein grandios traktionsstarker Reifen. Er ist aber weniger auf maximale Führung als vielmehr auf Antriebstraktion getrimmt. Das spürt man, denn auch auf den vom regen durchweichten Waldböden und im Schlamm, findet der Reifen immer noch Halt. Vortrieb satt auf fast allen Untergründen.
Durch das schaufelartige Profil fährt sich der Fat Albert Rear auf der Strasse zwar etwas holprig, aber das gleicht der Reifen durch seine Traktion im Gelände locker wieder aus. Vom rein subjektiven Fahreindruck ist der Fat Albert Rear damit ein wenig langsamer, als der Nobby Nic mit dem gleichen PaceStar Compound, liegt aber weiterhin voll auf dem Niveau anderer Trailreifen.
Die Selbstreinigung ist gut, aber nicht so extrem wie beim Vorderreifen, wobei es bisher nie dazu kam, dass der reifen sich wirklich zugesetzt hat, weil sich der Moder eben auch sehr gut zur Seite schiebt.
Bei rutschigen Schrägfahrten und in Kurven gibt sich der Fat Albert Hinterreifen ebenfalls sehr sicher. Kein Vergleich zum Nobby Nic aus dem gleichen Haus, der gerade im Kurvenhalt auf weichen Böden viel schneller seine Grenzen erreicht. Erreicht der HR-Reifen in schnellen Kurvenfahrten dennoch sein Limit bricht er nur sehr langsam und kontrollierbar aus. In Folge davon beginnt jeder Kurvendrift immer zuerst hinten und hilft so dabei das Bike stets unter Kontrolle zu halten.
Wie viel Sicherheit die Fat Albert Kombi auf dem Trail vermittelt, zeigt sich für mich daran, dass ich mich mit der Kombi am PYGA Stage Max bereits auf der ersten Ausfahrt bei lediglich oberflächlich aufgetautem Boden (richtig schmierig ;-)) ohne darüber nachzudenken ein paar Passagen gefahren bin, die ich unter diesen Bedingungen sonst eher gemieden hätte.
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Noch fehlt es mir an Erfahrungen auf griffigerem und trockenem Untergrund, aber wenn die Fat Albert Reifenkombi sich dabei auch nur halbwegs so gut wie bisher unter richtig widrigen Bedingungen gibt, dann hat der Fat Albert das Potential zu meinem neuen Trail-Lieblingsreifen zu werden.
Hut ab an Entwicklungsteam von SCHWALBE und den Ideengeber Gerrit Gaastra für den Mut einen so anderen reifen zu bringen und noch viel mehr für die schiere Funktion!
RIDE ON,
c_g
Fein, da scheint sich mein Riecher nicht geirrt zu haben. Hier liegt nämlich schon ein FAF der darauf wartet, auf dem neuen Enduro im Vordersitz Platz zu nehmen.
Bin gespannt auf die weiteren Erkenntnisse!
Grüße:-)
Nun, ob der Kurvengrip ein Wunder ist? Jedenfalls hat Herr Gaastra die Anforderungen, speziell bei Schräglage, gut analysiert. Die Kombi ist vermutlich auf Waldboden optimiert. Schön, dass das geklappt hat.
Fragt sich, ob auch Nachteile zu verzeichnen sind. Der rear ist für mich ein klarer (Kauf-)Kandidat als Nobby-Ersatz.
Der alte front hat mir nie gefallen wg. schlechter Selbstreinigung und dem rasanten Zahnausfall bei Felskontakt.
Der FAF unterscheidet sich speziell bei den Seitestollen auffällig von Reifen wie HR II, IBEX, Morsa (rollt bei mir schon). Letztere haben alle eine Reihe abgesetzter, eckiger Seitenstollen. Der FAF sieht eher rundlich aus. Spürt man das in der Kurve? Halten die Stollen den Druck oder klappen die irgendwann weg?
LG
Interessant wäre vor allem wie der FAF in Vertstar sich im Vergleich zur Mary in der gleichen Mischung fährt.
@TS: Ja, dein Riecher schient korrekt gewesen zu sein – bis jetzt bin ich von den Fat Albert Brüdern sehr angetan.
@Georg: Du hast Recht – ein Wunder ist eine andere Größenordnung :-). Und nochmals richtig – bisher hat der Reifen seine Qualitäten vorwiegend auf Waldböden unter Beweis gestellt … und mich dort von Anfang an überzeugt.
Bisher konnte ich noch kein Abknicken der Stollen erleben – die sind trotz ihrer Längs-Ausrichtung gut unterstützt.
@MIchael: Wie im Intro zu lesen gibt es die Fat Albert derzeit in genau einer Version pro Format (vorne mit TrailStar, hinten mit PaceStar Compound in der Tubeless Easy EVO Variante). Bei den bisherigen Erfahrungen wäre es aber durchaus wünschenswert seinen Einsatzbereich auch durch andere Compounds zu erweitern – deinen Testwunsch kann man derzeit aber leider noch nicht erfüllen. Könnte vergleichsweise aber mal eine TrailStar Magic Mary vorne aufziehen.
Hy
Ich noch mal. Ich meinte natürlich der Vergleich mit der Mary in Trailstar da es für 29 Zoll die Vertstar mischung leider leider nicht gibt.
Danke auch für die schnelle Antwort.
Interessant für mich wäre vor allem ein Vergleich zum Hans Dampf (den du ja auch sehr mochtest), denn diesem Reifen kommt der FA ja vom gedachte Einsatzzweck näher als der Nobby.
Ich habe noch nicht recht verstanden wie Schwalbe beide nebeneinander positionieren will. FA = AM/Enduro Tourenreifen, HD = Enduro/leichter Gravityreifen?
Es gibt bislang wenig bis gar nichts an Praxistests über den neuen FA zu lesen.
Als eingefleischter Conti-Fahrer zeige ich mich über den Reifen sehr interessiert, insbesondere das Profil finde ich aussergewöhnlich!
@C_g Wenn ich Deinen Bericht über den Baron Projekt lese finde ich Deinen Aussagen gewisse Ähnlichkeiten was dessen Grip und Traktion betrifft. Spielt der FAF in der gleichen Liga wie der Baron? Und wie würdest Du den Unterschied des FAR zum Baron sehen?
Danke vorab und Gruß
@MIchael & Jens: Wenn es sich zeitlich noch rausgeht werde ich noch mal die beiden (Hans Dampf und Magic Mary) aufziehen und direkt vergleichen … versprechen möchte ich es aber nicht.
@Pat: Ja, was das Gripniveau und die Traktion angeht liegen die beiden wirklich rech nahe beieinander und auf einem extrem hohen Niveau – aus meiner Sicht sind beide ein echter erfahrbarer Fortschritt für den Biker auf der Suche nach noch mehr Sicherheit. Was die Kurvenführung angeht. würde ich vorne sogar dem FA minimal höhere Reserven auf Waldböden geben.
Der große Unterschied liegt aber in der Karkassenkonstruktion: Der CONTI „Der Baron Projekt“ hat eine deutlich kräftigere und steifere Karkasse mit einem zusätzlichen Apex gegen Durchschläge und Snakebites, während der SCHWALBE Fat Albert die identische sehr weiche Karkasse des Nobby NIc übernimmt die ja eher für Touren und Trailriding gemacht ist.
Demnach fährt sich der Baron viel „satter“ und gibt sich besser gedämpft, während der Fat Albert nach meinem Empfinden eben doch eher Richtung All-Mountain und Tour geht (dort aber mit bisher ungeahnten Reserven in Traktion und Grip) und eben deutlich leichter ist. Auch bei den fahrbaren Drücken ist Der Baron viel gutmütiger und verkraftet niedrigere Drücke ehe er schwammig wird – eben doch mehr ein Enduro-Reifen.
Dennoch, gerade als Trail- und Tourenreifen auf überwiegen waldigen Trails, ist der SCHWALBE Fat Albert für mich derzeit einer der allerbesten Reifen ( … und wenn sich in dem test nichts besonderes mehr ereignet, wird er das wohl auch bleiben.)
Ausblick: Ich werde in der zweiten Testphase den Fat Albert auch noch mit Procore probieren um zu sehen wie er sich dann verändert …
Super, vielen dank für Deine Antwort @C-g und für Deine Schilderung!
Ohne den FAF und FAR jemals gefahren zu sein (aktuell den Baron Projekt am VR&HR), hätte ich den gleichen Eindruck gewinnen können.
Ich liege wahrscheinlich auch nicht falsch wenn ich das Profil des FAR betrachte und mit des Baron Projekt vergleiche (vom Gewicht des letzteren mal ganz zu schweigen) und daraus spekuliere, dass der FA besser rollt als der Baron?
Weil sowas suche ich für den nun einsetzenden Frühling und kommenden Sommer, wo es weniger nass und glitschig auf den Trails zugeht. Aber auch auf dieser Konsistenz hast Du ja dem FA ausgezeichnete Griffigkeit ausgesprochen 😉
Letzte Frage: Fährst Du mit Schlauch? Wenn ja mit welchem und wenn nein wie war die Tubeless-Montage?
Hi,
ich habe heute spaßeshalber mal einen FA Front, der eigentlich fürs neue Enduro gedachte war, auf einer WTB asym i35 montiert.
Karkassenbreite 62,3mm und Stollen 59,9mm.
Grüße
fast überzeugender Test 🙂
Fahre momentan noch nen Nobby Nic Trailstar vorne.
Kann wer sagen wie der Fat Albert vor allem im vergleich zum Rollwiderstand ist ?
Habe die Kombi jetzt 3x gestestet. In Latsch und im bergischen. Wenn`s trocken ist, ist die Kombi recht gut….besondrs der VR. Der HR kommt bei weiten nicht an den VR ran. Zu schnelle Kurven und Schräglage mag der nicht und bricht sehr schnell aus. Wenn nass ist, kann mann auch einen Semislick fahren, kommt auf`s geleiche raus.
Fazit: VR TOP! HR Müll!