VEETIRE Trax Fatty 29Plus – Testfazit: von Fabian

Zwei Monate haben wir nun mit dem VEETIRE Trax Fatty 29×3.0 auf den Trails verbracht – Zeit für ein Resumee!Wie bereits in den ersten Fahreindrücken erwähnt, ergab sich während des Test eine Veränderung beim Setup der Laufräder. Die originalen Rabbit Hole Felgen von SURLY wichen den Scraper i45 von WTB. Mit den Rabbit Holes verabschiedeten sich auch die Schläuche: Der Trax Fatty war in der zweiten Hälfte der Testphase also tubeless unterwegs.

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Der VEETIRE Trax Fatty 29+ Reifen auf der WTB Scraper i45 Felge.

Bevor ich auf die konkreten Fahreindrücke zu sprechen komme noch kurz ein paar Worte zu den Felgen: Die Rabbit Hole ist mit 50 mm Innenweite 5 mm breiter als die Scraper i45 und ist laut SURLY mit 699 g Gewicht ca. 13 g leichter als die Scraper i45, deren Gewicht WTB mit 712 g angibt. In der Praxis ist dieser marginale Gewichtsunterschied nicht zu spüren (so er denn tatsächlich besteht, denn nachwiegen konnten wir die einzelnen Felgen nicht).

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Optimale Fahrstabilität, auch bei niedrigen Drücken.

Bedenkt man dabei aber die unterschiedliche Konstruktion der beiden Felgen ist das so ähnliche Gewicht dennoch bemerkenswert: Während die SURLY Rabbit Hole mit großen Ausfräsungen und schmalen Hohlkammern an den beiden Außenseiten versehen ist, kommt die WTB Scraper i45 ohne eben diese Ausfräsungen und als echte tubeless-ready Hohlkammerfelge auf praktisch das gleiche Gewicht.

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Die Umrüstung auf Tubeless lief, wie schon bei den an unserem 29Plus Projektbike verbauten WTB Asym i35, absolut problemlos. Der VEETIRE Trat Fatty hat sich sehr gut auf der Felge gesetzt und war sofort luftdicht. Ich war gespannt, wie sich das Fehlen eines Schlauches sowie die um 5mm geringere Innenweite der Felge in der Praxis bemerkbar machen würden.
Zur Innenweite von 45 mm lässt sich sagen, dass der Trax Fatty davon tatsächlich profitiert. Der Reifenquerschnitt wurde darauf runder und der Übergang zwischen gerader und Kurvenfahrt ist deswegen spürbar gleichmäßiger. Das im ersten Teil dieses Tests erwähnte, schwache Self-Steering war selbst mit nur 5 mm weniger Felgenbreite merklich reduziert. Ganz verschwunden war es allerdings nicht. Offensichtlich spielt die Felgenbreite hierbei doch eine sehr große Rolle.

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Vor dem ersten Ausflug auf die Trails hatte ich große Erwartungen in Bezug auf die Vorteile eines Tubeless-Setups, von dem mir andere Plus-Fahrer sagten, es handle sich dabei um das Upgrade schlechthin für ein Plusbike. Ich muss jedoch sagen, dass sich das echte Aha-Erlebnis mit dem Trax Fatty nicht eingestellt hat. Positiv aufgefallen ist mir, dass der Reifen sich auch mit sehr niedrigem Druck noch absolut problemlos und sicher fahren ließ – so niedrig, dass die Seitenwände schon beim Schlucken von durchschnittlich großen Wurzeln Falten geworfen haben. In Punkto Flexibilität, Anschmiegsamkeit und damit Komfort stellte sich jedoch keine echt spürbare Verbesserung ein.

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Selbst bei solch niedrigen Drücken wirkt der Tram Fatty keineswegs so flexibel und gedämpft, wie man glauben möchte.

Ich bin mir nicht sicher warum ich dies so empfinde, denke aber, dass Profil des Reifens dafür verantwortlich ist. Möglicherweise hindern die sehr eng nebeneinander stehen Zentralstollen die Karkasse daran hier wirklich flexibel zu arbeiten. Die dadurch quasi durchgehende und massive Mittelstollenreihe sorgt meiner Meinung nach dafür, dass dem Reifen einiges an „Fluffigkeit“ genommen wird.

Verglichen mit dem Bontrager Chupacabra (im Bild unten hier noch auf Rabbit Hole montiert) fällt ins Auge, dass die beiden Reifen zwar ein eine fast identische Höhe aufweisen, die fast schon zierlichen Stollen des BONTRAGERS aber mit deutlich mehr Abstand angeordnet sind und es somit eine größere Fläche an offener Karkasse gibt, was dem eventuell seine Flexibilität erhält.

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Im Kurztest der 27.5×3.25“ Variante des Trax Fatty empfand c_g den Reifen als sehr anschmiegsam und ausgesprochen effizient beim Herausfiltern von Unebenheiten, abe er kam ja auch von der Seite eines 29er Fahrers, der sonst Drücke jenseits von 1,5 bar gewohnt war. Es kann aber auch sehr wohl sein, dass das bei dem 3,25“er offenere Profil hier seinen Teil beigetragen hat.

Aber nun wieder zurück zur Praxis: Nach den goldenen Herbsttagen bot der November (endlich L) die Möglichkeit, dem Trax Fatty mit seinem Silica Compound in Nässe und Schlamm auf den Zahn zu fühlen. Selbst unter diesen Bedingungen hat mich der Trax Fatty überzeugt – vor allem wegen seiner erstklassigen Selbstreinigung: Ganz egal, ob es durch nassen Matsch oder lehmartigen Schlamm ging, der Reifen war ruckzuck wieder frei und das Profil wieder ohne Einschränkungen „griffbereit“.

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Trotz geringen Rollwiderstandes macht der Trax Fatty auch unter schmierig nassen Verhältnissen eine gute Figur.

Beim Beschleunigen auf glitschigem Untergrund baut der Reifen rasch Grip auf und es kam kaum vor, dass er länger durchdrehte. Einmal auf Touren gebracht, blieb der Trax Fatty stets griffig und ließ sich trotz der widrigen Witterungsbedingungen gut und schön kontrolliert fahren.
Selbst in schlammig-schmiereigen Kurven ließ sich der Reifen noch gut kontrollieren. Die Übergangs- und Seitenstollen arbeiten hier sehr gut zusammen und verhindern effektiv ein unkontrolliertes Ausbrechen. Nassen Steinen und Wurzeln nimmt der Trax Fatty ebenfalls einen großen Teil ihres Schreckens, obgleich die großen „Stollenplatten“ der Lauffläche hier nicht endlos zupacken.
Offensichtlich ist es VEETIRE gelungen den Grip nicht nur rein über die Reifenbreite, -volumen und –luftdruck zu generieren, sondern auch über die Zusammensetzung der verwendeten Gummimischung.

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Fazit: Der VEETIRE Trax Fatty 29×3.0“ hat mich nicht nur als extrem leicht rollender Reifen auf harten Untergründen überzeugt. Es verfügt auch über eine wirklich hervorragende Selbstreinigung, wenn es matschig zugeht und das rettet ihn sehr gelungen über eventuelle Schwächen im Compound die dadurch kaum zutage treten. Zudem bleibt der Trax Fatty auch bei sehr niedrigem Luftdruck noch absolut stabil und wird nicht schwammig oder entwickelt ein undefiniertes Fahrverhalten. Mein einziger milder Kritikpunkt bezieht sich auf die Flexibilität des Reifens und folglich beim Filtern von Unebenheiten.
26 VEETIRE TRax FattyIch persönlich kann mir den VEETIRE Trax Fatty nach den Testeindrücken aufgrund seines niedrigen Rollwiderstands sehr gut als Reifen für lange Touren auf hartem Untergrund sowie als idealen Reifen für die Übergangsjahreszeiten vorstellen, da er mit den dann wechselnden und zum Teil auch nassen Bedingungen ausgesprochen gut zurecht kommt.
Außerdem denke ich, dass er sich aufgrund seiner sehr hohen Stabilität bei niedrigen Drücken – in Verbindung mit einer Federgabel – auch sehr gut für technisch anspruchsvolle Touren in alpinem Geläuf eignet, wo es darauf ankommt, trotz geringem Luftdruck ein direktes Fahrgefühl zu behalten. Für etwa 100 € erhält man mit dem VEETIRE Trax Fatty einen sehr guten Allroundreifen, der mit dem von uns gewogenen Gewicht von knapp 840 Gramm für einen Reifen dieser Dimension ausgesprochen leicht daherkommt.

Wenn ich mir als eingefleischter Plusfahrer noch etwas wünschen dürfte, dann wäre dies entweder eine 3.25“ Variante der 29“ Version des Reifens mit dem identischen Profil des B+ Reifens oder eben ein offeneres Profil beim 3.0er.

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Direkter 29+ Vergleich – SURLY Knard, BONTRAGER Chupacabra und VEETIRE Trax Fatty

Abschließend möchte ich noch kurz einen Vergleich zwischen den 29Plus-Reifen ziehen, die ich vor dem VEETIRE Trax Fatty gefahren bin. Dabei handelte es sich für etwa zwei Jahre um die serienmäßig am Krampus verbaute 27tpi-Variante des SURLY Knard, bevor ich im Frühjahr dieses Jahres auf den BONTRAGER Chupacabra gewechselt bin.

  1. Der SURLY Knard 29×3.0“ überzeugte mich – obwohl mit seinen 1240 Gramm kein Leichtgewicht – mit guten Rolleigenschaften und einem geringen Verschleiß. Ebenfalls positiv überrascht hat mich, wie auch beim Trax Fatty, die gute Selbstreinigung des Reifens, die ich ihm aufgrund der vielen, eng beieinander stehenden Stollen nicht zugetraut hätte. Seine Stärken hat der Knard eindeutig auf trockenen, harten Böden, Self Steering war auch bei niedrigem, durchschlaggefährdetem Luftdruck kein Thema.
  2. Mit einer Gewichtsersparnis von etwa 300 Gramm pro Reifen verpasste der BONTRAGER Chupacabra 29×3.0“ dem Krampus spürbar mehr Spritzigkeit und aufgrund der faltbaren Karkasse auch ein Mehr an Dämpfung und Flexibilität. Mit seinem offenen Profil und der damit verbundenen ausgezeichneten Selbstreinigung ist der Chupacabra ein Reifen, der auch unter matschigen Bedingungen seine Stärken voll ausspielen kann. Der Rollwiderstand ist vergleichbar mit dem des Knard, das Abrollgeräusch des BONTRAGER ist jedoch weniger brummig.
  3. Verglichen mit diesen beiden Reifen kommt der VEETIRE Trax Fatty 29×3.0“ eher wie ein „konventioneller“ MTB-Reifen auf großem Fuß daher und stellt mit seinem Profil meiner Meinung nach einen guten Kompromiss zwischen dem vielstolligen Knard sowie dem offenen Chupacabra dar. Der Trax Fatty ist von allen drei Reifen der mit dem spürbar geringsten Rollwiderstand, erkauft sich diesen aber nicht durch einen Performanceabfall auf tiefen, schlammigen Böden. Sein Kurvengrip ist gut, aufgrund seiner durch die geringere Breite bedingte kleineren Kontaktfläche fühlt sich der Trax Fatty jedoch nicht ganz so „satt“ an. Der Reifen bietet deshalb nicht zwingend weniger Reserven, jedoch ist die dem Plus-Format nachgesagte subjektive Sicherheit beim Trax Fatty weniger stark ausgeprägt als etwa beim Knard und Chupacabra.
    In punkto Selbstreinigung liegt der Trax Fatty beinahe gleichauf mit dem Chupacabra, was wirklich beeindruckend ist, wenn man die beiden Profile vergleicht. Der Knard muss sich in dieser Kategorie mit einem dritten Platz begnügen.

Vielleicht ließe sich ein Vergleich wie folgt zusammenfassen: Der Knard wäre meine Wahl für trockenes, hartes Geläuf, während der Chupacabra seine Stärken auf eher weichen bis nassen Böden hat. Wohl auch, weil er durch seine geringe Stollenanzahl fragiler wirkt als die beiden anderen Reifen und man ihm schroffe Felsen meiner Meinung nach nicht unbedingt zumuten möchte. Hier schlägt dann die Stunde des Trax Fatty, dessen dicke, beinahe durchgehende Mittelstollen einen hohen Grad an Robustheit vermitteln. Ich würde den VEETIRE Trax Faty daher genau zwischen die beiden anderen 29+ Reifen als fast idealen Allrounder für wechselnde Bedingungen sehen.

Fabian