AVID Elixir 9 Trail Bremsen – Testfazit: von c_g
Es ist ein merkwürdiges Gefühl ein Produkt zu testen, von dem man bereits erfahren hat, dass es schon mit der nächsten Saison abgesetzt werden wird. Wie vor kurzem kommuniziert, wird ab kommendem Jahr die AVID Trail Serie komplett durch die SRAM Guide abgesetzt werden. Aber wir haben diesen Test begonnen und es wäre dumm ihn nicht sauber abzuschließen, denn schließlich gibt es die AVID Trail Bremsen dieses Jahr noch und sie ist an zahllosen Bike zu finden.
Nun, nach unserem Zwischenfall mit dem durchfallenden Druckpunkt nach 3 Monaten Testdauer (hier im Zwischenbericht) und dem in Folge notwendigen Entlüften, hat sich die Elixir 9 Trail komplett unauffällig verhalten. Sie hat mich und mein Bike seither immer zuverlässig gebremst. Die Bremskraft war immer mehr als notwendig und ich habe mich immer sicher gefühlt.
Auch wenn sich der komplett durchfallende Druckpunkt nie wieder vorkam, scheint die Elixir eine grundsätzlichere Problematik zu haben mit Restlust im System. Bei zwei anderen Testbikes mit der Elixir 9 Trail , die dort einwandfrei funktionierten, war ein merklich weicherer Druckpunkt zu verzeichnen, nachdem ich die Bike für ein paar Tage am Vorderrad aufgehängt hatte. Erst mit einer sehr sorgfältigen Entlüftung des Hebels lässt sich das komplett eliminieren.
Geräuschentwicklung: Einen weiteren Kritikpunkt, nämlich dass sie bei Nässe zum Kreischen neigt, muss sie sich aber auch weiterhin gefallen lassen. Allerdings habe ich auch nie mit anderen Belägen experimentiert, die dies eventuell hätten lindern können.
Standfestigkeit: Neben dem ganz normalen Testeinsatz auf dem ROCKY, der schon herausfordernd genug für eine Bremse sein kann, habe ich das Bike am Gardasee auch noch ein paar Mal unter erschwerten Bedingungen getestet. Mehrere schnelle Abfahrten zwischen 300 und 700 Tiefenmetern sind mehr als genug um eine Bremse an ihre Grenzen des Hitzekollapses zu führen und ich kann sagen, dass die Beläge dem Duft nach auch ordentlich heiß waren – aber bis auf ein leichtes Fading, das sich mit einmal kurz Nachpumpen leicht beheben ließ, war nichts, was ich der AVID hätte ankreiden können. Was ihre Standfestigkeit angeht, liegt sie meinen Erfahrungen nach mindestens gleichauf mit anderen Top-Bremsen.
Dosierbarkeit/Druckpunkt: Es gab einige Momente im Bereich ganz kurz vor dem Blockieren der Räder, in denen ich mir manchmal etwas mehr Feedback gewünscht hätte – aber das ist mir nur deswegen aufgefallen, weil ich eine der Runden sofort danach mit einer FORMULA T1 und einer SHIMANO XT Bremse gefahren bin, die in diesem Bereich einen Tick besser zu dosieren sind. Im täglichen Einsatz der Bremse ist mir das nie wirklich aufgefallen, daher wage ich zu mutmaßen, dass sich die allermeisten Fahrer ebenfalls sehr schnell an die Charakteristik der Elixir gewöhnen würden und darin keinen Kritikpunkt finden würden.
Allerdings haben die beiden genannten Bremsen auch einen deutlich härtern Druckpunkt – der mir persönlich einfach besser liegt. Daher bin ich versucht dieses leichte Kritik in der Dosierbarkeit eher als subjektive Vorliebe als eine echte Schwäche der Elixir zu bewerten. Wie bereits im Zwischenbericht angemerkt, besitzt die AVID Elixir Trail 9 selbst mit der härtesten Druckpunkteinstellung einen tendenziell eher weichen Druckpunkt.
FAZIT: Nach nunmehr 6 ½ Monaten auf dem ROCKY Instinct und diversen Tests, auf denen die AVID 9 Trail ebenfalls montiert war, hat sie sich als durchweg kraftvoll und sehr gut dosierbar erwiesen. Wie es scheint – und wie mehrfache ähnliche Berichte bestätigen – hat die AVID Taperbore Technologie ihre Schwachstellen wenn es darum geht das System wirklich luftfrei zu bekommen – wohl einer der Hauptgründe für die schnelle Einführung der SRAM Guide, die sich des selben Vierkolben-Nehmers bedient und nur einen komplett neue Gebereinheit nutzt. Offensichtlich kann sich sehr leicht ein wenig Restluft im System halten, die für den Zwischenfall oder die nachlassenden Druckpunkte bei den Bremsen gesorgt hat. Wenn sie aber erst einmal richtig entlüftet ist, sind die AVID Trail 9 Brems zuverlässig, kraftvoll und sehr gut zu dosieren.
In Sachen Gewicht, Preis, Ergonomie und Einstellbarkeit kann sie sich gegenüber der Konkurrenz sogar Pluspunkte sammeln. Nur beim Druckpunkt, der doch eine ehr persönliche Geschichte ist, fand ich ihn etwas zu weich für meinen Geschmack.
Dementsprechend hat die Elixir 9 Trail ihre Ehre wieder weitgehend rehabilitiert, kann sich durchaus ein „ empfehlenswert“ sichern – immer vorausgesetzt, dass sie perfekt entlüftet ist.
Dementsprechend schafft es die AVID Elixier 9 Trail für mich persönlich nicht ganz der aktuellen Referenz von SHIMANO den Rang streitig zu machen.
RIDE ON,
c_g
Immerhin scheint sie bei Verwendung mit Gripshift auch ergonomisch zu funktionieren. Bei meiner Elixir stört die Schraube der Griffweitenverstellung. Werde wohl doch mal Shimano ausprobieren und sehen ob der kurze Hebel auch mit dem Drehgriff funktioniert.
jedenfalls immer wieder tolle Testbeschreibungen!
Hallo Florian,
wie im Update geschrieben, kommtdie Elixier in zwei Versionen – einmal mit der werkzeugfreier Verstellschraube für normale Trigger-Shifter und einmal ohne für Grip-Shifter.
Wir hatten die Grip-Shift-Version geliefert bekommen und anfangs die umständliche Griffweitenverstellung mit schwer erreichbarer Inbus-Schraube kritisiert … jetzt mit Grip Shiftern sind wir dankbar dafür ;-).
Hört sich an als hättest du die andere Kombination, die eben nicht optimal mit Gripp-Shiftern funktioniert. War dein Rad original so ausgestattet oder hast du da was umgerüstet?
Von Triggern auf xo Gripshift umgerüstet. Finde den Dreher am Hardtail einfach klasse. Hatte erst überlegt wegen der nun störenden Schraube auf xo Bremse nachzurüsten, aber dann bleibt nur die Verstellung mit Inbusschraube, die dann auch kaum mehr erreichbar ist (wie von dir ja auch festgestellt). Und unter Belastung muss ich doch ab und an mal drehen…
Im Hinblick auf die Bremsperformance werde ich mich dann doch eher an deinen Favoriten orientieren 🙂