AVID Elixir 9 Trail Bremse – Praxiseindrücke: von c_g
Noch im letzten Jahr habe ich euch die AVID Elixir 9 Trail Vierkolben-Scheibenbremsen vorgestellt (hier). Die Bremse, die ich das erste Mal beim Garda Festival auf einer sehr langen und rutschigen Abfahrt auf Herz und Nieren habe testen dürfen (hier). Danach habe ich sie nochmal in der XX World Cup Trail Version am SPECIALIZED Enduro S-Works 29er (hier) fahren dürfen und seit Dezember 2013 ist sie bei mir am ROCKY MOUNTAIN Instinct 999 MSL (hier vorgestellt) im Einsatz.
Nachdem ich diesen sehr milden Winter komplett habe durchfahren können, haben die Bremsen schon so allerlei Trailkilometer hinter sich gebracht – viel davon unter nass, schlammigen Bedingungen.
Die Hebel kommen in zwei Versionen – wie am VOTEC gibt es eine mit einer werzeuglosen Griffweitenverstellung und dann gibt es eine Version bei der die Hebelweite über eine nur schwer zu erreichende 2,5 mm Inbus eingestellt wird und das nur recht umständlich, für Grip-Shift Schalthebel. Ich hatte letztere Version zum Test bekommen … und war herzlich froh, dass die Einstellung nur am Anfang notwendig ist.
Außerdem hat SRAM mir die Bremse mit der Standardschelle geschickt, aber nach ein paar Wochen habe ich dann doch auf eine Matchmaker-Schelle umgestellt und die X01 Trigger direkt montiert.
Das für jede Disc so wichtige Einfahren der Elixir 9 Trail Bremsen (20-30 mal Runterbremsen aus 30 km/h auf null mit jeder Bremse) war ohne weitere Vorkommnisse, wobei die 9 Trail bereits im Neuzustand schon eine ordentliche Bremsleistung hatte, die mich fast verleitet hätte sie sofort auf den Trail zu nehmen. Aber wie der gut informierte Biker weiß ist das Einbremsen ein wichtiger Schritt um das verglasen der Beläge zu vermeiden und eine optimale (Dauer-) Standfestigkeit zu gewährleisten.
Schon dabei wurde klar, dass der voreingestellte Druckpunkt der Elixir 9 Trail mir zu weich und undefiniert war. Ich konnte den Bremshebel fast bis zum Lenker durchziehen. Gut, dass die Elixir 9 Trail mit der werkzeugfreien Druckpunktverstellung („Contact Point Adjustiert“, eine Verstellung am Leitungsanschluss, gut in der zweiten Abbildung zu erkennen) die einfache Möglichkeit bietet den Druckpunkt den persönlichen Vorlieben anzupassen.
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Danach ging´s auf den Trail, der zu allem Überfluss auch noch nass und richtig schmierig war.
Doch all das soll nur die Vorgeschichte sein, denn einmal eingestellt hat mich die AVID Elixir 9 Trail aber fast genauso begeistert, wie die oben genannten Muster an den anderen Bikes.
WARUM? Ganz einfach, weil (fast) alles passt.
- Wie im Intro bereits erwähnt ist die Bremse ausgesprochen leicht – ganz besonders für eine Vierkolbenbremse.
- Die Carbon-Bremshebel sind sehr ergonomisch, liegen gut in der Hand – egal ob (wie angeraten) mit einem oder mit zwei Fingern gebremst.
- Die Bremskraft ist sehr hoch und liegt auf etwa gleichem Niveau mit den besten anderen Trailbremsen.
- Die Dosierbarkeit ist erstklassig. Auch in den kritischsten Situationen auf nassen Wurzeln oder rutschigen Querungen hatte ich stets das Gefühl das Optimum aus der Bremse herausholen zu können.
- Die Modulation erfolgt, anders als bei den härteren SHIMANO Bremsen stärker über den Hebelweg, aber das lässt sich einerseits über den Druckpunkt feinjustieren. Außerdem hat jeder Fahrer hier unterschiedliche Vorlieben.
- (Abfahrten alpinen Charakters stehen bisher noch aus, daher muss ich mich zum Thema Standfestigkeit oder Fading noch enthalten.)
Wer über das „fast“ oben gestolpert ist, erfährt jetzt warum:
- Da wäre einemmal der tendenziell weiche Druckpunktcharakteristik der Bremse, der sich auch perfekt entlüfte und mit dem „Contact Point Adjustiert“ ganz reingedreht bestenfalls moderat hart einstellen lässt. Vielen Fahrern recht das vollkommen, aber ich habe mir die Bremse stets auf die härteste Einstellung drehen müssen … und hätte mir noch ein etwas knackigeres Feeling gewünscht.
- Und dann war da ein Vorfall, kurz vor dem verfassen dieses Berichtes: Beim Losfahren auf eine Tour (nach ein paar Tagen in denen das Bike im Keller angehängt ist – die anderen Testbikes wollen auch gefahren werden ;-)), war die hintere Bremse ohne erkennbaren Bremsflüssigkeitsaustritt plötzlich ohne Druckpunkt! Das war mit einem weiteren Mal entlüften zwar wieder behoben und seither laäuft die Bremse wieder tadellos, aber grundsätzlich macht mich so etwas etwas stutzig. Auf einer Mehrtagestour oder in den Alpen möchte ich nicht, dass mir sowas passiert.
Während sich der obere Punkt noch unter dem Argument „persönlicher Vorlieben“ anhaken ließe, ist der unerwartete Totalausfall ein Problem anderen Kalibers.
Zwischenfazit: Die AVID Elixier 9 Trail hat bei mir seit Dezember´13 eine sehr guten Performance hingelegt (mein einziger Kritikpunkt ist die tendenziell weiche Druckpunktcharakteristik) und hatte mich schon fast überzeugt, da ist die hintere Bremse ausgefallen (zum Glück noch vor der Ausfahrt). Das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Nach dem Entlüften war die Bremse zwar wieder voll funktionsfähig und arbeitet seither tadellos, aber den Anschluss zur aktuellen Referenz (SHIMANO XT und XTR Bremsen), den ich ihr schon fast zugesprochen hätte, muss sie sich jetzt doch in einem verlängerten Dauertest mit einer hoffentlich überraschungsfreien Performance nochmal hart erarbeiten.
RIDE ON,
c_g
Ps: Wie es scheint, hat SRAM ohnehin auf die mehrfache Kritik reagiert und stellt eine komplett neue Bremsenplattform vor – die SRAM „Guide“, mit dem Gerücht, dass sie für 2015 die Elixier Trail Baureihe ablösen wird. Morgen berichten wir dazu.
Seit ich seit einigen Wochen die Hayes Prime Pro fahre, ist die XT nicht mehr meine Referenz.
Super einstellbar (Druckpunkt, Hebelweite), brachiale Bremskraft und (bei Bedarf) stahlharter Druckpunkt.
Ein weiteres kleines aber feines Detail ist die clevere Olive, die mit dem Pin ein einziges Teil bildet. Bei Hayes schiebt man die gekürzte Leitung ohne Kraftaufwand in die Olive hinein – der Pin wandert dabei automatisch in die Leitung. Beim Montieren wird die Olive dann völlig umschließend auf die Leitung gequetscht und kann sich natürlich auch nicht auf dieser ungewollt verschieben. Das ist eine super Lösung im Gegensatz zu dem einzelnen Pin, den man bei anderen Systemen umständlich in die Leitung hämmern muss, mit der Gefahr, dass die Olive vor der Quetschung auf der Leitung weg wandert.
Schaut euch die Hayes Prime Pro (oder Prime Comp) mal an …
…gute Idee. Evtl. bekommen wir ja mal die Gelegenheit zu einem solchen Test.
Wenn ihr möchtet, kann auch ich was schreiben … auch sonst könnte ich Beiträge leisten, VAUDE liegt beispielsweise fast nebenan und zur Eurobeike habe ich 10 Minuten … melde dich einfach bei Interesse per Mail.