RADON Slide 130 9.0 SL29er – Testintro: von c_g

 So, mittlerweile sind unsere beiden Kandidaten Vergleichstest eingetroffen, montiert und wir können euch erste eigene Bilder und Fakten zu den Bikes liefern. Zuerst ist das RADON Slide 130 9.0 SL dran.

1 RADON SLIDE 130

Das RADON Slide ist ein Musterbeispiel der Riege der modernen Allround 29er Fullies, die sich bei 130 mm einzupendeln scheint. Egal welcher Hersteller, fast alle scheinen sich darüber einig zu sein, dass dieser Federweg den besten Kompromiss aus tourentauglicher Effizient und All-Mountain-typischen Nehmerqualitäten bei 29er Fullies zu sein scheint … und nach den bisherigen Eindrücken stimmen wir zu – auch unser  Dauertester ROCKY MOUNTAIN Instinct gehört zu der selben Riege von Bikes.

6 RADON SLIDE 130Doch schauen wir uns das Bike einmal etwas genauer an – denn unter dem dezent schwarzen Rahmen steckt eine Menge mehr als es das Auge auf den ersten Blick erkennt.
Mittlerweile fast schon selbstverständlich sind die gängigen Standards wie Steckachsen (100x15mm vorne und 142×12 mm hinten), konisches Steuerrohr und Gabelschaft, semintegrierter Steuersatz, PressFit Tretlager und natürlich der  Direct-Mount Umwerfermontage. Ob das Slide ISG Sockel für einen Chainguide bräuchte, läst sich diskutieren; RADON jedenfalls hat das SLide eher tourenlastig definiert und sie weggelassen.

4 RADON SLIDE 130

Der Alu-Rahmen selber ist  aufwendig gefertigt. Angefangen vom Hautrahmen mit intensiv ausgeformtem Ober- und Unterrohr im Kontaktbereich zum Steuerrohr, für eine maximale Lenkpräzision, dem elegant geschwungenen Unterrohr und gespaltenen Oberrohr am Sitzrohr … man erkennt, dass in dem Rahmen viel Konstruktionsaufwand steckt.
Die  schön fließenden Formen des Rahmens werden nur von dem irgendwie unmotiviert angeschweißten Direkt Mount Umwerfersockel und der unteren Dämpferaufnahme gestört – funktionell kein Manko, aber optisch ginge das etwas schöne, finde ich.

5 RADON SLIDE 130

Der Viergelenkerhinterbau ist ähnlich durchdacht mit stark asymmetrischen Sitzstreben, einer massiven Verbindungsbrücke an den Kettenstreben und den schönen X-12 Ausfallenden. Passend zum Einsatzbereich hat der Rahmen bereits PM-7 Bremssockel, ist also ohne Adapter mit 180 mm Scheiben zu fahren (160 mm kann man damit nicht fahren). Die geschmiedete, zweiteilige Wippe zum stehenden Dämpfer komplettiert den Rahmen. Natürlich sind alle Lager mit mehrfachen Industrielagern versehen. Das verspricht  leichten Lauf und Haltbarkeit auch unter widrigen Verhältnissen.
Der Drehpunkt des Hauptlagers liegt ziemlich genau auf der Höhe des kleinen Kettenblattes was schon mal eine gute Antriebsneutralität beim klettern verspricht.

3 RADON SLIDE 130

Die Zugverlegung ist gemischt – die Schaltzüge verlaufen intern, hinten sogar in der rechten Kettenstrebe, die Hinterradbremse bleibt auf ganzer Länge extern und die Leitung der Reverb Stealth verläuft nur im Sitzrohr intern und am Unterrohr außen. Der Komplettheit wegen (und weil nicht jede Version des RADON Slide 130 eine Reverb Stealth erhält) sind am Oberrohr  Befestigungspunkte für eine extern angelenkte Dropper-Stütze vorhanden.
Die Fertigungsqualität mit großen Schweißraupen wirkt wertig, und zeigt, dass der in Taiwan gefertigte Rahmen keine Billiware ist. Wir haben keine Messwerte zum Rahmengewicht, uns wurde aber gesagt, dass er bei noch unter 3 kg liegen soll – kein rekordverdächtiger, aber dennoch ein akzeptabler Wert für einen solchen Rahmen.

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NACHTRAG: Und weil ich vergessen hatte die GEOMETRIE mit zu liefern … hier kommt sie:

14 RADON SLIDE 130 geo Wie man sieht, geht das RADON Slide auch hier keine extremen Wege, sondern setzt auf die als aktuell elenden Werte eines 29er Bikes in der Federwegsklasse: Moderater Lenkwinkle (68,5°) für einen guten Mix aus Agilität und Laufruhe, steiler Sitzwinkel für ein gutes Kletterverhalten und eine Mittage Sitzposition, eine tendenziell für die Größe kürzeres Oberrohr (andere gehen schon über 600 mm in der Rahmengröße) für eine kompakt komfortable Sitzposition und Raum um auf dem Bike zu arbeiten, und natürlich Kettenstreben um 450 mm, ein Wert, der in der Klasse derzeit als goldene Mitte aus neutralem Kletterverhalten und „noch“ agilem Handling zu gelten scheint.
–> Alles in Allem keine Ausreißer, sondern ein Mix, der auf den Anwendungsbereich des Bikes, Touren, All-Mountain und Trail-Riding theoretisch gut passen dürfte. Ob das Handling auf dem Trail die Vermutung dann auch wirklich bestätigt, werden wir sehen.

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Kommen wir zur AUSSTATTUNG:

Wie bei dem Direktversender RADON üblich ist das Bike außerordentlich gut ausgestattet – hier finden sich nur sehr hochwertige Marken-Komponenten der Oberklasse (hier geht´s zur kompletten Specliste des Slide 9.0 SL)– keine Selbstverständlichkeit für ein Fully, das noch deutlich unter der 3000-Euro Grenze bleibt.

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Optisch (und hoffentlich aus funktionell) herausragend ist selbstverständlich die SHIMANO XTR Antriebs- und Schalteinheit – Shadow Plus Schaltwerk, Umwerfer, Kurbel und Schalthebel. Hier in 2×10 mit einer 26/38er Kettenblattkombi. Bei den weniger plakativen Bauteilen, wie Kette, und Kassette hat man auf Bauteile aus der XT-Reihe zurückgegriffen – funktionell überhaupt kein Thema (die XT Kassette ist sogar langlebiger … aber auch schwerer), aber eben keine komplette XTR-Gruppe.

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Die Federelemente kommen von ROCK SHOX, in Form einer Revelation RL Solo Air Federgabel und eines Monarch RT3 Dämpfers. Beide mit 130 mm Federweg. Der Dämpfer lässt sich mit dem gut erreichbaren Hebel schnell zwischen OFFEN, LOCKOUT und PLATTFORM DÄMPFUNG hin und herschalten – dank der umlaufenden Funktion mit ihren um 120° unterschiedlichen Stellungen kann man jede Funktion leicht ansteuern und auch ohne hinunterzuschauen sofort unterscheiden. Die ROCK SHOX Revlation RL  Luft-Gabel bieten nur eine Rebound-Einstellung und den mechanischen Lock-Out über die Lenker-Fernbedienung.

Und wenn wir schon vom Lenker (ein SYNTACE Vector 7075 High 10) sprechen. Hier passiert einiges, auf einer Breite von 760 mm tummeln sich die XTR Schalthebel, die FORMULA T1 Bremshebel, der Gabel-Lockout links und die Reverb Stealth Verstellung rechts. Ein klassisches Cockpit der „modernen Zeiten“ in denen man wirklich darüber nachdenken muss, welchen Habel man drücken oder ziehen muss um was zu bewirken. Ich selber bin kein Fan solcher Multifunktionscockpits, aber wir werden sehen wie ich mich in der Praxis damit arrangieren kann. Anzumerken ist, dass es keine Systemintegration der Hebel gibt und alle Hebel separat am Lenker geklemmt sind – einerseits toll um das Cockpit nach den persönlichen Vorlieben zu arrangieren, aber eben auch sehr ausladend was die Baubreite angeht.

10 RADON SLIDE 130

Die Bremsen sind die All-Mountain-/Allround-Stopper T1 von FORMULA, auf die ich schon immer gespannt war, sie aber bisher an noch keinem Testbike hatte.

Nicht ganz so stimmig ist die Wahl der Reifen und Laufräder. Die Kombination aus der DT-SWISS SPLINE 1700 Laufrädern (eher XC-mäßige 19,5 mm) Maulweite und den 2.4er CONTINENTAL Mountain Kings II (laut Spec Liste in der Protection Version, aber unsere Testmuster sieht nicht wirklich danach aus) wirkt auf mich nicht ganz optimal. Aber wir werden sehen, ob sich die Kombination in der Praxis bewährt und wie sich die schmale Felge mit dem breiten Reifen auf dem Trail macht. Außerdem sind die SPLINE 1700 Laufräder nicht tubeless ready, oder nur mit dem speziellen DT-Profilband umzurüsten, was nach aktuellen Standards nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist.
Kurios fand ich auch, dass die vordere Nabe eine Centerlock- und die hintere eine 6-Loch-Scheibenbefestigung hat.

2 RADON SLIDE 130

Das RADON SLide 130 9.0 SL Komplettbike (Gr. 18“ oder Med, ohne Pedale) bringt es auf gute 13,30 kg (die offizielle Herstellerangabe für das 16“ Bike lautet 12,9 kg). Neben dem getesteten Rahmen in 18“ sind auch noch 16“, 20“ und 22“ verfügbar.

Das Slide 130 9.0 SL kann für € 2799.- online hier geordert werden und liegt damit in der Mitte der Slide 130 Reihe (insgesamt 6 Modelle), die vom Slide 130 8.0 für € 1999.- bis zum 10.0 SL für € 4500.- reicht.

Soweit zum RADON SLIDE 130 9.0 SL 29er Fully. Morgen kommt die Vorstellung des VOTEC VX 135 dran und dann folgen auch schon bald die ersten Fahreindrücke zu den Bikes.

RIDE ON,
c_g