ERGON SM3 S/L Sattel – im Dauertest: von c_g und Oli

Nur selten kommt es vor, dass mir ein Sattel wirklich gefällt oder mich neugierig macht – der ERGON SM3 schaffte gleich beides auf einmal. Als ich ihn auf dem NICOLAI Helius AC 29er (hier) und dem 26“/27,5“ /29“ – Vergleichstest (hier und hier) auf allen drei Bikes vorfand hat er mir gut gefallen und so waren wir voller Erwartung als uns ERGON zwei Muster des SM3 zuschickte.

 

 

Man muss nämlich wissen, dass der von Selle Italia gefertigte Sattel in verschiedenen Größen daherkommt – als der Test begonnen hat, gab es den SM3 in S und L wobei mittlerweile sogar eine dritte Größe (Med) dazu gekommen ist. Die Ergonomiespezialisten von ERGON wollen damit jeden Fahrer die Möglichkeit geben den passenden Sattel für den jeweiligen Sitzknochenabstand zu finden S für 9-11 cm, M für 10-13 cm und L für 13-15 cm).

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Natürlich beschränkt sich das Konzept aber nicht nur auf die unterschiedlichen Größen. Auch hier ist wieder jedes Detail genauestens überdacht worden:

Die zahlreichen Einflussfaktoren, die bei einer Sattelentwicklung Berücksichtigung finden sollten, sind hochkomplex: Fahrradtyp, Sitzposition, Körperwinkel, Sitzknochenabstand, Geschlecht, Körpergewicht, Trainingszustand, Kilometerleistung, -intensitat der -nutzung, Fahrbahnbeschaffenheit und vieles mehr.
Neben Sportergonomie und Sportmedizin sind weitere Disziplinen gefordert wie maschinenbau, Werkstoffwissenschaft, Verfahrenstechnik, CAD-Konstruktion, industriede-sign, um nur einige zu nennen. ….
Der Aufwand und die Intensität, mit der Ergon Sättel entwickelt werden, haben ein klares Ziel: die ergonomisch besten, jeweils komfortabelsten und effizientesten Sättel ihrer Klasse zu bauen.

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Das beginnt damit, dass die Form des SM3 keinem anderen Sattel ähnelt – eher kantig und flach kommt er daher. Dabei hatte jede Fläche und jeder Radius seine eigenen Funktion, von der Entlastungsrinne in der Mitte, über die trpezförmige Heck oder die flache Sattelnase. Eine ganz genaue Erklärung hierzu würde den Rahmen des Artikels sprengen, daher hier angehängt immer wieder Auszüge aus der sehr ausführlichen Produktseite des ERGON SM3.

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Weiter hat man die Polsterung in zwei Härtegraden ausgeführt, ein weicherer Schaum im Kontakt zum Sitzknochen (um die Last größerflächig u verteilen) und darunter, über dem gesamten Sattel verlaufend ein strafferer Schaum, der vorrangig Stoßspitzen abdämpft und ei durchsitzen auf die Sitzschale verhindert. Die Sitzschale ihrerseits ist natürlich auch besonders ausgeformt. Einerseits um die Polsterung so dünn wie sinnvoll zu halten und andererseits auch um die Durchbiegung genauestens zu kontrollieren.

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Diese Durchbiegungseigenschaften sind es auch, die begründen warum das günstigere Modell ???? mit der Faserkunsttoffschale ein fast identisches Gewicht hat wie das teurere Pro Modell mit Carbon-Schale –> Die Vorteile liegen im Komfort nicht im Gewicht. Im Gewicht nochmal optimiert (ohne anderswo Komromisse zu gehen) ist nur das Top-Modell Pro Carbon mit seinen Carbonstreben.

 Hier die einzelnen Modelle mit allen Spezifikationen (zum Vergrößern einfach anklicken):

ERGON SM3 Pro Carbon - Sattel

ERGON SM3 Pro - Sattel

ERGON SM3 - Sattel

Alternativ gibt es die SM3 Serie auch mit Prolink-Unterbau.

Das angepeilte Gewicht erreichten unsere beiden Testmuster übrigens nicht ganz. Der SM3 L kam auf 248 g und der SM3 S auf 232 g.

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Bleibt nur noch die Frage: Wie fährt sich der ERGON SM3?

Nun die wohl einfachste Antwort darauf ist die Tatsache, das er bereits seit November 2012 an meinem CUBE Stereo Dauertestbike seinen Dienst verrichtet, mit auf den USA Trip durfte und so schnell auch nicht ersetzt werden dürfte.
Dabei hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich ganz and den SM3 gewöhnt hatte und auch jetzt, wenn ich von einem anderen Testbike wieder umsteige, fühlt er sich auf den ersten Kilometern ungewohnt an. Mit seiner speziellen Grundform, der leicht nach vorne geneigten Auflagefläche für die Sitzknochen und der ebenso breiten wie flachen Nase ist er einfach anders, er funktioniert damit aber sehr gut.

Anfangs hatte ich den SM3 in L montiert (das schwarze Testmuster) und was auch immer ich versuchte, welche Bikehose ich auch getragen habe oder welche Sattelneigung ich versicht habe, nach maximal 2 h wurde es unbequem und ich begann unruhig hin und her zu rutschen. Ganz anders beim SM3 in S, der zwar vom ersten Sitzgefühl anfangs ebenso ungewohnt ist, sich dann aber mit fortschreitender Dauer der Fahrt sich dauerhaft gut anfühlt. Durch die spürbar straffere Polsterung des SM3 fühlte er sich auch nach mehreren Stunden noch genauso an wie am Anfang, während ich bei weicheren Sätteln oft finde, dass man zunehmend „einsinkt“.

Wichtig beim SM3 allgemein fand ich es mit der Sattelneigung zu spielen denn mehr noch als bei manch anderem Sattel könne hier ein paar Grad steiler oder flacher einen großen Unterschied machen. Meinem Empfinden nach fahre ich ihn stärker horizontal, als etwa den WTB Volt (der mir ebenfalls sehr gut passt – hier), der aber viel dicker gepolstert und gekrümmt ist.

Was die Bewegungsfreiheit angeht fand ich die eher kantige Form nie hinderlich, vielmehr erlaubt der SM3 durch seinen Ergonomie es die Hüftneigung zu mehr variieren. Auch das „hinter den Sattel rutschen“ in technischen Passagen war nie ein Problem. Apropos Rutschen Ergon setzt an den seitlichen Flanken des SM3 eine besonders gut gleitende Oberflächenbeschichtug ein, die die Beweglichkeit erhöht und mögliche Scherstellen reduziert. Wirklich smart.
Neben mir war auch unser Tester Oli mit dem SM3 (aber nur in L) unterwegs und kam zu ähnlichen Ergebnissen – eine optimale Druckverteilung (vor allem auch im Urogenitalbereich), sehr gut Polsterung und voll langstreckentauglich. Nur dass er den SM3 bei einer aufrechteren Sitzposition als angenehmer empfunden hat.

FAZIT: Aus meiner Sicht also ist der ERGON SM3 ein besonderer Sattel – er sieht anders aus , fühlt sich anders an … und ist dennoch in unseren Augen ein voller Erfolg. Vor allem auf auf langen Ausfahrten bietet der SM3 einen dauerhaft guten Komfort, wie kaum ein anderer.
Ob er wirklich der „erste Sattel“ ist wie ERGON im Werbeslogan angibt, sei dahingestellt– für mich gehört er aber zu den wenigen Sätteln mit denen ich (fast) beschwerdefrei Tag um Tag biken und testen kann und das ist mir wenn ich ganz ehrlich bin die Hauptsache bei einem Sattel.Wie bei anderen Sätteln heißt es auch hier Probesitzen und selber Probieren …. und ich bin mir sicher so mancher wird nicht mehr runter wollen :-).