BELL Super DH MIPS – Vorstellung und Testintro: von c_g

Als BELL die Super R Helme vorgestellt hat, zuerst den Super 2R und dann den Super 3R, waren sie ein der wenigen, die einen wirklich guten Convertible-Helm im Programm hatten. Jetzt mit der Vorstellung des BELL Super DH knüpft man an dieser Tradition an. Geblieben ist die Option mit ein paar Handgriffen zwischen Fullface- und Halbschalen-Helm hin und her zu wechseln, aber ansonsten ist beim Super DH fast alles gegenüber dem Vorgänger geändert worden.

Der BELL Super DH ist das jüngste Kind in der Super-Reihe – voll DH-zertifiziert und dennoch weiterhin mit abnehmbarem Kinnbügel.

Fangen wir mit der Sicherheitszertifizierung an: Während die bisherigen BELL Super R Helme keine offizielle DH-Freigabe erreichten, erfüllt der Super DH nicht nur die bisherige CE-EN1078 Norm spielend, sondern erstmals auch die ASTM F1952 und F2032 – und das mit und ohne Kinnbügel. Der einzige MTB Helm mit abnehmbarem Kinnbügel, der dies bisher geschafft hat, ist der GIRO Switchblade, den unser Tester Ch.W. letztes Jahr gefahren ist.

Die technisch wichtigste und doch garnicht so einfach zu erkennende Neuerung beim Super DH (rechts) ist das MIPS Sperical System. Links am Super 3R serkennt man noch das typisch gelbe „normale MIPS.

Das nächste große Novum am Super DH ist das neuartige MIPS® Spherical Sicherheitssystem. Statt einer dünnen In-Mold-Kunststoffschale zwischen dem EPS-Kern und den Polstern wie das bisherige MIPS (siehe Bild oben links am BELL Super 3R, rechts der Super DH), besteht der Super DH aus zwei komplett separaten Helmschalen – einer inneren aus weicherem EPP-Schaum und einer härteren aus EPS-Schaum außen. BELL selbst nennt diese Bauweise Progressive Layering. Dazwischen liegt die MIPS Gleitschicht, auf der sich beide Schalen unabhängig voneinander bewegen lassen – ähnlich einem Kugelgelenk in der Gelenkschale. Optisch lässt sich das System nur anhand eines umlaufenden Spalts zwischen den beiden schwarzen Schalen und den vier kleinen gelben Gummibändern erkennen, aber in der Hand ist die aufwendige Konstruktion sofort erkennbar. Neben der effektiveren Ableitung von Rotationskräften soll diese sehr aufwendige Konstruktion auch dem besseren Komfort dienen.

Was die Form und Anordnung der Belüftungsöffnungen angeht, bleibt auch der neue Super DH dem Grundkonzept der Super R Reihe treu. Die Lufteinlässe sind weiterhin gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt und auch der Super DH hat die besonders im Stirnbereich aktive Overbrow-Lufteinlässe. Der besseren Schutzwirkung wegen wurde allerdings die Zahl der Lufteinlässe von 23 (beim Super 3R) auf 19 reduziert. Dafür hat der Super DH innen im Stirnbereich und am Oberkopf komplett durchgehende Lüftungskanäle und viel weniger Kontakt zu Haut. Ob es spürbare Unterschiede in der Luftzirkulation gibt, wird sich zeigen.

Optisch ist der neue Super3 sehr gelungen, was zum Teil auch an dem deutlich überarbeiteten und größeren Visier liegt.

Das Visier ist deutlich ebenfalls überarbeitet und vergrößert worden. Es wirkt mit seinen 2 großen Belüftungsöffnungen viel markanter, als das beim Vorgängermodell. Es ist weiterhin weit nach oben klappbar, wird seitlich über zwei Schrauben fixiert und sorgt für eine uneingeschränkte Goggle-Kompatibilität.

  

Auch beim Tragesystem und der Weitenanpassung hat sich einiges verändert. Für die Anpassung des Kopfumfangs kommt das neue Float DH System zum Einsatz. Stat nur von den Schläfen nach hinten zu reichen, umfasst das neue System den gesamten Kopfumfang. Zusätzlich hat es am Hinterkopf eine weichere Auflagefläche erhalten. Beides Punkte die dem Tragekomfort zugute kommen sollten. Die Höhenanpassung am Hinterkopf ist nun nicht mehr direkt auf dem Kopf einstellbar, sondern muss etwas aufwediger durch Umstecken erfolgen. Das hat den Vorteil, dass sich beim Transport oder Abnehmen nichts mehr verstellen kann. Die Helmbänder fallen beim Super DH deutlich dünner und leichter aus und um die Bedinung noch einfacher zu machen, bekommt der Super DH eine magnetische und damit selbst-schließende FIDLOCK-Kinnschnalle.

Die FIDLOCK Schnalle ist magnetisch und deswegen auch mit einer Hand zu bedienen.

Die durch eingearbeitete Silberfäden antibakterielle und geruchshemmende Polsterung ist der veränderten Belüftungslayout angepasst worden und besteht aus vielen kleineren Einzelpolstern. Die auffälligste Neuerung ist das nun durchgehende Stirnpolster, das in der Mitte zusätzlich noch vorne verlängert wurde. Dadurch soll der Schweiß auf dem Kopf weiter nach vorne gezogen werden und dort abtropfen, anstatt vom Polster auf die Stirn und dann in die Augen zu fließen. Mal sehen wie die sogenannte Sweat Guide Polsterung in der Praxis funktioniert. Ich als „Vielschwitzer“ würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn das Konzept aufginge.

Der Wrap-Around Protection Kinnbügel ist in seiner Grundform und -konstruktion gleich geblieben, umfasst weiterhin den gesamten Kopf und wird über drei Schnallen fixiert. Die Anordnung und Form der Schnallen hat sich etwas geändert um einfacher bedienbar und besser integriert zu sein. Am auffälligsten ist die veränderte und deutlich markantere Kinnpartie. Im direkten Vergleich ist deutlich zu spüren, wie der Kinnbügel des Super DH deutlich steifer geraten ist, was sich hoffentlich auch in einer besseren Schutzwirkung im Fall eines Sturzes auswirkt. Wie bisher, kann man je nach Kopfform die beiden Wangenpolster austauschen und entweder dickere, oder dünnere einsetzen.

  
Was die harten Fakten angeht, bedeuten die vielen zusätzlichen Features des BELL Super DH leider auch, dass der Preis und das Gewicht ebenfalls etwas höher liegen. Mit einem empfohlenen VK von 295,95 Euro liegt der Super DH noch mal deutlich über dem bisherigen Spitzenmodell und auch beim Gewicht gibt es Unterschiede – mit 470 g für den Halbschalenhelm und 410 g für den Kinnbügel bringt der Super DH es auf insgesamt etwa 120 g mehr als der Super R.

Wie bei BELL üblich, gibt es auch den Super DH in diversen Farbvarianten – neben der wirklich schicken Version wie hier im Test gibt es immerhin sechs weiterer Versionen. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Wie es der Name schon sagt, ist der BELL Super DH nicht nur eine Weiterentwicklung der beleibten Super-R-Baureihe, sondern zugleich auch ein Verstärkung wenn es um den echten Bikepark und DH-Einsatz geht – ein Bereich in dem die bisherigen Super Helme noch nicht zugelassen waren. Ob der Super DH mit seiner noch besseren Schutzfunktion und den neuen Features seinen Einsatzbereich einfach mehr in Richtung DH verlagert, oder ob auch weiterhin eine herausragende Vielseitigkeit behält, wegen der die Super Reihe so beliebt ist, werde ich in den kommenden Wochen und Monaten herausfinden.

RIDE ON,
c_g