URGE Endur-O-Matic 2 – Praxiserfahrungen: von MiMü

Sommerliche Temperaturen über 25° C sind mir ein Graus – meine allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt, ich bin leicht reizbar und zu allem Überfluss beginne ich vermehrt zu schwitzen. Besonders am Kopf. Was mich allerdings zum idealen Helmtester macht, denn auf meinem Haupt können die Helmprobanden zeigen, ob ihre Belüftungsöffnungen optimal platziert sind und ob das Hitzemanagement funktioniert.
Rechtzeitig zu Beginn der heißen Jahreszeit war der URGE Endur-O-Matic 2 Endurohelm bei uns eingetroffen – hier der Link zum Testintro: Seitdem ist einige Zeit vergangen –  hier meine Eindrücke nach gut 1 1/2 Monaten im sommerlichen Dauereinsatz:

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Mit Kopfformen und damit auch die Passform eines Helms ist ja so eine Sache. Rund oder eher schmal, hohe Stirn und flacher Hinterkopf – für die Helmhersteller ist es mit Sicherheit keine leichte Sache, da einen guten Kompromiss zu finden.
Auf meinem leicht länglichen Kopf mit relativ hoher Stirn hat der Endur-O-Matic 2 jedenfalls auf Anhieb gut gepasst. Die in unserem Testexemplar montierten dünneren Schweißpads sind bei meinen 56 cm Kopfumfang die richtige Wahl. Kleineren Köpfen seien die ebenfalls jedem Helm mitgelieferten dickeren Polster ans Herz gelegt.

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Damit der Helm im Größenbereich von genannten 53 bis 56 cm Kopfumfang in Größe S/M auch wirklich optimal passt, arbeitet der Endur-O-Matic 2 mit dem bewährten BOA-Weitenverstellssystem arbeitet effektiv und ist sehr einfach einzustellen. Wie bei ähnlichen System gilt es einfach die Rändelrad am Hinterkopf im Uhrzeigersinn zu drehen bis der Helm angenehm fest sitzt – und fertig. Zuätzlich kann man das System hinten 2-fach in der Höhe verstellen, was es einem ermöglicht den Sitz noch mal besser der persönlichen Hinterkopfform anpassen. Ich entschied mich nach mehrfachem Probieren schnell für die untere, tiefere Position, weil der Helm so bei mir am sichersten sitzt.

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Es gab aber auch zwei Kritikpunkte, die aber nur gelegentlich aufgetreten sind und deren Ursache ich bisher noch nicht ganz ergründet habe: Zum einen verhaken sich meine eigentlich recht kurzen Haaren manchmal in dem System und zum anderen drückt mir in besonders steilen Passagen bei maximal überstrecktem Kopf hin und wieder der Mechanismus unangenehm im Nacken. Gerade letzteres ist ein für mich sonst unbekanntes Thema. Beides ist übrigens unabhängig von der Position des Systms (oben oder unten).
Dennoch, was den Tragekomfort angeht ist der URGE Endur-O-Matic 2 mit Ausnahme der Problematik oben genannten mit überstreutem Kopf einfach super. Selbst nach mehreren Stunden im Sattel hatte ich nie das Gefühl den Helm unbedingt abnehmen zu wollen oder konnte irgendwelche Druckstellen festzustellen. Mit Hilfe der unterschiedlich dicken Schweißpads wäre ansonsten noch ein Feintuning des Helminneren, abhängig von der Kopfform, möglich. Die wenigen Momente in extremen Situationen, wo er nicht perfekt passt, nehme ich dafür gerne in Kauf.

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Wie schon im Intro vermutet, vermittelt die weit herunter gezogene Helmschale am Hinterkopf und im Schläfenbereichen  sehr viel subjektive Sicherheit. Eine noch besseren Rundumschutz bietet sonst nur noch ein Vollvisierhelm. In der Praxis testen möchte ich die Schutzwirkung dennoch nicht, aber es gibt einem ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie da ist, genau wie das Tragen von Protektoren.

Besonders gespannt war ich auf das Hitzemanagement und die Belüftung des Helms. Immerhin 28 unterschiedlich große Öffnungen sollen für ordentliche Be- und Entlüftung sorgen. Und ich muss sagen: URGE hat einen guten Job gemacht! Je nach Kopfstellung ist der Luftstrom durch die Öffnungen stark spürbar und auf alle Fälle besser als man dem Enduromatic 2 ansieht. Besonders die drei kreisrunden Löcher am Hinterteil des Helmes schienen für eine gute Hitzeabgabe zu sorgen. , Fairerwesie muss man sagen, dass der Enduromatic 2 nie so luftig sein kann wie ein klassischer XC-Helm, aber das hat er mit anderen All-Mountain-/Endurohelmen gemeinsam. Für den normalen Traileinsatz ist der URGE durchaus ausreichend belüftet. Nur im steilen Uphill, wo das Tempo und damit verbunden auch der Luftstrom niedrig ist, die Anstrengung – sprich Hitzeentwicklung – aber hoch ist, staut sich die Hitze in dem Helm doch spürbar. Die länglichen Belüftungsöffnungen am Helmoberteil sorgen dann zwar noch für einen leichte Kühlung, aber eben nur für eine leichte.

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Dass die Belüftung aber dennoch recht ordentlich ist, zeigt die einfache Tatsache, dass mir mit dem URGE auch in Schiebepassagen bisher nie die Sonnenbrille angelaufen ist – etwas das mir mit anderen Helmen ständig passiert. Besonders ansprechen möchte ich auch noch das fingerartige große Schweißpad des Helms. Es bietet nicht nur guten Tragekomfort, sondern gefällt auch durch seinen effektiven Feuchtigkeitsabtransport. Bisher schaffte ich es auch als Vielschwitzer nicht das Pad zum Triefen zu bringen. Selbst bei über 30° C Außentemperatur blieben meine Augen von Schweißtropfen verschont. Auffallend ist, dass sich das Polster nicht nur an der Front, wo am meisten Schweiß fließt, vollsaugt, sondern die Flüssigkeit an die übrige Polsterfläche weitergeleitet wird.

Licht und Schatten treffen dafür beim fest verschraubten und leider nicht verstellbaren Visier zusammen. Toll ist, dass es einen sehr guten Sonnenschutz bietet. Durch die weit nach vorne gezogene Form ergibt sich ein effektiver Blend- und Wetterschutz. Die mittig platzierte Belüftungsöffnung lässt die Fahrtluft an die Stirn des Piloten strömen.
16 URGE Enduromatic 2Andererseits wird durch die große Visierfläche das obere Sichtfeld des Fahrers eingeschränkt. Besonders in schattigen Waldpassagen hat sich das doch mitunter irritierend ausgewirkt. Hinzu kommt die schwarze Farbgebung, welche das ohenhin schon eingeschränkte Blickfeld zusätzlich noch abdunkelt. In steilen Abschnitten, wo der Blick des Fahrers kurz vor das Bike gerichtet ist, fällt die „periphere Weitsicht“ dadurch schwerer und sorgt mitunter dafür, dass man den Kopf stärker überstreckt, als normal – vielleicht ist das der Grund für die Problematik der drückenden BOA-Verstellung. Um dies zu verhindern, würde ich mir eine einfache Verstellmöglichkeit mittels zweier Rändelschrauben wünschen, mit der das Blickfeld bei Bedarf vergrößert werden könnte.

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Zusammenfassung: Der URGE Endur-O-Matic 2 wird als echter Enduro-Helm angepriesen und vermarktet – ein Einsatzbereich den ich dafür angesichts der großflächigen Abdeckung an den Seiten und dem Hinterkopf voll und ganz bestätigen kann. Aber gerade weil er darüber hinaus einen so hohen Tragekomfort und ein recht gutes Hitzemanagement besitzt, würde ich mich nicht scheuen ihn auch als sicherheitsbewusste Touren- und Allmountainfahrer zu tragen und auch weiter zu empfehlen. 14 URGE Enduromatic 2Die tief nach unten gezogene Helmschale wirkte im täglichen Gebrauch und in 99,9 % der Fälle nie störend, und die 0,1 % sind für mich als Kompromiss sehr gut tragbar. Insgesamt fühlt man sich mit dem Endwromatic 2 bestens geschützt und sehr sicher. Ein Helm der zweifelsohne ein sehr hohes subjektives Schutzgefühl vermittelt. Safety first!
Dank der durchdachten Belüftungsöffnungen waren alle bisherigen Touren bei sommerlich heißen Temperaturen für meinen Kopf zwar nie schweißfrei, aber durchaus erträglich, was ich auch besonders auf das das hochwertige und feuchtigkeitsableitende Schweißpad zurückführe. Inwieweit einen das große Visier stört, lässt sich am besten wohl nur beim Probesitzen oder gar einer kleinen Runde am Parkplatz des Händlers vor Ort herausfinden.
Optisch ist der URGE Endur-O-Matic 2 ohnehin ein polarsierendes Acessoire – man liebt ihn oder man hasst ihn. Mir jedenfalls gefällt seine spezielle Formsprache, wie auch die sehr kontrastreichen Farben extrem gut. Für mich ein neuer Herlmfavorit!

MiMü