MODERNE STAHLFEDERN (TEIL 1) – CANE CREEK Progressive VALT Stahlfeder: Intro (von c_g)

Stahlfederungen sind an Bikes immer mehr im Kommen. Ob es die Sensibilität aufgrund der geringeren inneren Reibung ist, die Einfachheit weil man eben nur auf einem Stahldraht fährt oder die martialische Optik … irgendetwas an den gewickelten Stahldrähten zieht Biker magisch an. Ich selber fahre an meinem POLE schon seit Anfang 2019 einen MARZOCCHI CR Stahlfederdämpfer und bin mit seiner Performance an dem Bike rundum sehr zufrieden.

CANE CREEK bringt eine progressiv gewickelte Stahlfeder – und möchte damit noch mehr Biker auf Stahlfedern setzen.

Neben dem merklich höheren Gewicht (200 bis 450 gegenüber einem vergleichbaren Luftdämpfer) musste man mit Stahlfedern bisher aber immer in zwei Bereichen Kompromisse eingehen: Stahlfedern lassen sich nichtwirklich auf unterschiedliche Fahrergewichte einstellen sind aufgrund ihrer linearen Kennlinie nicht für jede Bike-Kinematik gleichermaßen gut geeignet. Zwei Themen denen sich jüngst zwei Hersteller angenommen haben.

Dem Thema fehlende Progression nimmt sich der US-Komponentenhersteller CANE CREEK mit der Progressive VALT Spring an (das zweite Thema folgt demnächst in einem weiteren Test) an. Progressive Stahlfedern? Was ist das schon wieder? Eigentlich ganz einfach – anstatt die Wicklung des Federdrahtes mit einer gleichmäßigen Steigung zu versehen, wird ein vorher definierter Bereich der Feder enger gewickelt, womit man eine gewisse Progression einbaut – siehe Vergleichsbild.

CANE CREEK selbst gibt an, dass die Progression der neuen Feder ab etwa 50 % einsetzt und damit in etwa dem Kennlinienverlauf des AIR CS Luftdämpfers entspricht – oben eine vergleichende Grafik der Federkennlinien der Progressive VALT und einer linearen VALT Feder. In Zahlen ausgedrückt, bedeutete dies, dass die progressive Charakteristik für einen Anstieg der Federrate von 400 bis 488 los in der leichtere Version, von 450 bis 550 los in der mittleren und von 500 bis 610 lbs in der stärksten Version. COSMIC Sports, der deutsche Vertrieb von CANE CREEK hat uns eine passende Stahlfeder in 550-610 lbs zum Test geschickt. Ehe ich aber die Feder montiere und damit zum Praxisteil übergehe, hier noch die harten Fakten der CANE CREEK VALT Progressive Feder in unserem Test. Der empfohlene VK der progressiven VALT Federn liegt bei 119.- Euro. Sie kostet damitetwa das Drei- bis Vierfache einer einfachen Stahlfeder (zwischen 25.- und 50.- Euro), bzw. ca. 40% mehr als die lineare CANE CREEK VALT Feder.

Was ihren Kompatibilität angeht, nutzt CANE CREEK einen Innendurchmesser von 36,5 mm, was bedeutete, das die Feder auf Dämpfern manch anderer  Herstellern (z.B. FOX, MARZOCCHI, DVO, MANITOU, …) ein minimales Spiel besitzt. Hierfür bietet CANE CREEK spezielle Federteller an, um dies auszugleichen. Bei ROCK SHOX Dämpfern, deren Stahlfedern üblicherweise 38 mm Innendurchmesser haben, ist das Spiel noch etwas größer. Optisch setzt die neue progressive Stahlfeder mit der edlen weißen Beschichtung wiederum ganz eigene farbliche Akzente.

Drei Stahlfedern im Vergleich: Links eine 500 lbs Standardstahlfeder von FOX, rechts eine 550 los Feder von ROCK SHOX und in der Mitte die Progressive Spring von CANE CREEK mit 500-610 lbs.

Gewichtstechnisch bringt unserer Testfeder es mit ihrem Hub von 65 mm und in derhärtesten Federrate (500-610 los) auf gute 464 g. Dies ist insofern beachtlich, denn durch die progressive Wicklung wird hier mehr Draht benötigt (ca. 1,5 Wicklungen mehr). Wenn auch nicht um viel, bleibt die neue progressive Feder immer noch leichter als meine beiden vorhandenen Standardstahlfedern mit eine jeweils geringeren Federrate von 500 und 550 lbs – die beiden wiegen 483 g und 527 g. Systembedingt ist die progressive Feder schwerer als die hauseigene lineare VALT Feder, aber dafür soll sie aufgrund der progressiven Charakteristik  deutlich vielseitiger sein.

Optisch passt die weiße CANE CREEK Progressive Spring schon mal super ans Bike – jetzt muss sie sich nur noch in ihrer Funktion bewähren.

Mein Plan ist, es die progressive Feder zuerst eine Weile am POLE Evolink zu fahren, das ich mit linearen Federn schon sehr viel gefahren bin. Ich bin überzeugt davon, dass die Angaben bezüglich der Federhärte stimmen, aber die für mich spannende Frage ist, wie deutlich man die Progression in der Fahrpraxis wirklich spüren wird … vor allem, weil ich bei meinem Bike je nach Strecke und Tagesform immer wieder zwischen einer 500er und einer 550er Stahlfeder hin- und herwechsle. Meine Hoffnung ist, dass ich mit der progressiven Feder die gleiche Sensibilität am Anfang erhalte, wie mit der 500er Feder, zugleich aber die Durchschlagreserven einer härteren Feder in der Hinterhand habe. Wir werden sehen.

RIDE ON,
c_g