CUBE Stereo HPA 170 SL 29 – Testfazit: von c_g

Das CUBE Stereo 170 HPA SL mag mit seinem komplett schwarzen Look zurückhaltend aussehen, kann auf dem Trail aber eine ganze Menge wegstecken.

Ja, ist es denn schon wieder soweit? Ja, mein Test mit dem brandneuen CUBE Stereo 170 SL 29 neigt sich genau wie die Bikesaison so langsam dem Ende zu – leider. Selten zuvor habe ich ein Testbike in so kurzer Zeit so intensiv rangenommen, so viele Tiefenmeter damit abgespult und so wenig daran auszusetzen gehabt. Das neue Stereo 170 ist für mich rundum gelungen und hat sich auch mit seinen diversen Verstellmöglichkeiten im Praxistest nirgendwo eine Blöße geleistet.

Nachdem ich euch zum Zwischenstand bereits intensiv zu seinen Downhill-Qualitäten geschrieben hatte, habe ich es in den seither verstrichenen Wochen noch einmal in den Bikepark Oberammergau entführt und sehr viele Trailkilometer auf meinen heimischen Trails damit heruntergespult. Die Erkenntnisse daraus sehen im Grunde genauso au, wie im Zwischenstand bereits beschrieben: Das CUBE Stereo HPA 170 SL 29er ist ein ungemein fähiges, zeitgemäßes Long Travel Enduro mit einer für seinen Federweg bemerkenswert hohen Vielseitigkeit. Eigentlich ganz einfach, oder?

Egal ob Wurzelteppich oder verbocktes Gelände – die Federung des Stereo 170 SL bestehend aus einer F36 GRIP2 Factory Gabel und dem Float X2 Factory Dämpfer waren stets top.

Aber, wie bei unseren normalen TNI-Tests so üblich, möchte ich es nicht bei den allgemeinen Erkenntnissen belassen, sondern auf eine paar spezielle Aspekte gesondert besprechen. Zuerst einmal die Federung: Hier habe ich, wie ja bereits im letzten Artikel beschrieben wirklich ein wenig länger gebraucht, um alles für mich optimal einzustellen, aber danach konnte ich hierin keinerlei Kritikpunkte mehr finden.

Wie von mir am Ende eingestellt, lag die Federung eher auf der aktiveren Seite und hat vor allem mit einer akiven Fahrweise besser harmoniert, aber mit den vielfältigen Einstellmöglichkeiten des FOX Float X2 Dämpfers und der Float F36 Factory GRIP2 gibt es noch unzählige Möglichkeiten, das Federungsverhalten in die ein oder andere Richtung zu optimieren. Ein wenig Sachverstand und Sensibilität vorausgesetzt, sollte es nicht zu schwer fallen sein ganz individuelles Optimum zu finden.

Im Bikepark Oberammergau durfte das Stereo auch mal ein wenig Airtime erleben und war für mich immer ein sicherer und treuer Begleiter.

Wie auch schon bei meinem Dauertester Stereo 150 TM habe ich den Dämpfer so eingestellt, das er bergab eine für mich optimale Performance bietet, dafür aber gerade im steilen Uphill doch der leicht erreichbare Plattform-Hebel hilfreich ist. Dann steht der Hinterbau höher im Federweg, hat trotzdem noch mehr als ausreichend Traktion und klettert selbst sitzend noch die steilsten Rampen ohne große Gewichtsverlagerung. Ja, das CUBE Stereo 170 ist im Uphill nicht ganz so extrem gelassen, wie etwa das POLE, klettert dank seines steilen Sitzwinkels auch mit dem bemerkenswert kompakten Heck sehr gut und ruhig bergauf.

Dank der modernen Geometrie waren auch die Uphill-Qualitäten bemerkenswert gut …. und mit eingelegter Plattformdämpfung noch besser.

Wer uns kennt, weiß, dass wir auch gerne mal ein wenig experimentieren und wenn das Stereo 170 schon mehrfache Dämpferaufnahmen hat (wenn auch zu einem anderen Zweck), dann probiere ich die auch gerne mal aus. CUBE selbst hat die Kinematik des Bikes ja so ausgelegt, dass eine Position der Dämpferaufnahme für Luftdämpfer und eine für Stahlfederdämpfer ist … unten haben die Aufnahmen sogar unterschiedliche Breiten, damit man den Dämpfer nicht einfach versehentlich falsch einbaut.

Neugierdehalber habe ich aber trotzdem einfach mal die obere Dämpferaufnahme umgehängt – von hinten/unten nach vorne/oben (siehe Bild oben rechts).  Während die Auswirkung auf die Kinematik weniger signifikant sind, ist der Effekt auf die Geometrie und das Handling umso deutlicher. Derart umgebaut hat das Bike nämlich ein um stattliche 10 mm (!) tieferes Tretlager und dementsprechend einen spürbar flacheren Lenk- wie auch Sitzwinkel. Meiner Meinung nach zu tief und flach für den allgemeinen Traileinsatz, aber für eine reine Gravity-Anwendung im Bikepark oder beim Shutteln sehe ich hierin eine  zusätzliche Option das Bike noch Gravity-orieniterter zu machen. Durch das veränderte Übersetzungsverhältnis, verliert man zwar ein paar Millimeter an Federweg, gewinnt dadurch aber ein wenig Progression, die ja gerade im Gravity-Einsatz durchaus willkommen sein kann. Ich warte noch auf Feedback von CUBE, ob ich eventuell einen Aspekt vergessen habe, aber so wird das Stereo 170 noch mehr zum Mini-Downhiller.

Wenn ich schon bei der Geometrie des Stereo 170 bin, darf ich nicht vergessen die integrierte Winkelverstellfunktion des Lenkwinkels anzusprechen. Nominell gibt CUBE einen Lenkwinkel von 64,4°für die flacherePosition und von 65° für die steilere an, also eine Verstellung von nur ca. 0,6°. Bei einer so geringen Veränderung bleiben die Auswirkungen auf die übrige Geometrie (siehe Test des CANE CREEK AngleSets) vernachlässigter. Nach meinen eigenen Erfahrungen mit der Lenkwinkelverstellung am CUBE 170 hat aber auch diese eher den Charakter Feintunings. Das Stereo 170 bleibt in beiden Positionen ein schnelles, sicheres und ziemlich laufruhiges Race-Enduro.

Aber auch, wenn die Verstellung nur einen für meinen Geschmack geringen Einfluss hat, sollte man nicht vergessen, welches Potential darin steckt. Weil die Winkelverstellung  so einfach funktioniert und das modulier System nach meinen Erfahrungen auch funktionell keine Schwächen zeigt – kein Knarzen oder Knacken –  könnte es auch einfach nur der Anfang einer größeren Story sein. Technisch wäre es für CUBE ein Leichtes über zusätzliche exzentrische Kunststoffeinsätze auch andere Verstellbeträge zu konstruieren und fertigen zu lassen. Die Kosten hierfür wären sicher überschaubar und die Möglichkeiten riesig.

Auch bei den Komponenten habe ich dem wenig hinzuzufügen, was bereits gesagt wurde. Die SHIMANO XT 1×12 Schaltung erfordert ein wenig höhere Bedienkräfte, funktioniert sonst aber mustergültig. Versuchsweise habe ich auch mal ein hinteres Laufrad mit einer SRAM 1×12 Kassette gefahren und konnte dabei keine Einbußen in der Schalt-Performance feststellen.

Auch die SHIMANO XT-Vierkolbenbremsen haben sich super geschlagen. Sie litten zwar eine wenig unter einem nicht immer 100% konsistenten Druckpunkt, blieben in ihrer Bremskraft, Standfestigkeit und Modulation aber absolut vorbildlich. Auch die NEWMEN Sl.A30 Laufräder bleiben erwartungsgemäß trotz aller Beanspruchung problemlos. Die FOX Transfer Factory Dropper-Stütze blieb ebenfalls top. Apropos, ich habe mal genauer nachgemessen und auch wenn die Serienstütze mit grenzwertigen geringen 150 mm Hub kommt und der 22“ Rahmen ein ziemlich langes Sitzrohr besitzt, könnte ich auch jederzeit eine BIKEYOKE Revive oder VECNUM Nivo mit 185 mm Hub auf dem Bike fahren. Keine Frage, das Stereo könnte mit einem noch kürzeren Sitzrohr noch vielseitiger werden, weil der interessierte Käufer dann freier zwischen den Rahmengrößen wählen könnte, aber zumindest mit meinem Maßen war dieser Kritikpunkt nur bedingt relevant.

BIs auf die Reifen und meine persönliches Cockpit habe in dem Test nichts am Stereo 170 SL geändert. Die Ausstattung ist stimmig und sehr hochwertig.

Das bemerkenswert geringe Gewicht des Stereo SL ist ja auch durch die  eher für den Trailainsatz ausgelegten Reifen bedingt – mit einer für den Einsatzbereich Bereifung kommt das Bike schnell auf > 15 kg. Immer noch leicht, und aufgrund der ansonsten hohen Effizienz für mich absolut keine Thema, aber gewichtsberußtere Biker sollten dies unbedingt berücksichtigen. Auf Anfrage hat man und im übrigen eine Rahmengewicht von ca. 3,5 kg für den Rahmen in XL genannt.

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Testfazit: 

Mit 170 mm exzellentem Federweg vorne und hinten und seiner sehr gelungenen, progressiven Geometrie ist das SL nicht nur als Enduro und Gravity-Bike bestens geeignet sondern auch für gemäßigteren Einsatz sehr gelungen.

So, das war’s mit dem Test des Stereo 170 HPA SL. Mit dem neuen, mehrfach verstellbaren Alurahmen hat CUBE ein richtig gutes und potentes Long-Travel-Enduro im Sortiment, das sich in allen Aspekten als modern und zeitgemäß erwiesen hat. Das Handling passt und mit der Kombi aus üppigem Federweg, hoher Laufruhe und zugleich Agilität macht das Bike auf allen möglichen Trails richtig Laune und wirkt nie gelangweilt.

Ade Stereo 170 SL … es war mir ein Vergnügen!

Wie bei CUBE üblich, kombiniert man den Rahmen mit einer stimmigen und hochwertigen Ausstattung, die dem Potential des Bikes sehr wohl gerecht wird und bringt das Ganze zu einem außergewöhnlich guten Preis. Bis auf die für den Einsatzbereich zu leichten Serienreifen gibt es hier objektiv nichts zu optimieren. Für alle, die auf der Suche nach einem modernen Race-taugliches Enduro mit extrem gutem Preis-/Leistungsverhältnis sind, ist das Stereo 170 sicher ein ganz heißer Tipp.

RIDE ON,
c_g