CANE CREEK Helm Coil 29er Federgabel – Zwischenstand: von c_g
Mit einer Stahlfedergabel ist man irgendwie Retro und doch voll im Trend. Stahlfedern feiern schon eine weile ihr langsames Comeback und auch die Jungs von CANE CREEK aus North Carolina haben dies für sich erkannt. Sie waren eine der ersten, die mit ihren Coil IL Dämpfern nicht nur die reine Gravity-Fraktion angesprochen haben … und die Helm Coil 29 setzt dieses Mindset nun auch für vorne um. Wie schon im erwähnt, bin ich mit der 160 mm 29er Gabel nun schon vor dem offiziellen Introein wenig unterwegs gewesen und daher kommt der Zwischenstand nun ein wenig früher, als sonst üblich.
Zuerst einmal zur Optik und der Erscheinung der auf unserer Trails doch eher exotischen Gabel: Es sei denn man ist absolut gegen Gold, ist die CANE CREEK Helm Coil optisch einfach top. So edel und zugleich eigenständig kommt die Gabel rüber und ließe sich gegebenenfalls noch mit farblich abgestimmten Decal sogar noch weiter pimpen. Auf dem bereits in grau gehaltenen CUBE Stereo sieht se einfach umwerfend aus.
Was das Setup angeht, braucht die Helm Coil durch die Stahlfeder zwar keine Dämpferpumpe, ist ansonsten aber recht vielfältig einstellbar. Da wäre federungsseitig der Preload (Federvorspannung), bzw. die Möglichkeit die Stahlfeder selber auszutauschen um den empfohlenen SAG von 15-25% zu erreichen. Mit der bereits installierten harten Feder (65lbs) bin ich auch ohne zusätzliche Vorspannung sofort auf ideale 20% SAG gekommen und musste daher nichts weiter nachstellen.
Dämpfungsseitig kann man die Druckstufe getrennt nach High- und Low-Speed (beide Knöpfe rechts oben) und die Zugstufe (unten rechts) einstellen. Weil CANE CREEK selbst leider keine Empfehlungen fürs Dämpfungssetup kommuniziert, bin ich nach meinen üblichen Gewohnheiten vorgegangen, habe die Zugstufe so „schnell wie möglich“ und so „langsam wie nötig gestellt und die Druckstufe(n) für’s erste weit offen gelassen. So bin ich zuerst einmal auf meine gewohnten Hometrails gestartet.
Über die ersten Wurzelteppiche und Sprünge war der Ride genauso gut wie mit der vorher am CUBE Stereo gefahrenen FOX Float Grip2 Federgabel, aber irgendwas war dann doch irgendwie anders. Es hat ein Weilchen gedauert, aber mittlerweile denke ich, dass es das noch mal besserdefinierte Feedback ist, das die Helm Coil auszeichnet. Wie zu erwarten ist ihr Ansprechverhalten sehr gut und die Gabel reagiert wunderbar auf jeden Schlag, aber irgendwas an ihr sorgt dafür, dass man noch besser darüber informiert wird, was am Reifen vorgeht, als bei manchen anderen Gabeln. Ob es nun allein die Stahlfeder ist, die mit ihrer geringeren Reibung die Gabel direkter und schneller reagieren lässt, oder ob es auch mit an der Dämpfung liegt, kann ich bisher noch nicht sagen, aber wenn es darum geht immer genau zu wissen, was unter einem passiert, ohne dabei nennenswerte Kompromisse beim Komfort einzugehen, dann ist die Helm Coil für mich eine der aktuell spannendsten Gabeln. Damit will ich nicht sagen, dass die aktuelle Generation der Luftfedergabeln mich diesbezüglich je enttäuscht hätte, aber die Helm Coil geht hier noch einen Tick weiter.
Zwei weitere Punkte der Helm Coil gehen dagegen ganz sicher auf das Konto der Stahlfeder. Sie taucht auch in steilen Stufen und sehr technischem Gelände etwas weniger ein … und sie hat weniger Endprogression.
Der erste Punkt, dass sie hoch im Federweg steht, ist gerade für solche Fahrer interessant, die gerne sehr steile Trails fahren. Hier fühlt sich die Helm Coil besser an als die allermeisten mir bekannten Luftfedergabeln. Einzig die DT-SWISS F535 ONE mit ihrer progressiven Dämpfung vermittelt in solchem Gelände derart viel Sicherheit. Der zweite Punkt ist auch wenig überraschend, denn eine Stahlfeder ist nun mal linear und hat damit keine echte Endprogression, wie sie für Luftfedern typisch ist. mir schon beim ersten größeren Sprung mit flacher Landung aufgefallen. Wo ich mit gut abgestimmten Luftfedergabeln gleichen Federwegs und mit gleichem Anfangs-SAG normalerweise gerade so den kompletten Federweg nutze, bin ich mit der Helm Coil auf der ersten Ausfahrt bereits mehrfach hart durchgeschlagen.
Die Gabel bietet über ihre High-Speed Druckstufeneinstellung zwar ein schnelles Gegenmittel, aber hier ist mir zum zweiten mal wirklich aufgefallen, dass ich es nicht mit einer progressiven Luftfeder zu tun habe. Auf eher sprunglastigen Trails oder wenn es mit Vollgas durch wirklich grobes Geläuf geht, stelle ich dann einfach die High-Speed Druckstufe straffer und hatte seither auch keine harten Durchschläge mehr zu beklagen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Komfort ein wenig unter der strafferen Dämpfung leidet, aber manchmal empfinde ich es auch genau andersherum … hier brauche ich noch ein wenig mehr Zeit mit der Gabel.
Auf der Hörnlijagd in Arosa hatte ich dann schon sehr früh im Test die Gelegenheit die Gabel auch mal intensiver und vor allem über längere Abfahrten zu bewegen und auch wenn die Trails dort nicht immer sehr technisch waren, war das doch eine interessante Erfahrung was den Test angeht. Auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass es der Helm Coil je an Komfort fehlt, war es für mich besonders spannend, wie sich ihr definierteres Feedback auf langen Abfahrten auswirken würde und mittlerweile kann ich bestätigen, dass es sich für mich nie negativ geäußert hat. Auch in alpinem Gelände und am Tag darauf im Bikepark Chur hat die Helm Coil mir nie Armpump oder andere Beschwerden beschert. In Sachen Steifigkeit und Lenkpräzision habe ich bisher auch nichts auszusetzen – hier arbeitet die CC Helm Coil auf dem gleichen Niveau anderer Enduro-Gabeln.
Die spezielle D-Lock Schnellspann-Steckachse erschien mir anfangs etwas ungewohnt, wurde in ihrer Bedienung aber schnell zur Selbstverständlichkeit. Aktuell hatte ich es überwiegend mit gutmütigen Trail-Bedingungen zu tun, bei denen das Achssystem absolut unproblematisch funktioniert hat. Schnellspanner öffnen, leicht nach innen drücken (um das System zu entspannen), die gegenüberliegende Verriegelung öffnen und die Achse rausziehen – so schnell bekommt man ein geschraubtes System nie auf. Ich könnte mir vorstellen, dass die Mechanik bei Verschmutzung eventuell schwergängiger wird, bzw. nicht ganz so einfach wieder zu reinigen ist, wie ein Gewinde, aber noch dazu muss man es erst mal schaffen Matsch und Schlamm auf die Achse zu bekommen. Bisher verhält sich das D-Lock System jedenfalls absolut unauffällig und funktionell.
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Zwischenstand:
Mit der HELM Coil haben wir nicht nur die erste Stahlfedergabel seit langem hier bie TNI im Test, sondern auch zugleich die erste CANE CREEK Federgabel überhaupt. Ohne den Vergleich zur luftgefederten Helm verkneife ich mir vorerst noch allgemeine Aussagen zur Diskussion Luft- oder Stahlfeder, kann aber doch schon so einiges über die hier getestete HELM Coil sagen. Was ihre grundlegende Performance angeht, arbeitet sie auf einem sehr guten Niveau und kann sowohl in Sachen Komfort, Traktion, wie auch Dämpfung voll überzeugen. Sie ist für mich nach den bisherigen Erfahrungen eine sehr gelungene Enduro-Federgabel, kann sich funktionell aber nur in einem Punkt wirklich von der Konkurrenz absetzen – ihr noch mal definierteres Feedback. Wie wichtig einem dieser Aspekt ist und ob man dafür ein Mehrgewicht von 250 bis 350 g gegenüber der Luftvariante in Kauf zu nimmt, darf jeder für sich entscheiden. Ich werde die hierzulande exotische und optisch wirklich edle US- Gabel noch weiter fordern und melde mich in ein paar Wochen mit meinen Gesamtfazit dazu.
RIDE ON,
c_g