KALI PROTECTIVES Maya 2.0 Helm – Praxiserfahrungen: von c_g
Wer von euch sich schon gewundert hat, mit welchem grellgelben Helm ich auf diversen Bildern zu sehen bin – es ist der für 2019 runderneuerte KALI Maya 2.0. Angefangen hat dieser Test auf der Eurobike 2018, als ich gerade mit TANTRUM Entwickler Brian Berthold nach einem harten Messetag im Biergarten sitze, da kommt ein recht grob aussehender Mid-50er auf uns zu. Wie sich herausstellte, war es Brad Waldron, der Gründer und Besitzer von KALI PROTECTIVES und das Mastermind hinter deren Helmen und deren übrigen Schutzausrüstung. Nach einem kurzen Gespräch biete er mir an seinen neuesten Helm zuzuschicken, zu dem er lediglich meine Meinung hören wollte. Gesagt getan, schon Anfang August hatten wir den neuen KALI Maya 2.0 Helm in der Redaktion, der seither bei mir im Einsatz ist.
Neben dem schicken All-Mountain/Enduro-Design mit tief in den Nacken gezogener Schale, großer Schläfenabdeckung, dem großen Entenschnabel-Visier und wenigen, aber großen Belüftungsöffnungen sind es aber vor allem die weniger offensichtlichen Sicherheits-Features, die den Maya 2.0 von anderen Helmen unterscheiden.
Ein sehr wichtiger Teil der Sicherheitsfeatures ist die von außen nicht sichtbare und bereits 2014 im Motorradbereich zuerst eingeführte Composite Fusion Plus Technologie, mit der KALI über de klassischen Inmould-Verfahren hinausgeht und sich einen Namen in der Branche gemacht hat. Dabei handelt es sich zwar auch um ein Inmould-Verfahren, allerdings eines bei dem zwei unterschiedlich dichte EPS-Schäume im Helm genutzt werden – der weichere nahe am Kopf, das härtere außen – und zwar nicht nur in zwei einfachen Sandwich-Lagen, sondern in Form von verzahnten Kegelkörpern – siehe Grafik oben. Die physikalische Auswirkung dieser Form, ist, dass die auftretenden Kräfte nicht nur durch die Verformung der EPS-Schäume abgedämpft werden, sondern durch die schrägen Kontaktflächen auch abgelenkt werden und so teilweise auch zur Seite wirken. Und das bedeutet geringere Beschleunigung für den Kopf und damit das Gehirn. Im hier verlinkten Video erklärt Brad das Prinzip.
Mit einem Blick auf die Innenseite fallen sofort die kleinen grünen, saugnapfartigen Einsätze auf. Diese sogenannten LDL-Inserts sind für 2019 neu hinzugekommen. LDL steht für „Low Density Layer“ und erlaubt es dem Helm auf Impacts mit geringen G-Kräften und auf moderate Rotationsbewegungen zu reagieren und die Kräfte so schonender abzubauen. Anders als zum Beispiel MIPS, das nur auf Rotation reagiert, und ähnlich wie die 360° Turbines von LEATT (hier am DBX 3.0 Enduro schon gefahren), lassen sich die kleinen Saugnäpfe zusammendrücken, scheren und verwinden.
Als dritter Sicherheitsaspekt wird noch die möglichst runde Außenform des Helm genannt, denn wo keine Kanten oder Rippen vorhandne sind, können sie auch nicht hängenbleiben und damit zusätzliche Rotationskräfte erzeugen.
Der Rest des KALI Maya 2.0 ist fast schon klassisch aber dafür mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Das Weitenanpassungssystem besteht aus einem zweiseitigen Rastenverschluss und hat keine Höhenverstellung, ist aber durch die Formgebung sehr gut an den Kopfform anpassbar. Diese Technologie scheint zwar nicht ganz so Up-To-Date wie die heute üblichen Drehverschlüsse, und erfordert zum Öffnen zwei Hände funktioniert aber ansonsten sehr zuverlässig und hat mir während es gesamten Tests nie Probleme gemacht.
Die in ihrer Länge und an den Y-Verbindern verstellbaren Gurtbänder des Helm setzen vorne an der Unterkante und hinten weit oben im Inneren an und geben ein insgesamt sehr sicheres Tragegefühl. Hin und wieder hat sich das hintere Gurtband beim Aufsetzen an dem Weitenverstellsystem verhakt, was dazu geführt hat, dass der Helm deutlich weniger gut saß, aber wenn man das weiß und beim Aufsetzen darauf achtet, ist es nicht weiter problematisch. Die Kinnschließe ist ein klassischer Klickverschluß, kein FIDLOCK oder ähnliches und war damit zwar nicht ganz so einfach zu bediene, hat aber dennoch einwandfrei funktioniert.
Das einteilige, beim Maya 2.0 ebenfalls überarbeitete Polster hat große Aussparungen zur Optimierung des Luftstroms die zusätzlich mit kleinen Fliegengittern ausgestattet sind – ein Detail, das je nach Region sehr willkommen und heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Es ist leicht herausnehm-/waschbar und sorgt für einen sehr angenehmen Sitz des Helms, trocknet zwar sehr schnell, hat aber für meinen Geschmack als „Vielschwitzer“ auch zu wenig Schweißaufnahmepotential. Gerade in den heißen Sommertagen, lief mir der Schweiß schneller in die Augen, als bei manch anderen Helmen, weswegen ich auch hier mitunter meinen geliebten SweatHog-Einsatzgenutzt habe.
Die Belüftung ist gut und entspricht, dem was man von einem Helm mit so großer Andeckung erwarten darf, kommt aber natürlich nicht an das heran, was offener gebaute Helme leisten. Wenn es um den Tragekomfort und das Tragegefühl des KALI Maya 2.0 geht, kann ich nur positives über den Helm sagen. Er gehört für mich definitiv zu denen, die ich mit meiner ovalen Kopfform schon nach dem aufsetzen fast augenblicklich vergesse und erst wieder dran denke, wenn der Ride zu Ende geht. Weil er so sicher und unauffällig auf meinem Kopf sitzt, habe ich auch oft dann nach ihm gegriffen, wenn es eigentlich gar keinen Enduro-Helm gebraucht hätte, wie etwa bei dem Overnighter-Bikepacking Trip durchs Fichtelgebirge.
Das große und recht lange Entenschnabel-Visier ist verstellbar, wenn auch die Fixierung über der Stirn ein wenig unhandlich ist. Nachdem es mir in den unteren Positionen doch ins Sichtfeld geragt hat, hab eich es schnell in die oberste Position geschoben wo ich es auch für den Rest des Tests belassen habe. In dieser Position passt gerade noch eine Goggle darunter. Die beim Maya 1 ins Visier integrierte Kamera/Stirnlampenhalterung hat der Maya 2.0 nicht mehr.
Mit 360 g in Größe S/M (55-61 cm) liegt der KLAI Maya genau im Mittelfeld vergleichbarer Helme. Darüber hinaus gibt es den Maya 2.0 noch in den Größen XS/S (50-54 cm) und L/XL (60-63 cm). Neben der zugegeben sehr grellen Version unseres Testhelms kommt er auch noch in vier weiteren Farbvarianten (oben). Dabei muss ich ehrlich sagen,dass mir die neongelbe Design mit der Zeit ziemlich ans Herz gewachsen ist. Preislich ist er mit einem VK von 99,- Euro sogar recht günstig. Mit dem vorbildlichen KALI Lifetime Crash Replacement, kurz LCR mit dem man im Fall eines sturzbedingten Schadens für die Lebensdauer des Helms eine kostenlosen. gleichwertigen Ersatz. Auch nicht schlecht. Mehr dazu hier.
Zusammenfassung: Die US-Marke KALI PROTECTIVES hat mit dem MAYA 2.0einen sehr guten und modernen Trail- bis Endurohelm im Programm, der sich in seinen Sicherheitsfeatures mit Composite Fusion Plus und LDL noch einen Schritt über das hinaus geht, was man üblicherweise in derartigen Helmen des mittleren Preissegments vorfindet. Darüber hinaus bietet der Maya 2.0 einen aus meiner Sicht hervorragenden Tragekomfort und ein klassisches, aber sehr funktionelles Tragesystem und ein hervorragendes Crash Replacement Programm. Dass der KALI Maya hierzulande noch wenig bekannt ist, liegt definitiv nicht an der Qualität oder der Performance des Helms, sondern vor allem daran, dass es noch keinen deutschen Vertrieb gibt.
RIDE ON,
c_g
Vielen Dank für den tollen, ausführlichen Test!
Eine kleine Ergänzung:
Wir, die TRAFFIC DISTRIBUTION, haben den KALI Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz übernommen.
Alle KALI Produkte sind über uns für den Fachhandel beziehbar.
Happy Trails,
Euer TRAFFIC Team