GIRO Terraduro Mid — Praxiserfahrungen: von c_g

Während Ch. W mit seinem Test des GIRO Switchblade MIPS Enduro-Helms bereits durch ist, wird es langsam Zeit auch mit den halbhohen GIRO Terraduro Mid Bike-Schuhen zu einem Fazit zu kommen.

Der GIRO Terraduro Mid hat mich die letzten Monate auf beinahe jeder Ausfahrt, Tour und jedem Bikeparkbesuch begleitet …

Der Terraduro Mid ist ja ein neues Produkt für 2017. Als halbhoch geschnittener Schuh mit vielen Features des ursprünglichen GIRO Terraduro will der Mid-Top Terraduro den Einsatzbereich nochmals erweitern – von Bergabenteuern jeder Art bis hin zum ambitionierten Enduro-Rennen soll er jeden Einsatzbereich abdecken. Ich habe ihn auf Herz und Nieren geprüft und hier sind meine Praxiserfahrungen damit.
Wie schon im Testintro erwähnt, glänzt der GIRO Terraduro Mid, wie all GIRO Bikeschuhe mit einer sehr hochwertigen Verarbeitung, und hochwertigsten Materialien. Auch nach mittlerweile gut 2 ½ Monaten im Dauereinsatz sieht der Schuh noch fast wie neu aus, keine Faltenbildung, keine Risse oder Runzeln an besonders beanspruchten Stellen …. nichts! In Sachen Robustheit, gibt der Terraduro Mid definitiv keinen Grund für Beanstandungen. Optisch spielt der GIRO Terraduro Mid sowieso in einer eigenen Liga. In dem hier getesteten kräftigen Blau (genauso wie in dem fast schon legendären feuerrot) ist er schon von weitem unverkennbar.

Mit seiner einzigartigen, progressiven Optik, ist der GIRO Terraduro ein echter Blickfang.

Was die Passform angeht, fällt der Terraduro Mid GIRO-typisch eher schmal aus. Zudem ist das Obermaterial zwar flexibel, dehnt sich aber kaum, so dass es einige Zeit braucht, bis sich der Schuh der Fußform anpasst. Mit meinem normal breiten Fuß brauchte es ein paar Ausfahrten, bis ich mich darin so richtig wohl gefühlt habe. Durch seine klassische Schnürung ist der Schuh sehr präzise an den Fuß anzupassen. Versteckt unter der oberen Zunge bleibt die Schnürung selbst bei Schmuddelwetter und nach schlammigen Ausfahrten sauber und damit leichtgängig. Selbst mit meinem eher hohen Rist, gab es nie Probleme.

Während des tests hat der Schuh so manche Biketour mitgemacht.

Im Zusammenhang mit der Passform hat der Terraduro Mid aber auch eine Schwachstelle: Der schwache Fersenhalt. Trotz der effektiven Schnürung habe ich es nie geschafft den Fuß im Schuh so zu fixieren, dass die Ferse auch beim Gehen rutschfrei blieb. Auf dem Bike war das kaum relevant – hier hat sich der Terraduro Mid bestens bewährt und wurde schnell zu einem meiner liebsten Bikeschuhe – aber beim Gehen war ich mit dem Terraduro Mid nie so sicher unterwegs wie es bei einem Tourenschuh nötig wäre. Sowohl beim Test des Terraduro, wie auch dem Alpinduro hatte ich das Thema auch anfangs, dort ist es im Laufe des Tests aber komplett gewichen. Nicht so beim Terraduro Mid. Das ist sicher auch meiner individuellen Fußform geschuldet, aber wer den Terraduro Mid eben auch als Tourenschuh nutzen will, sollte das unbedingt durch vorheriges Anprobieren abklären.

Mit der doppelten Zunge und der fast geschlossenen Oberfläche bietet der Terraduro Mid alles was man für unser wechselhaftes Wetter braucht – selbst nasse Tage machen ihm nur wenig Probleme.

Das war’s aber auch schon mit Kritik. Ein echtes Glanzlicht des Terraduro Mid ist seine Schmutzresistenz und der Wetterschutz. Mit seiner fast geschlossenen Oberfläche lässt sich er sich sehr einfach reinigen. Egal wie verschlammt oder verstaubt der Terraduro auch ist, ein paar Mal mit dem feuchten Lappen drüber und er sieht wieder fast wie neu aus. Hier leistet das Evofiber Obermaterial wirklich erstainliches. Das wenig perforierte Obermaterial hat auch einen sehr guten Wetter- und überraschend ffektiven Nässeschutz. Anhaltende Fahrten bei Regen und durch Pfützen übersteht man überraschend lange trockenen Fußes. Meist drang die Feuchtigkeit zuerst von oben durch den Schaft in den Schuh ehe die Nässe durch das Außenmaterial kommen konnte. Von unten hat sich nie Nässe durch die Sohle gemogelt – die von innen verklebte Cleat-Öffnung ist wirklich wasserdicht. Zudem kühlt der Fuß auch im nassen Zustand nur wenig aus.
Als Resultat der recht geschlossenen Konstruktion ist der Terraduro Mid aber am Besten für gemäßigte Temperaturen geeignet. Ich selber habe ihn für den Test bei Temperaturen bis 30°C gefahren, würde seine komfortablen Nutzungsbedingungen aber zwischen +5 und +20°C sehen. Für die Nutzung bei wirklich kalten Temperaturen ist der Terraduro Mid nicht mehr geeignet. Dafür gibt es den Alpineduro, der auch um und unter dem Gefrierpunkt noch super funktioniert.

Der halbhohe, gepolsterte Schaft des Terraduro hat mehrere Funktionen, die er mustergültig erfüllt: Vorrangig dient er als Schlagschurz und um kleine Steine oder Äste davon abzuhalten in den Schuh zu geraten, aber durch die Verstärkung auf der Innenseite, hat er auch eine abstützende Wirkung für das Sprunggelenk. Trotzdem spürt man den Mid-Top-Schaft in der Praxis quasi nicht. Bei aller Schutzfunktion wird die Bewegungsfreiheit überhaupt nicht einschränkt.

Die Sohlenkonstruktion ist die gleiche wie auch beim GIRO Terraduro und beim Alpineduro. Sie stellt einen guten Kompromiss aus Effizienz und Kraftübertragung beim Pedalieren und doch guten Laufeigenschaften dar. Beim Gehen spürt man die ordentliche Flexibilität im Vorfuß, hat aber nie den Eindruck, dass sie auf dem Bike zu weich wäre. Die VIBRAM Außensohle ist sehr griffig, leidet aber ein wenig unter dem nur mäßig aggressiven Profil. Auf festem Untergrund ist man damit sehr sicher unterwegs weil die Gummimischung passt, aber sobald es lose oder weich wird, bieten das recht flache Profil nur noch wenig Traktion. Auf manchen herbstlich-rutschigen Steigen war ich damit immer wieder „unterprofiliert“.

  

Mit einem empfohlenen VK von stattlichen 190,- Euro ist der GIRO Terraduro Mid Schuh ein Premium-Schuh. Ob ich bereit wäre diesen Preis zu zahlen? Ja, wenn das Thema mit dem Fersenhalt nicht wäre. Wer bei der Anprobe damit aber kein Problem hat, findet in dem GIRO Terraduro Mid einen Top-Bikeschuh für gemäßigte Temperaturen und mit einem wirklich breiten Einsatzspektrum. In Sachen Verarbeitung, Haltbarkeit, Funktion und Optik ist er ganz oben anzusiedeln.

RIDE ON,
c_g