CANE CREEK DB Air (IL) – Zwischenstand: von c_g

Normalerweise ist die Chance beim Kauf eines Nachrüstdämpfer für’ eigene Bike daneben zu greifen recht groß. Aus der Fülle der Faktoren (Druck-, Zugstufentune, Progression gilt es neben der Einbaulänge und dem Hub) den richtigen zu finden ist da nicht ganz einfach ohne genaue Kenntnisse des Werks-Setups.
Nicht so bei den CANE CREEK Double Barrel Dämpfern, die durch ihre Fülle der externen Einstellmöglichkeiten und die große Bandbreite der Einstellungen an nahezu jedes Bike passen sollen. Das jüngste Kind des mittlerweile recht umfangreichen Sortiments der DB Dämpfer ist der DB Air (IL).

   

Der durch allerlei Updates aus dem CANE CREEK DB Inline Air CS hervorgegangene Dämpfer soll dabei alles vereinen CANE CREEK derzeit an Technologien anbietet: Die spezielle Double Barrel Dämpfungsarchitektur mit separate einstellbarer Low-/High-Speed Druck- und Zugstufe, den effektiven Climb Switch zur Beruhigung des Fahrwerks beim Pedalieren, die neue LinEair Luftfeder mit vergrößerter Negativ-Luftkammer und dazu deutlich haltbarere Dichtungen. Im Testintro und der offiziellen Vorstellung haben wir euch bereits alles dazu erklärt. Bleibt nur noch die Frage danach wie sich der Dämpfer an meinem CUBE Stereo Testbike fährt.

Wer hier regelmäßig liest, hat bereits mit bekommen, dass ich die Ersteinstellung des Dämpfers mit Hilfe des QUARQ ShockWiz gemacht habe. Auch wenn die Performance-Bewertung damit nicht immer so gut funktioniert hat, waren die von ShockWiz gemachten Änderungsvorschläge stets hilfreich und haben mich so recht schnell zu einem guten Setup geführt. Abweichend von der Werkseinstellung kam so schon nach ein paar Testrunden ein gutes Setup heraus – mit einer fast komplett offenen Druckstufendämpfung (High- und Low-Speed) und geringfügig mildere High-Speed Zugstufendämpfung. Was den Luftdruck und die Progression angeht, gab es keinerlei Beanstandungen von Seiten des digitalen Helferleins.
Diesen Punkt möchte ich kurz näher ansprechen, denn wie ShockWiz mir im Zuge der Kalibrierung mitteilte, liegt die Progression der CANE CREEK Luftkammer bei 2,4 gegenüber 3,1 bei dem vorher gefahrenen FOX DPS Dämpfer. Das heißt, die Luft wird lediglich um das 2,4 fache zwischen 0% Federweg und 100% Federweg komprimiert. Im Rückschluss müsste das bedeuten, dass der CANE CREEK Dämpfer viel leichter durchschlägt weil er durch die Luftfeder in seinem Federweg weniger Widerstand aufbaut. Die Fahrpraxis zeigte mir aber klar, dass das nicht der Fall ist und ich zwar oft den kompletten Federweg ausgenutzt habe, aber kaum je den Dämpfer hart durchgeschlagen habe. Die logische Konsequenz ist also dass die Dämpfung viel der Stoßenergie aufnimmt und dementsprechend bei diesem Dämpfer eine viel größerer Rolle spielt, als zum Beispiel bei dem FOX Dämpfer.

Warum ich das so ausführlich beschreibe? Ganz einfach – weil das ziemlich genau umschreibt wie der CANE CREEK DB Air (IL) sich fährt: Der CANE CREEK Dämpfer ist viel stärker dämpfungsbetont.

In der Praxis merkt man das nicht immer. Wenn ich mein CUBE Stereo über eher XC-lastige Trails gefahren bin, mit vielen Wurzeln, und starken Wechseln, war der Unterschied recht gering. In der mit Hilfe von ShockWiz gefundenen Einstellung würde ich sagen, dass sich beide Dämpfer in derartigem Gelände recht ähnlich fahren. Der Hinterbau spricht sensibel an (wenn auch vielleicht nur 95% so sensible wie vorher der FOX Factory DPS Dämpfer), der Federweg wird gut genutzt und man hat immer ein rundum gutes Fahrgefühl. Das einzige was mir schon früh aufgefallen ist, war, dass ich auch in diesem Gelände mit dem CANE CREEK Dämpfer mehr zu „pushen“ angefangen habe – also das Bike in kleinen Senken durch aktives Belasten beschleunigt habe – etwas, das ich mir mit dem eher linearer wirkenden FOX Dämpfer nur wenig mache. In gemäßigtem Gelände würde ich daher auch sagen, dass der CANE CREEK kaum echte Vorteile gegenüber dem Seriendämpfer herausfahren konnte.

Anders allerdings sobald der Trail heftiger oder gar sprunglastiger wurde. Hier wirkt der Hinterbau mit dem DB Air (IL) grundsätzlich ruhiger und gelassener – und das selbst mit fast offenen Druckstufen-Kreisläufen. Zu meiner ehrlichen Überraschung kam es trotz der oben genannten geringeren Progression auch bei wirklich harten Landungen nur zu sehr sanften Durchschlägen. Die simple Folge daraus ist deutlich mehr Selbstvertrauen und damit mehr Speed bei Abfahrten, denen ich vorher mit sehr viel mehr Respekt begegnet bin. Ein Beispiel: Auf meiner Testrunde gibt es eine Abfahrt, die aus einer Folge von schnellen Drops besteht und bei der man am Ende nach einem kurzen Gegenanstieg auf eine kleine Ebene springt. Währen dich hier vorher lediglich in der Mitte der Fläche gelandet bin, bin ich bereits auf der ersten Abfahrt mit dem CANE CREEK im hinteren Drittel gelandet – und zwar ohne es zu versuchen – und habe es seither mehrfach geschafft die Fläche komplett zu überspringen. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei einer besonders wurzeligen Abfahrt mit kleineren Zwischensprüngen, die ich jetzt spürbar sicherer und schneller fahren kann. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich dem CANE CREEK Dämpfer in wirklich forderndem Gelände und bei höheren Geschwindigkeiten sehr wohl eine noch bessere Performance attestieren.

 

Was meine bisherigen Erfahrungen mit dem Climb Switch angeht, so gefällt mir die Fahrwerksberuhigung per stärkerer Low-Speed Druck- & Zugstufe auch hier am CUBE sehr gut. Allerdings lege ich die Zusatzdämpfung nur seltener als erwartet ein. Trotz hoher Sensibilität des Dämpfers sorgt die weitgehend unabhängige Einstellung von Low- Und High-Speed Druck- und Zugstufe bereits für ein derart wippneutrales und doch sensibles Fahrwerk, dass ich den Hebel gar nicht so oft nutze. In den meisten Fällen reicht es den CS-Hebel nur halb umzulegen um dem Bike auch in schnellen Uphill-Passagen die gewünschte Effizienz zu verleihen. Wirklich komplett umgelegt ist der Hinterbau mir da schon fast zu straff. Andererseits ist mir in besonders steilen Anstiegen aufgefallen, dass sich Climb Switch eben nicht wie eine Plattformdämpfung auswirkt und das Bike höher im Federweg stehen lässt. Obwohl das Heck eine straffere Charakteristik hat, sinkt es eben genauso weit ein wie mit offenem Dämpfer. Mit einem derart gutmütigen Bike, wie dem CUBE spielt das kaum eine Rolle, bei Bikes mit einem flachen Sitzwinkel oder sehr kurzen Heck, könnte sich das aber durchaus spürbar auswirken. 

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ZWISCHENSTAND: Nach etwas 4 Wochen auf dem Dämpfer würde ich sagen, dass der CANE CREEK DB Air (IL) seine Qualitäten vor allem dann ausspielen kann, wenn die Anforderungen höher werden. In gemäßigtem Gelände mit normalen Geschwindigkeiten fällt der Unterschied zum vorher verbauten FOX Float DPS Factory recht gering aus und dürfte nur für wirklich sensible Fahrer spürbar sein. Je heftiger das Gelände aber wird, je schneller die Schlagfolgen kommen und je größer die Sprünge werden, desto mehr konnte mich der CANE CREEK bisher überzeugen. Die Climb Switch Technik ist ein eigener Ansatz in Sachen Fahrwerksberuhigung, aber einer der wirklich funktioniert.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist es noch zu früh für ein umfassendes Fazit, denn bisher habe ich das Bike ja überwiegend im von ShockWiz erarbeiteten und vorgeschlagenen Setup bewegt. Mit dessen Testfazit bin ich nun aber wieder komplett frei auf meine eigenes „Popometer“ zu hören und bin gerade erst dabei weitere Veränderungen am Setup vorzunehmen. Allein schon in den wenigen Ausfahrten mit geringen Änderungen habe ich gemerkt, dass in dem Dämpfer noch mehr Potential steckt, das ich beabsichtige zu entfalten … wer weiß, aber mehr dazu erst im nächsten Update.

RIDE ON,
c_g