KONA Honzo CR Trail – Testintro: von c_g
Während ich gerade dabei bin meinen Test zum GHOST SL AMR X LC9 abzuschließen, ist uns bereits das nächste Testbike ins Haus geflattert. Ein Bike das eine spannende Philosophie in Sachen progressiver Geometrie vertritt. Dieses Bike ist das für 2017 neue KONA Honzo CR Trail, ein Hardtail mit 120 mm Federgabel.
Das Bike ist eine modernisierte Version des bekannten und beliebten KONA HONZO Trailhardtails, das es seit 2013 gibt … bisher aber nur in Alu und als Titan-Rahmenkot. Mit dem Beinamen CR ergänzt nur ein deutlich leichterer Carbonrahmen die erfolgreiche und stetig anwachsende HONZO Baureihe und will das Honzo gleich in zwei Richtungen fähiger machen.
Einerseits soll das Honzo CR steifer, präziser und potenter auf technischen Trails sein und andererseits soll es durch den leichteren Rahmen (laut KONA ca. 500 g!) auch schneller und effizienter sein, was seine XC-Qualitäten weiter unterstreicht. Das Honzo CR will und soll ein Hardtail sein, mit dem man auch auf richtigen Trail „shredden“ kann, das aber auch im Starblock des Marathonrennens und mit Lycra-Klamotten am Fahrer nicht deplatziert wirkt. KONA hat dieses breite Spektrum des neuen HONZO CR schön in dem unten aufgeführten Video porträtiert.
Neben dem Rahmenmaterial erhalten alle HONZO Modelle als wichtigstes Geometrie-Update einen längeren Hauptrahmen. Satte 647 mm misst das effektive Oberrohr in der hier getesteten Rahmengröße Large … eine neuer Rekord hier bei TNI. Der Reach fällt mit 475 mm ebenfalls lang, aber nicht zu extrem aus.
Der übrige Rahmen ist gegenüber dem Vorgängermodell zwar in seinen Maßen unverändert geblieben – ein Indiz dafür, welche Vorreiterrolle KONA in Sachen 29er Trail-Geometrien schon seit Jahren einnimmt (wir haben bereits 2013 von dem innovativen 29er Trailfully Process 111 berichtet). So hat das KONA HONZO auch als CR weiterhin den kürzesten 29er Hinterbau, den wir je im Test hatten. Fast schon klaustrophobisch anmutende 415 mm messen die Kettenstreben!
Dieser Wert in einem Carbonrahmen zu verwirklichen machte allerdings ein paar Kompromisse erforderlich (ob er sich auch in der Praxis als erstrebenswert erweit, wird erst der Test zeigen :-)). Trotz Boost Achs-Standard ist der Rahmen weiterhin nur mit 1-fach Kurbeln kompatibel (wie alle bisherigen Honzos auch). Und wer bei der Erwähnung von Boost, gleich an Plus-Reifen gedacht hat, wird hier enttäuscht werden – das CR ist „29er-Only“.Der Grund hierfür liegt einfach darin, dass man für die Carbon-Sitzstreben gleich ab dem Tretlager eine Rohrform braucht, während man bei dem Alu- und Titanmodell eben auf platzsparendes Flachmaterial zurückgreifen kann, die erst weiter hinten in Rohre übergehen.
Ein weiterer Grund dafür, dass man trotz nur leicht gebogenem Sitzrohr so kurze Kettenstreben untergebracht hat, ist der steile Sitzrohrwinkel von 75°, der aber auch schon beim Vorgängermodell realisiert wurde. Auch der Lenkwinkel ist mit voll trailtauglichen 68° unverändert. Wie man den Zahlen ansieht, ist das Honzo CR kein XC-Bike, das auf Leichtbau und Speed getrimmt ist, sondern eines, das für „echte Trails“ und Spaß in schwerem Gelände gebaut ist. Dementsprechend niedrig liegt auch das Oberrohr und wirkt in Kombination mit dem langen Rahmen sehr geduckt. Optisch fand ich das Bike mit dem großen Lenkkopfbereich und der vorne langen und hinten kompakten Bauweise anfangs gewöhnungsbedürftig, je länger ich es allerdings sehe, desto besser gefällt es mir.
Der Carbonrahmen ist in zwei Stücken gefertigt und wird dann zusammengefügt. So sind der Hinterbau und das Hauptrahmen-Dreieck jeweils in Moncoque-Bauweise gefertigt und werden dann an den Knotenpunkten am Sitzrohr verbinden. Nur bei der Sattelstütze geht man mit einem 34,9 mm Durchmesser etwas größer als sonst üblich.
Interessant an dem HONZO CR ist die Zugführung. Vorne am Hauptrahmen ist lediglich die Leitung der hier serienmäßigen Dropper-Post intern. Sie verlässt den Rahmen nur kurz im Tretlagerbereich (vermutlich um auch extern angesteuerte Stützen damit gut fahren zu können). Der Schaltzug verläuft dagegen außen am Oberrohr, verschwindet dann aber in den Sitzstreben um kurz vor dem Schaltwerk wieder auszutreten. Die hintere Bremsleitung bleibt komplett extern.
Die übrigen Kontaktstellen bleiben überwiegend bei den bekannten Standards: Konisches Steuerrohr mit integriertem Steuersatz, PF92 PressFit-Tretlagergehäuse. Nur bei der Sattelstütze verwendet KONA optisch passend zu den großvolumigen Carbonrohren den bisher eher seltenen 34,9 mm Durchmesser.
Die Ausstattung ist funktionell und stimmig auf den Traileinsatz ausgerichtet: Eine SHIMANO SLX 1×11 Schaltung und SLX Bremsen werden mit einem XT-Schaltwerk und einer RACE FACE Aeffect SL Kurbel (32er DM-Kettenblatt) gepimpt. Bei den Bremsen hat sich KONA für eine 180 mm Disc vorne und 160 mm hinten entschieden. Das Cockpit mit dem 45 mm kurzen Vorbau und einem 760 mm breiten Riser-Lenker in Alu stammt aus eigenem Hause und setzen auf die angesagte 35 mm Klemmung. Bei der für ein Hardtail noch ungewöhnlichen Dropper-Sattelstütze setzt man auf die KS LEV Integra mit zeitgemäßen 150 mm Absenkung, die über den für seine Ergonomie beliebten Southpaw-Remote angesteuert wird. Der Sattel ist der schmale aber nicht unbequeme WTB SL8 (hier separat getestet).
Die Laufräder, bestehend aus WTB STS Felgen (tubeless-ready und mit 29 mm Innenweite), 2 mm Stahlspeichen und SLX Boost Naben sind zwar etwas schwer, dafür aber garantiert robust genug. Bei den Reifen setzt KONA vorne mit dem MAXXIS DHF 2.3 EXO im griffigen 3C Terra Compound auf maximalen Grip während hinten der 2.25er Ardent einen guten Kompromiss aus Leichtlauf und Traktion liefern soll.
Die 120 mm Federgabel stellt FOX mit der Float 34 in der Performance-Variante, die auf das neue und gegenüber FIT4 etwas einfachere GRIP Dämpfungssystem vertraut. Auch hier ist der breitere Boost 110×15 Standard verbaut.
Alles in allem kommt das Trailhardtail damit auf gute 12,1 kg, wobei der Preis von 3599,– Euro schon gehoben erscheint. Vor allem wenn man bedenkt, dass das vor kurzem getestete GHOST SL AMR X LC9 als Fully und mit einer deutlich hochwertigeren Ausstattung kommt.
Alternativ gibt es noch das noch etwas edlere HONZO CR Trail DL für 4999.- Euro (oben links). Als Topbike der HONZO Reihe bekommt es eine ROCK SHOX Pike, leichtere WTB Asym I29 Felgen und eine SRAM X01 Gruppe, was das Gesamtgewicht bei gleicher Trailperformance auf ca. 11,5 kg drücken soll. Die übrige Ausstattung bleibt weitgehend gleich. Beim Honzo CR Race (oben rechts) ist der Name Programm. Es betont weniger den Trailcharakter, als die schnelle Seite das Bikes. Deswegen verzichtet das CR Race auch auf die schwerere Dropper-Stütze und hat leichtere und schmälere Laufräder/Reifen (WTB KOM i23 Felgen und MAXXIS Ikon 2,2 Reifen). Ansonsten ist es aber dem HONZO CR Trail sehr ähnlich und kostet ähnliche 3699.- Euro.
Daneben gibt es innerhalb der KONA Honzo Familie noch zwei Alu-Komplettbiks, zwei Honzo Rahmenkits ( das Honzo ST in Stahl und das Honzo Ti in edlem Titan) und neu für 2017 auch zwei Big Honzo Bikes, die für das Plusformat ausgelegt sind, aber auch 29er Laufräder fassen können.
Ich freu mich schon auf den Test, den ich bereits mit der ersten Ausfahrt beginne habe. Neben der Umgewöhnung nach so langer Zeit der Hardtail-Abstinenz bin ich gespannt, wie es sein wird den Trail mal wieder ungefiltert zu erfahren. Insbesondere die Kombination aus langem Hauptrahmen und ultrakompakten Hinterbau reizt mich dabei wirklich. Auf geht’s auf die herbstlichen, Wurzeltrails … wie in dem KONA Video zur Vorstellung des Honzo CR:
RIDE ON,
c_g
Es gibt mittlerweile viele 29er HTs mit sehr kurzen Hinterbauten: z.b. Trek Stache mit 405mm (!), oder Canfield Brothers EPO und Nimble 9 mit je 414mm. Wie sieht es mit der Plus-Tauglichkeit beim Honzo CR aus?
Gruss Gefahradler
@Gefahradler: Stimmt, es gibt andere 29er, die ebenfalls ein sehr kompaktes Heck haben. Aber es wird ja auch nicht behauptet, dass das Honzo das einzige oder kürzeste wäre ;-). Bemerkenswert kurz ist es auf alle Fälle, oder?
Weiter unten im Text steht ausdrücklich, dass der Rahmen nicht Plus-kompatibel ist. Wieviel Reife wirklich reinpasst, werden wir noch ausprobieren.
Danke für den interessanten und eigenständigen Bericht. Nur eine Anmerkung zum ersten absatz: Das honzo gibts seit 2012 als STAHL version, erst seit MY 2016 als aluminium und Titan.
mfg
Habe mir letzten Winter ein 2016er Honzo ST aufgebaut (1 von 4 verfügbaren Rahmen in Europa in Grösse L). Bin sehr zufrieden mit der Geo (vorne lang, hinten kurz und insgesamt sehr tief), wobei der Reach vom 16er zum 17er Modell noch einmal ca. 15 mm länger geworden ist.
Fahre mit 130er Revelation, 150er Reverb, 2.35″ auf 30 mm Maulweite und 1×11. Die Kiste macht einfach Spass. Allerdings wiegt der Stahlrahmen ohne alles knapp 3200 Gramm 😀