Eurobike’16: HUCK NORRIS – Sinn oder Unsinn? (von c_g)
Manche Ideen sind so absurd einfach, dass man davor steht und nur zwei Optionen hat darauf zu reagieren: „Wenn es wirklich funktioniert, ist es genial“ oder „So eine Schnappsidee!“ Normalerweise würde ich dem Schaumstoff-Reifeninsert mit dem plakativen Namen HUCK NORRIS (das laut Werbetext gegen Bruce Leaks kämpft 😉 nicht viel Beachtung schenken.
Aber weil Leo Kokkonen, der Mann hinter POLE BIKES, der mich und OLI mit seinen EVOLINK Bikes schon so überrascht hat wirklich davon überzeugt ist, wollte ich mir sie Sache wenigstens einmal anschaun.
Die Idee dabei ist einfach: Eine dämpfende Einlage im Reifen, welche die Felge vor Dellen schützt und den Reifen vor Defekten durch Durchschlägen bewahrt. Droht der Reifen durchzuschlagen, kann der Schaumstoff einen Teil der Schlagenergie aufnehmen und so Reifen und Felge schonen. 
Bis zu einer gewissen Schlagenergie nimmt der Schaumstoff den Stoß auf und federt wieder zurück. Wird der Schlag zu heftig platzen irgendwann die geschlossenen Luftblasen und es entsteht eine irreparable Quetsch-Kerbe im Kunststoff – die Schutzwirkung an dieser speziellen Stelle ist hinüber. Weil die Wahrscheinlichkeit eines Durchschlages an genau dieser Stelle aber sehr gering ist, kann man HUCK NORRIS aber auch bei einer aggressiven Fahrweise ein paar Monate bis 1 Saison getrost fahren können.
Der erhöhte Durchschlagschutz kann in der Praxis dazu genutzt werden niedrigere Drücke zu fahren und/oder leichtere Reifen zu fahren – beides rundum positive Aspekte.
Auch wenn es optisch wie eine Laubsägearbeit aus einer Isomatte aussieht, betonen die Finnen, dass es ein speziell entwickeltes Schaummaterial wäre, mit für den Zweck optimierten Eigenschaften. Es soll durch seine Struktur nur sehr wenig Dichtmilch aufnehmen (ca. 2 % des Eigengewichts) und somit keine echten Nachteile mit sich bringen.
Um auch wirklich sicher zu stellen, dass die Einlage im Falle eines Durchschlages wirklich zwischen Reifen und Felge zum liegen kommt, gibt es HUCK NORRIS in drei Breiten mit 50, 55 und 60 mm Breite, die ein Spektrum von XC (schmale 21 mm Felgen und 2,1“ Reifen) bis Plus (breite Felgen bis 45 mm und Reifen bis 3,0“) abdecken.
Die Montage ist denkbar einfach und man muss nichts an Reifen oder Felge verändern. Man schließt nur die Einlage mit einem Klettband zu einem Ring und legt diesen in den Reifen ein. Dichtmilch dazu und Reifen aufpumpen. Fertig. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Einlage den Reifen aktiv gegen die Felge drückt und so das schlauchlose aufpumpen der Reifen erleichtern soll. Auf der HUCK NORRIS Facebook-Seite gibt es einige Videos hierzu. Weil die Einlage ja nur im Reifen liegt und ihn beim Abrollen nicht behindert, hat HUCK NORRIS auch keine Auswirkungen auf den Rollwiderstand.
Eine HUCK NORRIS Einlage im 29er Format und in der 50 mm Breite (für Felgen zwischen 21 und 28 mm) wiegt gerade mal 82 g oder 164 g für einen Satz. 
Mit knapp einem Drittel des Gewichtes, was ein speziell verstärkter Reifen á la Super Gravity oder gar das Doppelkammersystem Procore zusätzlich wiegen würde, ist HUCK NORRIS gewichtstechnisch klar im Vorteil. Wie effektiv der Durchschlagschutz aber wirklich ist und ob er in der Wirkung wirklich vergleichbar ist mit anderen Konzepten (Procore, Tube+, oder schwere Gravity-Karkassen) – das muss der Test zeigen. Drückt man den Schaumstoff zwischen den Fingern zusammen, wirkt er straff, aber ich so, als würde er sehr viel Energie aufnehmen können. Andererseits muss er ja auch nur die Restenergie absorbieren, die bei Durchschlägen auftritt. Wir werden sehen.
Leo Kokkonen, der ja aktiver Enduroracer ist, jedenfalls erzählte mir, dass er in den letzen 3 Monaten dank HUCK NORRIS auch mit leichteren All-Mountain-Reifen keine Platten durch Durchschläge in Rennen mehr gehabt hätte, während er sonst trotz DH-Karkassen pro Rennen üblicherweise mit mindestens ein bis zwei Defekten zu kämpfen hatte.
Ein Satz HUCK NORRIS kommt zu einem in meinen Augen recht gesalzenen Verkaufspreis von 79.- Euro (dafür ist der Versand aus Finnland schon dabei und man bekommt auch einen lustigen HUCK NORRIS Mudfender dazu geliefert).
Wir werden HUCK NORRIS in den kommenden Wochen auf Herz und Nieren testen und euch dann wieder dazu berichten.
RIDE ON,
c_g
