ORBEA Loki 29 H10 (und B+) – Testintro: von Fabian
„Verwandlungsfähigkeit“ ist ein Wort, dem man durchaus mit ambivalenten Gefühlen gegenübertreten kann. Auf der einen Seite kann es durchaus positiv sein, verschiedene Rollen oder Gestalten annehmen zu können, auf der anderen Seite wird man immer auch mit der Frage danach konfrontiert, was man denn da nun tatsächlich vor sich hat.
Die spanische Traditionsmarke ORBEA wagt mit dem auf Vielseitigkeit getrimmten Hardtail Loki, das nach dem nordischen Gott der Verwandlung und der Trickserei benannt ist, genau diesen Spagat: Das Loki möchte vieles sein: Ein Trailbike, mit dem man schon mal das Gas stehen lassen kann, ein MTB für Genussfahrer und Einsteiger, ein robustes XC-Hardtail und ein verspieltes Touren-/Adventurbike. Diese Vielseitigkeit will das Loki einerseits durch die Geometrie und Ausstattung erreichen, die Wahlmöglichkeit zwischen 29er und B+ Laufrädern speilt dabei aber definitiv eine genauso wichtige Rolle.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bietet ORBEA das Loki in verschiedenen Ausstattungsvarianten an. Deren Preis reicht von 1299.- € für das Einstiegsmodell Loki 29 H30 über die 1799.- € teure Mittelklassevariante Loki 29 H10 (unser Testbike) bis hin zu 2699.- € für das Topmodell Loki B+ H ltd. reicht. Das Kürzel „H“ steht bei ORBEA traditionell für Alurahmen (die Carbonrahmen werden mit „M“ betitelt).
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die oben genannten Preise je des H10 und H30 für das 29er Modell gelten – die mit Plusreifen ausgestattete Variante kommt jeweils um 100.- € teurer. Das Topmodell Loki H Ltd. Gibt es nur als Plus-Bike. Wichtig anzumerken, ist, dass ORBEA für alle Versionen auch einzelne Custom-Upgrades direkt ab Werk anbietet: So lassen sich bereits online gegen einen vernünftigen Aufpreis höherwertige Federgabeln, Anbauteile oder Bremsen konfigurieren. Sehr praktisch für jeden der auch bei der Ausstattung gerne noch etwas optimiert.
Als Basis sämtlicher Loki-Modelle dient ein hydrogeformter Alu-Rahmen, der mit Features wie dem neuen Boost-Standard, innenverlegten Zügen. Vorbereitung für Stealth-Dropper Stützen und einer ISCG 05-Aufnahme absolut auf der Höhe der Zeit ist.
Sehr schön und vor allemsteifigkeits-fördernd wirkt auch die großflächige Anbindung der Rohre im Steuerrohrbereich und zwischen den Sitzstreben und dem Sitzrohr.
Neben der hier gezeigten schwarz-orangen Farbvariante gibt es den Rahmen außerdem noch im schicken mintgrün (links) und gelb-schwarz (rechts).
Die Geometrie ist auf eine Mischung aus Entspanntheit, Laufruhe und Verspieltheit ausgelegt: Mit einem Lenkwinkel von 67°, einem 73° Sitzwinkel, einer Oberrohrlänge von 599 mm (Rahmengröße M) und 429 mm langen Kettenstreben kommt das Loki modern und sehr ausgewogen daher. Die Tretlagerhöhe wird mit 317 mm für das 29er beziehungsweise 307 mm für B+ angegeben und bietet somit einen guten Kompromiss zwischen einem „im-Rad“-Gefühl und für ein Hardtail ordentlicher Bodenfreiheit.
Zudem bietet der Rahmen eine komfortable Überstandshöhe und sowohl den 29“ als auch den B+ Reifen ausreichend Reifenfreiheit.
Was die Federgabel angeht, greift ORBEA beim Loki H10 mit der FOX Float 120mm FIT auf Bewährtes zurück. Die Luftgabel bietet eine dreistufige Einstellung der Dämpfung (komplett offen, Medium und Lockout) und verfügt, wie auch der Rahmen, über den Boost-Standard – ein eventueller Umbau zwischen 29er uns B+ ist also sowohl vorne wie auch hinten jederzeit möglich.
Bei der übrigen Ausstattung hat ORBEA mitgedacht und dem Loki einige clevere Lösungen mit auf den Weg gegeben: Beim Hantieren mit den B+ Laufradsatz folgt schon die erste positive Überraschung, als sich ein leises Plätschern bemerkbar macht. „Hat ORBEA etwa…?!“ Ja, ORBEA hat. Der mit hauseigenen 40 Millimeter breiten Felgen sowie ebenfalls ORBEA-eigenen Boost-Naben ausgestattete Laufradsatz ist tatsächlich bereits ab Werk auf Tubeless umgerüstet. Dieser Schritt ist überaus sinnvoll, bietet der Verzicht auf einen Schlauch doch besonders bei großvolumigeren Reifen einen spürbaren Vorteil in Sachen Gewicht und Fahrkomfort.
Doch nicht nur die 3.0“ breiten MAXXIS Chronicle sind schlauchlos auf die Felge gezogen, auch beim 29er Laufradsatz hat ORBEA dem Kunden bereits die Umrüstarbeit abgenommen. Der kommt mit mit 2.4“ 29er Ardent Bereifung auf einer 23 Millimeter breiten 29er Felgen ebenfalls unter Eigenlabel durchaus vielversprechend daher.
Hierfür ein großes Lob!
Eine durchdachtes und überaus sinnvolles Feature bietet ORBEA auch bei der eigen entwickelten ORBEA Digit Sattelsütze: Diese verfügt über ein spezielles mechanisches System, welches es dem Fahrer erlaubt, mittels zweier Innensechskantschrauben eine obere und untere Auszugsgrenze festzulegen. Zusammen mit dem Schnellspanner, der mit einem satten Klick einrastet, entsteht so eine simple wie geniale absenkbare Sattelstütze, die zudem durch eine auf der Rückseite der Sattelstütze verlaufende Nut gegen ein Verdrehen geschützt ist, das sich durch eventuellen Kontakt mit dem Piloten beim Absenken ergeben könnte. Smarte technologie für alle denen hydraulische Dropper-Posts einfach zu schwer und teuer sind.
Ich bin sehr darauf gespannt, wie sich dies ORBRA Digit Stütze im Geländeeinsatz und bei Schlammbeschuss schlägt.
Bei Antrieb, Bremsen und Schaltung greift ORBEA auf einen soliden Mix verschiedener Komponentengruppen von SHIMANO zurück: Am Heck sorgt ein per Direct Mount befestigtes XT Shadow Plus Schaltwerk für die Gangwechsel auf der 10-fach Kassette (11-36 Zähne und beides Jahrgang 2015), an der 170 Millimeter langen Zweifachkurbel auf Deore-Niveau (22-36 Zähne) übernimmt ein ebenfalls per Direct Mount befestigter SLX-Umwerfer in der hervorragenden Side-Swing-Variante die Schaltvorgänge. Bedient werden beide von SLX I-Spec Schalthebeln. Der 760 Millimeter breite Riser Lenker kommt aus dem Hause ORBEA und ist an einen 60 Millimeter langen RACEFACE Ride Vorbau montiert, der Sattel stammt von Selle Italia. Verzögert wird beim Loki mit einer M506 (Deore) Bremse, welche vorne und hinten mit 180 Millimeter Rotoren ausgestattet ist. Diese Bremse ist zwar als sehr solide und zuverlässig bekannt, wenn ich mir das Bike selber kaufen würde, hätte ich an der Stelle die Upgradeoption auf eine XT 8000-er Bremse für gerade mal 129 Euro Aufpreis gewählt. Wir werden sehen.
–> Insgesamt ist der Komponentenmix also durchaus sinnvoll gewählt und bietet alles, was man in dieser Preisklasse erwarten kann., auch wenn gerade die Kurbel und Kassette nicht zu den leichtesten gehören. Allerdings werden diese bei Verschleiß in der Regel ohnehin durch 0oft hochwertigere und leichtere Teile getauscht, und der Gewichtsnachteil durch den ausgesprochen guten VK erkauft. Ach ja, ehe ich es vergesse – das ORBEA Loki kommt mit der Ausstattung und in der B+Version auf 14,35 kg. Das Gewicht des 29ers liefere ich im ersten Update noch nach.
Soviel also zur Vorstellung des ORBEA Loki 29/B+ H10 das ich in den kommenden Wochen für euch über die Trails scheuchen darf. Nun geht es ans Testen. Wie ihr seht, ist unser Testbike mit zwei Laufradsätzen ausgeliefert worden, weshalb ich zusätzlich das Vergnügen haben werde am Loki den unmittelbaren Vergleich zwischen 29“ und B+ zu erfahren. Das verspricht zusätzlich spannend zu werden.
Fabian