DEANEASY Doppelkammersystem – Montage & Erste Eindrücke: von c_g
Seit gut 2 1/2 Wochen fahre ich das zweite derzeit existierende und bereits erhältliche Doppelkammerluftsystem DEANEASY, das wir euch bereits hier im Detail vorgestellt haben.
Auf mehrfache Anfrage hier noch ein direkter Bildvergleich zwischen SCHWALBE’S Procore und dem DEANEASY System. Wie unschwer zu erkennen ist DEANEASY sehr viel kleiner – genau 21 mm bei 10 bar. Procore dagegen schafft es als offenes System je nach Felgenbreite auf irgendwas zwischen 33 und ca. 40 mm.
Dementsprechend mehr Raum hat der Außenreifen auch ehe er so zusammengedrückt wird, dass er sich auf dem Innenreifen abstützt. Diese 12 bis 19 mm hören sich nicht nach viel an, könnten aber in der Praxis durchaus spürbar sein – mehr dazu weiter unten.
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MONTAGE:
Die Montage selber ist denkbar einfach: Den Innenreifen ein Stück weit mit dem Ventil in das feste Spezialventil stecken und leicht aufpumpen. Dabei ist der Innenreifen so geschnitten, dass er bei geringem Druck noch sehr locker sitzt. Der erleichtert einem die jetzt folgende Montage des Außenreifens. Wieder wie bei Procore schon, das Laufrad in den Reifen legen und den Außenreifen mit dem Abschnitt am Ventil zuletzt auf der Felge aufziehen.
Der einzige etwas knifflige Punkt ist es dabei die Reifenwulst zwischen den Airguide und die Felge zu drücken. Wenn man vorher das Ventil des Innenreifens aber nicht ganz ins Felgenbett gedrückt hat, geht das recht einfach. Ansonsten geht es genauso leicht wie einen Reifen alleine aufzuziehen.
Dann pumpt man den Innenreifen mit Drücken zwischen 4 und 10 bar auf. Bei den Versuchen nun den Außenreifen aufzupumpen, war einerseits zu merken, dass der Innenreifen sehr wohl die Reifenwulst gegen die Felge drückt, in 3 von 4 Fällen aber war dennoch ein deutlicher Luftverlust im Bereich des Ventils zu erkennen. Mit der Minipumpe wie vorher bei Procore ist es mir nie gelungen den Außenreifen aufzupumpen. Jedes mal musste ich mich ziemlich mit der Standpumpe verausgaben, habe aber nie auf einen Kompressor zurückgreifen müssen. An der Stelle entschärft Procore die Schlauchlos-Problematik doch spürbar stärker.
Anders, als bei Procore, wo das tabu ist, kann man mit DEANEASY die Dichtmilch entweder ebenfalls vor dem kompletten Aufziehen des Reifens beigeben, oder auch durch das Autoventil des Spezialventils später.
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PRAXIS-EINDRÜCKE:
Einmal ordentlich aufgepumpt hieß es die Laufräder an BANSHEE Phantom zu montieren und damit auf die Trails zu gehen. Mit dem knappen Federweg des Phantom war der positiven Einfluss von DEANEASY sofort zu spüren. DEANEASY die gleichen Qualitäten pusht. Mit Luftdrücken um 1,25 bar entwickeln die Reifen – in dem Fall ein SCHWALBE Nobby Nic 2.35 vorne und ein WTB Trailboss 2.25 hinten – eine Gutmütigkeit, Traktion und einen Komfort, der einfach begeistert. Mit dem identischen Luftdruck wie anfangs bei Procore ist es aber auch nicht verwunderlich, dass das Fahrgefühl sehr ähnlich ist. Traktion und Komfort satt, heißt die Kurzzusammenfassung und das allein ist schon mal ein echtes Lob. Für jeden, der noch nie vorher ein Doopelkammersystem gefahren ist, ist es garantiert wie ein Offenbarung.
Es widerstrebt mir die Fahreindrücke von Procore zu wiederholen, aber es ist tatsächlich schwer bei diesem Luftdruck einen echten Unterschied zu erfühlen. Spannender wurde es allerdings, als ich versucht habe mit dem Luftdruck in der Außenkammer schrittweise niedriger zu gehen – denn da machte ich zwei an sich gegensätzliche Beobachtungen:
- Einerseits erlaubt der geringe Durchmesser des Innenreifens dem Außenreifen sich viel stärker zu deformieren – soll heißen: Bis der Außenreifen auf dem Innenreifen aufkommt, hat er deutlich mehr Hub zurückzulegen und das bringt es mit sich, dass man auch bei niedrigeren Drücken um 1,0 bar noch die meiste Zeit auf dem Außenreifen fährt. Den Eindruck wie bei Procore, sehr oft auf den Innreifen „aufzusitzen“ hatte ich hier viel seltener. Das wäre ein klares Plus für DEANEASY, denn mit den niedrigeren Drücken lässt sich natürlich auch Komfort und Traktion noch weiter pushen.
- Andererseits wurde bei immer niedrigeren Drücken auch immer deutlicher, dass die schmale WTB i23 Felge mit ihren 23 mm Maulweite den Reifen einfach auch weniger stützt und so den Reifen schon früher abknicken lässt als die fast 30 mm breite AMERICAN CLASSIC Wide Lighnting auf der Procore montiert ist. Dumm nur, dass es DEANEASY derzeit nur bis maximal 24 mm Felgeninnenweite gibt – doch selbst wenn es das System einmal, wie angekündigt, für 25-30 mm geben wird, müsste logischerweise dann auch der Durchmesser des Innenreifens größer werden, was den oben beschriebenen Vorteil dann wieder ausradieren würde.
Hört sich kompliziert an, ist aber ganz logisch, wenn man es mal durchdenkt.
In der Theorie müsste man den Moment, wenn der Außenreifen zum Innenreifen mit seinen 9-12 bar Innendruck durchschlägt als Schlag oder wenigstens Stoß empfnden, doch bisher konnte ich das nie wirklich feststellen. Bei Procore spürt man – wie bereits beschrieben – den Innenreifen schon viel früher, da der aber bei mir mit „nur“ 4 bar befüllt ist, bleibt immer noch ein wenig Flexibilität übrig und lässt einen den Übergang damit eher als Progression wahrnehmen. Hierfür brauche ich erst einmal den direkten Verlgeich auf dem selben Bike … etwas, das in der nächsten Testphase stattfinden wird.
Welche von beiden Varianten im Endeffekt besser ist – kleine Innenkammer mit hohem Druck oder größere Kammer mit mäßigem Druck, kann ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen. Hierzu muss ich mich einfach noch mehr mit den beiden Systemen beschäftigen und sie einfach noch länger intensiv fahren. Ich werde bei dem Thema aber definitiv nicht so schnell locker lassen, das steht fest.
Bei dem vielen Herumexperimentieren mit den Drücken muss ich ehrlich sagen, dass ich mehrfach verflucht habe, dass DEANEASY mit zwei unterschiedlichen Ventilen ausgestattet ist. Normalerweise wechselt man ja nicht ständig den Luftdruck, aber weil ich das machen musste, fand ich das häufige hin und Herschrauben des Ventilkopfes an meiner Minipumpe durchaus entnervend – wohl dem der eine Pumpe ha, deren Kopf für beide Ventilarten funktioniert :-).
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NOTLAUF-EIGENSCHAFTEN
Zum Abschluss dieses ersten Praxisberichtes von DEANEASY möchte ich euch noch meine Erkenntnisse aus dem Selbstversuch zum Thema Notlaufeigenschaften berichten.
Wie vorher schon bei Procore, habe ich es nicht geschafft irgendwelche echten Defekte zu provozieren also musste ich auf einer Toure einen Platten „simulieren“. Ich habe das bewusst auf der identischen Runde gemacht wie damals bei Procore um auch genau die gleiche Strecke auf dem Innenreifen zu erfahren. Das Ergebnis war absolut eindeutig:
Der geringere Durchmesser des Innenreifens und die extrem harte Innenkammer sorgen für noch mal schlechtere Notlaufeigenschaften. Zwar ist der Reifen stets auf der Felge geblieben und ich bin ohne einen Defekt in der Innenkammer nach Hause gekommen, das Fahrgefühl war aber viel direkter fast schon „hölzern“ und der Seitenhalt in leichten Schräglagen war einfach miserabel. Die abschüssigen Wurzelpassagen, die ich vorher schon auf dem Procore Innenreifen mit Mühe und Not gefahren bin, waren jetzt neben dem Kraftakt auch ein echter Balanceakt. Nach den 10 km war ich genauso geschafft und verkrampft, wie nach den 300 Hm mit dem CUBE Stereo Pedelec am Gardasee als ich bewusst den Akku leer gefahren hat. Ganz klar kein Spaß. Während ich bei Procore schon ohne zu zögern den Aufwand auf mich genommen hätte, wenn möglich einen Schlauch einzuziehen, gilt das umso mehr für DEANEASY.
Auch hier gilt also: Ja DEANEASY hat eindeutig Notlaufeigenschaften und man kann auch ohne Luft im Außenreifen noch fahren ohne die Felge dabei zu ruinieren, Spaß macht das aber ganz sicher nicht mehr.
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Soweit also zu den ersten Eindrücken zum Doppelkammersystem DEANEASY . Im nächsten Schritt wird es vom BANSHEE Phantom auf das ROCKY Instinct wandern und dort im direkten Vergleich mit SCHWALBE’s Procore für eine weitere Testphase gefahren werden.
RIDE ON,
c_g