KUBIS Bikdig Pinion-All-Mountain und Bikdig Race 9.5 – zwei 29+ Unikate im Vergleich: von c_g
Erst vor ein paar Tagen gab es die Ankündigung zu diesem besonderen Vergleichstest, jetzt sind die Bikes fotografiert und es wird Zeit für ein offizielles Testintro mit allen Spezifikationen.
Wie bereits geschrieben, beide 29+ Bikes stammen von der kleinen schwäbischen Marke KUBIS BIKES unter der Leitung von Lukas Kubis wo jedes Bike genau nach Kundenwünschen als Unikat aufgebaut wird. Die Rahmenfertigung selber läuft in in der Custom-Manufaktur MI-TECH statt. Daher darf man die beiden Bikes (samt deren Preise) lediglich als Beispiele dessen verstehen, was bei KUBIS möglich ist.
Beide KUBIS Bikdig Bikes basieren auf dem (fast) gleichen Alurahmen und dennoch sind beide Bikes nach Aussage von KUBIS grundverschieden, wie schon die Namensbezeichnungen erahnen lassen. Hier die Details dazu:
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Bikdig Race 9.5
„Dieses Bike ist der berühmte Wolf im Schafspelz, es sieht globig, schwer und langsam aus, aber es ist genau das Gegenteil. Es ist das Ideale Marathon Race Bike für schwere Biker oder ein super Ersatz für ein Cross-County Fully. Wenig Rollwiderstand und geringes Gewicht, gepaart mit jeder Menge Fahrkomfort (Luftdruck ca. 0,9 bar). Ideal für technische Wurzeltrails und kniffelige Gelände Uphills.“
Eine interessante Ansage und klar eine treffende Bemerkung, denn bisher werden die Plus-Formate, allen voran das größte 29+, doch eher in die Kuriosen- oder Tourennische gesteckt, selten aber in die Marathon-Race Kategorie. Das Bikdig Race hat das Zeug dazu mit seinem Gesamtgewicht von nur 9,5 kg (ohne Pedale) und den sehr racigen Komponenten.
Alles hier ist auf vernünftige Gewichtsersparnis getrimmt. Seien es die Laufräder, bestehend aus TUNE King und Kong Naben und den eigenen breiten KUBIS-Carbon Fat 29+ Felge (29 mm Maulweite, bei angeblich 435 g), die MAGURA MT8 Next Scheibenbremsen oder der gewichtstechnisch weiterhin ungeschlagene SRAM XX1 Antrieb.
Besondere Highlights sind die der brandneue und mit ca. 125 g extrem leichte CARBONICE Flotte Lotte Lenker mit 740 mm Breite der jetzt neben der hier bereits getesteten 6°Kröpfung nun auch mit 10° zu haben ist …
… und die eigene KUBIS Carbon-Starrgabel (mit 15 mm Schnellspanner!) mit besonders viel Reifenfreiheit für die dicken 3.o“ SURLY Knard Reifen mit 120 TPI, die hier schon auf tubeless umgerüstet sind.
Doch auch der Alurahmen hat einienge schöne Details zu bieten: Das schöne verschweißte Yoke an der Überleitung zwischen Tretlager und Kettenstreben etwa, durch das die großzügige Reifenfreiheit und eine Kompatibilität mit einer 2-fach Kurbel gegeben ist. Oder auch die schlicht wirkende, aber sehr aufgeräumte X-12 Stecktuche hinten mit Postmount-Disc Sockeln. Insgesamt wirkt der rahmen gleichermaßen zurückhaltend und dezent, wie hochwertig und edel .. nicht zuletzt auch wegen der mattschwarzen Eloxierung, mit glänz-schwarzen Dekoren.
Dass so ein Bike trotz aller Einfachheit seinen Preis hat leuchtet ein – Euro 4799.- sind mit dieser Ausstattung fällig, aber wer sich auch mit etwas mehr Gewicht zufrieden gibt, kann das auch deutlich günstiger haben.
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Bikdig Pinion All-Mountain
„Wer bergab Fun und Flow will, braucht kein Fully mehr ! Dieses Bike macht im Trail nicht nur eine gute Figur, es ist einem Fully im Grip überlegen, es ist steifer und das ganz ohne Antriebseinflüsse, ohne Kettenschlagen oder Chainsuck.“
Hmm, ob die breiten Reifen wirklich die Federungsperformance eines Fullies aufwiegen können, möchten wir bezweifeln, aber was die Traktion angeht, spielen die Plus Formate bekanntlich wirklich in einer anderen Liga – selbst mit so mickrigem Profil, wie es der SURLY Knard ausweist. Das Bikdig Pinion-All-Mountain (künftig: „Bikdig P-AM“) achtet weniger aufs Gewicht, sondern ist kompromisslos auf Funktionalität und Trailqualitätem getrimmt.
Von den mächtigen Laufrädern mit 50 mm breiter SURLY Rabbit Hole Felge, der 120 mm ROCK SHOX RS-1 Upside-Down Federgabel, der MAGURA MT5 Vierkolben–Bremsanlage oder dem REVERSE RCC 750 Carbon Riser-Lenker … die ROCK SHOX Reverb Stealth nicht zu vergessen geht es hier um viel Sicherheit und Spaß auf technischen und aggressiven Trails.
Der Antrieb aus der neuen PINION P1.12 Getriebeeinheit im Tretlager und dem GATES CARBONDRIVE Centertrack Riemen und den passenden Zahnscheiben (34 hinten und 32 vorne!) ist ein weiteres Indiz für den Sorglos- und Allwetter-Anspruch des P-AM.
Das Bikdig P-AM dürfte hiermit das derzeit kompletteste 29+ Bike sein, mit allem, was man sich an einem Trailbike heute wünschen kann. Die beiden einzigen Hindernisse dabei sind das recht stattliche Gewicht von 14,4 kg (ohne Pedale) und der noch atemberaubendere Preis von 5999.- Euro.
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Hier noch ein paar Worte zur Geometrie des Bikdig 29+. Bedingt durch die riesigen Laufräder fällt der Hinterbau und Radstand recht üppig aus – 465 mm für das Race und in etwa das Gleiche beim P-AM. Die Winkel sind bei beiden recht ähnlich – 73° Sitzwinkel und 70° beim Race als Lenkwinkel und 69,5° beim P-AM. Die Tretlagerabsenkung beträgt bei beiden 65 mm. Die Oberrohrlänge ist sportlich. Der größte Unterschied der beiden Rahmen liegt in der Oberrohrlänge, die beim Race Rahmen etwas gestreckter ausfällt. Der Race Rahmen in M liegt laut Geotabelle bei 615 mm, gemessen kommt er auf sportlichere 625 mm, der P-AM Rahmen auf 605 mm (gemessen).
(Geometrietabellen: KUBIS Bikdig Race 9.5 links und KUBIS Bikdig Pinion-All-Mountain rechts – zum Vergrößern anklicken)
Somit dürften die beiden Testkandidaten das aktuelle Spektrum dessen beschreiben, was man aus einem 29+ Hardtail alles machen kann. Bei KUBIS werden die Bikes ja stets auf Kundenwunsch aufgebaut (Lieferzeit um die 2-3 Wochen je nach Lagerstatus der Rahmen), also kann man sich ggf. sein persönliches Traumbike zusammenstellen – etwa ein All-Mountain ohne Pinion oder ein Race mit der RS-1 Federgabel . fast alles ist möglich.
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Neben dem direkten Praxisvergleich der beiden Bikes gibt es noch ein paar grundlegendere Dinge, die ich in diesem Test aufmerksam versuchen werde zu ergründen.
- Thema Federgabel: Was bringt die RS-1 Federgabel bei einem so großen Reifen wirklich? Ist ihre hohe Sensibilität (siehe separater Test der RS-1 hier) hier überhaupt gefordert, oder fast schon überflüssig?
- Thema Felgenbreite: Das Race fährt bei gleichen Reifen auf einer sehr leichten Felge, mit 29 mm Innenweite, während das Pinion All-Mountain mit den schwereren und 50 mm breiten SURLY Rabbit Hole daherkommt. Wie wirkt sich das auf die Fahrdynamik, der Handling und Kurvenverhalten aus.
- Thema Gewicht: Reicht das Laufradtuning mit der leichteren Carbonfelge und tubeless-Umrüstung am Race aus um einen nennenswerten Unterschied gegenüber dem Pinion-All-Mountain herauszufahren? Und wie stark wirkt sich der sehr drastische Gewichtsunterschied von fast 5 kg zwischen den beiden Bikes aus?
- Und natürlich der Praxiseindruck des neuen PINION 1.12 Getriebes. Wie verhält es sich mit dem „Mahlgeräuschen“ und den „Sperrgängen“ die wir damals beim Test des 18-Gang Pinion noch bemängelt haben?
RIDE ON,
c_g