SINGULAR Puffin Dauertest (oder: Das Fatbike als Allrounder) – Testfazit: von Oli
Nun habe ich das SINGULAR Puffin Puffin seit etwa drei Monaten seit meinem Start des etwas anderen Tests mehr oder weniger in Gebrauch und es ist wirklich eingetreten, was ich mir gedacht habe: Ich habe meinen Fuhrpark deutlich reduziert, denn ich habe gemerkt, dass ein Fatbike extrem gut als „ein Bike für alles“ herhalten kann und würde sagen, meine ursprüngliche Idee ist aufgegangen. Ich habe alles probiert: Traillastige Touren in den Bergen, es eingesetzt für meine täglichen Wege ins Büro und kurze Feierabendrunden auf meinen Hometrails. Wie hat es sich nun im Einzelnen geschlagen?
1, Das Singular Puffin im 29er Modus, gefedert.
Hierzu gibt es nur die Fotos aus dem ersten Eindruck. Denn ich kann es kurz machen: Auch wenn sich das Puffin damit besser auf ruppigem Gelände steuern lässt, so habe ich die Gabel bald wieder abgebaut und verkauft. Der Aufwand, vom vorne gefederten 29er-Modus auf Fatbike umzustellen war mir dann doch zu groß. Die Gabel auszubauen, Bremsen umzubauen und die neuen Laufräder zu montieren ließ sich eben nicht so leicht machen.
Auch wenn man denken könnte, dass es ja Sinn machen könnte, das Rad im Sommer so und im Winter dann FAT zu fahren, so war doch mein Ziel, ein Rad für alles zu bauen. Mir war es schlussendlich die Option lieber, schnell mal die Räder wechseln zu können, wenn ich Lust dazu hatte oder das Wetter wechselt. Versteht mich nicht falsch. Das Puffin mit einer 80er Gabel fährt sich großartig, aber mir war dann die Variabilität zu eingeschränkt bzw. mit einem zu hohen Aufwand verbunden.
2. Das SINGULAR Puffing im 29er Modus, aber ungefedert
Am Ende des ersten Eindrucks hatte ich ja geschrieben: Gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich meinem Traum eines Ganzjahresbikes sehr nahe komme und überlege ernsthaft, meine drei Hardtails durch eins zu ersetzen. Und genau das ist besonders durch die Nutzung im Alltag passiert. Nachdem ich auch noch erfolgreich versucht habe, den Freeload zu montieren, war die Entscheidung gefallen. Der Freeload – oder jetzt Thule Pack ’n Pedal Tour Rack Gepäckträger passt gut auf den Hinterbau des Puffin, wenn man ihn (den Gepäckträger) ein bisschen aufbiegt.
Hauptberuflich bin ich Architekt und so wurde das Rad tagsüber mein Büro- und Baustellenfahrzeg und abends oder am Wochenende ging es dann – nach einfacher Demontage des Freeload – auf die Isartrails.
3, … und natürlich: Im Fatbikemodus
Mangels Winter konnte ich das Puffin bislang nur bei jedem erdenklichen Wetter fahren, leider aber noch nicht im Schnee. Wie sich Fatbikes im Winter fahren weiß ich aber aus meinen anderen Tests. In meinem ersten Eindruck hatte ich ja bereits berichtet, dass es sich grundsätzlich etwas träger als im 29er-Modus fährt, was sich aber nach der Montage des 45NRTH Dillinger statt des On One Floater um einiges verbessert hat.
Der Dillinger rollt einiges besser, ist pro Reifen etwa 250g leichter womit sich die rotierende Masse auch verändert hat – und hat übrigens den Vorteil, dass sich Spikes ohne großen Aufwand nachrüsten ließen. Insofern muss ich mein Urteil revidieren – was eigentlich auch vorauszusehen war: Es lässt sich auch im Fatbikemodus – mit etwas Mehraufwand an Krafteinsatz – gut über die Trails jagen, besonders wenn der Boden sandiger/weicher wird – auch bergaufJ
Ein starres Fatty ist einem starren 29er deutlich überlegen. Aber: auch wenn das Volumen eines 4.0er (oder sogar mittlerweile 4.8er oder 5.0er) Reifens eine gute Dämpfung bringt, so können die dicken Pellen natürlich keine Vollfederung ersetzen. Es kommt zwar natürlich nicht an mein Niner WFO ran, erweitert aber die Reichweite eines Hardtails enorm und ist ein super Kompromiss.
Drei Tage bin ich mal mit dem Puffin als Fatbike ins Büro und auf die Baustelle gefahren und würde spontan sagen, dass das Unsinn ist.
Baustelle vielleicht, aber: auch wenn manche von dem Vorteil sprechen, ein Fatbike wäre für die Stadt wegen der Straßenbahnschienen, Bürgersteige und Treppen super, so ist das für den Alltag irrelevant, da reichen auch robuste 29er Reifen. Mir waren die Blicke und Kommentare anderer Verkehrsteilnehmer eher peinlich. Interessanterweise hatte ich kurz vor der Eurobike einen Anruf des Redakteurs von Euromaxx erhalten, der mich zu genau diesem Thema für einen Bericht interviewen und filmen wollte. Schlussendlich habe ich es abgelehnt, ein anderer durfte den Statisten spielen.
Anders wird es dann auf jedem Fall im Winter. Sollte zu viel Schnee auf den Wegen liegen, freue mich förmlich schon jetzt, die „schmalen“ 29er Laufräder dann zu demontieren und durch den Fatty-Laufradsatz ersetzen zu können. Der Wechsel braucht keine fünf Minuten.
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Testfazit:
Schon im Alltag hat sich das Puffin als 29er super bewährt. Bedingt durch seine Länge ist es sehr laufruhig, lässt sich aber auch gut um enge Kurven zirkeln. Das ist im Münchner Stadtverkehr manchmal lebensnotwendig, ist doch auch hier der Auto- und der Fußgängerverkehr oft auf Radfahrer nicht eingestellt. Auf nicht zu ruppigen Trails ist es mit den 29er Laufrädern eine Wucht. Im Fatbikemodus ist es das ideale Winterrad, aber auch für weiche Böden und schwere Trails prima. Die Traktion ist enorm, die dicken Reifen ersetzen bis zu einem gewissen Grad die Dämpfung eines Fullies, das Fatbike fährt sich jedoch etwas träger, abhängig von Felgen- und Reifenwahl.
Deshalb: Ich stelle mit dem Singular Puffin wirklich um auf ein Hardtail für alles, für den Alltag, für die Hometrails und für den Wintereinsatz. Mein Singular Swift (das ich hier noch besaß) hat bereits einen neuen Besitzer gefunden und auch das VPACE T1LT (z.B. hier noch im Testbetrieb) wird vermutlich demnächst verkauft. Ich behalte es derzeit nur, weil ich noch keine Lösung für meinen Hänger habe, einen Bob YAK. Dummerweise gibt es hierfür nur Achsen bis 160mm.
Vor einem Jahr hatte ich schon im Bicycle Times Magazin einen der Aufmacherartikel, einen Bericht von Nicholas Carman gelesen, der sich wegen eines Umzugs nach Alaska ein Fatbike (ein Salsa Mukluk) besorgt hatte. Der Artikel hieß „One Bike for all Seasons“, das Heft dazu gibt es immer noch online zu kaufen.
Nach wochenlangem hin- und herwechseln der Laufräder, der Reifen, dem Sattel und Lenker habe ich jetzt für mich herausgefunden, dass Nicholas Carman absolut Recht hat: Ein Fatbike kann ein Bike für alle Jahreszeiten, ein „All Season-Bike“ sein. Und das Puffin kann das aus meiner Sicht ganz besonders gut. Würde ich nur ein Bike besitzen wollen, dann wäre das Puffin meine erste Wahl – allerdings mit zwei Laufradsätzen. Innerhalb von Minuten lässt es sich so vom Alltagsbike zur Trailmaschine umbauen und macht in allen Bereichen richtig Spaß!
Oli
Interessante Idee.
Ich bin zwar ach am Überlegenheit bezüglich Fat und 29er, aber vorläufig bleibe ich bei meinem Titan 29er mit Rohloff und Hans Dampf in allen Gassen 2,35er Reifen und Schlauchlos.
Ist so gesehen auch ein Universelles Rad (Touren, MTB, Winter).
MFG wo